Wir setzten uns auf eine Bank weiter abgelegen. Seungmin atmete tief ein, ehe er mir in die Augen schaute.

,,Meine Mutter zwingt mich immer solche Bilder hochzuladen, sie zwingt mich zu rauchen und sie zieht immer die Rasierklinge durch meine Arme." Seungmin spielte nervös mit seinen Fingern. Ihm war es sichtlich unangenehm darüber zu reden, aber ich konnte das verstehen. Wie konnte sie nur? Er war doch ihr Sohn.

,,Und dass alles nur weil ich Schwul bin." Ich merkte wie er versuchte sich die Tränen zurückzuhalten. Ich griff nach seiner Hand um ihn wenigstens ein bisschen zu beruhigen. Das hatte Seungmin nicht verdient. Nur weil er schwul war, hieß es noch lange nicht, das man ihn dafür so sehr verletzen musste, wie seine Mutter es tat. Er tat mir wirklich leid, auch wenn ich wusste, das er kein Mitleid haben wollte.

,,Eigentlich darf ich es niemanden erzählen, hol bitte nicht die Polizei, ich hab nur noch meine Mutter." Seungmin versuchte sich immer noch die Tränen zurückzuhalten. Ich verstand ihn, aber irgendwie auch nicht, denn seine Mutter hätte es verdient wegen Misshandlung ihres Sohnes in den Knast zu kommen.

,,Es ist okay wenn du weinst." Meinte ich und im nächsten Moment kullerten ihm Tränen über die Wangen. Ich zog ihn näher an mich um ihn zu trösten. Er brauchte definitiv Beistand und diesen würde ich ihn geben.

,,Ich will dich vor meiner Mutter beschützen, sie ist nämlich zu allem fähig und wenn sie erfährt, dass wir Kontakt haben, dann-" er stoppte. Ich glaube ich wusste was er meinte. Wir saßen noch eine Weile auf dieser Bank und umarmten uns, während Seungmin weinte. Wir hatten schon lange die erste Stunde verpasst, was nicht schlimm war, denn das hier war wichtiger. Viel wichtiger, als im Unterricht zu sitzen und dem Lehrer zuzuhören, der etwas von Meereebiologie erzählte.

,,Seungmin, lass uns Freunde sein. Es ist mir egal ob ich dadurch in Gefahr komme oder nicht, aber ich möchte es wenigstens Versuchen. Ich weiss doch dass du es auch willst."