〈𝟏.𝟐〉

» Zur Mittagszeit herrscht im Hause der Wellingtons große Aufruhr. Die Viscountess Marquise wird an diesem Tag erwartet. Sie wird für die ganze Ballsaison bei den Wellingtons leben, um ihre Nichte besser unterstützen zu können. "Kinder!", ruft da Viscount Marcus seine Kinder in den Eingangsbereich des Anwesens. Sogleich versammeln sich die sechs Wellington Kinder bei ihrem Vater. "Ich möchte, dass ihr euch, solange eure Tante Elodie bei uns lebt, anständig benehmt", bittet der Hausherr seine Kinder. "Ich weiß, dass ihr euch sonst auch eures Alters entsprechend benehmt, aber ich möchte keine Ausrutscher sehen, in Anwesenheit der Schwester eurer Mutter. Ich möchte ihr zeigen, dass ich euch auch ohne eure Mutter gut im Griff habe, und ihre Hilfe nicht mehr als nötig benötige!" Ihm ist die Meinung seiner Schwägerin sehr wichtig, da sie vergangenen Sommer, kurz nach dem seine Frau verstarb, angesprochen hat seine Töchter zu sich und ihrem Mann zu nehmen. Sie hat angedeutet, die Mädchen bräuchten eine weibliche Elternfigur, die sie entsprechend erzieht, sie für ihr zukünftiges Leben vorbereitet. Doch das will Marcus auf keinen Fall, er schafft es schon seine ganzen Kinder gut zu erziehen. Außerdem hat er ja auch noch die Hilfe, der Gouvernanten, der Mädchen, die ihm helfen, wo sie können.

Um Punkt ein Uhr trifft die Kutsche von Viscountess Marquise vor dem Anwesen der Wellingtons ein. Sie wird von vier weißen Pferden gezogen. Sofort begibt sich die ganze Familie in den Vorgarten, um ihre Tante zu begrüßen. "Elodie, wir freuen uns alle sehr, dich während der Ballsaison in unserem Heim begrüßen zu dürfen. Fühl dich, wie zu Hause!", begrüßt der Hausherr seine Schwägerin freundlich. Lady Marquise geht erhobenen Hauptes, in einem orangenen Kleid, auf den Lord von Wellington zu, knickst und sagt: "Nun, ich hoffe, dass wir alle eine angenehme Zeit zusammen haben werden, und wir zusammen das Beste für Florence beschließen!" Marcus nickt zustimmend, dann wendet sich Elodie an Florence, hackt sich bei ihrer Nichte unter und geht mit ihr zusammen in das Haus. Ihre anderen Nichten und Neffen ignoriert die Frau komplett, was diese nur mit einem Augenrollen abwinken. Etwas anderes hätten die Kinder wohl kaum erwarten können. Die ganze Aufmerksamkeit der Viscountess liegt für die Zeit, die sie auf dem Anwesen der Wellingtons verbringt nur auf Florence. "Während du mir mein Zimmer zeigts, kannst du mir ja berichten, was du heute Abend auf dem Ball, von Lady Danbury tragen wirst!", plappert die Frau mittleren Alters drauf los, und Florence's Geschwister wissen, dass sich Florence auf einen langen Tag vorbereitet kann. Sie alle lieben ihre Tante, jedoch kann sie sich viel und ziemlich lange anderen mitteilen. Mitleidig schauen die Kinder von Marcus Florence hinterher, welche sich nun in den Klauen ihrer Tante befindet und weiß Gott, wann sie sie wieder hinauslässt.

'Die Einladungen, zum Eröffnungsball, der Saison im Hause Danbury sind wahrlich begehrt bei den Mitgliedern der feinen Gesellschaft. Denn all die liebreizenden Debütantinnen wohnhaft zwischen Park Lane und Regend Street, werden hier erscheinen!'

Es ist früher Abend, als die Kutsche der Wellingtons endlich vor dem Anwesen der Danbury's hält. In der Kutsche sitzen Marcus Wellington, der Viscount, die Viscountess von Marquise, Elodie und die junge Lady Florence Wellington. Florence wurde zuvor von ihrer Gouvernanten in ein leichtes, weißes Spitzenkleid gekleidet, natürlich mit einem passenden Korsett. Ihren Hals schmücken fein gearbeitete blaue Steinchen, sowie ihr hochgestecktes Haar. Florence ist aufgeregt, auf ihren ersten Ball, als Debütantin. Sie hofft er wird erfolgreich.

