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Es war heiรŸ. Die Sommerhitze drรผckte noch immer, sodass fast jeder Schritt zu viel war. Ab morgen begannen dann fรผr Takanori letztmalig die Ferien und nรคchstes Jahr war es dann auch bei ihm soweit, wie bei seinem Freund Akira. Apropos...
Pรผnktlichkeit war nie dessen Stรคrke. Oder es lag daran, dass Takanori stรคndig in den Spiegel starrte, um zu kontrollieren, ob noch alles saรŸ. Schon seit lรคngerem benutzte er Eyeliner, Make-up und Wimperntusche. Immerhin war er noch in dem Alter, in dem man sich ausprobierte. Sich immer wieder neu erfand. Vielleicht gehรถrte die Tatsache, dass er Shonen-Ai-Mangas las und ganz heimlich den ein oder anderen Gay-Porno sah, auch zu dieser Findungsphase?
Was wusste er denn auch?
Vom Tuten und Blasen hatte Takanori keine Ahnung. Wortwรถrtlich.
Aber eins wusste er:
Er fand Akira attraktiv. In den vergangenen zwei Jahren hatte sich der Kerl herausgeputzt und die Weiber klebten ihm am Arsch. Auf den Takanori auch gerne starrte. Doch Akira war sein bester Freund, sein Ying wรคhrend er Yang war, seine bessere Hรคlfte und verdammt nochmal der Kerl, der ihm eine Morgenlatte bescherte. Und das war tricky. Vor allem, wenn der andere bei ihm รผbernachtete. Manchmal war Takanori auch dankbar, wenn sie gemeinsam einen Porno sahen und sich gemeinsam einen runterholten. Danach redete niemand darรผber, da es irgendwie normal war. Zumindest redete sich Takanori dies ein.

Sein Blick wanderte zu dem Digitalwecker auf seinem Nachtschrank. Akira war immer noch zu spรคt. Vielleicht hatte er auch eine andere Begleitung fรผr die Abschlussfeier gefunden? Takanori kaute nervรถs auf seiner Unterlippe und starrte erneut in den Spiegel. Ein weites, weiรŸes Shirt, enge Jeans und Boots. Ein Stil, den Takanori seit Neuestem fรผr sich entdeckt hatte. Zumindest verdeckte es all das, was er an sich zu speckig fand. Da rief auch schon seine Mutter von unten ยปSuzuki-san ist da!ยซ Ein Schmunzeln legte sich auf Takanoris Lippen und er eilte die Stufen hinab zum Eingangsbereich. ยปIhr sagt bescheid, wenn ihr abgeholt werden wollt?ยซ
Gosh...seine Mutter war manchmal so....

ยปJa, Mamaยซ, bestรคtigte Takanori die Worte seiner Mutter. Diese nickte zuversichtlich. Tatsรคchlich wusste sie aber, dass ihr Sohn entweder bei Akira schlief oder dieser bei ihm. Niemand wรผrde somit allein nach Hause kommen. Und so weit entfernt lag die Schule nicht. Deshalb setzte sich Takanori auch schon in Bewegung und zog Akira am Arm mit sich. Selbst in diesem Anzug sah er zum Niederknien aus. Trotzdem wรผrde es bei dem feinen Fimmel bestimmt nicht bleiben.

ยปHiยซ, grinste Takanori dennoch seinem Freund entgegen und schob die Hรคnde in seine Hosentaschen. Schon aus den Augenwinkeln heraus konnte er diesen Ausdruck in dem Gesicht des anderen erkennen. Pรผnktlichkeit war definitiv nur etwas fรผr Loser. Akira hatte eine unendliche Ruhe und Gelassenheit in sich, weshalb er es nicht mal einsah, sich zu einem Abschlussball zu stressen. Was wollten sie tun? Ohne ihn Anfangen? Am Ende wรคre das Schlimmste, was passieren konnte, dass er die Zeremonie stรถren wรผrde und alle ihn anstarrten - ooooh schrecklich. Von wegen. Takanori konnte sich diese und รคhnliche Gedanken bei Akira bestens vorstellen. Klar, er kannte ihn seit der Mittelstufe. Manchmal fรผhlte es sich an, als wรคre es erst gestern gewesen, als Takanori an seinem ersten Schultag nach dem Umzug im strรถmenden Regen in Akira hinein rannte. Weil er viel zu spรคt dran war. Danach wurde er von ihm bis zum Klassenzimmer gebracht und das Eis brach binnen eines Augenblicks.

