16~𝐅𝐚𝐫 𝐚𝐰𝐚𝐲
Erneut wachte ich auf. Doch diesmal wurde ich nicht von Dunkelheit begrüßt. Eine sterile Labor Lampe schien mir direkt ins Gesicht. Schmerzend verzog ich meinen Mund. Gerne hätte ich meine Augen geschlossen, aber jene waren durch Labor Zangen gezwungen offen zu bleiben. Nun bewusst spürte ich, dass mein Körper noch mehr festgehalten wurde, als das letzte Mal. Nun hatte ich gar keine Chance mehr, mich irgendwie zu bewegen. Clever. Das letzte Mal hatte Hydra es wohl bitter bereut.
Es war dumm von mir. Durch meinen Ausraster hatten sie dazugelernt und waren nun vorsichtiger. Das naive, dumme Kätzchen von früher sahen sie schon lange nicht mehr. Fast wäre ein Lächeln auf meinem verzerrten Gesicht erschienen. Mein Triumph war mir genommen worden, aber meinen Stolz konnten sie mir nicht nehmen. Nun entschlossener hätte ich mich gerne aufgerichtet, aber.... Gut, mein Enthusiasmus war etwas gedämpft, aber mein Rebellisches Ich war geweckt.
Oh, und jenes nieder zu reißen war nahezu unmöglich. Mehr oder weniger geduldig versuchte ich zu warten. Groß anderes konnte ich ja nicht tun. Nach einer Weile hatte ich eine Erkenntnis. Ich könnte erneut versuchen, mich zu wehren, zu beißen, kratzen, fauchen... Aber es würde letztendlich nichts bringen. In Wirklichkeit war ich fast machtlos. Fast... Ich musste nur hier, an diesem mir unbekannten Ort ausharren und warten. Warten auf die Rettung. Die Frage war nur... Wie lang?
Ich konnte es mir nicht leisten pessimistisch zu sein, aber die Realität sollte ich trotzdem nicht vergessen. Und jene war, dass ich hier gefangen war und für mich sorgen musste. Zumindest, bis sie kamen. Es fühlte sich wie Ewigkeiten an, als ich endlich hörte wie meine Tür geöffnet wurde. Stumm wartete ich. Kalte, leblose Hände öffneten mehrere Schnallen und ich spürte, wie meine Fesseln sich lockerten. Seltsam... Als ich aufsah war es nur ein regulär bewaffneter Soldat. Unterschätzten sie mich?
Langsam richtete ich mich auf, wobei meine starren Glieder lauthals protestierten. Doch wenn ich mich beschwerte, war ich wohl der Einzige, der mir zuhören würde. Vorsichtig stand ich auf, wobei meine Knie fast nachgaben. Warum war ich so schwach? Ein seltsames Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus. Glücklicherweise stütze mich der Soldat neben mir, weswegen ich mich auf den Beinen halten konnte. Fast hätte ich Sympathie für ihn empfunden. Fast. Er führte durch die Tür und wir befanden uns in einen grauen Flur
Ein Flur, der mir nahezu identisch bekannt vorkam. Ein Flur, wie in jeder anderen Hydra Basis. Wir gingen weiter. Der Flur dehnte sich in mehreren Richtungen aus, doch auch wenn ich es versuchte, konnte ich mir keinen Weg einprägen. Alles sah so gleich, so unpersönlich, so... leblos aus. Auf meinen Weg sah ich viele Dinge, welche ich kaum verstand. Mein Verstand konnte so viele Informationen im Moment einfach nicht verarbeiten, weshalb mir alles verschwommen vorkam.
Doch.. Da waren andere. Menschen, welche schlichtweg nicht normal waren. Mit Stacheln, Panzerplatten und ähnlichen seltsamen Accessoires. Sie alle hatten den selben Gesichtsausdruck. Dieses nicht lebende. Wenn ich ihn ihre Augen sah, war da nichts. Weder Persönlichkeit, Präsens, noch sonst etwas. Sie sahen mich an, schienen aber weder überrascht, noch sonstiges über mein Erscheinen zu sein. Als hätten sie alle ihre Seele verloren. Dass ich so etwas in meinen Gedanken mal hören würde, amüsierte mich.
