Kapitel 8 - Kein Sex mit dem Ex

Caleb stiefelte durch den hohen Schnee und folgte Maren, die scheinbar immer schneller wurde. Wie konnte sie nur so schnell sein und vor allem, was war nur ihr verdammtes Problem? Sie mochte ihren Bruder nicht. So viel hatte er ja nun schon verstanden und dass sie jetzt nicht vor Freude im Kreis sprang, weil er ihr einen Fremden in die Wohnung gesetzt hatte, verstand er auch. Aber war es denn nötig, dass sie sich deswegen wie eine Mistsau benahm?

Er stöhnte über seine eigenen Gedanken. Eigentlich sollte es ihm egal sein. Es waren nur 4 Wochen. Nein, eigentlich waren es nur noch 3 und zwei Tage, aber irgendwas an ihr triggerte ihn, was ihm wiederum anfing zu nerven. Er wollte nicht, dass sie seine neue beste Freundin wurde, aber ein normaler Umgang musste doch drin sein.

Maren maulte still in ihren nicht vorhandenen Bart. Der Tag hatte in dem Glauben angefangen, dass dieser gar nicht so schlecht werden würde und nun. Bullshit. Mal wieder. Jetzt durfte sie sich noch den Nachmittag mit dem nervenden Halbgott rumärgern. Sie lief so schnell, dass es ihr immer mal wieder die Füße leicht wegzog. Unter dem frisch gefallenen Schnee hatte sich scheinbar eine Eisschicht gebildet und spätestens, als es Maren das dritte Mal in Folge den Fuß zur Seite schob, hätte sie ihr Tempo drosseln sollen. Aber ihre Gedanken kreisten nur um die Ungerechtigkeit in ihrem Leben und dem Ziel, so viel Abstand, wie nur möglich, zwischen sich und Caleb zu bringen. Nun und es kam, was kommen musste. Maren trat auf eine Eisplatte und rutschte aus. Ihr zog es fast gleichzeitig beide Beine weg und mit einem filmreifen Sturz krachte sie mit dem Hintern voran auf den Boden. Ihr Beutel versank in der Masse aus Schnee unter ihr und die Dose mit den Apfelküchle flog im hohen Bogen durch die Luft.

Ein stechender Schmerz schoss durch ihren Steiß und sie kniff die Augen zusammen. Der Schmerz vermischte sich mit Wut und als sie den Schatten vernahm, welcher sich über sie lehnte, öffnete sie langsam die Augen. Doch schon schoss eine neue Zorneswelle durch ihre Adern. Wieder starrten sie stahlblaue Augen an und das Zucken um seine Mundwinkel verrieten ihr, dass Caleb mehr als mit sich kämpfte, nicht laut loszulachen.

„Alles okay?", fragte er und reichte ihr die Hand.

Sie schnaubte.

„Alles prima", raunte sie, ignorierte seine Hand und schob sich langsam nach oben.

Sie klopfte sich den Schnee aus den Klamotten, richtete sich ihre Mütze und sah sich um. Doch sie entdeckte, das, was sie suchte, bereits in Calebs Hand. Sie griff nach der Dose Kuchen, riss sie ihm aus der Hand und stiefelte wieder davon. Caleb stöhnte genervt auf.

„Was stimmt nicht mit dir?", rief er ihr nach, aber mehr als einen gestreckten Mittelfinger sollte er nicht als Antwort erhalten.

Er schloss für einen Moment die Augen, klappte den Kragen des Mantels nach oben, denn die eisige Luft kroch langsam unter diesen und schluckte die brodelnde Wut in sich, einfach runter. Er zog einen tiefen Atemzug der kalten Luft ein und machte sich dann daran, der Irren durch das Schneegestöber zu folgen.

Maren öffnete die Haustür und auch wenn sie versucht war, sie einfach wieder hinter sich zuzuwerfen, wartete sie, bis Caleb endlich hinter ihr auftauchte und gemeinsam traten sie ein. Die Wohnungstür, welche er nur angelehnt hatte, stand immer noch einen Spalt offen und Maren schob sie langsam auf.

„Erna? Bernd?", rief sie leise in die Wohnung und als sie das leise Tippeln hörte, atmete die erleichtert auf.

