𝟎𝟒│𝑪𝒐𝒍𝒊𝒏

Noch 15 Minuten bis zur Trauung

Ich wusste gleich, dass es eine beschissene Idee war den Laufburschen von Joshs Verlobter zu spielen. Die blondhaarige Furie hat genau da angerufen, als wir gerade in der Limousine saßen, auf den Weg zur Kirche waren und ich im Inbegriff war, die Schampus Flasche zu öffnen, um mir diese Hochzeit schön zu trinken.

Mir war schon im Vorhinein klar gewesen, dass ich diese Hochzeit nicht ohne Alkohol überstehen würde. Dann wollten wir gerade mal einen runterkippen, als SchatziSpatzi schluchzend und tränenüberströmt angerufen hat.

Der Notfall?

Ihre inkompetente Cousine wäre zu unfähig apricotfarbene Nelken für die Trauung zu besorgen. Tragisch, nicht wahr?

Also wurde ich kurzerhand dafür auserkoren den Retter in Not zu spielen, nur um einige Minuten später mit einer Geistesgestörten händeringend um die letzte Nelke zu kämpfen und nur um dann einige Minuten später wiederum herauszufinden, dass die Geistesgestörte eine Verwandte der Braut ist. Welch eine Ironie!

Mal ehrlich, ich habe Josh gleich gesagt, er soll auf die Alte pfeifen und sein Junggesellenleben wieder ankurbeln.

Keine zehn Sekunden später hat er mir offenbart, dass er die Tyrannin heiraten will.

Noch nicht mal mein 40-prozentiger Wodka hat gereicht, um diese Nachricht zu verdauen und mit dem überstehe ich sonst ALLES.

Immer noch leicht verstört von der heiklen Hiobsbotschaft starre ich den braunhaarigen Drachen gegenüber von mir an, der doch tatsächlich die letzten Sekunden meiner Schwäche ausgenutzt, um endgültig die Blume an sich zu reißen. Was eine Frau!

Und obwohl ich das niemals offen vor ihr zugeben würde, schon gar nicht nachdem sie mich angesprungen hat wie so ein psychisch gestörtes Känguru, muss ich sagen, dass sie nicht schlecht aussieht.

Okayyy, zugegebenermaßen sieht sie ziemlich gut aus. Wir lassen jetzt mal die Tatsache weg, dass ihr Kleid durch meine brillante Wurfaktion unschön befleckt ist und auf ihrem Kopf das größte Haarchaos herrscht, was ich jemals gesehen habe.

Aber hey! Sie hat anscheinend große Titten und einen geilen Arsch. Letzteres habe ich übrigens schon vorhin abgecheckt, als sie auf mir drauf saß wie ein Sultan auf seinen Thron.

Und ja, ich geb's zu; ihr Gesicht sieht auch nicht schlecht aus, wenn sie nicht gerade ihre vollen Lippen trotzig verzogen hat und ihre haselnussbraunen Augen mich nicht so spöttisch ansehen würden.

Aber das alles ändert nichts daran, dass sie einen Vollschaden hat. Und das ich in weniger als 15 Minuten mit dem Vollschaden eine Familie sein werde, gefällt mir gar nicht. Überhaupt nicht.

Scheiße, das ist ein verdammter Albtraum und dieselbe zynische Abneigung spiegelt sich auch in ihrem zerknirschten Gesichtsausdruck wieder.

Immerhin haben 10 Minuten mit ihr schon ausgereicht, dass ich eine Kopfschmerztablette dringend nötig habe... oder ein Glas Whiskey. Beides zusammen wäre jetzt auch gut.

Durch die Offenbarung des Tages ist übrigens ein für alle Mal meine Haltung gegenüber dem baldigen Familienzuwachs geklärt. Daraus mache ich auch kein Geheimnis, sondern sage offen:

»Noch eine Viertelstunde zur Hochzeit und sie stinkt mir jetzt schon zum Hals hinaus.«

Und DAS ist noch ne Untertreibung. Am liebsten würde ich meine sieben Sachen packen und wieder abdampfen. Auf dieses ganze Kirchengedöns und große romantische Tam Tam kann ich getrost verzichten. Da zieh ich mir lieber ne Schnulze auf Netflix rein, als zu sehen, wie die Furie ihre Zunge in den Hals meines Bruders steckt.

