𝑃𝑎𝑠𝑡 [6]: 𝐴𝑘𝑖𝑟𝑎
Die Zeit lief Akira davon. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er zugeben, dass diese sogar längst abgelaufen war. Morgen würde ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Einer, den er ohne Takanori an seiner Seite bestreiten musste und diese Gewissheit hatte ihm eine Torschlusspanik verpasst. Zusätzlich mit dem Alkohol, der in seiner Blutbahn im Umlauf war, hatte ihn das mutig werden lassen. Akira war nicht von Haus aus feige, aber es war eben ein gewaltiger Unterschied, ein Mädchen zu fragen, ob es mit einem anbandeln wollte, für das er nicht mehr als sexuelles Interesse empfand, oder seinen besten männlichen Freund, der ihm unendlich wichtig war. Ihn zu verlieren würde Akira nicht überstehen, das wusste er. Ohne ihn fühlte er sich nicht vollständig. Das war der einzige Grund, warum er bis jetzt gewartet hatte, diese Tatsache zu gestehen und warum er ihn nicht längst in seine Pläne für Amerika eingeweiht hatte.
Selbst wenn ihm klar war, dass der Jüngere bitter enttäuscht von ihm sein würde, dass er all diese Dinge so lange vor ihm geheim gehalten hatte. Er hatte es nicht über sich gebracht, ein klärendes Gespräch zu eröffnen. Zu groß war die Angst vor Ablehnung und er war seit jeher kein Fan von Auseinandersetzungen. Takanori beherbergte große Emotionen, denen Akira nicht viel entgegenzusetzen hatte. Er fürchtete sich vor dem bevorstehenden Ausbruch, der ganz einfach folgen musste. Aber in ein paar Stunden war es zu spät. Auch wenn er seinen Freund vor vollendete Tatsachen stellte, wollte er dies nicht erst machen, wenn er sich außer Landes aufhielt. Es wäre die bequemste Lösung, aber keine, die Takanori verdient hatte. Außerdem musste er ihm noch diese eine andere Sache mitteilen.
Der Jüngere klang enttäuscht und verletzt und das war das letzte, was Akira mit seiner Aktion erreichen wollte. Er hatte impulsiv gehandelt und war positiv überrascht gewesen, dass der Blonde ihn sofort zurückgeküsst hatte. Sein Freund hatte immer vehement verdeutlicht, dass er nicht schwul war, sodass er sich kaum Chancen ausgerechnet hatte.
»Ich bin angetrunken, Takanori«, machte Akira klar, indem er den Namen seines Freundes besonders betonte. Er wusste, dass er dies nicht ausstehen konnte. Allerdings war es die beste Methode, um dessen volle Aufmerksamkeit zu bekommen.
»Aber ich weiß, was ich von mir gebe. Ich mag dich, sehr sogar«, murmelte er gegen die schmale Schulter und zog seine Arme etwas fester um den zerbrechlich wirkenden Körper. Der Geruch, der von ihm ausging, lullte ihn ein, machte ihn auf andere Art trunken, als es Alkohol konnte. Ihr Hautkontakt erdete Akira gerade und verdeutlichte ihm, dass Takanori noch bei ihm war.
»Ich hätte dir das viel früher sagen sollen…«
»Dass du mich einfach hier zurücklassen willst, um nach Amerika zu gehen?«, ertönte es bitter wie Medizin aus dem Mund seines Freundes. Das hatte gesessen.
»Auch«, murmelte er schuldbewusst. Der Kleine hatte also Bescheid gewusst. Akira fragte sich unwillkürlich, wie lange dies wohl schon der Fall war und wie lange er dieses Wissen mit sich herumtrug, ohne dass er etwas dazu gesagt hatte. Aber es erklärte, warum Takanori in letzter Zeit so gereizt auf bestimmte Themen reagierte. Und warum Akira solche Schwierigkeiten gehabt hatte, ihm bessere Laune zu verpassen.
