17. Mordlust
♧•Marcel Aesthetic von Ozeanpanda•♧
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Dichte Bäume, wie grüne Mauern, die sich um mich bildeten.
Der Moosboden, wie ein weicher Teppich aus Naturfilz.
Und eine Mordlust, die nicht aufhörte mich zu kontrollieren.
Eine Mordlust, wie ein unerbittlicher Dämon in mir, verschlang vor sechs Jahren meine Vernunft und trieb mich in jenen furchterregenden Momenten zu Handlungen, die ich seitdem mit einer Liebe betrachtete, die das Dunkle in mir erhellte.
Ich liebte es, weil ich die Macht über den Menschen hatte, wie ein Schatten, der sich in den dunklen Ecken ihrer Seelen verbarg.
Liebte es, weil Dopamin wie der süße Tau des Glücks meine Seele umhüllte. Ein Gefühl aus Serotonin streichelte sanft durch mein Inneres.
Ich brauche dieses Mädchen.
Will es töten.
Leiden sehen.
Ersticken sehen.
Sterben sehen...
Ja, ja, ja, ja!
Meine Lust umhüllte meinen ganzen Körper. Um nichts Anderes drehten sich meine Gedanken. Nur sie. Nur sie. Jetzt will ich nur sie.
Unschuldig durch diesen Wald, läuft das kleine Mädchen. Völlig unschuldig, ohne Sünden, ohne negativen Absichten.
Ich werde verrückt!
Verrückt nach ihr.
Verrückt nach ihrem Körper.
Verrückt nach ihrem Blut.
Verrückt, verrückt, verrückt.
Ein lautes, exzentrisches Lachen entwich meinem Kehlkopf - ein Klang, getränkt von Verlangen und der Lust nach Macht. Diese unbeschreibliche Dominanz!
Voller Verlangen streifte ich durch den Wald. Meine Augen wirbelten aufmerksam hin und her; Schauten in jede Richtung. Drehte mich um, blickte den Himmel empor und in jede Ecke suchend.
Überall, doch niemand da.
Wieso gehen immer alle von mir weg? Ich tuh doch nicht. Tuh doch nichts... Tuh doch nichts!
"Ich will euch alle doch nur befreien!", schrie ich in den Wald hinein. Laut und kräftig.
Euch befreien, mich befreien, dich befreien!
Mein Gehirn, Körper, Gedanken... alles grenzte an Wahnsinn.
Die Welt um mich herum verschmolz mit meinen eigenen Abgründen, während der schmale Grat zwischen Vernunft und Wahn verwischte.
Jede Schattengestalt, jedes Rascheln der Blätter, schien mir eine Anleitung des Unheils zu flüstern. Der Wunsch nach Befreiung, das Verlangen, das mich zu einem wahren Herrscher über das Chaos machen würde, trieb mich an den Rand des Verfalls.
In meinem Irrenhaus aus Gedanken spürte ich, wie das Verlangen nach der absoluten Kontrolle meinen Verstand ergriff und mich auf den Abgrund zutrieb.
Doch aufhalten ließ ich mich nie. Zu schön war das Gefühl von Glück, Freude und Erfolg. Nichts als das Morden besaß ich. Allein, schon immer allein.
Ein Rascheln von links.
"Da!", schrie ich überglücklich.
"Da bist du! Flieh nicht! Das Versteckspiel hat ein Ende."
Du darfst sie nicht töten, sonst ist May traurig.
"Was interessieren mich die Gefühle von ihr? Ich steh ganz allein hier. Ich habe Vortritt. Was andere denken und fühlen interessiert mich nicht. Soll sie heulen!"
"Die Arme tut mir aber leid." Eine sanfte kindliche Stimme.
Hab dich.
"Man lauscht anderen Gesprächen nicht, Schatz", erklärte ich ruhig.
"Was kann ich denn dafür, dass du das einfach so in den Wald schreist, huh?"
Die Vögel zwitscherten und es war eine ungewöhnliche friedliche Atmosphäre in dem Wald.
Das muss geändert werden!
Mit langsamen Schritten lief ich auf sie zu. Bereit sie in meinen Händen sterben zu sehen. Endlich, endlich.
Ein kleiner Ast knackt unter meinen Füßen. Der Wind wehte dem Mädchen vor mir die roten Locken. Echt schade um dich, kleines.
"Was wird das, wenn es fertig ist, Marcel?"
Wo-Woher kennt sie mein Name?
"Ach nichts, will nur ein Blatt aus deinem wunderschönen Haar entfernen", sprach ich so freundlich wie ich konnte und lächelte sie an.
