𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟐
Als ich am Abend endlich zu Hause ankam, erwartete uns draussen eine Grillparty, um genau halb sieben Uhr abends. Ich stöhnte lustlos, aber nur weil ich noch lernen musste, und nicht wirklich Lust auf das Lernen hatte. Auch Ruth und Jill schienen nicht begeistert zu sein. Immerhin, wir hatten einen sehr anstrengenden Tag hinter uns. Wir gingen in die Küche herein, genossen die Kühle, die uns entgegenwehte als wir in den Kühlraum betraten. Jill zitterte, ich ignorierte die Kälte, genauso wie Ruth. Wir durchsuchten die Kühltruhen. Irgendwann fanden wir durch Zufall einige Becher Glaces. Wir nahmen alle einen. Ich nahm Vanille, Ruth nahm Erdbeere und Jill nahm Kaffee. «Na los, ich will die Party nicht verpassen!» meinte Ruth glücklich. Sie grinste uns fröhlich an, als sie hinzufügte: «Hat jemand Lust auf eine Flasche Bier?», meine Schwester und ich nickten. Klar, warum nicht? Dachte ich. Jede nahm eine Flasche. Wir verliessen den Raum, draussen wurden wir schon erwartet. Ruth setzte sich an den Tisch, wir fingen an unsere Glaces zu essen. Draussen lagerte, in einem alten Becken, das aussah wie eine Badewanne, einen Harass mit dem Bier, ich verdrehte innerlich die Augen, wir hätten auch hier eins nehmen können. Wir hatten zuvor das Ganze zu McLyood gebracht. Alle nannten ihn so, keiner nannte ihn mit seinem Vornamen. Am anderen Tischende sassen drei Kinder, sie tranken und assen. Dabei sprachen sie laut und lachten mit den anderen Erwachsenen. Sie trugen Röcke, zumindest die beiden Mädchen, der Junge trug ein Shirt mit verschieden Farben und schwarze kurze Hosen. Alle hatten Flip-Flops an, auch ich hatte welche angezogen. Da es bei dem Wetter einfach viel besser war. Unsere Mitarbeiter trugen schöne Kleider, so als ob eine Hochzeit anstehen würde. Am Tisch begann schliesslich eine eifrige Diskussion über die nächste Wahl. «Also, ich bin der Meinung, die Republikaner zu wählen.» meinte Joe selbstsicher. Alle stimmten ihm zu. Ausser Ruths Mutter, sie sah noch unentschlossen aus, so als ob sie Hilfe bräuchte. Ich lachte auf, als Ruth einen Witz über das Aussehen von einem Jungen machte, den ich auch kannte. Leon, der aus dem Football Team. Er nervte uns alle, das wussten wir selber sehr gut. Sie fragte mich, wie es möglich war das fett Sack im Football Team sein konnte. Ich staunte, so fröhlich hatte ich sie noch nie erlebt. Vermutlich lag es am Bier, oder einfach an der guten Stimmung, mich freute es umso mehr. Endlich lachte sie wieder – und wirkte nicht mehr so traurig. Ich lachte, sie wirkte wirklich glücklich. Jedenfalls lange, nachdem wir fertig gegessen hatten, brachte sie mich dazu, aufzustehen und mit ihr mitzukommen. Sie wolle mir etwas zeigen. Dazu liefen wir durch mein Wohnhaus sowie über den Hof, auf ihr Zimmer, dass sie mit ihrer Mutter Nelly teilte. Dort nahm sie einen blauen Computer aus einer Schublade und stellte ihn auf ihren Tisch. «Ich wollte dir etwas von früher zeigen. Und noch ein bisschen mehr, glaube ich.» sagte sie leise, und klang dabei ein wenig unsicher und enttäuscht. Als der Computer gestartet war, öffnete sie eine Datei. Darauf kamen ein Haufen Videos sowie Fotos von ihr hervor. Sie lächelte. Dann tippte sie auf ein Video. Es dauerte eine Zeit, bis es lud. «Das zeigt meinen Vater zu Lebzeiten. Und na ja, ich hatte ja damals einmal noch ein zu Hause – ein Zimmer für mich alleine. Aber als meine Mutter hierherzog, war es damit vorbei. Du hast echt den Luxus –Geschwister zu haben.» Meinte sie und ihr Blick war dabei auf den Boden gerichtet. Sie