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Zitternd und noch blasser als sonst zog Yoongi am Morgen die Tür der kleinen, heruntergekommenen Wohnung zu. Abschließen war ihm nicht möglich, da er weder ein Schloss besaß, noch wirklich Geld, um ein neues zu kaufen. Er war froh, dass das, was er verdiente, für Essen und Kleidung ausreichte.
Mehr schlecht als recht stolperte der Weißhaarige das Treppenhaus hinab. Unten angekommen fing er sich gerade noch so auf. Das Unwetter hatte seine Spuren bei ihm hinterlassen. Laufende Nase, rot unterlaufende Augen, Kreislaufprobleme und vermutlich leichtes Fieber. Doch an zu Hause bleiben war nicht zu denken.
Vorsichtig watete Yoongi durch das Erdgeschoss. Es hatte so stark geregnet, dass der Keller und das Erdgeschoss vollgelaufen waren. Ein leicht modrig - fauler Geruch stieg aus dem Keller empor. Ein Schauer lief ihm bei der Vorstellung, was da unten alles liegen mag, über den Rücken. Von der Angst getrieben rannte er fast schon aus dem Wohnblock und atmete tief durch, als die kühle Morgenluft seine Lungen durchströmte. Vermutlich war seine Angst unbegründet, dennoch konnte man sich nie sicher sein, was in diesem Teil der Stadt nicht doch alles möglich war.
Erst nachdem er sich einige Meter vom Haus entfernt hatte, merkte Yoongi erneut, wie sein ganzer Körper wie Espenlaub zitterte und praktisch nach Erholung bettelte. Das Adrenalin, welches eben noch durch seine Adern floss, hatte ihn die Grippe oder Erkältung für einen Augenblick vergessen lassen. Der unangenehme Nebeneffekt war jedoch, dass er sich somit nur noch beschissener fühlte.
Kurz vorm Umkippen betrat Yoongi letztendlich sein Arbeitsplatz. Schon im Eingangsbereich konnte er die giftigen Dämpfe riechen. In der Fabrik, in der er illegal arbeitete, herrschten einfach barbarische Arbeitsbedingungen. Nicht nur, dass die Sicherheitsstandards und Schutzkleidung nicht eingehalten werden, sondern das Gehalt fällt ebenso gerade im Mindestlohnbereich aus. Keinen Cent mehr oder weniger.
Völlig fertig ließ der Weißhaarige sich auf seinen Platz fallen. Er war einer der letzten, die heute kamen, dennoch blieb der Platz neben ihm frei. Jonghyun wird auch nicht mehr kommen, das war jedem hier klar. Trotzdem scherte sich niemand darum, dass er sich wahrscheinlich das Leben genommen hatte.
Yoongi war klar, dass wenn er demnächst nicht selbst seinen 'richtigen Moment' zum Springen bekam, würde er früher oder später an den Folgen seiner Arbeit sterben.
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Ich hab euch lieb <3
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