'Sie sind adelig, tugendhaft und unschuldig. Dazu wurden sie alle von Geburt an erzogen. Heute Abend zeigt sich, welche junge Dame einen der begehrten Junggesellen für sich gewinnen kann. Denn ihnen allen graut es vor der trostlosen Aussicht, als alte Jungfer zu enden.'

Mit einer Tanzkarte am Arm, wo sich jeder Mann einträgt, der mit ihr tanzen möchte, betritt sie den großen Ballsaal, von Lady Danbury. Ihre beiden Arme jeweils bei ihrem Vater und ihrer Tante eingeharkt. Schnell verlässt Lady Marquise ihre Nichte und ihren Schwager, um sich einen geeigneten Platz zu suchen, wo sie Florence den ganzen Abend im Auge behalten kann. Schlussendlich entscheidet sie sich, sich zu Lady Featherington und ihren Freundinnen, auf eine Empore zu stellen. Kaum fünf Minuten in deren Gesellschaft, schon hat sich Elodie perfekt eingefunden und beginnt ausgelassen mit den Frauen zu lästern. Währenddessen platzieren sich Vater und Tochter abseits des Büffets und nahe an die Tanzfläche. Kurze Zeit später wird Florence beziehungsweise ihr Vater auch schon von einem jungen Mann angesprochen. Colin Bridgerton, hat sich gewagt, dem Viscount Wellington und seiner Tochter näher zu kommen. Colin, und der Rest der Gesellschaft weiß, wie strengt der Lord manchmal sein kann, vor allem, wenn es um seine Kinder geht, doch es ist ihm egal. Seit der Vorstellung bei der Königin, hat er ein Auge auf Florence geworfen und will sie unbedingt kennenlernen. "Viscount Wellington. Miss Wellington.", begrüßt er die beiden, verneigt sich vor dem Lord und haucht einen Kuss auf die mit einem Handschuh besetzte Hand seiner Tochter. "Mr. Bridgerton, was für eine außerordentliche Freude, sie heute Abend hier zu sehen!", begrüßt Marcus den jungen Mann freundlich. "Was führt sie hierher?" Colin Bridgerton verunsichert die Nettigkeit des Lords, doch er lässt es sich nicht anmerken und antwortet sogleich auf die Frage. "Nun, zum einen meine Schwester, welche heute auch hier ihren ersten Ball als Debütantin genießt, zum anderen den Wunsch, um einen Tanz mit ihrer Tochter zu bitten." Kurz sagt Marcus kein Wort, lässt die Bitte von Mr. Bridgerton sacken. Dann schaut er kurz zu seiner Tochter, die ihren Vater hoffnungsvoll anschaut, dann nickt er Colin zu. "Nun, ich denke meine Tochter würde sich über einen Tanz mit ihnen sehr freuen!", offenbart der Viscount dann und gibt die Hand seiner Tochter, die bis jetzt auf seinem Arm geruht hat, in die linke Hand von Colin und lässt die beiden auf der Tanzfläche verschwinden. Ein kleines Grinsen ziert sein Gesicht. Colin ist ein recht anständiger Bursche, denkt er sich. Was soll da großartig schief gehen?

