Kapitel 19 - Heiliger Abend
Der Rest vom Abend verlief ruhig. Maren und auch Caleb hingen die letzten Tage und Stunden in den Knochen und nachdem Maren zurückgekommen war, wachte auch Caleb wieder auf, sie, kochten sich schnell etwas zu essen und vergammelten den Rest des Abends auf der Couch, bis Maren sich verabschiedete und ins Bett verschwand. Und so, wie sie in diesem ankam, ummantelte sie der Duft von Caleb. Sofort schoss ihr Herzschlag nach oben und schickte ihr einen elektrischen Impuls in ihre Mitte. Sie seufzte, aber eigentlich gab es nach diesem Tag keine Ausrede mehr. Es gab keinen Grund mehr, sich gegen scheinbar entstehende Gefühle zu wehren. Sie lächelte und mit ebendiesem schlief sie zufrieden ein.
Am nächsten Morgen schlich sie in das Wohnzimmer und als sie sah, dass Caleb noch schlief, schmunzelte sie.
Perfekt, dachte sie sich, legte schnell einen -Bin gleich wieder da- Zettel auf den Tisch und verschwand erneut wieder aus der Wohnung und das mit guter Laune, am Heiligen Abend.
Als Caleb aufwachte, sah er sich um. Die Wohnung lag noch in völliger Stille. Langsam setzte er sich auf und sah sich um.
„Maren?", fragte er, doch er bekam keine Antwort.
Er streckte sich und stand langsam auf, als er den Zettel von ihr sah.
Er lächelte. Es war das erste Mal, dass sie ihm eine Nachricht hinterlassen hatte. Wärme strömte ihm durch den gesamten Körper. Der gestrige Tag hatte wohl einiges klargestellt und dass sie ihn nicht direkt vor die Tür gesetzt hatte, bedeutete ihm wirklich viel, um nicht zu sagen alles. Er mochte Maren und mit jedem weiteren Schnipsel aus ihrem Leben, wurde sie interessanter. Er verstand sie langsam und das alles führte dazu, dass sein Herz anfing, schneller zu schlagen, wenn sie den Raum betrat, so wie jetzt, als er hörte, wie die Tür geöffnet wurde.
„Komm schon, du scheiß Teil", brüllte es durch den Flur.
Caleb runzelte die Stirn und sah fragend zu ihr.
„Kann man dir irgendwie helfen?"
Der hochrote Kopf von Maren schien ihm entgegen.
„NEIN", raunte sie ihn an.
Er zog eine Braue nach oben, als er sah, wie sie sich wieder nach unten beugte und an etwas zerrte. Stück für Stück kam ein Holzstamm zum Vorschein, bis sie plötzlich davon abließ.
Sie schnappte nach Luft, drehte sich zu Caleb und lachte.
„Wenn ich es mir recht überlege, du hast ziemlich viele Muskeln, als ja. Hilf mir."
Er lachte und lief in den Flur, doch als er sah, was da vor der Tür lag, stockte er.
„Ist das ein Tannenbaum?", fragte er ungläubig.
Maren nickte.
Caleb wusste nicht, was er sagen sollten, also griff er nach dem Baum und schaffte ihn ins Wohnzimmer. Vorsichtig legte er ihn ab und drehte sich zurück zu Maren, die mit zwei großen Tüten auf ihn zulief.
„Hast du den allein getragen?"
Sie sah ihn fragend an.
„Klar, hab' gerade meine zwei zusätzlichen Arme wieder verschwinden lassen. Du Spinner. Darius hat mir geholfen."
Caleb nickte, immer noch völlig perplex über diese Geste, denn ihm war wohl bewusst, dass sie diesen Baum nicht für sich in die Wohnung geschleppt hatte. Sie stellte die Tüten vorsichtig ab und Caleb sah bereits die roten Weihnachtskugeln, welche darin lagen.
„Was? Wo? ...", stotterte er.
Maren sah ihn verlegen an.
„Grand und Ruby waren so lieb und haben mir etwas geliehen. Na ja und ich dachte...", sie stockte und zuckte mit den Schultern.
