Kapitel 31 - Duke

Dukes Geist wandelte noch zwischen Leben und Tod und so hing er, wie ein nasser Sack in Skàdis Griff und eher er wusste, was passierte, krachte er schon in der Küchentheke ein. Ein stechender Schmerz zog sich durch seine Wirbelsäule, was ihn sofort zurückholte. Er starrte in die grünen, vor Hass funkelnden Augen von Skàdi und schon schlug ihre Faust in seinem Kiefer ein. Seine Zähne schlugen aufeinander und er schmeckte sofort das Blut.

Tamo stöhnte und schlug sich die Hände an den Kopf.

»Hey, erst befragen, dann töten«, rief er.

Skàdi packte Duke am Shirt und drehte sich dabei zu Tamo. Er sah, wie sich ihre Augen weiß färbten und schwarze Sicheln hervortraten. Und während Tamo schluckte, kam Narcos, mit gefletschten Zähnen über die Terrasse in das Haus gelaufen. Gleichzeitig war ein Grummeln am Himmel zu hören und als Tamo zum Himmel sah, durchfuhr ihn ein Schauer. Dunkle Gewitterwolken zogen sich um das Haus zusammen.

Milano kratzte sich am Kinn und sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu Tamo.

»Tja, das war wohl eine scheiß Idee.«

Tamo sah wieder zu Skàdi, die Duke gerade die nächste Faust in Gesicht schlug. Aus seiner Nase lief bereits das Blut, seine Schläfe färbte sich blau und er verlor scheinbar wieder das Bewusstsein. Sein Blick ging zu Alice, die aber nur gelangweilt vor sich hinstarrte. Scheinbar wollte keiner Skàdi aufhalten. Also dachte Tamo mal wieder nicht nach und lief los.

»Dumme Idee«, warf ihm Milano zu, doch weiter kam er nicht und Tamo hatte ihn auch nicht zu gehört, denn er stand bereits bei Skàdi und griff nach ihrer Schulter.

Eisige Kälte ging auf ihn über und bevor er ein Wort von sich geben konnte, wirbelte Skàdi zu ihm und mit einer winzigen Berührung an seiner Brust, empfand er Todesangst. Alles in ihm zog sich zusammen, als würde man ihn in ein Eisbad tauchen. Seine Atmung setzte aus und im nächsten Moment flog er durch das Wohnzimmer, krachte erst an die Wand und rutschte dann in die Scherben des ehemaligen Tisches. Er stöhnte auf vor Schmerz.

Wie oft würde er wohl denselben Fehler noch begehen? Langsam sollte man meinen, er würde aus seinen Fehlern lernen. Aber nein, nicht Tamo.

Doch diese Aktion hatte Alice aus ihre Trance geholt. Sie war aufgesprungen und stand mittlerweile neben Tamo.

»ES REICHT!!!«, schrie sie Skàdi entgegen.

Ihre Stimmer zerschnitt die Luft und Skàdi sah zu ihr auf. Alice funkelte sie an. Narcos ließ ebenfalls von Duke ab und wandte sich knurrend zu Alice. Das Grollen am Himmel wurde intensiver und Skàdi schien völlig die Kontrolle zu verlieren. Sie fixierte Alice, die sich ihr immer noch entgegenstellte. Langsam, Schritt um Schritt, ging sie gemeinsam mit Narcos bedrohlich auf Alice zu.

Plötzlich tauchte Milano auf, dessen Augen bereits blau leuchtend und schob sich schützend vor Alice.

»Skàdi, komm schon, lass den Scheiß«, sagte er ruhig, doch diese schien die beiden zu ignorieren.

Silas wusste, dass das hier gleich übel enden konnte. Er schlich sich langsam zu Tamo, der sich vorsichtig aufgerichtet hatte und sie beobachtete. Blitze erleuchteten den Himmel und das Grollen des Donners vibrierte durch das gesamte Haus.

