19. Traum oder doch Realitรคt?
"Weil du mir am Herzen liegst. Komm schon, ich mรถchte dir helfen", sprach sie mit riesigen Kulleraugen.
Nein, sie hatte ihre sรผรen Glubschis nicht verloren, wo man nie 'Nein' sagen konnte, doch trotzdem...
"Nein, heiรt nein."
Ich schnappte mir meine Zigarettenpackung und wollte auf den Balkon gehen. Im Augenwinkel erkannte ich, wie Mini den Kopf schรผttelte und sagte, dass sie niemals fรผr mรถglich gehalten hรคtte, dass ich damit anfange. Ich dachte auch, ich wรผrde mit dem Scheiร nie anfangen.
Schulterzuckend drehte ich mich um und verschwand auf dem Balkon. Der Regen hatte ihn vรถllig durchnรคsst und meine halbtoten Pflanzen waren voll Wasser. Nun ja, lange nicht mehr darum gekรผmmert.
Ich schloss die Balkontรผr, damit klein-Mini nicht kalt wird, und zรผndete mir eine Kippe an. Ein himmlisch befreiendes Gefรผhl.
Ich lief zum Aschenbecher und hรถrte, wie die Balkontรผr aufging. Natรผrlich konnte May es nicht lassen, herzustolzieren!
"May, geh wieder rein. Es ist kalt", versuchte ich, so ruhig wie mรถglich, sie wieder ins Wohnzimmer zu bringen. Doch, wer hรคtte es nicht anders gedacht, blieb Mini stur stehen und schaute mich skeptisch an.
"Nรถ, mir ist warm." Warm? Ernsthaft? Sie ist keine Minute hier und zittert schon!
"Dann werd' halt krank."
Eine unangenehme Stille folgte. Kurze Zeit spรคter kam dann doch ein Ton aus ihrem Mund.
"Warum?" war das Einzige, was zuhรถren war, doch ich verstand direkt, dass sie das Ding in meiner Hand meinte.
Ich zuckte mit den Schultern. "Gegenfrage: Warum bist du hier? Ich meine, du kommst doch nicht ohne Grund hierher, vรถllig dreckig, mit 'nem Kind an der Hand."
Zรถgernd schaute sie mir in die Augen. Man konnte Schmerz und Angst sehr gut lesen. Ob ihr jemand wehgetan hatte? Gott, ich hoffe nicht vergewaltigt. Den Gedanken kรถnnte ich nicht ertragen, dass sich jemand an klein-Mini vergreift.
Sie schien eine Zeitlang zu รผberlegen, als ob ihr die Antwort selbst nicht klar war. "Ich...", fing sie zรถgernd an. "Mir ist kalt, tut mir leid."
Nein, รผber Probleme reden lag ihr offensichtlich immer noch nicht. Ich schmunzelte, streifte mir meine Jacke ab und legte sie รผber May.
"Lass dir die Zeit. Und falls du reden willst: Ich habe immer ein Ohr fรผr dich, Kleine."
Ein leises "Danke" war zu hรถren, bis sie sich nochmals entschuldigte und wieder ins Wohnzimmer verschwand.
Wofรผr sich May immer entschuldigte, war mir schon immer ein Rรคtsel. Und fรผr die selbstverstรคndlichsten Sachen bedankte sie sich. Warum?
Ich schaute dem Himmel empor und dem Sonnenuntergang zu. Orange, Pink und Rot mischten sich zu einem wahren Kunstwerk, wรคhrend die Sonne am Horizont vor sich hin schien.
Kurz schloss ich meine Augen und erkannte direkt ihr Gesicht auf dem Boden - ihr zerbrechlicher Kรถrper. Ohne zu zรถgern schlug ich wieder die Augen auf und zog an der Zigarette. Ich sollte aufhรถren zu rauchen, doch kann ich das? Bezweifle ich.