Sie zog sich ihre durchweichten Sachen aus, warf alles in die Badewanne und schlüpfte in bequeme Klamotten, bevor sie die Dose Kuchen nahm und in die Küche lief. Sie krachte die Box auf die Theke und stöhnte auf. Ihr Steiß schmerzte und war wohl der nächste Körperteil, der sie die nächsten Tage ärgern würde. Klasse, und das, nachdem die Beule an ihrer Stirn noch nicht mal ganz verschwunden war. Sie schaltete sich den Wasserkocher an, bereitete sich einen Tee zu und setzte sich anschließend an die Theke. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Caleb die Wohnung noch nicht mal betreten hatte. Sie zuckte mit den Schultern, öffnete die Dose und stopfte sich das erste Stück Kuchen in den Rachen, als sie Stimmen aus dem Hausflur vernahm.

„Nein, das interessiert mich nicht. Ich habe ausgesperrt in der Kälte ihretwegen gestanden", hörte sie Calebs dunkle Stimme durch das Haus schallen.

Der Gegenpart dazu war die kreischende Tonlage von Mrs. Miller, welche durch den Flur trötete.

„Ja, dann beschweren Sie sich doch", hallte Calebs Stimme jetzt deutlich lauter zu ihr durch, gefolgt von dem Knall der zugeworfenen Wohnungstür.

Maren verschluckte sich fast an ihrem Kuchen, bei dem Versuch sich ihr Lachen zu verkneifen, und senkte schnell den Blick, als sie Calebs schwere Schritte vernahm. Er trat in das Wohnzimmer und warf den Mantel von Grand auf die Couch. Eine tiefe Zornesfalte lag auf seiner Stirn, als er zu Maren sah.

„Es war das Schrapnell unter uns, welches mich ausgesperrt hat, und dann fragt die mich gerade ernsthaft, was mir einfällt. Der Hausflur würde auskühlen, wegen 2 Minuten", maulte Caleb plötzlich los.

Maren vernahm seine Worte, reagierte aber nicht auf ihn, was ihm diesmal ernsthaft aus der Ruhe brachte.

„Hy. Hörst du mir überhaupt zu?", fuhr er Maren an, die weiter einfach Stück für Stück Kuchen in sich hineinstopfte.

Sie hob langsam den Kopf, formte ihre Augen zu engen Schlitzen und sah ihn an.

„Dann mach halt die Tür das nächste Mal einfach zu. Dann hat sie auch nichts zu meckern."

Caleb klappte der Kinnladen auf und er sah sie fassungslos an.

„Ich ... dein Scheiß Ernst?", stotterte er.

Maren stöhnte auf.

„Ja."

Caleb schüttelte den Kopf.

„Ich glaube es nicht", brummte er mehr zu sich selbst als zu Maren.

Die senkte ihren Blick wieder und aß weiter. Caleb beobachtete sie und ging einen Schritt auf sie zu. Okay, andere Strategie, dachte er sich und zeigte auf den Kuchen.

„Kann ich auch, was davon abhaben?", fragte er.

Maren hielt in ihrer Bewegung inne, sah wieder zu ihm und stopfte sich ein weiteres Stück Kuchen in den Mund.

„N... e... i ... n", warf sie ihm mit vollem Mund entgegen und grinste dabei dämlich.

Caleb knirschte mit den Zähnen. Diese Frau schaffte es ernsthaft, ihn aus dem Konzept zu bringen, und das sollte schon etwas heißen. Er musterte sie und wägte ab, ob eine Diskussion mit ihr zu irgendeinem Ergebnis führen würde. Wahrscheinlich nicht, also beließ er es dabei. Er schnaubte und wandte sich ab von ihr.

„Ich gehe duschen", murmelte er.

„Interessiert mich nicht", kam es postwendend von Maren.

Wieder schluckte er, nahm sich ein paar Klamotten aus seiner Tasche und verschwand damit ins Badezimmer. Als Maren hörte, dass die Tür ins Schloss fiel, seufzte sie und ließ ihre Gabel in die Dose fallen. Sie hatte fast den ganzen Kuchen verdrückt und auch wenn sie kaum etwas Besserer kannte, als Rubys Apfelküchle, waren diese so süß, dass es ihr schon schlecht wurde. Sie hatte auch nicht vorgehabt, so viel davon zu essen, aber lieber fraß sie sich ein Zuckerkoma an, als auch nur einen Bissen davon, diesem Halbgott abzugeben. Maren spülte gerade die letzten Kuchenreste mit einem Schluck Tee herunter, als es an der Tür klingelte. Maren warf den Kopf in den Nacken, denn sie ahnte bereits, wer vor dieser stehen würde.