wirkte dabei verlegen und zeigte mir das Video. Da ging mir auf, dass das noch in Ruanda gewesen sein muss. Sie lag in den Armen ihrer Grossmutter und sah ganz friedlich und zufrieden aus. Sie hatte ein rundes Babygesicht, eines mit auffälligen blauen Augen, die sie heute nicht mehr hatte, zwar schimmerten sie noch ein wenig blau, aber sie waren ganz braun. Ich lächelte, «Das sieht ganz nett aus.» Sie nickte beklommen. Ich sah Tränen in ihren Augen glänzen, dann kam ihr Vater herein. Er trug normale Kleidung, eine blaue Jeans und ein rot blau kariertes Hemd. Er hatte einen grossen Körper mit blauen Augen sowie blonden Haaren, er lächelte «Nanu, hier bist du ja.» Er strahlte in dem Moment, als er ihr das sagte, fing die Ruth hier, vor mir, an zu weinen. Ich umarmte sie, während das Video im Hintergrund weiter abspielte. «Ich» schluchzte sie laut «Hätte ich ihn doch noch.» Sie sah mich mit braunen Augen an, die so hilflos aussahen in wie noch nie zuvor. Ich blieb sitzen, etwas war mit ihr. Sie hatte nach und nach Wutausbrüche, obwohl sie sich normalerweise ohne damit zurechtfand. Sie war sehr komisch drauf, humorlos. Und überspielte alles. Robert warnte mich schon mit der Vermutung, dass sie, vielleicht (danke, Robert ist eben ein Möchtegern Therapeut) Depressionen haben könnte – ich sagte ihm, dass das nicht sein kann, aber ich machte mir wirklich Sorgen. Als sie fertig geheult hatte, kam ihre Mutter hinein, sie wollte, dass Ruth sofort ins Bett ginge. Ruth ging ihrem Wunsch sofort nach. Ich musste rüber, dort gab es noch viel zu tun. Wir mussten die Teller wegwerfen, weil es Plastikteller waren, da alle zu faul zum Abwaschen waren, aber es gab ja eine Geschirrspülmaschine, die niemand benutzten, wollte – tolle Familie. Tische in den Keller tun, sowie alle benutzten Schalen abwaschen. Ich musste wie immer den Abwasch erledigen, danke Mutti. Das machte nämlich keiner gerne. Gegen halb zehn gingen auch die weiteren Angestellten zurück in ihre Wohnungen. Wir gingen uns fertig machen – für ins Bett, sagte meine Mutter immer. Sie bedankte sich am Schluss bei allen. Als ich in mein Zimmer kam, staunte ich nicht schlecht, ich musste noch zig Hausaufgaben erledigen. Lustlos überlegte ich, ob ich sie noch machen sollte, oder ob ich sie morgen früh machen wolle. Also setzte ich mich an meinem Pult der schön aufgeräumt war in der anderen Ecke eins Zimmers. Mein Zimmer ist nicht das grösste. Jedenfalls könnte man es glauben. Zuerst musste ich noch etwas in Mathematik erledigen, das war es auch schon. Ich dachte kurz darüber nach, was ich jetzt tun sollte, denn beim Thema Daten berechnen gab es bei mir immer Probleme. Ich wusste, wie, aber immer gab es einen Fehler. Kurzerhand, statt mir Mühe zu geben und den Kopf zu zerbrechen, verlor ich mich auf dem TikTok Account einer Schülerin, namens Mackenzie. Ich mochte sie nicht so gerne, sie war für mich sehr arrogant und nervtötend. So verging die Zeit, als ich beschloss schlafen zugehen. Doch als ich das tun wollte, erreichte mich ein Telefon. Ich seufzte. Es war die Nummer von Jaqueline, ich nahm an. Doch statt Jaquelines Stimme, hörte ich die Stimme eines Mädchens, die mir sagte, wie sehr sie mich liebt. Ich war schon so müde, dass ich nur mit «ja» antworten konnte. Anders ging's nicht. Ich war sichtlich verwirrt.Ich legte mich in mein Bett, ich schlief schnell ein und fing an, merkwürdige Dinge zu träumen.Von Ruth, ich konnte neben ihr ein tiefer Strudel sehen. Sie schrie nach Hilfe. Sie schrie verzweifelt, aber ich konnte alles nur verschwommen sehen. Schliesslich sah ich, wie sie von einer