Eine ganze Weile schaute ich dem Sonnenuntergang dabei zu, wie er Stรผck fรผr Stรผck immer kleiner wurde und der Himmel immer dunkler. Gedankenverloren merkte ich nicht, wie schnell die Sonne verschwand, und als ein eisiger Wind um meine Ohren pfiff, ging ich zurรผck in die Wohnung.
May lag schlafend auf der Couch, mit einer dรผnn-rosa Decke. Ich wollte zu gerne wissen, was sie hierher schleppte, warum sie so mรผde aussah, doch alles hat seine Zeit, und ich werde warten, bis sie mir alles erzรคhlen wรผrde.
Mein Blick ging zur Uhr. Um acht, und sie schlรคft? Da muss wohl jemand sehr mรผde sein.
Langsam lief ich dem Flur entlang und stolperte รผber einen kleinen Rucksack. Ist nicht von mir der Scheiร. Ich hob ihn hoch und wollte ihn beiseite legen, als ein kleines Messer herausfiel. Die Klinge war in Papier eingewickelt. Gehรถrt der Rucksack May?
Eigentlich legte sie ihre Sachen nicht einfach so achtlos in den Weg, und schon gar nicht, wenn sie zu Besuch war. Dazu konnte ich mich nicht erinnern, dass sie diesen schwarz-glรคnzenden Rucksack auf ihrem Rรผcken hatte.
Gehรถrte der dem Mรคdchen? Warum hatte die kleine Nervensรคge ein Messer bei sich?
Gut, das war nicht meine Sache. Sollen die beiden tun und lassen, was sie fรผr richtig halten.
Doch statt das Messer wieder in den Rucksack zu tun, legte ich es auf den obersten Schrank, damit das kleine Mรคdchen nicht mehr rankommen kรถnnte.
Ich ging den langen Flur weiter, entlang zu meinem Schlafzimmer - wo ich lange nicht mehr geschlafen hatte. Eigentlich schlief ich sonst vรถllig benebelt von Alkohol oder Weed auf der Couch und hoffte so jedes Mal, dass sie nicht auftauchen wรผrde. Funktionierte eigentlich immer, doch heute? Ich konnte mich schlecht besaufen, wenn Besuch da ist.
Wo ist eigentlich die kleine Nervensรคge?
Ich รถffnete die Tรผr, und meine Frage wurde schnell beantwortet. Sie lag, zusammen mit viel Mรผll und Klamotten, auf dem riesigen Bett und hielt meine kleine Katze im Arm wie ein Kuscheltier. Nein, nix da. Du kannst bei May schlafen.
Ich erhob zuerst ihren kleinen Arm, damit Poldy, meine kleine schwarze Katze, davonkommen wรผrde. Doch tat sich nichts. Seelenruhig schlief sie neben dem kleinen Mรคdchen und lieร sich nicht stรถren.
Kopfschรผttelnd erhob ich das Mรคdchen, mit Leichtigkeit, und hรถrte nur ein: "Hey! Ich will zu Katze zurรผck." Sie hielt sich am Bettlaken fest und wollte nicht loslassen.
Kurz, aber nur kurz, verspรผrte ich Mitleid, weswegen ich sie loslieร. Ich seufzte und deckte sie mit einer der Decken zu. Wieder nahm ich mir eine Decke und lief den langen Flur zurรผck zu May - breitete die Decke รผber sie aus. Ich beugte mich zu ihr nach vorne und flรผsterte: "Gute Nacht, kleine Ziege."
Ich saร eine Zeitlang neben ihr auf der Couch und beschรคftigte mich mit meinem Handy, bis es spรคt wurde.
Von dem kleinen Couchtisch nahm ich mir die Fernbedienung und knipste das Licht aus.
"Nein..", murmelte May plรถtzlich, weswegen ich das Licht wieder anmachte und ich sie ansah. Seelenruhig schlief sie weiter. Gut, dann bleibt das Licht eben an.
Schleichend ging ich wieder zurรผck zum kleinen Mรคdchen und platzierte mich neben ihr.
Kissen und Decke?
Beides vergeben. Toll, nicht wahr?