„Na ja, nach allem, was du oder auch wir hinter uns haben, machen wir uns jetzt ein paar schöne Tage. Und ich dachte...", sie spürte, wie ihr die Wärme ins Gesicht stieg und seufzte.
„Muss ich es wirklich erklären?", fragte sie und sah Caleb an.
Er schmunzelte, schloss zu ihr auf und schon lagen seine Lippen auf ihrer Wange. Er gab ihr einen sanften Kuss und strich ihr langsam über die Wange.
„Nein, musst du nicht. Ich danke dir."
Maren nickte und hatte das Gefühl, dass ihr Körper in Flammen stand. Sie richtete ihren Blick sofort zu Boden, was wiederum Calebs Herz springen ließ. Er liebte es, wenn sie so verlegen war.
„Okay. Wie schaut es aus? Kaffee und Frühstück und dann kümmern wir uns um diesen Kumpel hier?"
Maren nickte dankbar und wollte gerade zu der Kaffeemaschine laufen, als Caleb sie aufhielt.
„Nein, das mach ich", sagte er und zeigte Maren an, sich zusetzten.
Keine halbe Stunde später saßen die beiden das erste Mal gemeinsam am Tisch und genossen die Zeit miteinander. Caleb musterte den Baum und sah dann zu Maren.
„Was würdest du heute tun, wenn ich nicht da wäre?"
Sie sah ihn an und zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Aber sicher, mit Wein und Horrorfilmen versuchen den letzten Weihnachtswahnsinn zu verdrängen", erwiderte sie und stopfte sich das letzte Stück Brötchen in den Mund.
„Dann sollten wir diese Tradition wohl beibehalten. Wir schmücken dieses hübsche Teil da, ich koche uns etwas nicht Weihnachtliches und dann verbringen wir den Abend auf der Couch."
Maren sah ihn an und lächelte.
„Wir können auch etwas anderes machen", doch Caleb unterbrach sie.
„Nein. Ich meinte es ernst, als ich sagte, dass du dich für mich nicht verstellten sollst. Du bist so, wie du bist, perfekt, mein Grinch."
Maren biss sich auf die Lippe, denn im Gegensatz zu ihr, brachte er diese Worte über die Lippen, ohne dabei verlegen zu wirken.
„Okay", sagte sie und begann damit, den Tisch abzuräumen.
Es war mittlerweile Nachmittag geworden und Caleb hatte gerade den Weihnachtsbaum aufgestellt, während Maren umwickelt mit einer Lichterkette durch das Wohnzimmer stolperte.
„Nein. Verflucht. Lasst das ihr kleinen Biester", raunte Maren durch den Raum, denn während sie mit der Kette kämpfte, hatten Erna und Bernd Spaß daran gefunden, die losen Enden anzukauen. Caleb beobachtete sie durch die Zweige und musste lachen.
„Du weißt schon, dass du den Baum damit umwickeln sollst und nicht dich."
Maren sah ihn genervt an, was ihn nur noch mehr lachen ließ.
„Okay, dann stellen wir dich einfach neben den Baum", sagte er und erhielt ein Augenrollen.
„Wie wäre es, wenn du mir hilfst, anstatt blöden Müll zu quatschen", raunte sie.
Caleb zuckte die Schultern.
„Vielleicht, wenn du lieb fragst."
Maren sah ihn an und schnaubte.
„Heute noch", raunte sie, was Caleb auflachen ließ.
„Na geht doch", erwiderte er.
Er schob sich an dem Baum vorbei, der eindeutig zu groß war für die Wohnung und lief zu Maren. Er schüttelte den Kopf, als er das ganze Ausmaß sah und fing langsam an, sie von der Lichterkette zu befreien. Dabei kam er Maren so nah, dass sein Duft sofort in ihre Nase kroch, und sofort stellten sich ihre kleinen Nackenhaare auf. Ein leichtes Beben ging durch ihren Körper und wieder stieg die Wärme in ihr auf. Und es wurde auch nicht besser für sie, als Caleb sich vor sie drehte und unmittelbar vor ihrem Gesicht zum Stehen kam. Sein warmer Atem streifte ihre Haut und ließ sie hart schlucken.