weissen Hand in den Strudel gezogen wurde. Sie brüllte laut „Salylor! Bitte hilf mir." Ich konnte aber nur zusehen. Was mir aufgefallen war, ist das, ihr Arme voller Blut waren, sowie ihr Körper sie schienen stark zu bluten.Schliesslich wechselte der Traum.Ich wurde wach und fand mich in einem neuen Traum. Ich hörte eine Stimme rufen, konnte allerdings nichts sehen ausser, pinke Farbtupfer auf schwarzem Hintergrund, als ein paar Briefe an mir vorbeizischten. Ich staunte. Alles fühlte sich warm und breit an. Ich lächelte, leise und hatte das Gefühl zu wissen, woher die Briefe kamen. Als es plötzlich dunkel wurde, und es zu meinem Entsetzen schon fünf Uhr morgens war.Ich hörte ein nerviges Piepen, mein Wecker, dachte ich. Als ich wach war, nahm ich ihn und warf ihn aus der Türe hinaus in den Gang. Ich hatte die Türe über Nacht nicht zugemacht. Draussen hörte ich jemanden rufen, ich soll den Wecker nicht in den Gang schmeissen. Aber was soll es, das Leben als jüngste ist nun einmal am schwersten! Schliesslich zwang ich mich aufzustehen, es nervte mich tierisch, denn ich war todmüde. Ich hatte die ganze Nacht geträumt, einmal war es Ruth. Einmal waren es Briefe. Ich zwang mich aufzustehen, ging, und wusch mein Gesicht, kämmte meine langen lockigen blonden Haare, bevor ich mich vor meinen Kleiderschrank stellte. Ich überlegte, was ich anziehen wollte, und entschied mich für das einfachste Stück Kleidung. Ein weisses Oberteil mit einer grossen Kuh darauf und einem flatterigen Rock, mit dem ich, wie auch andere, sehr schön aussah. Schliesslich packte ich die restlichen Dinge unter anderem mein Mathematikzeugs sowie die englischen Hausaufgaben. Danach ging ich in die Küche und holte mir Brot und etwas Käse sowie eine Wurst aus dem Kühlschrank. Inzwischen war es schon halb sechs. Dann kam auch Jill herunter, sie brachte mir zu meiner Überraschung auch noch mein Telefon mit. Sie legte es mir hin, ich nickte ihr zum Dank. Sie setzte sich neben mich. «Gut geschlafen?», fragte sie mich besorgt, ohne mich dabei anzusehen. «Es geht, ich habe sehr verwirrende Dinge geträumt.» Sie sah mich besorgt mit ihren braunen zusammen gekniffenen Augen an. «Geht es um Ruth?», fragte sie mich. Ich nickte. Sie sah mich besorgt an. «Ich habe das Gefühl,» sagte sie mir, während sie ihr Joghurt öffnete «Dass es ihr jeden Tag beschissener geht.» Ich nickte stumm, normalerweise war Ruth fröhlich und gut gelaunt, sie war selten wütend gewesen. Jetzt blieb sie nächtelang wach, schlief meistens in der Schule und klaute sich, ohne zu fragen bei Elanor Zigaretten, ihr Glück war das Elanor das noch nie bemerkt, oder gesehen hatte. Wir checkten unsere Accounts durch, es klingelte nach wenigen Minuten. Herein kam unsere liebe Ruth. Sie sah sehr müde aus, zu müde, um irgendetwas zu tun. Ich schwieg, sie lief mit ihren Schuhen in die Küche herein, ehe sie sich dann setzte. «Willst du was essen?», fragte ich sie, besorgt. Sie lehnte höflich ab, «Nein danke.» «Wieso bist du hier?», wollte Jill wissen. Ruth Schwieg holte dann tief Luft, bevor sie mit einem lächerlichen Ton in der Stimme sagte: «Na ja, schwer zu sagen, im Moment relativ egal. Ist wegen meiner Mutter, sie hat mir gesagt, ich soll verschwinden, ehe sie ausrasten wird.» Es schien ihr herzlich egal zu sein. Wir sassen eine Weile lang schweigend da. Dann stolperte Robert die Treppe herunter, er verbeugte sich als er in die Küche kam. «Hey Ruth, schon am Start?», sie sah auf, lächelte, bevor sie dann nickte. Als plötzlich das Telefon von ihm klingelte.«Robert hier.», sagte er.«Juliette hier,» hörte ich eine Stimme, Robert runzelte die Stirn.