»Wisst ihr, mir wird eins klar...«, verkünde ich feierlich in die kleine Runde vor mir.

Abwartend hebt sich die Augenbraue der Vogelscheuche.

»Ach wirklich?«

Ich nicke ernst.

»Ja und zwar hast du meine Vermutung bestätigt«, sage ich und zeige auf sie. Unbeeindruckt schaut sie mich an.

»Und die wäre?«

Ich hole tief Luft und sage bedauernd: »Dass alle weiblichen Familienmitglieder bei euch geistesgestört sind.«

Sie rollt mit den Augen.

Ja, ja. Sowas zu hören ist nicht einfach. Und weil man sich in einer Familie hilft, werde ich die beste Klapse für die beiden Damen raussuchen, die es gibt.

Weit, weit weg von mir, versteht sich natürlich.

Der Blondschopf, dem ich nur einmal flüchtig im Apartment meines Bruders bei einem Besuch begegnet bin und dessen Name ich nicht mehr weiß, weil ich mir nie irgendwelche Namen merken kann (wie hieß mein Bruder noch gleich? Jake?), räuspert sich und entgegnet in einem bemitleidenswerten Unterton:

»Wow und du wirst erst in zehn Minuten Teil dieser Familie. Ich bin schon mein ganzes Leben hier« Daraufhin bin es endlich Mal nicht ich, sondern er, der einen Todesblick von der Rückenspringer des Jahres kassiert bekommt.

Scheiße, wie hat sie ihn noch gleich genannt? Flint? Fiete?

»Vielen Dank, Finn« Ha! Finn wars, aber bei seiner blonden Lockenpracht erinnert er mich seltsamerweise an Shakira.

I'm on tonight

You know my hips don't lie

Lalala

Moment, woher zum Teufel kenne ich diesen Mist? Oh Gott, diese Hochzeit macht mich irre!

»Wir sollten bezahlen gehen«, schlägt der braune Drache vor, wartet aber nicht auf unsere Antwort, sondern stolziert voller Tatendrang an uns vorbei. Kopfschüttelnd starre ich ihr hinterher.

»Hey, Du!«, rufe ich, doch sie marschiert schnurstracks weiter. Mann, ist die jetzt auch noch schwerhörig oder was?

Zu dumm, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wie sie heißt. Also beuge ich mich kurzerhand zu Shakira alias Flint, ähh Finn, der ebenfalls noch wie angewurzelt dasteht und ihr genauso verwundert hinterher schaut.

»Wie war ihr Name noch gleich?«, flüstere ich und deute auf den laufenden Albtraum vor uns.

»Kiera«, nuschelt er leise.

»Kendra!«, rufe ich.

Keine Reaktion.

»Sie heißt Kiera, nicht Kendra«, bemerkt Finn neben mir, aber ich ignoriere ihn.

»Chiara!«

Immer noch nichts.

»Kiera, Mann. Hast du was auf den Ohren?«

Äh, hallo? Was kann ich denn dafür, dass der braune Drache keinen 0815 Namen hat, den man halbwegs aussprechen kann? Mein Geduldsfaden ist außerdem auch nicht ins Ermessliche lang, also entscheide ich mich für die idiotensicherste Variante.

»Gestörte!«

Wie auf Kommando bleibt sie stehen und wirbelt zu uns herum. Ha! Was habe ich gesagt?

»Vielleicht solltet ihr sie ummelden lassen. Auf diesen Namen hört sie zumindest«, flüstere ich Finn zu, der daraufhin leise kichert. Kiera dagegen scheint ihr neuer Name nicht zu gefallen. Zumindest zeugt davon ihr gereizter Gesichtsausdruck, als sie zu uns zurück gestiefelt kommt.

