12. Schloss der Worte

รœber mir erstreckte sich ein klarer, blauer Himmel, gespickt mit vereinzelten weiรŸen Wolken, die wie Wattebรคllchen wirkten. Die Sonne stand hoch am Mittagshimmel und tauchte alles in ein warmes, einladendes Licht.

Mein Weg fรผhrte mich zum See, an dem Lucca zuvor sein T-Shirt gewaschen hatte. Das Ufer war von รผppigem Grรผn gesรคumt, das sich im sanften Wind wiegte. Die Bรคume am Ufer spendeten angenehmen Schatten, wรคhrend das klare Wasser des Sees in einem beruhigenden Plรคtschern dahinfloss.

Als ich am Ufer stand, konnte ich das klare Wasser sehen. Das Schilf schwankte im Wasser, und ich konnte am anderen Ende des Ufers einige Enten entdecken. Leider waren diesmal keine Entenbabys dort. Immerhin war es Herbst.

Ich hockte mich hin und kostete das Wasser. Gut, der Punkt ist schonmal erledigt. Definitiv SรผรŸwasser.

In meiner Hand befand sich ein Behรคlter. Ich wollte dort das SรผรŸwaseer reinfรผllen und spรคter abkochen, um es zu trinken.

Im Augenwinkel erkannte ich einen Schatten, doch ich war nicht schnell genug um zu reagieren.

Mein Kรถrper fiel nach vorne und...

Platsch.

Dunkel.

Kalt.

Das Wasser war unerwartet tief. Ich spรผrte nichts unter meinen FรผรŸen.

Ich tauchte wieder nach oben und erblickte diesen nervigen Lucca. Er lรคchelte, lachte. Es war das erste Mal, dass ich ihn Lachen sah.

Genervt sah ich ihn an. "Eyy, was sollte das!"

Mit Schwung bewegte ich meinen Arm und spritzte ebenfalls Wasser auf ihn. Das strahlende Lรคcheln auf seinem Gesicht verschwand augenblicklich, und er fixierte mich wรผtend mit seinen Augen. Ein Lรคcheln schlich sich auf meinen Lippen. Hat er verdient.

"Willst du mir nicht hoch helfen?"

Emotionslos sah er mich an. "Das schaffst du auch allein."

"Bitte?", fragte ich sanft.

Er seufzte und machte Anstalten mir zu helfen, doch ich hatte andere Plรคne.

Mit einem krรคftigen Schwung nahm ich sein Arm und schleuderte ihn mit ins Wasser. Er stรผrzte hinein, wie ein Kartoffelsack.

Ich hatte erwartet, dass er hoch taucht und mich... Anschreit?
Was weiรŸ ich, was er dann eigentlich tut. Doch er tauchte nicht nach oben.

Unter der Wasseroberflรคche spรผrte ich, wie sich krรคftige Hรคnde um meine Taille legten und mich nach unten zogen.

Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich รถffnete meine Augen, um im trรผben Wasser zu sehen. Dort war er, dieser Eisblock.

Mit einem energischen StoรŸ gegen seine Schulter, versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. Er bewegte sich kein Stรผck. Seine Augen funkelten herausfordernd.

Ich versuchte, seine Arme wegzustoรŸen. Der Kampf unter Wasser war intensiv, und ich spรผrte, wie meine Lungen nach Luft verlangten. Er lieรŸ los und ich lรถste mich von ihm um an die Oberflรคche zu gelangen. Ich atmete tief ein. Auch Lucca tat es mir gleich.

Lucca starrte mich an und ich erwischte ihn dabei, wie seine Augen zu meinen Lippen und wieder zurรผck zu meinen Augen huschten.

Oh nein, nicht mit mir, Freundchen.

Ich machte Anstalten, wieder aus dem Wasser zu verschwinden. Ich hatte echt Hunger. Muss noch ein Feuer machen, bevor es dunkel wird.

Meine Gedanken waren schon vรถllig auf den nรคchsten Schritt fokussiert.

Ich fing an zu lรคcheln, bei den Gedanken, wie geschockt Lucca hinter mir stehen mรผsste... Naja, mehr schwamm er und stand nicht.

Ich nahm den gefรผllten Behรคlter voll Wasser und ging zurรผck zum Auto. Auf den Weg dorthin entfernte ich sorgfรคltig trockenes Material aus der unmittelbaren Umgebung und begann, trockene Zweige, Blรคtter und Rinde zu sammeln. Langsam aber sicher sah ich das Auto. Legte das Brennholz beiseite und suchte nach Ersatzklamotten.

Er ist ein Junge, sowas hat er doch bestimmt.

Falsch gedacht. Nichts war da. Auch gut, dann trockne ich es eben รผber dem Feuer.

Ich brauch' ein Feuerzeug!

Ich erinnerte ich mich daran, dass Lucca ein Feuerzeug neben seinem Schaltdings hatte. Wie hieรŸ das noch gleich? Schalthebel?

Ich begab mich zum vorderen Abteil des Autos, und suchte dieses Feuerzeug. Okay... Hier lag es nicht.

Ich รถffnete das Handschuhfach und sah viele kleine Dinge. Doch weder ein Feuerzeug, noch irgendwas zum Anziehen war darin. Mist.

Ich kramte weiter und sah ein Buch. Meine Neugier รผbernahm mich und ich nahm das Buch in die Hand. Es war ein Buch, dass aus Leder bestand. Drauf stand: "Schloss der Worte"

Ich trocknete meine Hรคnde ein wenig an den Sitz des Autos und schmiss mir mein nasses Haar nach hinten. Vรถllig fasziniert รถffnete ich die erste Seite. Das Buch schien alt zu sein, denn das Papier war dick.

Erste Seite.

Vorwort.

'Finger weg! Sonst hacke ich sie dir ab!'

Ich fing an zu Lรคcheln. Ob er auch meine abgehackt hรคtte?

Zweite Seite.

3.12.1999

'Alles was mir am Herzen liegt, habe ich verloren.
Nichts bleibt mehr.
Halte dich im Arm.
Kann nicht mehr realisieren, wer ich bin.
War ich das? Hab ich es ihr angetan?
Nein, ich war das nicht. Oder doch?
In meinem Arm, die schรถnste Frau die ich kenne.

"Mรก, bitte wach auf."
Keine Reaktion.

Bin ich ein Mรถrder?
Ich kann doch nichts dafรผr.
"Mรก, ich liebe dich" '

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