Caleb starrte sie ebenso an, unfähig weiterzumachen oder etwas zu sagen. Er stand einfach nur vor ihr und ließ seinen Blick über ihre sanften Gesichtszüge wandern.
„Die Kette", flüsterte sie und wusste nicht mal warum.
Caleb nickte und räusperte sich.
„Ja, die Kette", wiederholte er und lehnte sich zurück, um die Kette weiter aufzuwickeln.
„Was machst du da eigentlich?", fragte Caleb und sah dabei zu, wie Maren eine Kugel nach der anderen völlig wahllos in den Baum stopfte.
Sie sah an dem Baum vorbei zu Caleb und zog eine Braue nach oben.
„Den Baum schmücken oder was glaubst du?"
„Ich weiß nicht, was du da tust, aber sicher keinen Baum schmücken", raunte er, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete sie weiter dabei, wie sie die nächste Kugel einfach in die Nadeln stopfte.
Maren sah ihn an und lachte, als sie seinen verzweifelten Gesichtsausdruck sah.
„Na, bereust du es schon?"
„Was?", fragte er.
Maren zeigte auf den Baum und Caleb schüttelte den Kopf.
„Nein. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal mehr, wann ich so viel Spaß hatte", sagte er und musterte Maren dabei.
Sie nickte, denn ja, ihr ging es auch so.
Irgendwann hatten sie es geschafft, dass auch Maren die Kugel zumindest halbwegs kunstvoll an den Baum gehängt hatte, und jetzt standen sie stolz davor und betrachteten ihr Kunstwerk.
„Gar nicht so übel geworden, oder?", fragte Maren.
„Schon", erwiderte Caleb und wandte sich ab.
„Dann mach ich mich ans Essen", sagte er.
„Und ich spring unter die Dusche."
„Mach das", sagte Caleb und machte sich an dem Kühlschrank zu schaffen.
Maren sah ihm noch einen Moment an und verschwand dann ins Bad. Was taten sie hier eigentlich? Sie hatte das Gefühl, sie schlichen umeinander, wie schüchterne Teenager und dennoch musste sie sich eingestehen, dass sie es genoss, und zwar jeden verdammten Moment davon. Doch nachdem sie aus der Dusche gestiegen war, fasste sie einen Entschluss, denn der morgige Tag konnte alles verändern. Nun und sie konnte stark bleiben und abwarten, was passierte oder sie nutzte die Zeit einfach.
Sie hatte sich etwas Bequemes angezogen und trat in den Flur, als ihr ein so wunderbarer Geruch in die Nase stieg, dass ihr sofort das Wasser im Mund zusammenlief.
„Das riecht köstlich", sagte sie, während sie an die Küchentheke trat.
Caleb goss gerade die Nudeln ab und drehte sich zu ihr.
„Ich hoffe, es schmeckt auch so."
Maren lächelte und setzte sich an den Tisch.
„Ist ein Rezept meiner Mum und ich muss gestehen, sie hat es auch immer am Heiligen Abend gekocht."
Maren sah ihn leicht erschrocken an.
„Es gab Nudeln mit Hackbällchen bei euch?"
Caleb stellte gerade die Teller auf den Tisch und nickte.
„Ja, haben mein Bruder und ich geliebt. Na dann, schmecken lassen."
Das musste er Maren nicht zweimal sagen und schon fing sie an, das Essen in sich hineinzustopfen. Nun und der Geschmack stand dem Geruch in nichts nach. Sie aßen sich satt und während Maren die Küche aufräumte, entzündete Caleb sämtliche Kerzen, suchte schon mal einen Film heraus und stand eben gerade vor dem Wein.
„Glas oder Flasche?", fragte er und sah grinsend zu Maren.
Die sah ihn an und lachte.
„Glas, zur Feier des Tages", erwiderte sie und so schnappte er sich zwei Gläser und stellte alles auf den Couchtisch, bevor er sich auf die Couch fallen ließ und sich unter eine der Decken kuschelte. Maren räumte das letzte Geschirr in den Spüler und lief dann langsam zu der Couch. Ihr Blick hing auf den Fernseher.