»Wie hast du mich gerade genannt?«, fragt sie, wobei die Wut förmlich in ihr hübsches Gesicht geschrieben ist. Ihre zusammengekniffenen Augen triefen nur so von purer Ablehnung und schüchtern mich zugegebenermaßen etwas ein, aber ich bin ein Mann und ein Mann zeigt keine Schwäche. Vor allem nicht so ein gutaussehender, hübscher, brillanter, intelligenter, ... ihr versteht, was ich meine.

Lächelnd ignoriere ich also ihre Frage und zeige stattdessen in die entgegengesetzte Richtung.

»Ich wollte dir nur mittteilen, dass die Kasse sich in der anderen Richtung befindet.«

Finn gluckst leise neben mir, während Kiera versucht sich die Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

»Das wusste ich natürlich«, zischt sie, läuft aber mit hochrotem Kopf an uns vorbei in die richtige Richtung.

»Natürlich wusstest du das«, nuschle ich und bedeute Finn lächelnd uns zur Kasse zu folgen.

Dort angekommen werden wir von einem kleinen braunhaarigen Mann mit dicker Hornbrille empfangen. Harry Potter ist wohl aus Hogwarts geflogen, was?

Mit einem leisen »Piep« lässt er die Nelke über den Scanner gleiten, die Kiera zuvor auf dem Fließband abgestellt hat. Dabei fällt mir auf wie angespannt die Stimmung zwischen ihr und dem Kassierer, der laut seinem Namensschildchen Norm heißt, zu sein scheint. Habe ich hier irgendetwas verpasst?

»Macht 19,99€. Ich nehme an, Sie sind kein Premium-Mitglied?«, brummt Norm und sieht Kiera kühl an, die genauso distanziert ist, als sie ihr Portmonee zückt und das Geld auf die Kasse legt.

»Nein.«

Der Mann nickt und setzt das wohl schrecklichste Fake-Lächeln der Welt zum Abschied auf.

»Dann vielen Dank für Ihren Einkauf. Kommen Sie wieder. Nicht«, sagt er an Kiera gewandt und sieht uns mitleidig an.

Shakira und ich tauschen einen verwirrten Blick aus. Was hat der Typ denn für ein Problem?

Ich will schon erwidern, dass er sich mal verpissen soll, weil er sonst den Hogwartsexpress verpasst, werde aber von Kiera zurückgehalten, deren Lippen plötzlich ein genauso künstliches Lächeln umspielt.

Mit zuckersüßer Stimme sagt sie:

»Übrigens vielen Dank auch für Ihre Hilfe vorhin. Nicht.«

Dann schnappt sie sich die Pflanze und marschiert, ohne ihn oder uns eines weiteren Blickes zu würdigen in Richtung Ausgang.

Okayyyy. Besser lieber nicht nachhaken. Ich kann nämlich schon von drei Meter Entfernung die Rauschschwaden sehen, die aus Kieras Ohren zu kommen scheinen.

Stumm laufen wir ihr hinterher wie Baby-Enten ihrer Mutter, während sich vor uns der fast menschenleere Parkplatz mit hier und da vereinzelten Autos erstreckt.

Es ist wirkliches Traumwetter für eine Traumhochzeit.

Sonne, wolkenloser Himmel.

Ich will nicht wissen, wieviel Dampf die Furie dem Wettergott im Hintern gemacht hat, damit der Himmel diesen satten Blauton annimmt.

Es wäre wirklich warm, fast schon heiß, wenn es da nicht diese angenehme, leichte Sommerbrise gebe, die durch meine braunen Haare fegt und zu meinem Vergnügen auch den orangenen Stoff an Kieras Oberschenkel höher wehen lässt.

Was gäbe ich jetzt für einen Laubbläser, mmh...

Plötzlich bleibt sie stehen und dreht sich entschlossen zu uns. Ihr Dutt ist schon so in Schieflage geraten, dass der schiefe Turm von Pisa sich in Acht nehmen sollte vor solch einer Konkurrenz.