Eine Zeit lang starrte ich zum Fenster, bis ich kleine Arme und Hรคnde um mich spรผrte. Oh nein. Hier schlafen is' noch okay, aber nicht an mich rankuscheln, als wรคre ich ein Plรผschtier!
Ich schob sie zurรผck, naja, ich versuchte es. Sie lieร nicht los. Was soll das? Gott, wie nervig.
Ich schubste sie weg und machte ihr klar, dass ich kein Kuscheltier bin.
Zuckersรผร fragte sie mich stattdessen: "Kann ich wenigstens eine 'Gute Nacht Geschichte'? "
"Nein." Sowas kann und will ich nicht.
"Du bist gemein!" Und du ein Schmollmund.
Sie belieร es aber Gott sei dank dabei und schlief kurzerhand ein. Auch ich tat es ihr gleich - mehr oder weniger, ich schlief erst nach sehr vielen Stunden ein. Nachteil, wenn man nรผchtern ist.
๐ซ๐ ๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐ ! ๐ซ๐ ๐๐ฬ๐๐๐๐๐ ๐๐๐ ๐๐๐ ๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐ ๐๐ฬ๐๐๐๐!
รberall waren ihre Kรถrperteile verstreut. Blut, nichts weiter als Blut!
๐พ๐๐๐๐ ๐๐๐๐ ๐
๐ ๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐, ๐๐๐ ๐๐๐ ๐๐๐๐ ๐๐ฬ๐๐๐?
Ich weiร es nicht!
๐ซ๐ ๐๐๐๐๐๐ ๐๐ ๐๐๐๐๐? ๐ซ๐๐๐ ๐ ๐๐๐ ๐๐๐๐! ๐ซ๐ ๐๐๐๐ ๐๐๐ ๐๐๐ ๐ ๐๐ ๐ฎ๐๐๐ฬ๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐, ๐๐๐ ๐๐๐ ๐๐ ๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐ ๐๐ ๐๐๐๐ ๐๐.
Nein! Das stimmt nicht. Sie meinte selbst...
๐บ๐๐. ๐ป๐๐. ๐ฌ๐. ๐พ๐๐๐๐. ๐ซ๐๐!
๐ซ๐ ๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐
! ๐ฒ๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐.
Ihr Kรถrper. Ihr verzweifeltes Gesicht. Ihre kalten Hรคnde in meinen.
Nein, ich...
๐ซ๐ ๐๐๐๐ ๐ ๐๐ ๐ญ๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐. ๐บ๐๐๐ฬ๐ ๐ ๐๐๐! ๐ฐ๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐ ๐ ๐ ๐ญ๐๐๐๐๐. ๐ฉ๐๐๐๐ ๐ ๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐ ๐๐! ๐ซ๐๐๐ ๐๐๐๐ ๐ ๐ ๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐ ๐ ๐๐ ๐ณ๐๐๐, ๐ ๐ ๐บ๐๐๐๐ฬ๐๐๐๐๐๐.
Nein, ich habe ihr versprochen-
๐พ๐๐? ๐ซ๐๐ ๐
๐ ๐๐ ๐รค๐๐๐? ๐ซ๐ ๐๐๐๐๐๐๐๐ ๐๐๐ ๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐ ๐
๐๐ ๐ฝ๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐.
Bitte, ich wollte das nicht.
๐ป๐๐๐๐๐
๐๐ ๐๐๐๐ ๐
๐ ๐๐๐ ๐ด๐ฬ๐๐
๐๐!
"Nein..", murmelte ich leise.
Eine leise Stimme erklang. Mein Kรถrper wurde leicht gerรผttelt und ich wurde mit einem Herzrasen schlagartig wach. Meine Hรคnde fรผhlten sich schmutzig an. Ein plรถtzliches Schuldgefรผhl durchstrรถmte mich. Meine Welt wurde schwarz und ich hรถrte nur sie, die mir zuflรผsterten, dass ich schwach und Schuld sei.
Mein Kรถrper fing an zu zittern und die Stimme, die mich gerade wachgerรผttelt hatte, verblasste in meinem chaotischen Gedankenstrom.