Silas hockte sich neben Tamo.

»Alles okay?«, fragte er besorgt.

Tamo sah ihn an und nickte.

»Ja, geht schon. Was ist mit ihr?«

»Sie ist angepisst«, sagte Silas seufzend.

Tamo verzog das Gesicht.

»Ach wirklich? Wäre ich nicht drauf gekommen. Ich meine eher, warum es gerade so aussieht, als würde hier gleich ein Krieg ausbrechen.«

In Silas Blick lag Angst, als er von Skàdi zu Tamo sah.

»Hier gibt es keinen Krieg. Milano und Alice haben nicht den Hauch einer Chance gegen Skàdi. Sie könnten ihr nicht mal einen Kratzer verpassen. Skàdi hingegen kostet es nur ein Wimpernschlag und beide fallen tot um.«

Tamo schluckte. Sie machte ihm Angst und gleichzeitig faszinierte sie ihn.

»Was ist mit ihr? Wie ist sie so geworden?«

Silas' Blick wurde düster und er starrte auf Skàdi.

»Sie hat am meisten verloren und dadurch scheinbar, die stärksten Fähigkeiten entwickelt. Nur leider vergisst sie in diesem Zustand auch schnell mal, wer Freund und Feind ist«, erklärte Silas.

Tamo wollte gerade anfangen, zu sprechen, als plötzlich Duke hinter Skàdi auftauchte. Blut lief ihm übers Gesicht und er hielt sich mit einer Hand die Rippen, doch stur lief er langsam in ihre Richtung.

»Hör auf Skàdi! Du musst aufhören. Er wird kommen und du wirst jede Hilfe benötigen, die du bekommen kannst.«

Alle Blicke waren schlagartig auf Duke gerichtet und Skàdi - die drehte sich langsam zurück zu Duke, der nun unmittelbar vor ihr stand.

»Hast du mich gehört. Er will dich tot sehen und scheinbar hat er einen Weg dafür gefunden«, erklärte er weiter.

Von jetzt auf gleich verschwanden die Sicheln aus ihren Augen und so wie das passierte, verschwand auch das Gewitter am Himmel und als wäre nie etwas gewesen, stand Skàdi völlig entspannt vor Duke. Narcos schüttelte sich und verschwand in den Garten. Milano und Alice atmeten tief durch und Silas sah lächelnd zu Tamo, bevor er ihm aufhalf. Skàdi sah zu Tamo, der sich gerade die letzten Splitter auf den Klamotten putzte und schüttelte dann den Kopf.

»Du hast es mit Glas, oder?«

Tamo sah sie angepisst an und ob die Hände.

»Ist das eine Art Entschuldigung?«, fragte er.

Sie lachte auf.

»Wofür sollte ich mich den entschuldigen?«

Tamo knirschte mit den Zähnen und schien gerade losbrüllen zu wollen, als Silas ihm an der Schulter packte.

»Lass es, du fliegst nur wieder durch die Luft.«

Tamo warf Skàdi noch einen giftigen Blick zu, bevor er gemeinsam mit Silas auf die Terrasse ging. Sie schnaubte und drehte sich wieder zu Duke, der immer noch vor ihr stand.

»Was meinst du damit?«

Duke sah in die Runde, bevor er Skàdi ansah.

»Lass uns reden, aber allein«, forderte er.

Skàdi grinste.

»Na, wenn du dich noch traust.«

Duke rollte die Augen, nickte dann aber und schon zeigte sie ihm an, ihr zu folgen. Sekunden später waren sie nach oben verschwunden.

Tamo sah ihnen nach und wieder mal konnte er ihr Verhalten nicht verstehen.

»Ihr Ernst?«, entfuhr es ihm.

Milano schüttelte den Kopf.

»Du hast es immer noch verstanden, oder? Skàdi ist anders. Je eher du das verstehst und sie nicht als Mensch ansiehst, desto eher verschwinden deine Erwartungen.«

Silas lachte auf.