«Was ist los?», fragte er besorgt.«Ich wollte nur mitteilen, dass wir heute Abend einen Infoabend liefe auf Instagram geben.» ich sah ihn nur nicken. Er nickte bloss, stellte dann ab, ohne ihr Tschüss zu sagen.«Na super,» meinte Jill und verdrehte ihre Augen. Jeder weiss, dass sie die Abende immer zwei Tage nach Sommerferien stattfanden. Die Zeit verging und Ruth erledigte noch ihre Hausaufgaben. Robert hatte sich zu uns gesetzt und ass schnell ein Joghurt und ein Stück Brot. Sicher war, dass er vor sechs Uhr draussen war. «Lauft ihr heute?», ich nickte, sagte ihm aber, dass wir nur zur Haltestelle laufen würden. So nahm der Tag seinen Lauf, wir assen, es gab Streit, die Leute filmten und unterhielten sich oder trieben Sport.Als ich ins Haus hereinkam, sah ich meine Mutter im Gang stehen, sie sah auf einen Brief, der einen braunen Einband hatte, dann sie sah mich an.«Der ist für dich, Saylor.» Sie hielt mir den Umschlag entgegen und sah mich mit ihren braunen Augen nur ratlos an. Ich grinste, «Ist es wichtig?» sie nickte. Ich riss den Umschlag auf und begann zu lesen. Ich wurde mit Komplimenten überworfen. Liebe SaylorDu bist mir schon früh aufgefallen, du warst meine Sitznachbarin im Fach Scouts und du hast mich immer angeschaut, ich dich ebenfalls, aber nur wenn du es nicht getan hast. Es soll gesagt sein; ich liebe dich! Du hast die schönsten blauen Augen, das schönste blonde Haar und die weisseste Haut, die ich jemals gesehen habe. Nimm es als Kompliment, denn ich will nicht, dass du weisst, wer das hier geschrieben hat. Ausserdem will ich dir sagen, du kannst immer zu mir kommen, du kannst mich alles Fragen, du kannst immer zu mir kommen - aber nur, wenn ich das auch bei dir darf, denn ich liebe dichdeine JHeute Abend, nachdem wir von der Schule gekommen waren, traf ich mich um acht Uhr mit Ruth bei mir, wir setzten uns mit meinem Laptop auf die Couch, mit viel zu essen. Um Punkt sieben Uhr begann die Sendung.«Herzlich willkommen zu unserer Sendung der Schülerzeitung. Live heute um Punkt sieben Uhr das Thema des Jahres LGBTQ, Geschlecht, Mode und so weiter. Jedenfalls hat alles mit Diversität zu tun, das heisst so viel wie Vielfalt. Oder auch Vielfältigkeit.» Ich freute mich sehr, das Gesicht von Jordyn zu sehen. Sie hatte ihr Haar zusammengebunden und trug ein nettes Make-up. Alles in Pink, sie trug ein schönes Shirt. Aufgeregt sah ich ihr zu. Sie erklärte uns ein paar Begriffe. Dann stellte sie uns eine Person vor. Ein junger Mann, er lächelte in die Kamera. Dann setzte er sich neben Jordyn auf die Couch. Ruth sah interessiert zu. Ich kicherte leise und biss in ein Stück Pizza ab. «Hallo, mein Name ist Max. Maximilian. Ich bin ein Transmann.» Er sah sehr verlegen aus. Unten im Chat schrieben alle komischen Dinge wie wow, ok, und na ja – als sich Jordyn wieder zu Wort setzte, sagte sie mit bebender Stimme: «Ihr dürft ihm allerlei Fragen stellen – aber zuerst ich, woher wusstest du das du ein Junge bist?» fragte sie und sah sehr neugierig aus. Er lächelte, «Nun,» begann er. «Ich wollte schon als kleines Mädchen ein Junge sein.» Sie nickte. «Gut, ich denke, ich halte mich heraus. Und du beantwortest allerlei Fragen. Da kommen schon welche.» Sie schien auf etwas zu zeigen, das vor ihr lag. «Klar doch,» Er nickte sie an. «Ich mach das schon.» Welche Dinge muss man machen, bis man als Mann gilt?Er runzelte kurz die grosse Stirn, erzählte dann aber was man tun musste. «Also, man muss zu einem Psychologen, dieser stellt dann fest, ob man Trans ist. Danach verschreibt er die verschiedenen Hormone. Diese