Meine Brust wurde eng, als ob unsichtbare Hรคnde sie zusammendrรผcken wรผrde. Die Realitรคt schien zu verblassen, wรคhrend die Panik sich wie ein Schatten รผber mich legte. Jeder Atemzug wurde zu einem Kampf, als ob die Luft plรถtzlich zu dรผnn wรคre.
Ich spรผrte nichts als Leere und all meine Sinne wurden taub. Schwach. Sowas sollte nicht passieren!
Die Umgebung verschwomm, und ich fรผhlte mich gefangen in meinem eigenen Kรถrper. Ein Gefรผhl von Ohnmacht breitete sich aus, als ob der Boden unter meinen Fรผรen nachgibt. Der Plus hรคmmert in meinen Ohren - wie ein Trommelschlag, der die Panik verstรคrkt. Ich versuchte verzweifelt Halt zu finden, aber die Welt um mich herum scheint sich aufzulรถsen.
Ich spรผrte, wie sich Arme um mich legen und mein Puls verlangsamte sich. Die Attacke verschwand genauso plรถtzlich, wie sie gekommen war, und lieร mich erschรถpft und zitternd zurรผck.
"Alles ist gut", hรถrte ich Mays beruhigende Stimme. "Du bist hier, nicht in deiner eigenen Welt. Ich bin bei dir."
Shit, sie sollte das nicht mitbekommen!
Nach und nach merkte ich, wie sie meinen Arm hoch und runter streichelte und mich fest in ihren Armen hielt. Wie lange war sie schon hier?
Kurz genoss ich es, bis es mir reichte und ich meine Augen รถffnete. Ich erkannte ihre wunderschรถne grรผn- braune Augenfarbe und fing ihr sรผรes Lรคcheln auf. Wunderschรถn.
"Guten morgen, Groรer", flรผsterte sie leicht und ich schmunzelte.
So als wรคre nichts passiert, rappelte ich mich auf. Aufstehen funktionierte nicht. Mein Kรถrper war vollkommen am Zittern. Frische Luft!
"Morgen, May. Kannst du das Fenster aufmachen?" "Selbstverstรคndlich!", kam von ihr und sie verlieร sachte das Bett und รถffnete das Fenster. Schleichend kroch sie wieder zurรผck und fragte mich, ob es mir wieder gut ginge.
"Ja. Vergiss, dass das jemals passiert ist, ja?"
"Vergessen werde ich es nicht und auch nicht ignorieren! Doch ich werde akzeptieren, wenn du darรผber nicht reden mรถchtest."
"Danke, Ziege."
Geschockt sah sie mich an. "Hey! Was eine Frechheit. Du bist hier die Ziege, nicht ich."
Ich schรผttelte den Kopf und wieder folgte eine Stille.
"Du sag mal...", fing sie ein neues Gesprรคch an.
"Ja?"
"Hast du schlecht getrรคumt?" Zรถgernd fragte sie und blickte mir in die Augen.
Ich รผberlegte und nickte dann zur Bestรคtigung.
"Ist halt was passiert, was mich stรคndig verfolgt. Ich werd's nicht los..."
"Und..", sie zรถgerte zu fragen. "Darf ich wissen... was passiert ist?"
Ich unterbrach den Augenkontakt, starrte auf das Bettlaken, holte tief Luft und erzรคhlte ihr einen Bruchteil.
Ich meine, warum verheimlichen? Sie hatte es eh schon mitbekommen. Es wรคre unfair, nichts zu sagen. Nach jedem Satz, den ich ihr erklรคrte, wurde ich selbstbewusster und beendete schlieรlich die Erklรคrung.
Geschockt starrte sie mich an. Voller Mitgefรผhl nahm sie meine Hand und murmelte ein: "Es tut mir so unfassbar leid fรผr dich, auch wenn es dir nichts bringt."
Ich schmunzelte.
"Tja, das Leben spielt Schach; Weiร beginnt, schwarz gewinnt."
.
.
.
Bแบกn ฤang ฤแปc truyแปn trรชn: AzTruyen.Top