"Deine Augen, sie verraten das du was anderes vorhast."
Was soll das heißen? Wie alt ist sie? Sowas kennt sie doch garnicht.
"Was habe ich denn vor?", fragte ich sie sanft - Versuchte Vertrauen aufzubauen.
Vielleicht funktioniert es genauso wie bei meinem anderen Sonnenschein - Emery. Vielleicht konnte ich sie auch einfach mitnehmen. Eigentlich sollte ich Emery weiter suchen... Eigentlich. Mich interessiert nicht wirklich wo sie war. Ich konnte sie auch ganz einfach ersetzen. Ist zwar minimal schade, aber was soll man machen.
"Ach, egal. Tschüßii, hab eine andere Missionen, als mit dir zu reden", verabschiedete sie sich seelenruhig und winkte mir zum Abschied zu.
Was zum...
Wo wollte sie hin? Ich brauchte sie. Tot oder lebendig, mir egal. Wie von selbst lief ich ihr hinterher. Ich will sie, will nur sie!
Meine Mordlust übernahm wieder meinen Körper und ich lief dem tapsenen Mädchen wie ein Irrer hinterher.
Natürlich war ich schneller als sie und schnappte ihren kleinen zerbrechlichen Arm.
"Hey! Was soll das?"
Ohne ein weiteres Wort ergriff ich ihr T-Shirt und presste sie gegen den Baum, dessen raue Rinde sich hinter ihr erstreckte. Der Baum, mit starken Ästen und dunkler Borke, bot einen festen Halt für diesen Augenblick.
Töten, töten, endlich töten.
Ich hatte ein schockierendes, angsterfülltes Gesicht erwartet, doch stattdessen lächelte sie mich zuckersüß an. Ihre Augen strahlten völlig vor Freude. Dort war vieles zu erkennen aber keine Angst.
"Was grinst du so?"
"Naww, stört das klein Marcel?"
Und wie. Sie soll leiden! Sie soll Angst haben! Aber nicht lächeln.
Mit einer geübten Handbewegung nahm ich das kleine Messer aus meiner schwarzen Arbeitshose und stach ohne Gnade in ihren Oberschenkel.
Sie erschrak kurz - ein kleines Zucken. Mehr aber auch nicht. Was soll das? Die ist so jung. Die müsste vor Schmerz schreien.
Langsam wanderte mein Blick zu ihrem Gesicht. Während sie immer noch lächelte, glänzten ihre kastanienbraunen Augen mit einem Hauch von Tränen. Dieser Glanz verriet die Emotionen, die sie zu verschweigen versuchte. Den Schmerz. Hartnäckig. Willst wohl keine Schwäche zeigen, was?
Ich zog das Messer wieder aus ihren Bein und stach erneut zu. Das Blut floss langsam aus ihrem Bein, tropfte auf den Moosboden und verfärbte es blutrot. Ganz nach meinem Geschmack.
Doch sie? Sie zeigte kaum Reaktion. Sie lächelte zwar nicht mehr wie ein Honigkuchen, sondern hatte eine ernste Miene drauf, doch trotzdem... Sie sollte eigentlich schreien, weinen, brüllen vor Schmerz. Doch das tat sie nicht. Sie ruhte seelenruhig in meiner Hand und ihren Mund verließ nichts. Das kann nicht sein. Ich will das sie schreit!
"Bist du fertig?"
Noch lange nicht.
Das Mädchen in meinen Armen brabbelte irgendwas vor sich hin.
"...Mir leid, dass ich jetzt die Regeln breche, ale-"
Ich starrte sie an. Was hatte sie vor? Sie schlug ihre Augen wieder auf und schmunzelte.
"Also, ehm, danke für den Weg hierhin. Wenn ich allein gelaufen wäre, hätte ich mich total verirrt! Oder vielleicht wär ich umgekippt, weil mein Blut zu viel rausgekommen wär... aber hey, ich hab immernoch 'ne Mission!
Was zum fick hat sie vor?
Ein helles Leuchten umgab sie. Das Mädchen verwandelte sich Stück für Stück mehr zu einem Eichhörnchen. Zuerst das Gesicht und dann schrumpfte sich der Körper ebenfalls so klein. Sie hüpfte von meinem Arm runter und sprang auf einer der Bäume.
Was ist jetzt passiert? Ich bin zwar an der Grenze des Wahnsinns, aber so krass jetzt auch wieder nicht.
Halluzinationen? Nein, das musste echt sein. War das überhaupt das Mädchen, welches May gesucht hatte?
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