𝑃𝑎𝑠𝑡 [5]: 𝑇𝑎𝑘𝑎𝑛𝑜𝑟𝑖

Auch wenn Takanori noch so sauer und enttäuscht war, konnte er seine Überraschung nicht verbergen, die zutage kam, als Akira nach der Hand griff, die der Blondschopf zurückziehen wollte. Immerhin hatte er den Hosenstall seines besten Freundes bereits geschlossen. Nur drückte dieser die Hand nun direkt gegen seinen Schritt. Diese Tatsache sorgte sogleich dafür, dass Takanoris Herz heftig zu schlagen begann. Es lag immerhin ein Unterschied darin, sich gemeinsam Pornos anzusehen und sich dabei einen von der Palme zu wedeln. Es gab sogar einen Unterschied, wenn sie sich nackt sahen oder sich nahe waren. Aber das hier gehörte definitiv nicht zu den vertrauten Gefühlen, die Ruki für gewöhnlich empfand. Das hier war neu, fremd und anders. Vermutlich hatten seine Augen die Größe eines Espressountertellers angenommen.
»W-was soll das werden?«, fragte Takanori deshalb. Doch er bekam nur eine Reaktion als Antwort:
Akira drückte seinen Schritt fester gegen die Hand. Und was der Blonde hinter dem Stoff erfühlen konnte, ließ ihn kurzzeitig die Luft anhalten. Takanori sollte seine Hand wegziehen. Am besten jetzt sofort. Allerdings schien Akira völlig andere Pläne zu haben. Denn bevor der Kleinere überhaupt irgendwas tun konnte, trafen die Lippen seines besten Freundes hart auf seine. Sein Herz musste in diesem Moment aufgehört haben zu schlagen und sein Körper wurde völlig nachgiebig.
Eigentlich wollte Takanori schon lange nichts anderes mehr, als diesen nächsten Schritt zu gehen. Jedoch hielt er sich bislang immer zurück. Erst recht, seit er wusste, dass er Akira so schnell nicht wiedersehen würde. Aber anstatt sich von diesem Gedanken führen zu lassen und besser Abstand zu nehmen, kam der Blondschopf dem aufgeforderten Zungenspiel entgegen. Darin lag wohl ein weiterer Unterschied: Akira hatte die Erfahrungen, die Takanori fehlten. Während der andere bereits sämtliche Weiber geknutscht und flachgelegt hatte, herrschte bei Takanori genau das Gegenteil. Das lag unter anderem auch daran, dass er es nicht wagte, sich öffentlich dazu zu bekennen, insgeheim Interesse am gleichen Geschlecht zu haben. Man würde ihn deshalb wahrscheinlich nicht nur der Schule verweisen, sein Vater würde ihn direkt vor die Tür setzen. Einzig bei Akira musste er sich nicht verstecken.
Genau das war im Endeffekt der Grund, sich jetzt diesem Gefühl hinzugeben.

»Lass uns verschwinden«, forderte Takanori, als sie es schafften, ihre Lippen voneinander zu lösen. Akira nickte bloß zur Bestätigung. Und es glich beinahe einer Flucht, als sie das Schulgelände verließen. Erst einige Meter danach war es Akira, der abrupt stehen blieb.
»Was ist los?«, wollte der Blondschopf deshalb wissen. Sofort schossen ihm sämtliche Theorien durch den Kopf, die dieses warme Gefühl in seinem Bauch mit Eiswasser zu löschen versuchten.
»Gehen wir zu dir«, war aber lediglich die Antwort des anderen. Es ließ Takanori kurz blinzeln, bevor er im Anschluss lediglich nickte. Auf diese Idee wäre der Kleinere ohnehin von selbst gekommen. Die Mutter seines besten Freundes konnte ihn nicht ausstehen und betrachtete ihn jedes Mal mit einer herablassenden Art wie einen Fremdkörper. Nur widerwillig akzeptierte diese Frau, wenn ihr Sohn wollte, dass Takanori bei ihm übernachtete und selbst dann nutzte sie jede Möglichkeit, ihre Zweisamkeit zu stören. Mit den Eltern des Blondschopfs war es nicht weniger einfach. Zumindest väterlicherseits. Aber zumindest nahmen sie es hin. Vor allem seine Mutter hatte einen Narren an Akira gefressen. Das war wenigstens etwas Positives.

