𝑰-3 | Beweise es


——I——
KAPITEL DREI
BEWEISE ES
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„Marry. Marry, schau doch mal!", rief Daphne. Sie klang wie ein kleines Kind mit ausgeprägtem Aufmerksamkeitsdefizit, doch anstatt es ihr ins Gesicht zu sagen, ließ ich lediglich mein Buch entnervt sinken und sah das Mädchen an, wie sie in einem weiteren Kleid vor einem Spiegel posierte.

„Daphne. Es ist mir ziemlich egal, was du für diese blöde Party anziehen wirst, weil ich dort ohnehin nicht erscheinen werde." Ich schenkte ihr ein falsches Lächeln, was sie mit einer herausgestreckten Zunge quittierte.

„Und das nennt man beste Freundin. Was, wenn ich mich damit zum Affen mache?", fragte sie und besah sich einen Spalt im Kleid, der ihren Beinen ein wenig mehr Freiraum schenkte. Woher hatte sie überhaupt die ganzen Kleider?

„Das hast du bei den letzten fünf Kleidern auch gefragt. Such dir lieber jemanden, den das interessiert."

„Marry!" Daphne warf mir einen zornigen Blick zu, woraufhin ich anfangen musste zu grinsen. Ergeben legte ich mein Buch zur Seite und rückte an die Bettkante.

„Soll das Kleid denn einer bestimmten Person gefallen?"

„Möglicherweise", antwortete sie und ich merkte, dass ihre Wangen eine leicht rötliche Färbung annahmen. Ich musste loslachen, fing mich aber nach einem Killer-Blick ihrerseits.

„Na schön. Ist er aus unserem Jahr?" Sie nickte kurz und zupfte dann wieder an ihrem Kleid herum. „Wenn du Nott beeindrucken willst, solltest du etwas Schlichtes mit ein wenig Glitzer tragen, um doch noch aus der Masse hervorzustechen. Willst du, dass Zabini dich ansieht, musst du nur etwas finden, dass mehr von deiner Haut zeigt, als es eigentlich anstandsgemäß sein sollte. Dieser Perversling sollte da ziemlich drauf stehen. Und bei Malfoy-"

„Alles klar, ich weiß, was ich anziehe." -reicht etwas Elegantes, beendete ich meinen Satz im Kopf. Sie besah sich noch einmal den Spalt in ihrem Kleid, drehte sich um ihre eigene Achse und grinste dann zufrieden. Zabini war also der Glückliche. Vielleicht hätte ich es sogar erahnen können, wenn ich gestern Abend bei den Gesprächen anwesender gewesen wäre.

„Also wirklich, Daphne. Du solltest mir Bescheid sagen, wenn du ein Auge auf jemanden geworfen hast.", tadelte ich meine Freundin, ohne ihr wirklich einen Vorwurf zu machen.

„Das habe ich damit doch, oder?", entgegnete sie grinsend und ich verdrehte die Augen, ohne mir ein Zucken der Mundwinkel verkneifen zu können.

„Gehen wir gleich vielleicht zum Quidditchfeld?", fragte sie, während sie aus dem Kleid stieg und wieder ihre Schuluniform anzog.

„Sehe ich so aus, als würde ich heute noch irgendwo hingehen?", fragte ich zurück und kuschelte mich demonstrativ mehr in meine Kissen.

„Komm schon. Ich will nicht alleine hingehen!"

„Wieso? Weil dein Geliebter wahrscheinlich dort seine Zeit verbringt?" Ich formte einen Kussmund und gab einer imaginären Person einige Küsse.

„Sehr witzig. Was bist du? Ein Erstklässler?" Sie warf mir einen kühlen Blick zu und sofort wurde ich wieder ernst. Oder versuchte es zumindest.

„Und Zabini ist da natürlich ganz anders als ich."

„Bei Salazar!", rief sie genervt und ging zum Ausgang des Schlafsaals. „Kommst du mit oder nicht?"

„Na gut, du hast mich argumentativ überzeugt." Ich lächelte scheinheilig und ging dann mit ihr zum Feld.

Viele Jungen verbrachten ihre Zeit dort, auch wenn sie nicht zur Hausmannschaft gehörten. Aus der Tribüne konnte man sich großartig im Freien unterhalten oder eben den Leuten zuschauen, die gerade in der Luft rumflogen. Wir setzten uns gerade hin, als uns die Gruppe Slytherins schon bemerkte und einige uns zuwinkten. Außer ihnen war noch eine andere Gruppe weiter hinten auf dem Feld.

Zwei Personen saßen auf dem Besen und flogen in der Luft, eine andere hatte ihren Besen nur in der Hand und stand am Boden. Als ich genauer hinsah erkannte ich, dass es sich um das goldene Trio handelte. Weasley und Potter flogen kurz über dem Boden und schienen Granger dazu überreden zu wollen, auch auf den Besen zu steigen. Ich musste ein wenig grinsen.