»Besser hätte es man nicht sagen können.«

Silas gähnte und streckte sich dabei.

»Ich gehe pennen, bin durch mit dem Tag, weckt mich, wenns etwas Neues gibt, oder vielleicht auch lieber nicht«, sagte er und verschwand in das Haus.

Milano nickte nur und stand ebenfalls auf.

»Ja, ich brauche eine Dusche und mach mich lang. Der Tag hatte es in sich.«

Und schon waren beide verschwunden. Alice hingegen griff nach der Tequila-Flasche und nahm einen großen Schluck, bevor sie Tamo anzeigte, sich zusetzten. Er folgte der Aufforderung und setze sich ihr gegenüber.

Er seufzte und Alice reichte ihm die Flasche, die er dankend annahm. Alice lehnte sich zurück, nahm sich eine Kippe, bevor sie Tamo die Schachtel zuwarf, und sah ihn dann an.

»Also, du hast sicher wieder hunderte Fragen«, sagte sie und überraschte Tamo damit sichtlich.

Tamo nickte, brauchte aber einen Moment, bis er seine Gedanken zumindest halbwegs gesammelt hatte.

»Das Gewitter? Warum? Ich meine, löst sie das aus?«, war das Erste, was ihn interessierte.

»Ja, aber wir wissen nicht wirklich, warum. Liegt aber sicher daran, dass sie Energie aufnehmen und umwandeln kann. Immer wenn sie so richtig angepisst ist, dann beschwört sie gewissermaßen ein Unwetter herauf und glaub mir, das, was du bis jetzt von ihr gesehen hast, ist ein Witz zu dem, was sie wirklich erzeugen kann.«

Tamo nickte. Ja, das glaubte er ihr aufs Wort.

»Okay und Narcos reagiert so, weil?«

Alice zuckte mit den Schultern und zog an ihrer Zigarette.

»Keine Ahnung. Dankbarkeit? Wir wissen es nicht, aber ist sie auf jemanden angepisst, dann ist er es auch, das ist im Übrigen auch mit ihren Pferden so«, erklärte Alice.

Wieder nickte Tamo nur. Irgendwie ergab das sogar alles Sinn.

»Okay und ihr kennt euch aus dieser Gefangenschaft?«, fragte er vorsichtig, denn er wollte Alice nicht zu nahe treten.

Alice wurde starr, aber nur für den Bruchteil weniger Sekunden. Sie schüttelte sich leicht und sprach weiter.

»Ja, Skàdi hat uns gerettet.«

Tamo sah sie fragend an, denn das ergab keinen Sinn.

»Warum? Sorry, aber sie erweckt nicht den Eindruck, als würde ihr viel an anderen Menschen liegen.«

Alice schmunzelte leicht und schüttelte den Kopf.

»Da magst du recht haben, das war aber nicht immer so.«

Tamo sah sie schon fast flehend an, denn auch wenn er langsam hinter das Geheimnis von ihnen stieg, hatte er das Gefühl, nur an der Oberfläche zu kratzen, und er wollte nur eins.

Es verstehen.

»Alice, bitte. Erzählt mir, was mit euch passiert ist. Warum seid ihr so? Wer ist dieser Typ, der euch das alles angetan hat? Und jetzt komm mir nicht mit diesen beschissenen Büchern. Ich werde sicher nicht alle 100 lesen«, raunte er.

Alice sah ihn an, seufzte und legte die Beine auf den Tisch.

»Hol Nachschub«, sagte sie und zeigte auf die Flasche und Tamo tat es.

Er holte mehrere Flaschen Bier und reichte eine davon Alice.

»Danke«, sagte sie leise und lehnte sich zurück.

Ihr Blick wanderte zu dem sternenbedeckten Himmel, seufzte leise und sie fing an zu reden.

»Es war einmal, ein junges Mädchen namens Alice ...«

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