»Tja, Schade Marmelade, aber unsere Wege trennen sich jetzt wohl. Wir sehen uns ja dann auf der Hochzeit«, verkündet sie und packt Finn am Ärmel, während sie mit der anderen Hand die Blume balanciert.

»Ehm...« Ich beiße mir auf die Zunge und senke meinen Blick auf den grauen Pflasterboden.

Scheiße, ich hasse betteln oder generell um etwas bitten. Ich bitte nie um etwas. Ich tue es einfach. Und ausgerechnet sie muss ich um einen Gefallen bitten.

»Ihr habt nicht zufällig einen Platz im Auto noch frei?«, hake ich nach und kratze mich am Nacken. Ich könnte mich dafür verfluchen, mein Handy im Auto vergessen zu haben, aber das war vorhin so eine überstürzte Aktion gewesen. Ich wurde ja förmlich aus der Limousine geschmissen!

Kiera legt ihren Kopf leicht schief und mustert mich stumm.

»Was denkst du, Finn?«, fragt sie an Shakira gewandt, »Haben wir noch einen Platz für ihn frei?«

Flehend sehe ich Finn an, der seine Stirn skeptisch in Falten gelegt hat. Der Junge war mir bis jetzt eigentlich sympathisch. Mal schauen, ob sich das jetzt ändert.

»Ja, ich glaube, ein Platz ist noch frei«, antwortet er nach ein paar Sekunden des Zögerns. Erleichterung durchströmt meinen Körper.

»Aber ich sitze vorne!«, fügt er hinzu und ich nicke einverstanden.

Neben dem Drachen zu sitzen, war sowieso nie in meinem Interesse gewesen. Ich hoffe, die Furie hat einmal etwas richtig bei der Sitzordnung gemacht und mich so weit wie möglich von ihr weg gesetzt... und von Tante Tessie. Die Frau gibt keine Begrüßungsumarmung, die Frau gibt Begrüßungs-Schlabberküsse. Bähh... mir graut es jetzt schon vor unserem Wiedersehen!

Also wenn ich ich wäre und die Möglichkeit hätte, mich selbst an einen Tisch zu setzen, dann würde ich mich ja sowas von an den Brautjungferntisch platzieren! Dann fehlt nur noch der Alkohol und bam- die Hochzeit könnte doch noch ein voller Erfolg werden.

Da mein Shuttleservice jetzt auch geklärt ist, folge ich Kiera und Finn weiterhin brav über den Parkplatz, bis ich bemerke auf was wir da zusteuern.

Das ist doch jetzt nicht ihr Ernst...

Doch anscheinend schon. Denn während ich schon lange nicht mehr weiterlaufe, sondern wie angewurzelt dastehe und schockiert das pinke Ding vor uns betrachte, gehen die anderen Beiden entschlossen darauf zu.

»Woah, was ist das für ein Barbie-Scheiß?! Da steig ich nicht ein!«, protestiere ich und verschränke entschieden die Arme vor meiner Brust. Stellt euch mal vor, ich würde in diesem pinken Teil vor der gesamten Verwandtschaft vorfahren! Mein Ruf wäre ruiniert und das lebenslänglich!

Außerdem-welcher normale Mensch käuft sich denn so einen Albtraum, der bei anderen Leuten nur von einmal Hinsehen schon Augenkrebs verursacht?

Boah, ich habe sowas von Augenkrebs. Das. können. sie. vergessen!

Und dann hat sie das Teil auch noch mit irgendwelchen Törtchen beklebt. Als könnte das die Karre auch noch irgendwie retten. Das Teil gehört verschrottet und die Farbe verboten!

Während ich stur auf der Stelle verharre, sind die Beiden eingestiegen, Kiera hat den rollenden Cupcake doch tatsächlich zum Fahren gebracht und hält nun schließlich vor mir an. Das Fahrerfenster fährt herunter und zwei genervte Augenpaare blicken mir entgegen.