verändert dann den Körper, die Statur bleibt gleich. Auch die Stimme verändert sich und wird tiefer.» sagte er, und sah dabei sehr glücklich aus.Wie war es nach der Operation; «zum Mann»?Er lächelte kurz, sagte dann aber ganz sachlich: «Man geht in ein Spital. Dann wird man operiert, danach muss man das dann nur noch zum Funktionieren bringen.» Er strich sich durch seine blonden Haare und seine blauen Augen starrten in die Kamera. Er beantwortete noch ein paar Fragen. Als Ruth plötzlich mit den Fingern auf meinem Laptop herumtippte.Wurde es akzeptiert, dass du Trans bist?Ich staunte, sie stellte selten solche persönlichen Fragen.Er nickte stumm, sagte dann, «Ja zum Glück. Ich darf noch Kontakt zu meiner Familie haben, obwohl sie es teilweise nicht akzeptieren. Da sie streng orthodoxe Juden sind.» Er sah unglaublich verlegen aus.Ruth sah kurz entsetzt aus. «Entschuldigung,» würgte sie heraus. Und ihre braunen Augen sahen nicht so aus, als ob sie glücklich war. «Das tut mir leid, ich hätte nicht fragen dürfen.» Sie schüttelte ihren Kopf. Und biss ein grosses Stück Pizza ab. Sie ass Frust, dachte ich. Aber wie durch ein Wunder wurde, sie dadurch nie dick. Sie traute sich nicht mehr auf meinen Bildschirm zu schauen, geschweige denn ich wusste wie verlegen sie war. Normalerweise war sie das auch recht schnell. Sie fummelte an ihrem fetten Wollen Pullover herum. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, wie sie sich schämte. Schliesslich schrieb sie in den Chat hinein Entschuldigung. Und sah mich an. «Entschuldigung, ich wollte das wirklich nicht wissen, ich meine er...» enttäuscht drehte sie sich weg, und fragte mich, ob wir uns nach draussen begeben könnten. Ich nickte, und fragte mich, warum sie das wollte. Es war zwar noch hell, aber trotzdem wehte ein kühler Wind. Ich nahm das Essen mit nach draussen, wir setzten uns mit dem Essen auf eine schöne weisse Schaukel, die im Garten hing. Sie kam mir nach und wir setzten uns. Es ging nicht lange und schon spielte sie mit ihrem Feuerzeug herum. Sie sagte ihrer Mutter immer, sie bräuchte es nur, um damit Feuer zu machen. Ich kannte noch die andere Tatsache, wieso sie eins hatte. Und ehe ich mich versah, hatte sie auch schon die Zigarre im Mund. Ich sagte nichts dazu und fragte mich, wie es sein konnte, dass ihre Mutter das nie bemerkte. Dann lachte er plötzlich, er sagte nichts mehr und rannte hinaus. «Siehst du?», sagte ich zu Ruth, die verwirrt auf den Bildschirm starrte. Dann schaute sie mich mit einem schelmischen grinsen an, und lehnte sich an mich. «Was?», fragte sie leise. Ich sah mich um, «Er findet die Situation auch total peinlich.» Ruth schwieg so, als ob sie mir sagen wollte, dass er das auch tun sollte. Sie fing an, zu lachen. «Ja man sieht es,» sie lachte. Ich lachte und wir strahlten uns an. «Ich habe ehrlich gesagt keine Lust da hier zu schauen. Ich meine ... so schlecht war es noch nie in meinem Leben.» ich nickte. Ich wollte aber nicht auflegen, da ich unbedingt Jordyn sehen wollte. Ach, wie ich sie mochte.Ruth zuckte mit den Schultern, und verstaute den Stummel in ihrer Jeans. Ich versuchte zu lächeln. Aber sie hatte recht. Es gab nicht viel Neues. Ich wusste schon alles über die Thematik, was man wissen soll. Also sagte ich zu ihr «Wollen wir Fussball spielen gehen?», sie nickte, sie war damit einverstanden. Wir brachten also unser Essen ins Haus herein, stellten alles in die Küche, während wir kurz hoch in mein Zimmer gingen. Als ich hochkam, sah ich Jill draussen am Telefonieren. Ich konnte sehen, wie rot sie war. Sie lächelte die ganze Zeit und als