4. Ein wiederholtes Wiedersehen
◇zwei Jahre später◇
Heute, ein Blick zurück auf einen weiteren Tag in meiner Gymnasialzeit, der wie jeder andere schien. Äußerst langweilig, jedoch den Sprung in die elfte Klasse schon fast greifbar.
Wie erwartet war diese Schule nicht anders. Auch hier schien das Äußere alles zu sein. Jeder verdammte Schüler hatte den gleichen Style: schwarz, grau und Markenklamotten.
Ich hatte meine Haare straßenköterblond gefärbt und mir eine Dauerwelle verpassen lassen. Ich stand auf und betrachtete mich im Spiegel. Nach fünf Jahren des Kämpfens gegen meinen eigenen Körper konnte ich behaupten, dass mein Körper in guter Verfassung war. Fünf Jahre hatte es gebraucht, bis ich aus Fetti, Hotti wurde.
Meine Klassenlehrerin hatte uns angekündigt, dass wir neue Schüler in unsere Klasse bekommen würden. Ich war gespannt, ob diese Neulinge wenigstens Respekt zeigen konnten.
Mit diesen Gedanken verließ ich mein Zimmer, durchquerte das Wohnzimmer und erreichte schließlich die Küche. Wie ich diese Wohnung hasste.
Die Küche war recht hübsch eingerichtet. Die Holzschränke waren weiß gestrichen, und es handelte sich um eine Einbauküche. Ein roter Aufkleber an der Wand verkündete 'Hexenküche', daneben hing ein aus Filz selbstgebasteltes Herz, ebenfalls in Rot. Dieses Herz hatte ich meiner Mutter zum Muttertag geschenkt. Ya Allah, wie sehr ich sie vermisste
Der Grund, wie meine Mutter starb, war schon immer eine tiefe Wunde in meinem Herzen. Ich konnte bis heute nicht realisieren, wie sie von einem zum anderen Tag einfach verschwand. Allein daran zu denken, schmerzten und quetschte mein Herz zusammen.
Hastig unterbrach ich meine Gedanken. Ich sollte aufhören ständig daran zu denken. Ich nahm mir die Haferflocken, gab Milch, Nüsse und Honig dazu und stellte die Schüssel in die Mikrowelle. Währenddessen schaltete ich das Radio ein; Ablenkung, Verdrängung. Anders funktioniert dieses Spiel nicht. Die typische Nachrichtenmusik war zu hören und direkt fing eine Journalistin an zu reden.
"Ein weiterer, ungelöster Mordfall in der Region könnte mit den beiden Morden der vergangenen Wochen in Verbindung stehen-", meine Aufmerksamkeit wurde sofort vom Radio gefesselt.
"Es wurde eine 17-jähriger Frau, ebenfalls ohne Eltern und im ersten Ausbildungsjahr, in Berlin Mitte erschlagen. Zu genauen Tatumständen will sich die Polizei mit Hinweis auf mögliches Täter Wissen noch nicht äußern."
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, ertönte das Bing Geräusch der Mikrowelle, welches mein Essen signalisierte. Ohne mir weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, nahm ich meine Schüssel und hörte dem Nachrichtensprecher zu, der noch darum bat, vorsichtig zu sein und mögliche Verdächtige zu melden, bevor ich das Radio ausschaltete.
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In meinem Klassenraum, mit Kunstwerken und Kalendern bedeckt, saß ich. Mein Platz befand sich hinten am Fenster. Da ich keinen Sitznachbarn hatte, legte ich meine Beine auf den Stuhl und lehnte mich an die Wand.
Meine Lehrerin erklärte den Ablauf der ersten Schulwoche.
"Und wir werden nicht allein sein. Wie ihr wisst, bekommen wir zwei neue Schüler in unsere Klasse." Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Lehrerin, als sie zur Tür ging und zwei Schüler hereinließ.
Einer der Schüler war ein Mädchen, welches langes, glattes blondes Haar hatte und ein lockeres weißes Kleid trug, das bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichte. Sie hatte sich so natürlich wie möglich geschminkt. Um ihren Hals befand sich eine Perlenkette mit einen Blumenanstecker.
Meine Augen schauten dem zweiten Schüler an, welcher das Klassenzimmer betrat. "Moment mal, dich kenn ich doch", platze es auf einmal aus mir raus und ich zeigte auf den Jungen.
Er zwinkerte mir zu und meine Lehrerin symbolisierte, dass ich ruhig sein sollte.
"Ich bin Frau Görke und eure Klassenlehrerin. Jetzt seid ihr zwei dran. Stellt euch mal vor!", sprach meine Lehrerin gut gelaunt weiter. Das Mädchen schaute den Jungen an, der ihr leise sagte: "Ladys First"
Sie nickte und sprach dann: "Hey, ich bin Tamara, siebzehn Jahre alt und ich bin nh-neu in Berlin."