»Du hast die Wahl«, sagt sie und ich schnaufe verächtlich. Welche Wahl denn?

»Entweder du steigst ein und genießt es von einer so hübschen und großzügigen Fahrerin wie mir zur Kirche kutschiert zu werden oder du läufst, kommst zu spät und wirst von Kaitlyn mit einer Axt empfangen, weil die Zeremonie nicht rechtzeitig anfangen konnte. Ich persönlich würde Version B nur allzu gerne sehen und filmen, aber...« Sie trommelt mir ihren Fingern ungeduldig auf dem Lenkrad. »...Es ist deine Entscheidung.«

»Das ist eine fucking pinke Karre!«, sage ich zu meiner Verteidigung und deute mit meinen Fingern auf das Auto. Hilfesuchend sehe ich Shakira an, der doch tatsächlich über beide Ohren grinsend auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat. Sag mal, hat der Tomaten auf den Augen?

ER SITZT IN EINEM PINKEN ROLLENDEN CUPCAKE! Mehr Männlichkeit kann man gar nicht verlieren!

Aber nicht mit mir, Freunde. Nicht. mit. mir.

Genervt halte ich mir meine Hand vor mein Gesicht, weil ich langsam wirklich das Gefühl habe, an der grellen Farbe zu erblinden.

»Siehst du die Hand vor meinen Augen? Ja? Denn wenn ich zu lange dieses Auto anstarre, dann kriege ich Augenkrebs. AUGENKREBS, Chiara. Wenn du also denkst, dass ich da einst-«

Platsch!

Was zur Hölle...?

Fassungslos starre ich Kiera an, die mich frech anlächelt und triumphierend die durchsichtige Plastikflasche in der Hand hält.

Mein Blick gleitet zu meinem weißen Hemd, dass nun einen gelben, nassen Fleck in der Mitte hat. Das hat sie nicht gemacht! Dieses Hemd ist WEIß! War weiß!

Arghhhh!

»Du blöd-«, setze ich an, werde aber von ihr unterbrochen.

»Ich habe keine Zeit für deine Meckereien! Steig jetzt ein, du Idiot!«, zischt sie.

»Du hast mich nass gemacht!«, empöre ich mich und versuche mit meinen Händen den Schaden auf meinem Hemd zu verringern, was das Ganze aber nicht wirklich besser macht.

Alter, das sieht aus, als hätte jemand auf mich drauf gepisst! Hätte sie nicht wenigsten Wasser draufkippen können?!

»Das war für die Erde in meinem Haar!«, feixt sie und ein genugtuendes Grinsen ziert ihre Lippen! Verdammt, diese Hexe!

»Und das-« Ich deute verärgert auf mein Hemd »Das war Dolce & Gabbana!«

»Gut!«, erwidert sie und am liebsten würde ich ihren Braunschopf einmal ordentlich gegen die Glasscheibe hämmern.

»Wie bitte?« Was hat sie gerade gesagt?

Sie rollt mit den Augen. Von der Seite kommt ein genervtes Stöhnen. Stur verharre ich auf der Stelle.

»Braucht die Majestät noch eine schriftliche Einladung da draußen? Steig ein! JETZT!«, fordert sie grimmig, während sie tausende tödliche Pfeile mit ihren Augen auf mich abschießt und ich doppelt so viele zurücksende.

Ich werde nicht einsteigen. Ich werde nicht einsteigen. Ich werde ni-

»Verdammt!« Fluchend hechte ich zur hinteren Autotür und lasse mich auf das schwarze Sitzpolster fallen.

Die Karre ist nicht nur von außen mit diesen Törtchenmist verziert, genauso riecht es drinnen auch. Süß, irgendwie fruchtig. Super, jetzt habe ich Hunger.

»Finn, schau mal, vor dir müsste ein kleiner Karton stehen«, weist Kiera den Lockenkopf an, der sich augenblicklich nach vorne bückt und einen braunen Karton hervorzieht.

