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AUS IHREM EIGENEN ADVENTSKALENDER
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Seufzend รถffnete Tobias die Tรผr zum Wartebereich der Praxis. Den gesamten Nachmittag war er unterwegs gewesen, um in letzter Minute einen Adventskalender fรผr seine beiden Kinder zu kaufen. Fรผr Kinder, die eigentlich schon lรคngst aus dem Alter fรผr einen Adventskalender rausgewachsen waren. Doch seine Therapeutin war der Meinung, dass in solchen Zeiten Rituale und Struktur das Beste waren. Er hatte extra frรผher auf der Arbeit Schluss gemacht und seinem Kollegen Callum die letzten drei Termine รผberlassen, nur um im Anschluss stundenlang รผber die Zeil zu hetzen und passende Geschenke fรผr die beiden Halbstarken zu besorgen, die sie im Wechsel auspacken und sich daran erfreuen konnten. Natรผrlich hatte er alles, was er wollte, gefunden.
Er lieร seinen Blick durch das weiรe, steril wirkende Wartezimmer gleiten, das nur spartanisch weihnachtlich geschmรผckt war. Auf einem kleinen Beistelltisch befand sich ein kleiner hรคsslicher Nikolaus auf einem ebenso hรคsslichen Sofa โ ein Teelichthalter, der sicherlich aus den 1980er Jahren stammte und es irgendwie bis in das Jahr 2023 geschafft hatte. Auf der einzigen Fensterbank, die die Sicht auf den Frankfurt Rรถmer und das Hauptamt aus dem dritten Stock freigab, stand ein weihnachtlicher Untersetzer. Ansonsten war das Zimmer โ bis auf ein paar kalte Stรผhle โ leer. Doch etwas lieร den Mittdreiรiger stutzen. Auf den wenigen Stรผhlen in diesem Wartezimmer saร ein Mann. Es war ungewรถhnlich, dass sich jemand zu dieser Uhrzeit am Abend des ersten Dezembers in Frau Mergerts Praxis aufhielt. Tobias wusste, dass er einer der letzten Patienten der รrztin fรผr Psychotherapie war. Fรผr gewรถhnlich war zwischen seinem Termin und dem des vorhergehenden Patienten einiges an Zeit, in der die Therapeutin sich um die Dokumentation ihrer Sitzungen kรผmmerte. Deswegen empfand er es als ungewรถhnlich, tatsรคchlich auf einen anderen Patienten zu treffen.
Argwรถhnisch betrachtete er den Mann, der etwa in seinem Alter zu sein schien โ vielleicht war er aber auch ein paar Jahre jรผnger als er. Er war hager, hatte schulterlanges weiรblondes Haar und strahlend blaue Augen, die auf einen ramponierten E-Book-Reader ohne Hรผlle gerichtet waren. Seine Haut war blass, wirkte fast wie Papier. Der Fremde hatte nur kurz aufgeschaut, bevor er sich wieder abgewandt und erneut seinem digitalen Buch gewidmet hatte. Es schien ihn nicht sonderlich zu kรผmmern, dass er nicht mehr allein war.
Tobias stand noch immer unschlรผssig im Raum herum und setzte sich schlieรlich. Jetzt, wo er so darรผber nachdachte, musste er wie ein Idiot ausgesehen haben, so, wie er den Fremden angestarrt hatte. Doch irgendetwas an diesem Mann kam ihm seltsam vertraut vor. Ob sie sich schon einmal begegnet waren? Eigentlich mรผsste ihm dieser Mann ihm Gedรคchtnis geblieben sein, so einzigartig, wie er aussah. In diesem Fall wรผrde er sich doch sicher an ihn erinnern, oder nicht?
Er war sich unsicher, ob er den Mann, der seelenruhig weiter sein Buch las, einfach ansprechen sollte. Schlieรlich gehรถrte das Netzwerken fรผr ihn zum Beruf dazu. Er war zwar โบnurโน im Auรendienst des IT-Konzerns seines Vaters tรคtig und doch war ihm bewusst, dass er den Laden frรผher oder spรคter รผbernehmen wรผrde. Ob er das wollte, oder nicht, spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Andererseits wusste er nicht, ob es dem Mann รผberhaupt recht war, angesprochen zu werden. Sie kannten sich nicht, und ein Besuch beim Therapeuten sollte eigentlich auch anonym bleiben. Nicht jeder wollte, dass andere von einer psychischen Krankheit oder von einer akuten Krise erfuhren.
Dass er sein Gegenรผber auch jetzt noch die ganze Zeit anstarrte, war ihm nicht bewusst. Nach einer gefรผhlten Ewigkeit richtete der weiรblonde Mann seine Augen auf ihn und erwiderte unvermittelt seinen Blick. Den E-Book-Reader hatte er ausgeschaltet. Die beiden Mรคnner hielten stumm Blickkontakt, bis der mysteriรถse Unbekannte den Mund รถffnete, um etwas zu sagen. Doch bevor es so weit kam, รถffnete sich die Tรผr zum Sprechzimmer und Frau Mergert steckte ihren Kopf heraus.
Sowohl Tobias als auch der Andere wandten instinktiv ihre Kรถpfe in Richtung der kleinen schmรคchtigen Frau, die ebenfalls verwirrt zu sein schien. ยปHerr Rรถhling? Sie sind aber frรผh dranยซ, bemerkte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr. Tobias blinzelte und zรผckte sein Smartphone, um seinerseits die Uhrzeit zu รผberprรผfen.
Erschrocken weiteten sich seine Augen, als er feststellte, dass er mehr als anderthalb Stunden zu frรผh dran war. ยปIch muss mich in der Zeit vertan habenยซ, antwortete er zerstreut und schรผttelte den Kopf. ยปVermutlich wรคre es am besten, wenn ich spรคter einfach wiederkomme ...ยซ
ยปSie kรถnnen auch einfach hier warten. Drauรen ist es ziemlich kalt. Machen Sie sich doch einen Tee in der Kรผche โ Sie kennen sich ja mittlerweile gut ausยซ, erwiderte sie freundlich lรคchelnd und winkte ihren nรคchsten Termin wortlos in ihr Sprechzimmer hinein. Der weiรblonde Mann erhob sich ohne ein weiteres Wort und ohne ihm einen weiteren Blick zuzuwerfen. Er folgte der stummen Einladung der รrztin, ehe Tobias seine Stimme wiederfand.
ยปVielen Dank ...ยซ, sagte er und verabschiedete sich fรผrs erste von seiner Therapeutin. Dass der mysteriรถse Mann mit den eisblauen Augen ihn die nรคchsten Wochen bis in seine Trรคume verfolgen wรผrde, konnte Tobias zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
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