Wie auch viele andere Paare begeben sich Colin und Florence auf die Tanzfläche. Colin verbeugt sich, Florence knickst, und schon beginnen die beiden zu tanzen. Die erste Zeit ist es still zwischen den beiden und sie genießen einfach die Präsenz des anderen. Dann fragt Florence: „Mr. Bridgerton, dürfte ich ihnen eine Frage stellen?" Mr. Bridgerton nickt, doch bittet sie: „Aber natürlich, Miss Wellington, aber nur, wenn Sie mich Colin nennen!" „Nun gut, Colin. Dann möchte ich sie aber auch bitten, mich bei meinem Namen zu nennen!", beginnt Florence. „Ich würde Sie gerne, ob Ihnen das Land oder die Stadt besser gefällt, wo halten Sie sich am liebsten auf!" Colin scheint für einen kurzen Augenblick verwirrt, eine solche Frage hatte er nicht erwartet. „Das ist eine sehr interessante Frage. Durch die vielen Reisen, die ich unternehmen durfte, habe ich viel zu sehen bekommen. Stadt und Land gleichermaßen. Ich habe viele schöne Städte gesehen, doch ich muss sagen, dass ich das Land deutlich mehr präferiere als die Stadt. Ich liebe es durch die Wälder zu reiten, die Natur zu genießen und die wilden Tiere zu beobachten!", geht er auf die Frage seiner Tanzpartnerin ein. Diese ist überrascht, über die sehr ausführliche Antwort, die sie bekommen hat. Es überrascht sie, dass er sich für das Land und nicht für die Stadt entschieden hat, wo er doch anscheinend schon viele schöne Städte gesehen hat. „Wie steht es mit ihnen, Florence?" gibt Colin die Frage an Florence zurück. Die Art und Weise, wie ihr Name aus seinem Mund klingt, wie er ihm von den Lippen rollt, verzaubert Florence, weshalb es einen Augenblick dauert, bis sie zu antworten beginnt. „Ich muss sagen, ihre Antwort hat mich sehr überrascht!" „Ach ja, wieso das, wenn ich fragen darf?" „Ihr dürft, Colin. Ich, die in ihrem ganzen Leben vielleicht drei Mal gereist ist, kenne die meisten Städte der Welt nur aus Büchern. Dazu muss ich zugeben, dass ich viele wunderschön finde, die Architektur und Lage. Deswegen habe ich gedacht, Ihr würdet die Stadt wählen." Florence macht eine kurze Pause, bevor sie weiterspricht. Es steht ein Partnerwechsel an, dann findet sie sich in Colins starken Armen wieder. Dieser ist beeindruckt, von der Gabe, Menschen so schnell deuten zu können, und er muss ihr recht geben. Viele Städte findet auch er wunderschön, aus vielerlei Gründen. Jedoch überwiegen die Gründe, das Land vorzuziehen. „Ich würde mich Ihnen Anschließen und das Land wählen. Seit ich klein bin, fühle ich mich der Natur hingezogen. Ich war oft draußen und bin mindestens einmal in der Woche mit meiner Mutter in den Park gegangen. Ich habe diese Zeit mit ihr geliebt, weil es nur wir zwei in der Natur waren. Doch seit sie vor einem Jahr gestorben ist, wie Ihr vielleicht wisst, bin ich nicht mehr so oft im Park. Es ist nicht dasselbe, ohne sie!" Das Florence sich einem eigentlich völlig fremden Mann so offenbar, überrascht nicht nur sie. Auch Colin ist von der Offenheit der jungen Frau überrascht, empfindet es aber als angenehm. Er freut sich, dass Florence sich ihm so öffnet. Nachdem der Tanz endet, muss sich Colin leider von Florence verabschieden. Er entschuldigt sich, jedoch muss er seine Schwester begrüßen gehen. Florence nimmt ihm das nicht übel, auch, wenn sie ein bisschen traurig ist, ihn jetzt schon gehen zu lassen. Ein anderer höflicher Mann bittet sie sogleich um einen Tanz, den Florence ihm gewährt.

„Sollten deine Brüder wahrhaftig die einzigen Gentlemen hier sein, stehen wir vor einem Problem!", eröffnet Anthony Bridgerton seiner Schwester, Daphne, als seine Brüder Benedict und Collin auf die beiden zu kommen. „Wieso sagst du ständig ‚wir'?", fragt Daphne ihren Bruder. „Es geht..." „Hat Mama, etwas erzählt, von meiner Reise?", wird Daphne von Collin unterbrochen. „Ich bin bald in Griechenland!" „Griechenland? Wie abenteuerlich, Colin.", freut sich seine Schwester für ihn. Dann kommt Lady Danbury auf die Geschwister zu, und die Männer wollen sich schon aus dem Staub machen, als sie sich räuspert. „Meine Herren... Zu spät, um sich zu verstecken!", teilt die ältere Dame ihnen mit. „Lady Danbury!" „Schön, Sie zu sehen!" Die Bridgerton Männer begrüßen die Gastgeberin freundlich und verneigen sich vor ihr. Daphne lächelt freundlich und knickst. „Miss Bridgerton, Sie sehen bezaubernd aus. Ich frage mich, wieso ich Sie noch nicht tanzen sah." „Alles zu seiner Zeit, Lady Danbury!", rechtfertigt sich Anthony Brigerton. „Sie, ärmste!", nuschelt die Frau, als sie an Daphne vorbei geht. Colins Blick wendet sich zu einer jungen Dame auf der Tanzfläche, mit braunen Locken. „Wer ist das?", fragt er seinen Bruder Benedict. Dieser antwortet, dass er es nicht weiß, er kenne sie nicht.