Ich war ein Realist, kein Träumer. Aber es war die Wahrheit. Plötzlich blieben wir vor einer Tür stehen. Sie war anders. Jenes stach mir sofort ins Auge. Sie war Eichen holzvertäfelt. Der Lack ließ sie sehr edel erscheinen. Definitiv anders, wie jede andere Tür in diesem Gebäude. Unter großen Anstrengungen öffnete der Soldat die Tür, welche laut knarrte. Wortlos schob er mich hinein, ohne selbst einzutreten. Beleidigt wollte ich ihm fast die Zunge zeigen. Ich war ziemlich nachträglich.
Nun wand ich mich dem Raum zu, gerne hätte ich ihn inspiziert, aber wurde abrupt unterbrochen. ,,Willkommen." War das einzige, das er diesmal sagte. Seine dünnen Lippen, waren nur mehr ein einziger Strich. Die schwer unterdrückte Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Würde ich nicht kalte Angst in mir spüren, dann hätte ich ein provokantes Lächeln aufgesetzt. Für diese Angst in mir hasste ich mich. Sie verpasste meinem Trotz einen Dämpfer. Betont langsam richtete mein Gegenüber sich auf.
Laut knirschte ich mit meinen Zähnen. Auch wenn ich wusste, dass ich mich beherrschen musste, ließ ich mich leicht provozieren. Fast triumphierend deutete er auf einen Ledersessel vor dem Schreibtisch. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Mit geringer Selbstbeherrschung setzte ich mich vor dem Mann, der mein Leben ruiniert hat, aber der Auffassung war, mein Schöpfer zu sein. Respektlos lehnte ich mich nach hinten, was die verstellbare Liege gut möglich machte. ,,Was haben sie vor?" fragte ich knapp, und mit dem kältesten Ton, den ich draufhatte.
Das selbe kindliche Kichern wie gestern ertönte. Finster starrte ich nur zurück. Bei näheren Betrachten fiel mir die Einrichtung des Raumes auf. Es war so... anders wie der Rest. Alles war voll mit persönlichen Kram. Erschrocken keuchte ich fast auf. Auf einem der vielen Fotorahmen sah ich den Mann vor mir, mit einer Frau und 2 Kindern. Das Foto war vergilbt und rissig, aber offensichtlich nicht fake. Die Frau war das, was ich nur als schön bezeichnen konnte. Hinter ihren sanften Zügen verbarg sich ein leises Lächeln und eine modische Kurzhaarfrisur rundete alles ab
Der kleinere Junge sah stolz in die Kamera neben seiner Schwester. Beide schienen gesund und munter. Mittlerweile konnte der Familienvater vor mir meinen Blick deuten. ,,Du fragst dich...Was mit ihnen geschehen ist?" Seine Stimme war auf einmal so rau, so sentimental. Ehrliche Neugierde ergriff meine Züge. ,,Das Leben ist so vergänglich. Es blüht nur kurz. Zu kurz. Ich wollte jene Blüte länger aufrechterhalten...
Und scheiterte." seine Stimme brach ab. Fassungslos beobachtete ich die Situation vor mir. Er hatte ein Familie? Er hatte menschliche Gefühle?? Diese Erkenntnis konnte ich nicht in das Bild des Mannes vor mir einordnen. Ich bekam ein weiteres Puzzle Stück, aber es schien nirgendwo zu passen. Ich saß nur da und sagte nichts. Mitleid konnte ich dem Monster vor mir unmöglich schenken. Aber andere Menschen würden mich genau so als Monster identifizieren, ohne dass sie den Blick hinter den Schatten versuchten. Ich empfand kein Mitleid, aber eine seltsame Art von... Verständnis.
Verständnis von einem Monster für ein Monster.
;D
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