sie mich und Ruth sah, lächelte sie erfreut. Als wir in mein Zimmer kamen, staunte ich, es stank ein wenig. Ruth rannte zum Fenster. Und öffnete es. «Brauchst du Parfüm?», fragte ich sie und lief zu meinem Tisch hinüber. Auf einem Buch stand ein Parfüm, Rose, um genauer zu sein. Ich gab es ihr. Schnell sprühte sie sich damit ein. Verwundert sah sie mich an, als ich einen Zettel auf den Tisch legte. Es war, um genauer zu sein, der Briefumschlag, den mir meine Mutter gegeben hatte. Sie sah mich mit grossen Augen an und ohne mich zu fragen, nahm sie den Brief und begann zu lesen. Wobei die Augen von Ruth immer grösser wurden. «Was?», sie sah mich an. Vermutlich würde sie jetzt eifersüchtig werden. Aber nein, sowie ich sie kannte musste sie zuerst einmal heftig lachen und das tat sie auch. «Wer soll dich denn bitte lieben?», Ihr grinsen wurde immer grösser, am liebsten hätte ich ihr eine gescheuert. «Na ja, nicht ganz. Ich meine – dich liebt doch keiner.» Ich sah sie verwirrt an. «Wer sagt denn, dass es ein Junge sein muss?», erstaunt sah sie mich an. «Wie bitte? Bist du lesbisch?», ich schüttelte den Kopf, obwohl ich am liebsten 'ja' geschrien hätte. Es war so schwer, schon seit ich klein war, war ich immer in Mädchen verliebt. Immer schon. «Schon gut, du kannst mir die Umstände ja mal erklären, wenn es so weit ist.» Sie blickte mich ernst an. «Man kann ja auch beides lieben.» Ich merkte, wie unangenehm ihr die Situation war. «Schon gut,» sagte ich zu ihr und setzte mich neben sie. «Ich denke, ich weiss, was du denkst, aber das war noch nie so. Ich meine an unserer Schule sind auch viele bisexuell oder homosexuell.» Sie sah mich an «Ich kenne nur zwei, Sybille und Jordyn,» einen Moment lang, verspürte ich die kurze Hoffnung das Jordyn auf mich stehen könnte. «Aber schon merkwürdig, dass es Sybille ist. Was ist sie denn?», sie zuckte zusammen, sagte mir dann mit einer ungeheuren ernsten Miene: «Pan,» Ich fragte mich wohl, ob Jordyn auch Pan sei. Traute mich allerdings nicht, danach zu fragen. Wir sassen da in einer peinlichen Stimmung. «Können wir Fussball spielen gehen?», fragte mich Ruth, mit etwas sehr Unruhigem in der Stimme. Ich nickte, dann standen wir auf, Ruth legte den Brief wieder auf den Tisch. Wir rannten nach draussen an der telefonierenden Jill vorbei, und holten uns unten in der Garderobe einen Ball. Auf dem Hofplatz stellten wir uns auf, und schossen uns die Bälle zu. Ich liebte dieses Spiel, wir lachten viel. Am Abend versammelten sich alle am Tisch. Auch die Angestellten. Als plötzlich Elanor etwas zu sagen hatte, sie räusperte sich und sagte mit einem polnischen Dialekt, «Jemand klaut immer Zigarren von mir. Aber Finn habe ich es erlaubt welche zu nehmen.» sie schüttelte ihre braunen Haare und zog ihre Jacke ab. Sie band sich die Haare zusammen und sah in die Runde. «Ist ja nicht so, als ob die jetzt billig sind, und nichts kosten würden.» McLoody schaltete sich ein, «Wer lebt noch bei euch?», Ruth und ihre Mutter streckten die Hände hoch. «Na ja, die Mutter von Ruth raucht nicht.» meinte Elanor und sah Ruth an. «Und du?», fragte sie Ruth, diese schüttelte den Kopf. «Käme mir nie in den Sinn.», sagte sie ihr, ich spürte irgendwie, wie schlecht sie sich fühlte. In dem Moment stand sie auf und rannte weg aus dem Haus. Die Türe wurde unsanft zugemacht. Alle sahen ihr nach. Ruths Mutter sah geschockt aus. Sie hielt sich ihre beschmutzten Hände beschämt vor ihr Gesicht. Joe kam und ging mit ihr in das Wohnzimmer. Ich rannte auch nach draussen hinüber zum Pferdestall. Wo ich sie an der Wand fand. Sie schluchzte