Widerwillig stand sie auf und während sie Richtung Tür lief, murmelte sie leise in sich hinein.

„Frau Mertens, was soll das? Frau Mertens, wer ist dieser Mann? Frau Mertens, das werde ich mir nicht gefallen lassen", äffte sie vor sich hin, denn genau das würde sie sich wohl gleich anhören dürfen.

„Irgendwann stolpert diese Meckerziege die Treppe aus Versehen runter", murmelte Maren, rümpfte die Nase, stoppte ihre Selbstgespräche und griff nach der Klinke.

Sie setzte ein breites Lächeln auf und atmete tief ein.

„Womit wollen Sie mir heute den Tag versauen ...?", raunte Maren, während sie die Tür öffnete.

Doch sie stoppte mitten im Satz, denn es war nicht Mrs. Miller, die vor der Tür auf sie wartete, doch genau diese wünschte Maren sich soeben herbei. Denn alles und jeder war besser als das. Braune, gierige dunkle Augen starrten sie an und Maren wurde übel.

„Oh, bei den Göttern. Nein", raunte sie und wollte die Tür wieder zuwerfen, als eine große Hand sich gegen diese drückte und Maren daran hinderte, sie zu schließen.

„Aber Liebling. Was für eine Begrüßung ist das denn?", fragte der Mann, der langsam die Tür aufschob.

„Eine Angemessene für so ein Arschloch wie dich. Und jetzt hau ab, Matt", zischte Maren ihrem Ex entgegen.

Doch dieser dachte nicht daran, sich zu verpissen, sondern drückte die Tür vollständig auf und breitete die Arme aus.

„Komm schon, Babe, sei nicht so. Gib mir eine Umarmung", säuselte er.

Maren schnaubte, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ ihrer Wut diesmal freien Lauf.

„Lieber sterbe ich, Matt. Verpiss dich. Es ist aus zwischen uns."

Seine babyhaften Gesichtszüge spannten sich für einen Moment an und er nahm die Arme wieder nach unten. Er benötigte scheinbar einen Moment, denn sein dämlich Grinsen, welches ihm die ganze Zeit im Gesicht hing, war ihm für Sekunden aus dem Gesicht gefallen. Doch schon hatte er sich wieder gefangen, faltete die Hände vor sich zusammen und wieder umspielte seine Lippen dieses widerliche Grinsen.

„Honeymoon, sag so etwas nicht. Es ist nicht aus. Ich liebe dich und ich weiß, dass du mich liebst. Also jetzt hör auf, eine solche Giftspritze zu sein, und lass mich rein."

Maren verspannte sich und sie trat einen Schritt auf ihn zu.

„Hat die blonde Schlampe, die dich vor meinen Augen gefickt hat, dich zu oft an den Bettpfosten knallen lassen? Oder warst du schon immer so dämlich. Verpiss dich, Matt oder ich rufe die Bullen", knurrte sie ihm zu, während sie ihn böse anfunkelte.

Ein gehässiges Lachen blitzte auf und er schoss auf Maren zu. Sie stolperte zurück und er drückte sie mit seinem Körper an die Kommode hinter sich.

„Ich ...", begann er zu knurren, als die Badezimmertür aufsprang und Caleb, nur bekleidet mit einem Handtuch um die Hüften, aus der Tür trat.

Sein Blick fixierte Matt und Maren schluckte. Der blanke Zorn funkelte in Calebs Augen.

„Ich glaube, die Lady sagte, dass du dich verpissen sollst", knurrte Caleb dunkel hervor.

Matt trat einen Schritt zurück, was Maren tief die Luft einziehen ließ. Matts Blick hing auf Caleb und ließ seine Mundwinkel verdächtig zucken.

„Ach so ist das. Du stehst mittlerweile auf langhaarige Assis", zischte Matt.