Kaum, dass sie sich beinahe wie Verbrecher in das Haus und schließlich in Takanoris Zimmer geschlichen sowie die Tür leise geschlossen hatten, gab es vor allem für den Kleineren kein Halten mehr. Wie ein ausgehungerter Wolf fiel er über Akira her, sodass sie regelrecht zum Bett stolperten. Kleidungsstücke landeten daraufhin einfach auf dem Boden. Erst danach hielt Takanori erstmals inne. Er konnte sich nicht erklären, warum. Irgendwie sah er Akira binnen eines Augenblicks mit anderen Augen. Lag es vielleicht daran, dass sie gerade anders als sonst miteinander umgingen? Weil sie das erste Mal Zärtlichkeiten miteinander austauschten? Oder weil Takanori von dem Bewusstsein eingeholt wurde, mehr als Freundschaft für Akira zu empfinden?
Der Junge mit den blondgefärbten Haaren hatte keine Antwort darauf. Jedenfalls keine, die irgendeinen Sinn ergeben würde.
»Was ist denn?« Akira kam ihm wieder näher, verzog seine Lippen zu einem dreckigen Grinsen, welches Takanori sofort erwiderte.
Ob sie beide wirklich zu hundert Prozent wussten, was sie hier taten? Vermutlich nicht. Takanori kannte Akira zwar lange genug, dennoch war das für ihn ein völlig neues Terrain. Sein Blick wanderte anschließend über den nackten Oberkörper seines besten Freundes und musterte ihn völlig ungeniert. Akira hatte sich wirklich gemausert. Dem wurde Takanori sich abermals bewusst. Wahrscheinlich war es aber auch nur der Versuch, Zeit zu schinden, weil ihm eigentlich der Arsch auf Grundeis ging.
»Was tun wir hier?«, entgegnete der Blonde, anstatt auf die eigentliche Frage eine Antwort zu geben. Dabei fixierte er mit seinen Augen Akira, der ihn fragend ansah.
»Wir machen rum, oder nicht?« Genau das wollte Takanori nicht hören. Nicht, weil ihn diese Worte störten, sondern die Bedeutung dahinter. Nun fühlte es sich weniger bedeutend an. Eher klang es nach etwas, was sein bester Freund ohnehin schon oft genug getan hatte.

Das Feuer, welches bis eben noch brannte, war erloschen. Takanori bereute es geradewegs, überhaupt so weit gegangen zu sein und sich darauf eingelassen zu haben.
»Klar«, murmelte er bei dem Versuch, vom Bett zu krabbeln. Der Blonde wollte nicht einfach bloß jemand sein, mit dem man rummachte.
Als seine Füße den Boden berührten, versteifte sich sein Oberkörper. Es lag allerdings nicht daran, weil er frösteln musste. Es lag daran, weil Akira von hinten seine Arme um ihn schlang.
»Was soll das jetzt werden?«, fragte Takanori aufgrund der Geste seines besten Freundes. Jedoch wurde es nicht besser, als er dessen Lippen auf seiner rechten Schulter spüren konnte.
»Du bist sauer und das will ich nicht«, bekam er nun die Antwort von dem anderen. Takanori fühlte sich auf einmal viel zu nüchtern, als dass er alles auf den Alkohol schieben könnte. Bei Akira war er sich nicht so sicher.
»Dann hör auf, an mir zu fummeln und mir deine Zunge in den Rachen zu schieben. Ich bin keines deiner Weiber, die du ständig flachlegst. Wir sind Freunde, da tut man sowas nicht«, brummte Takanori, der allerdings ruhig sitzen blieb, anstatt sich aus den Fängen des anderen zu befreien. An seinem rechten Ohr hörte er schließlich ein leises Lachen. Sofort breitete sich auf seinem Körper eine Gänsehaut aus.
»Und was wäre, wenn ich nicht mehr einfach nur mit dir befreundet sein kann?« Takanori glaubte sich verhört zu haben. Akira musste noch betrunkener als erwartet sein. Anders konnte es sich der Blondschopf nicht vorstellen. Erst als es unangenehm still zwischen ihnen wurde, zwang er sich, etwas dazu zu sagen.
»Du bist betrunken und redest Unsinn«, dementierte er deshalb. Das war die einzig logische Erklärung für das Verhalten seines Freundes. Warum Akira ihn jedoch nach diesen Worten fester an sich drückte, vermochte Takanori nicht zu sagen. Zumindest nicht zum aktuellen Zeitpunkt.

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