leise, ihre Brust bebte, sie zitterte. Ich seufzte, bevor ich mich neben sie setzte und einen Arm um Ruths Schultern legte. Jetzt wird mir Mama alles verbieten!» meinte sie unterbrochen von ihrem schluchzen. Sie versuchte mich nicht anzusehen als sie es doch tat, liefen ihr dicke Tränen über die Wangen. Diese liefen dann herunter. Ruth schluchzte, ich gab ihr mein Taschentuch, sie nahm es. Stillschweigend sassen wir da. Ich wusste, wie Ruth selber auch, dass sie nicht Jaqueline war, deren ihre Eltern ein Konto errichtet hatten, nur weil sie das Beste für ihre Tochter wollten. Wenigstens eine gute Nachricht gab es, niemand mochte ihre Eltern wirklich, da beide Bänker waren. Dann richtete Ruth sich auf: «Ich gehe zu Sybille,» sagte sie und drehte sich schluchzend um. Ich stand auf und umarmte sie. Ich atmete ihr Parfüm ein und blieb still. Sie wehrte sich nicht, stattdessen blieb sie still in meinen Armen und schluchzte an meiner Brust. «Sie versteht nicht,» hauchte sie mit unterbrochenem Schluchzen in ihrer Stimme, so als hätte sie vergessen, was sie eigentlich sagen wollte. «Wieso!» dann brach sie einfach so zitternd auf dem Boden zusammen. Hoffnungslos blickte ich zu ihr hinunter. Sie zitterte und ihre Brust bebte. Ihre Nase lief, sie hielt sich ihre Hände vor ihr Gesicht. «Entschuldigung,» brachte sie zitternd und schluchzend hervor. Ein paar Tränen traten ihr aus den Augen. Ich sah zu ihr auf den Boden, bevor ich mich mit einem üblen Gefühl im Magen neben sie setzte. Ich hielt ihre Hand fest. Es war nicht lange her, wo sie noch gelacht hatte. «Und jetzt?», fragte ich. «Soll ich Sybille anrufen?», fragte ich vorsichtig. «Ja gerne,» sie zitterte. Ich nahm mein Handy hervor und wie durch ein Wunder trotz des schlechten Internets, konnte ich telefonieren. Das Telefon verlief schnell und Ruth durfte zu Sybille gehen. Ich sah zu ihr hinüber. «So, ist gut. Du darfst gerne zu ihr kommen.» Sie stand auf und sah mich an. Dann fragte sie mit einer zitternden Lippe, ob ich sie fahren konnte. Ich verdrehte die Augen und meinte, dass ich das könne. Ich schlich mich ins Haus, was schwer war, da immer noch alle am Küchentisch sassen, und klaute meiner Mutter dann den Autoschlüssel. Dieser hing an einem Haken in der Wand. Ja, sie liess mich schon fahren, aber vermutlich würde sie es bemerken. Ich liess die Türe ins Schloss fallen und rannte zum Auto hinüber. Es stand vor unserem Garten. Ein grüner Subaru, wir setzten uns hinein. Ich stellte den Motor an, «Wo hast du das gelernt?», Ich zuckte mit der Schulter «Dal hat es mir beigebracht.» sagte ich, so als ob es selbstverständlich sei. Ich fuhr aus dem Hof heraus, an den Ställen vorbei und auf den Feldweg. Man hatte etwa dreissig Minuten, um zu den Peters zu kommen. Als ich ankam, fuhr ich auf den Vorplatz des Hofs. Sybille wartete schon auf mich. Ich hatte sie gesehen, sie sass draussen und schien zu lernen. Schnell kam sie auf uns zu. Ich sah auf den Hof. Überall standen Maschinen herum. Ruth stieg aus und ich ebenfalls, zuvor stellte ich den Wagen noch ab. «Hallo, was ist denn mit Ruth passiert?», Ich erklärte ihr, was alles passiert war, dabei sah ich ihre Besorgnis. Sie umarmte Ruth, diese zitterte nur. «Sie kann kommen,» meinte sie. Sie bedankte sich bei mir, bevor sie mit Ruth verschwand. Ich konnte nur noch sehen, wie sie die Haustüre zumachten. Ich war erleichtert und fuhr zurück nachhause. Zu Hause angekommen, stellte ich das Auto wieder vor den Garten und nahm den Schlüssel mit. Ich ging zu den Pferden hinüber. Dort schaute ich, ob sie noch Wasser brauchten und löschte dann das