»Tut mir leid, dass ich es verheimlicht habe.«
»Du bist ein Trottel. Ich hoffe, das weißt du«, zickte sein Freund weiter, doch der Größere erkannte an dem milden Tonfall, dass Takanori nicht länger sauer auf ihn war. Zumindest redete Akira sich das ein, weil er wollte, dass dies so war.
»Ich habe dich wahnsinnig gern und du bist kein Mittel zum Zweck für mich«, wisperte er, um seine Botschaft hoffentlich eindeutig herüberzubringen. Mit seiner Nase rieb er hinter Takanoris Ohr, was diesen zum Kichern brachte. Ganz offensichtlich, war er an dieser Stelle empfindlich, weshalb Akira dort einen Kuss platzierte, der ihm ein wohliges Brummen einbrachte.
»Darf ich dich nochmal küssen?«, raunte Akira gegen die empfindliche Haut am Hals, die direkt danach von einer Gänsehaut überzogen wurde.
Statt einer Antwort drehte sich der Kleine zu ihm und küsste ihn erneut. Ein mächtiges Kribbeln machte sich aufs Neue in Akiras Körper breit und er zog den anderen näher zu sich. Kurz darauf legten sie sich richtig aufs Bett, um sich ins Gesicht sehen zu können. Takanoris Körper war wunderbar weich und warm unter seinen erforschenden Fingern. Die Haut war geschmeidig und glatt. Lediglich feine Härchen unterhalb seines Bauchnabels konnte Akira erfühlen.
Der Jüngere war so unschuldig und unerfahren. Trotz seiner großen Klappe und seinem Selbstbewusstsein, dass er aller Welt zeigte, offenbarte er Akira nun eine ganz andere Seite von sich: Eine unsichere, die er versuchte zu überspielen, indem er die Berührungen des Älteren nachahmte.
Akira wusste, dass er heute keinen richtigen Sex von Takanori verlangen konnte, doch das war okay für ihn. Auch für ihn war dies absolutes Neuland. Außerdem waren Gefühle im Spiel, die er auf diese Art bislang nicht erlebt hatte. Klar, hatte er die Mädchen gemocht, aber verliebt war er in keines von ihnen gewesen. Das war bloße Befriedigung gewesen, Beruhigung der Hormone. Akira war aufgeregt, was sich vor allem an seinem beschleunigten Herzschlag bemerkbar machte, aber auch an seinen zittrigen Fingern, mit denen er den Knopf und den Hosenstall von Takanoris Jeans öffnete.
Anschließend löste er sich von den vollen Lippen, auf die so ziemlich jede Klassenkameradin neidisch war, um seinem Freund in das gerötete Gesicht schauen zu können.
Er wollte sicherstellen, dass der Blonde das hier ebenso wollte wie er selbst. Akira hatte mit Unsicherheit gerechnet oder vielleicht mit Scham, doch er war nicht vorbereitet auf das Verlangen, welches ihm entgegenschlug. Worte der Bestätigung waren nicht mehr vonnöten, als sie sich in Rekordzeit ihrer restlichen Klamotten entledigten.
Nicht länger dachte er über irgendwelche Konsequenzen für sich und Takanori nach, als er dessen bereits erigiertes Glied in die Hand nahm. Das Gefühl war überwältigend, als würde ein Schwarm von Bienen in seinem Brustkorb schwirren. Alles summte und surrte in ihm auf intensive Weise.
In den vergangenen Wochen und Monaten hatte er öfter darüber nachgedacht, wie es sich anfühlen würde, seinen besten Freund auf diese Art zu spüren. Manches Mal wurde dieser Drang so schlimm, dass er dies im Bett mit einem Mädchen kompensieren musste. Doch es reichte nicht einmal ansatzweise an dieses Gefühl heran.
Und als Takanori seinerseits nach ihm griff, musste Akira sein Keuchen in einem leidenschaftlichen Kuss dämpfen. Schließlich wollte er nicht Takanoris Eltern wecken. Sie mussten also leise sein.
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