Takanori spรผrte darauf Akiras musternde Blicke auf seiner Haut kribbeln. Er kannte auch diesen Ausdruck. Wie der Blondschopf selbst wusste auch Akira, dass Takanori mit der Zeit einen verdammten Fick auf die Etikette legte, die die Erwachsenen als Norm bezeichnete. Er sah einfach immer etwas anders aus. Er probierte Verschiedenes und ihm war egal, ob das fรผr Mรคnner oder Frauen war. Shoppen zu gehen bedeutete auch, ungewรถhnliche Ecken zu betreten. Es war unkompliziert, locker und eben einfach perfekt fรผr ihn.
ยปWie lange hast du gebraucht um da rein zu kommen? Lass mich raten... gestern in der Wanne angezogen und hauteng trocknen lassen?ยซ, riss Akira Takanori aus seinen Gedanken. Er brauchte einige Sekunden, ehe er verstand und Akira entrรผstet ansah.
ยปUnd sowas traust du mir zu?ยซ, kam es fast schon empรถrt รผber Takanoris Lippen. Als wenn er es nรถtig gehabt hรคtte, sich auf diese Weise in eine Jeans zu zwรคngen!
Danke, Akira, dachte der Blondschopf nur stumm und richtete seine Augen zurรผck auf den Weg vor sich. Akira konnte manchmal wirklich unsensibel. Nur weil sich Takanori viel aus seinem Aussehen machte, hieรŸ das nicht, dass es jedes Mal leicht wรคre. Denn da gab es die ein oder anderen Komplexe. Oder was glaubte sein bester Freund, warum er oft zu weiten Oberteilen griff oder alles daran setzte, von den Dingen abzulenken, die Takanori absolut nicht an sich mochte?
Aber gut, er lieรŸ das jetzt auch so stehen. Takanori wollte jetzt nicht die Diva zum Leben erwecken. AuรŸerdem war bereits das Schulgebรคude zu erkennen und von รผberall her drang Gelรคchter zu ihnen. Nun ging es los zum Abschluss und Akiras Freunde schon am Eingang warteten. ยปEy! Immer auf den letzten Drรผcker, beschwerte sich einer von ihnen mit beherztem Lachen. Akira grinste nur, wรคhrend Takanori plรถtzlich immer stiller wurde. ยปWo bleibt denn sonst die Spannung?ยซ, waren dann die Worte seines besten Freundes. Da hatte er nicht Unrecht. Aber das war nicht der Grund, warum Takanori Akira am ร„rmel zurรผckzog und die anderen weiterziehen lieรŸ.
ยปDu lรคsst mich da drinnen aber nicht alleinยซ, schoss es ihm darauf auch schon รผber die Lippen, wรคhrend seine durch Kontaktlinsen blauen Augen die dunklen von Akira fixierten. Dessen perfekt gezupften Brauen hoben sich und seine rechte Hand hob sich. Diese spรผrte Takanori im nรคchsten Moment auch schon in seinem Haar. Akira selbst beugte sich zu ihm und er konnte dessen warmen Atem auf seinem Gesicht spรผren. ยปVersprochen.ยซ
Takanoris Herz stolperte unerwartet in der Brust. Das Gefรผhl hatte er bislang immer verdrรคngt und er ignorierte es auch wieder. Denn das hier sollte Akiras Abend und nicht von einem pubertierenden Wechselbad der Gefรผhle ruiniert werden.

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