Caleb lächelte ihm müde entgegen. Beleidigungen dieser Art und dann noch von so einem Waschlappen ließen ihn mehr als kalt. Das Verhalten von diesem Idioten hingegen nicht. Er hatte jedes Wort des Gespräches vernommen und als er hörte, dass etwas gegen die Kommode stolperte, war seine Gutmütigkeit doch kurz an die Grenze des Ertragbaren gekommen. Er richtete sich noch etwas mehr auf und schob sich mit dem nächsten Schritt zwischen Maren und Matt.

„Du solltest jetzt gehen", raunte Caleb und verschränkte die Arme vor der Brust, was seine ohnehin schon massive Armmuskulatur noch etwas mehr betonte.

Matt gab ein leises Brummen von sich, sah an Caleb vorbei und starrte Maren an.

„Wir sehen uns noch", zischte er, drehte sich ab und verschwand aus der Wohnung.

Caleb schüttelte den Kopf, warf die Tür zu und drehte sich zu Maren.

„Alles okay?", fragte er sanft und musterte sie.

Maren nickte und versuchte ihre trockene Kehle, durch krampfhaftes Schlucken zu befeuchten. Nichts war gut. Eine Welle der Hitze schoss in ihren Körper und das, obwohl gerade der unattraktivste Mensch, direkt nach ihrem Bruder, vor ihr gestanden hatte. Doch Matt war schon längst vergessen, denn in Marens Kopf drehte sich alles. Ihr Blick hing auf Calebs heißen Körper. Benetzt mit kleinen Wassertropfen, welche sich über seine harte Brust und die viel zu ausgeprägten Bauchmuskeln, den Weg über sein einladendes V machten, um sich von dem Handtuch aufsaugen zu lassen. Sein holziger Geruch kroch in Marens Nase und hinterließ ein unbändiges Verlangen.

Ich will dieses Handtuch sein, schoss ihr durch den Kopf, während sie sich sündhaft auf die Unterlippe biss.

„Maren?", drang Calebs Stimme durch den Nebel ihres Hirns und als sie realisierte, dass sie wahrscheinlich schon sabbernd vor ihm stand, schoss ihr Blick nach oben.

Sie kniff ihre Augen zusammen und schnaubte.

„Ja und jetzt zieh dir was an, verdammt", maulte sie, schob sich an ihm vorbei und verschwand ins Wohnzimmer.

Caleb sah ihr ungläubig nach. Nope, jetzt reichte es. Endgültig. Er lief ihr nach. Sie hatte sich wieder an die Küchentheke gesetzt und so baute er sich vor dieser auf.

„Wer war das?"

Maren hob den Blick.

„Was geht es dich an?", fauchte sie.

Caleb schnaubte.

„Du verarschst mich doch. Okay, wie wäre es mit einem Danke?"

Maren zog die Brauen nach oben.

„Wofür?"

Caleb zog die Luft ein, was seine Brust noch viel breiter als ohnehin schon werden ließ.

„Dafür, dass ich diesen Spinner rausgeworfen habe?"

Maren gab ein verächtliches Schnaufen von sich.

„Das hätte ich auch allein geschafft. Und jetzt zieh dir endlich was an, verdammt."

Caleb stockte und erst jetzt vernahm er, dass ihr Blick immer wieder auf seinen nackten Oberkörper rutschte. Ein hinterhältiges Lächeln zog sich über sein Gesicht.

„Gefällt dir, was du siehst?", fragte er plötzlich und warf Maren damit voll aus dem Konzept.

„Ja ... was? ... Nein. Ich ...", sie stotterte und lief sofort wieder rot an, was Caleb zum Auflachen brachte.

Das Lachen aber löste in Maren etwas aus, was ihre Miene sofort wieder starr werden ließ.

„Fick dich, Caleb und verpiss dich einfach."

Calebs Lachen verstummte und er sah sie entschuldigend an.

„Maren ... ich", doch weiter kam er nicht.

Maren sprang auf und schrie ihn an.

„Lass mich einfach in Ruhe und hau ab, Arschloch!"

Und mit diesen Worten verschwand sie in ihr Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

Caleb seufzte und rieb sich durchs Gesicht.

„Weiber", murmelte er und lief wieder zurück ins Bad.

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