„Miss Marina Thompson, eine entfernte Cousine meines Mannes! Nicht sonderlich elegant.", erklärt Lady Featherington ihren Freundinnen auf einer Empore. „Einer der Bridgerton Brüder zeigt Interesse.", bemerkt eine der Frauen, Lady Cowper. Auch Elodie scheint das aufzufallen. Derselbe junge Mann, der zuvor noch mit ihrer Nichte getanzt hat, begibt sich nun auf Miss Thompson zu. „Sehr aufschlussreich. Nun ich wette, die Verehrer stehen morgen Früh Schlange, bei Ihnen, Lady Featherington.", sagt die andere Frau. „So ist es. Ein Verehrer ist selten allein.", fügt Lady Cowper hinzu. Lady Featheringtons Blick, fällt auf ihre eigenen Töchter, die ganz in der Nähe der Tanzfläche stehen, jedoch alleine. Dann verabschiedet sie sich und geht. Auch Elodie Marquise verabschiedet sich und macht sich nun auf den Weg zu ihrem Schwager. Dieser unterhält sich mit dem Fürst von Kattlyngton und Lord Ambross. Auch wenn der Viscount die Gesellschaft von Lord Ambross noch lange nicht sosehr schätzt, wie die des Herzogs, eine gute Parte für seine Tochter wäre er auch. Hätte er nur nicht so viele Schulden. „Dürfte ich diese kleine Plaudereiwohl unterbrechen, und Lord Wellington für einen Augenblick ausleihen?", fragt Lady Marquise zuckersüß, als sie bei der Gruppe von Männern ankommt. Bevor Marcus etwas einwenden kann, verabschieden sich die beiden Männer mit einer Verbeugung und ziehen sich zurück. Marcus Wellington ist nicht allzu begeistert, von der Unterbrechung. „Was sollte das werden, Elodie? Diese beiden Herren, sind ehrenwerte Männer in der Gesellschaft, gute Hochzeitskandidaten für meine Tochter.", beschwert der Viscount bei der Viscountess. „Du ziehst es nicht wirklich in Betracht, deine Tochter mit Lord Ambross zu verheiraten? Er hat haufenweise Schulden!", kritisiert Elodie den Ehemann ihrer toten Schwester. „Außerdem, falls du dich einmal umgeschaut hast, würdest du den Duke of Hasting bemerkt haben! Er wäre eine bessere Partie, für Florence, als es der Fürst von Kattlyngton je sein könnte!" Überrascht lässt der Lord von Wellington seinen Blick durch den Ballsaal schweifen, und tatsächlich, der Duke of Hastings ist anwesend. „Nun würdest du nicht immer mit deinen Freudinnen über jegliche Leutelästern und Mal den wirklich Wichtigen Sachen zuhören, würdest du wissen, dass der Duke kein Interesse an einer Heirat hat. Und das werde ich berücksichtigen.", geht Marcus Elodie ein wenig lauter an als von ihm gewollt. „Und nun, werde ich meine Tochter suchen und mich mit ihr unterhalten!", fügt er hinzu. „Vielleicht hat sie auch schon alleine, einen Mann ausgesucht, dem sie sich hingezogen fühlt." Dann lässt er die Viscountess allein. «




⦃Erstveröffentlichung: 29.01.2021⦄

⦃Überarbeitet: 10.05.2021⦄

⦃picture: pinterest⦄

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