»Da drin sind Wechselhemden, falls sich einer der Gäste bekleckert oder vollkotzt«, erklärt sie. »Gib dem Trottel eins. Er soll sich umziehen.«

Überrascht sehe ich zu, wie er anfängt in den braunen Kasten zu wühlen. Also eins muss man der blondhaarigen Furie lassen: Sie hat Herzblut in diese Hochzeit reingesteckt und alles bis ins letzte Detail geplant.

Macht sie das sympathischer? Nein, absolut nicht.

»Hier.« Shakira da vorne ist inzwischen fündig geworden und wirft mir ein weißes Hemd mit seltsamen roten Punkten zu.

Boah ne, dass können die sowas von vergessen. Absolut nicht mein Style.

»Das will ich nicht.«

Widerwillig halte ich das Hemd nach vorne, damit er es wieder in die Kiste stecken kann, doch lächelnd drückt er meine Hand samt dem Hemd wieder nach hinten.

»Das ist nicht dein Ernst! Das ziehe ich nicht an!«, entgegne ich trotzig und halte das Hemd angewidert von mir, wofür ich ein Augenrollen seitens Kiera im Rückspiegel quittiere.

»Du bist schlimmer als ein kleines Kind, weißt du das?«, faucht sie genervt und am liebsten würde ich laut auflachen.

»Sagt diejenige, die mir vor wenigen Sekunden Fanta aufs Hemd gekippt hat!«, bemerke ich spitz und nehme das Teil vor mir etwas genauer unter die Lupe.

»Außerdem, was sind das? Rote Vögel?«, frage ich und versuche die Konturen, der kleinen Figuren darauf ausfindig zu machen. Was zum Teufel soll das darstellen? Einen verkrüppelten roten Punkt?

Mal ehrlich, das Hemd ist sowas von nicht mein Niveau. Ich ziehe keine Hemden mit behinderten Flecken an, von denen man noch nicht mal erkennen kann, was sie darstellen sollen.

Wie gut, dass unsere Schlaumeierin da vorne aufgeklärt ist.

»Nein, das sind rote Herzen«, erwidert sie offensichtlich belustigt und befördert mit dieser Antwort endgültig das Hemd ins Nirvana meiner modischen Abneigung.

Rote Herzen? Rote Herzen! Never ever, Freunde. Ne, ne. Da geh ich lieber oberkörperfrei.

Angewidert starre ich auf das Ding in meiner Hand und merke dann das schadenfrohe Lächeln, welches Kieras Lippen umspielt.

Arschlocherin.

Gibt es dieses Wort?

Nein?

Tja, jetzt schon. Made by me.

Wenn ich ein Arschloch bin, dann ist sie eben eine Arschlocherin.

»Leck mich doch!«, zische ich und feuere das Hemd trotzig neben mich auf den Sitz.

Nein, danke.

Lieber laufe ich mit einem riesigen orangen Fleck auf meinem Hemd durch die Gegend, als mich zum Affen zu machen.

Rote Herzen! Pah! Wer's glaubt, dass ich damit auch nur einen Schritt aus diesem pinken Albtraum mache, der hat sich sowas von geschnitten.

Unglücklicherweise begegne ich ihren Augen im Autospiegel. Sie funkeln teuflisch, bevor sie sagt:

»Nein, danke. Sowohl Finn als auch ich verzichten.«

Unschuldig klimpert sie mit ihren Wimpern, woraufhin ich ihr ohne zu zögern meinen schönsten Finger zeige, und zwar den mittleren.

Und sie?

Sie lächelt süß und zeigt mir ihren. Argggh! Sie macht mich irre!

Anschließend tritt sie aufs Gaspedal und die kleine Saftkarre prescht nach vorne, direkt in Richtung Kirche.

Wir nähern uns der Kirche, whupp, whupp! 🚙💒

Wie hat euch das Kapitel gefallen?

Wollt ihr in Zukunft mehr Kapitel aus Colins Sicht?

Ich hatte auf jeden Fall großen Spaß beim Schreiben und habe mich prächtig amüsiert haha😂😅

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