„Tödliche Feiertage?"
Caleb sah sie an und nickte.
„Ja, dachte, das ist der perfekte Kompromiss. Blut und Weihnachten."
„Du verhandelst gut", erwiderte sie und ließ ihren Blick auf seine Decke schweifen.
„Teilst du die mit mir?", fragte sie schnell, bevor sie zu viel darüber nachdenken konnte.
Caleb stockte für einen Moment und sah zu den zwei weiteren Decken, die über der Couchlehne hingen. Doch schon hob er seine Decke an und nickte.
„Klar."
Maren zuckte ein Schmunzeln über die Lippen und schon saß sie neben Caleb, der ihr die Decke über die Beine legte, ihr ein Glas Wein reichte und dann den Film startete. Doch damit nicht genug, als er sich zurücklehnte, hob er seinen Arm an und sah dabei in Marens Richtung. Ein Kribbeln zog sich durch ihren Körper und schon kuschelte sie sich in seinen Arm, ließ den Kopf auf seine Brust gleiten und zog tief seinen Duft ein.
Caleb legte seinen Arm um sie und streichelte ihr sanft über ihren. Er spürte, wie das Verlangen nach ihr immer stärker wurde, was seinen Herzschlag immer schneller schlagen, ließ. Die Spannung zwischen den beiden wurde immer stärker und der Raum, um sie herum schien, sich elektisch aufzuladen. Calebs Hand war mittlerweile unter die Decke auf ihren Rücken gewandert und keiner der beiden bekam auch nur eine Sekunde des Films mit. Ihre Gedanken kreisten umeinander und es fehlte nur noch ein kleiner Funke, um alles explodieren zu lassen. Caleb zog tief die Luft ein und ihr Duft ließ ihn alles um sich vergessen und so ließ er ebendiesen Funken entstehen.
„Maren", flüsterte er ihr leise zu.
Seine tiefe, raue Stimme vibrierte durch ihren Körper. Sofort wurde ihre Kehle trocken und langsam drehte sie ihren Kopf so, dass sie ihn anschauen konnte. Sofort trafen ihre Blicke aufeinander. Blicke, welche mit Verlangen gefüllt waren.
„Ja", raunte Maren kaum hörbar.
Caleb öffnete den Mund, doch seine Worte blieben ihm im Hals stecken. Ihr Blick gab ihm den Rest und so ließ er seine Hand zu ihrem Nacken wandern. Vorsichtig zog er sie so langsam nach oben. Wieder versuchte Maren zu schlucken, aber es war hoffnungslos. Ihr Herz raste und mit jedem Millimeter, dem sie ihm näherkam, verabschiedete sich mehr und mehr von ihrem Verstand. Hitze und Verlangen übernahm ihr Handeln. Sie unterbrachen den Blickkontakt nicht und als sie sich so nah waren, dass sie den Atem, des anderen auf ihrer Haut spürten, stoppten sie für einen Moment, doch plötzlich drehte sich Maren und schon saß sie auf Calebs Schoß. Ihre Hände fanden den Weg zu seinen Wangen, während Caleb sie an ihren Hüften packte und näher an sich zog. Ein letzter sehnsuchtsvoller Blick und schon ließ Maren ihre Lippen auf seine gleiten.
Seine weichen Lippen nahmen ihr den letzten Willen, sie wollte diesen Mann, egal, was es sie kosten würde. Explosionsartige Wellen der Lust schossen ihr durch den Körper und Calebs pulsierender Schritt, sagten ihr, dass es ihm genauso ging. Sie verloren sich in diesem Kuss und als ihre Zungen aufeinandertrafen, presste Caleb sie noch etwas fester an sich.
„Ich will dich", stöhnte er ihr gegen die Lippen.
Maren bewegte ihre Hüfte, löste sich aus dem Kuss und sah ihn an.
„Dann nimm es dir", flüsterte Maren ihm zu und mit diesen Worten waren sie ihrem Verlangen restlos ausgeliefert.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top