Sie versuchte es so selbstbewusst wie möglich zu sagen, doch man merkte, wie nervös sie eigentlich war. Dann sah sie den Jungen an. Er hatte seine Hände in seiner Hose und antwortete dann kalt und ohne jegliche Emotionen:
"Bin Marcel."
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Die Schulglocke läutete zum Schulende und die Schüler strömten aus dem Klassenraum. Ich saß noch einen Moment auf meinem Platz und ließ die Gedanken kreisen. Ich blieb immer im Raum sitzen damit ich mich nicht durch die Menschenmenge quetschen musste. Als das Gebäude etwas leerer wurde, stand ich auf.
Als ich mich auf den Flur begab, konnte ich spüren, wie mein Herz schneller zu schlagen schien. Nach dem Vorstellen der zwei, wurde Marcel von dem Schulleiter gerufen. Was der wollte, wusste ich nicht.
Doch was ich wusste, war, dass Marcel zwar irgendwann nach Berlin kommen wollte, er aber hatte mir nicht Bescheid gegeben, dass er schon hierher gezogen war; geschweige denn, dass er in meine Schule kommen würde.
Als ich um die Ecke bog, sah ich ihn plötzlich. Er stand alleine, vor einem Fenster mit einem gelangweilten Ausdruck im Gesicht da. Sein Erscheinungsbild war das gleiche wie früher.
"Marcel?", rief ich unsicher. Er drehte sich zu mir um und in seinen Efeugrünen Augen konnte ich Ablehnung erkennen.
"Askim? Das ist ja eine Überraschung dich zu sehen." Seine Stimme klang kalt und doch gelassen, genauso wie ich es in Erinnerung hatte. Ich trat näher, unsicher, wie ich mich verhalten sollte.
"Ja, es ist eine Weile her, was?" Mein Lächeln war nervös. "Zwei Jahre, um genau zu sein", sagte Marcel. Ich nickte.
Die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit kamen in mir hoch und ich spürte die Leere, die mein Verschwinden hinterlassen hatte. Doch eine Frage blieb.
"Bro, was machst du hier eigentlich? Wolltest du nicht eine Ausbildung anfangen?" Er schien über seine nächste Antwort unsicher zu sein und zögerte. "Wollte doch Abi machen."
Wir gingen aus dem Schulgebäude und liefen zum Skaterpark, der nur von wenigen Menschen benutzt wurde. Wir liefen auf einer Wiese. Auf dieser waren viele quadratische, weiß angemalte Steine zum Sitzen. Ich sah zu Marcel. Sein Gesicht zeigte keine Emotionen und seine Augen verrieten nichts von dem dunklen Geheimnis, das er mit sich bis heute trägt.
"Erinnerst du dich noch an May?", fragte Marcel plötzlich und seine Stimme klang wehmütig. "Natürlich erinnere ich mich an May."
"Bei ihr ging viel ab, musst du wissen, Askim", sprach er dann. "Sie hat sich sehr verändert."
"Bei uns allen hat sich viel geändert, obwohl es nur zwei Jahre waren." Ich wusste, dass es Geheimnisse gab, die zwischen uns lagen und die uns voneinander entfernt hatten.
"Was ist mit May passiert?", fragte ich schließlich. Marcel seufzte und schien einen Moment lang zu überlegen, wie er antworten sollte. "Naja.. ihre Eltern haben sich getrennt. Und ihre Mutter verfiel in eine Drogensucht."
"Die Tante ist drogenabhängig? Naa super", sagte ich ironisch.
"Ja..."
Ich sah im Augenwinkel das neue Mädchen aus meiner Klasse. Ich glaube, ihr Name war Tara.
Meine Konzentration lag jetzt ganz auf ihr. Sie fuhr mit ihrem Skateboard, wie ein Vogel der geschmeidig durch die Lüfte flog. Sie trug immer noch das weiße Kleid. Mit ihren blonden Haaren sah sie aus wie ein Engel. "Na, Askim, hast'e ein Auge auf die Neue geworfen?"
"Kann schon sein. Außerdem bist du genauso neu, also sei nicht so vorlaut", sprach ich gelassen.
Sie sah zu mir rüber und merkte, dass ich sie ansah. Schüchtern wendete sie den Blick weg und fuhr weiter im Skaterpark. Marcel lachte und sagte dann in einem ironischen Ton: "Ich glaube, sie mag dich."
Ich erhob wieder meine Stimme: "Wetten?"
"Wette gilt."
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Also eins steht fest; Ich mag das Kapitel nicht. :')
Besitzt ein Hauch von Romanik. Spoiler Alart: Es wird definitiv kein Romance Buch, mit dem 0815 Klischee, wie bei fast jedem Wattpad Buch.
Die einzige Liebe die existiert ist 'Love with Killing' - Die Liebe zum Töten.
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