Die Drei waren eigentlich gar nicht so anders als wir – obwohl sie Gryffindors waren. Weasley war sowas sie Zabini oder Daphne, nur halt, dass er als Löwe nicht so hinterlistig wie die beiden Schlangen war. Mit Hermine konnte ich mich selbst gut identifizieren, bis auf die Sache mit dem Von-Muggeln-abstammen, wofür sie von den meisten Slytherins einfach nur Schlammblut genannt wurde. Doch sie war wohl auch eine fürsorgliche Freundin, die den Jungs bei ihren Hausaufgaben half und man sagte ihr nach, dass sie ein kleiner Bücherwurm sei. Vielleicht sollte ich sie einmal auf ein Buch ansprechen. Möglicherweise kannte sie es und ich konnte mich endlich mit jemandem austauschen. Allerdings war sie eine Gryffindor. Und ein Schlammblut. Und gehörte entsprechend nicht zu der Art Freunde, die von jemandem wie mir erwartet wurde.

Ich schüttelte hastig den Kopf. Ich hasste diese Gedanken. Seit ich auf Hogwarts war und älter wurde, kam ich ins Schwanken, ob die Ansichten meiner Eltern so richtig waren, wie sie es immer behaupteten. Als Kind glaubst du, was deine liebevollen Eltern die sagen. Du hinterfragst nichts, was dir jemand sagt, den du von ganzem Herzen liebst, doch diese Zeit war vorbei. Ich war kein Kind mehr. Ich sollte in der Lage sein, mir eine eigene Meinung zu bilden. Basierend auf Fakten.

„Na, Mädels."

Ich wandte meinen Blick hastig vom Goldenen Trio und sah zu Zabini, der eine Reihe unter uns gelandet war.

„Geht ihr eigentlich auch zur Party heute Abend?", fragte er und grinste uns freudig an. „Willst du mit mir hingehen, Greengrass?"

„Wenn du schon so nett fragst.", erwiderte Daphne und ich sah, dass ihre Wangen einen Hauch mehr Farbe bekamen.

„Du bist ein Schatz." Der Junge zwinkerte ihr charmant zu, was das Mädchen zum Lachen brachte. Wir beide wussten, dass Zabini nur eine Show abzog und er wusste, dass wir es wussten. So war er nun mal. Ein Mann der überaus dramatischen Worte, auf die meist überaus dramatische Taten folgten.

„Was ist mit dir, Avery?"

„Ach, ich weiß nicht, ob das etwas für mich ist. Morgen ist immerhin schon wieder Unterricht und-"

„Willst du damit sagen, dass du noch keinen Partner hast?", fragte Zabini gespielt schockiert und ich fragte mich wie – bei Merlins Bart – er das meinen Worten hatte entnehmen können.

„Nein, ich-"

„Theo!", rief er laut und ich hätte mir ab liebsten die Hand vor die Stirn geschlagen. Er konnte doch nicht einfach so rumbrüllen. Die anderen Jungen, die noch etwas weiter abseits rumgeflogen waren, kamen heran.

„Diese wunderschöne Lady hat noch keinen Tanzpartner für die Party bei den Ravenclaws.", teilte er dem Slytherin mit und ich verdrehte die Augen. Ich brauchte niemanden für die Party. Wenn ich hingehen wollen würde, was ohnehin nicht der Fall war, konnte ich das auch alleine tun. Ganz nebenbei war Nott außerdem der letzte mit dem ich dort aufkreuzen würde.

„Nein, danke. Ich würde lieber mit einem Gryffindor hingehen, als mit Nott.", murmelte ich und bereute es sogleich. Schon wieder diese Vorurteile. Waren Gryffindors denn so schlimm, wie alle sagten? Was unterschied sie denn von uns, bis auf das Haus?

„Dann geh doch mit einem Gryffindor hin.", sagte plötzlich jemand kalt und ich sah überrascht auf. Direkt in ein Paar sturmgrauer Augen. Malfoy. „Wenn du wirklich lieber mit einem von diesem Abschaum zur Party gehen würdest, als mit Nott, dann beweise es uns. Geh mit einem von ihnen hin. Mit Potter oder Weasley oder wem auch immer."

Hatte er das wirklich gerade gesagt? Meinte er das ernst? Ich suchte den Schalk in Malfoys Augen, doch ich fand nichts. Kein belustigtes Funkeln, nur abwehrende Kälte, die mich wie eine Wand von ihm abtrennte. Ich hatte aus irgendeinem Grund angenommen, wie standen uns jetzt näher, seit gestern Abend im Drei Besen. Da hatte ich mich wohl geschnitten. Gehörig geschnitten. Beweise es uns. Die Worte liefen mir wie ein kalter Schauer den Rücken hinunter.

„Echt Draco, das ist jetzt etwas zu viel des Guten.", warf Zabini dazwischen und versuchte die Situation mit einem Lachen zu entschärfen, doch es klappte nicht. Malfoy sah mich genauso kalt an, wie zu dem Augenblick, als er mir die Frage gestellt hatte.

Beweise es.

„Marry, du musste jetzt nicht-", fing auch Daphne an, doch ich unterbrach sie.

„Okay, ich mach's." Ich funkelte Malfoy zornig an. „Ich werde mit Potter zu dieser beschissenen Party gehen."

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Oh, oh. In diesem Kapitel knistert's aber gewaltig. 🌚

Hachh, meine kleinen Babys kriegen sich in die Wolle. *mütterlich eine Träne wegwisch* Such cuties.

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