Licht. Bald darauf eilte ich hinüber ins Haus. Ich schloss die Türe ab, in der Küche brannte noch Licht. Ich schaute hinein und sah meine Mutter. Sie las eine Zeitung. «Hallo Mutter,» sagte ich und legte ihr den Autoschlüssel hin. «Was ist vorher passiert?», Sie sah mich an und legte die Zeitung weg. «Nicht viel,» meinte sie nur. «Wo ist Ruth?», Ich zögerte, sagte ihr dann die Wahrheit, «Ich habe sie zu Sybille gefahren. Es ist besser, wenn sie nicht hier ist.» Sie nickte. «Du kannst hier noch etwas essen, oder hochgehen und schlafen.» meinte sie. Ich zögerte nicht lange und ging duschen. Ich summte mein Lieblingslied, danach föhnte ich mir die Haare. Ich rannte dann noch zu Jill ins Zimmer, die gerade Italienisch lernte und erschrak als ich hereinkam. «Was tust du denn hier?», sie schien schon gereizt zu sein. «Ich wollte kurz fragen, ob du weisst, wie die Schriften der Leute aus der Schülerzeitung aussehen.» Sie runzelte die Stirn. Nickte dann aber und reichte mir einen Stapel Blätter. «Danke,» sagte ich und rannte in mein Zimmer. Dort setzte ich mich an meinen Tisch und verglich die Schriften mit der meines Briefes. Und tatsächlich hatte eine Schrift eine Ähnlichkeit – darauf stand in roten grossen Buchstaben:Who is good enough as speaker for the office of head boy?JordynIch staunte, dann wurde mir fast übel. Ich entschloss mich dann den Brief und die Blätter auf die Seite zu legen. Aber es stimmte, darauf stand, wer ist gut genug für das Amt des Schulsprechers? Ich seufzte, was hatte das wohl zu bedeuten? Ich dachte kurz darüber nach, beschloss mich dann dazu, dass ich ja morgen noch darüber nachdenken könnte. Das wusste ich, dennoch hoffte ich, dass es nicht Jordyn war, obwohl ich ja auch Gefühle für sie hatte. Und jedes Mal aufgeregt war, wenn ich sie sah. Ich legte mich schlafen, ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Ich wurde ich überrascht als ich am nächsten Morgen erwachte. Na toll, dachte ich. Als ich diesen Samstagmorgen um neun Uhr kurz vor Weihnachten aufstand, konnte ich ein lautes Krachen hören. Neugierig stand ich auf, und schaute aus der Türe hinaus. Ich sah, wie Robert unten auf dem Boden lag. Sein Gesicht war rot angelaufen, Blut lief aus seiner Nase. Er stöhnte vor Schmerzen, Dally starrte ihn an. Die Wut war deutlich zu spüren. Er drehte um und verschwand. Ich rannte zu Robert, die Treppe hinunter. Er hielt sein Shirt an die Nase und sah nicht gut aus. Ich half ihm beim Aufstehen. «Danke,» sagte er mit einem erleichterten Tonfall. «Bitte, wieso hat dich Dal eigentlich die Treppe hinuntergestossen?», fragte ich neugierig.«Weil ich sein FIFA-Game gestohlen hatte, Alex wollte heute noch kommen.», sagte er, während ich ihn wortlos in die Küche begleitete, wo er sich den Kopf wusch und sich seine Frisur wieder einigermassen richtete. «Aber du hättest ihn fragen können,» murmelte ich und holte mir in der Gefriertruhe ein Eis. Ja, Eis essen am Morgen konnte man machen, wenn Mutti weg war. «Nein. Er würde es mir nicht geben, da wir es momentan nicht so guthaben.» Ich staunte, traute mich dann auch noch zu fragen. «Warum denn nicht?», fragte ich ihn, immer noch von der Neugierde getrieben. «Wir haben Streit, wegen der Sache mit Dal und dem Militär.» knurrte er und setzte sich auf einen Stuhl, ich setzte mich auch und öffnete eine Glace, dass ich mir geholt hatte. Dann begann ich zu essen, mich frisch machen konnte ich später auch noch. Wir schwiegen, ich beobachtete draussen im Garten die Blätter der Büsche. Wie spannend, dachte ich.
𝟦𝟪𝟥𝟤 𝖶ö𝗋𝗍𝖾𝗋
𝖭𝗎𝗇, 𝖾𝗌 𝗂𝗌𝗍 𝗀𝗅𝖺𝗎𝖻𝖾 𝗂𝖼𝗁 𝖽𝖺𝗌 𝖫ä𝗇𝗀𝗌𝗍𝖾 𝖪𝖺𝗉𝗂𝗍𝖾𝗅, 𝗈𝖽𝖾𝗋 𝗌𝗈. 𝖨𝖼𝗁 𝗁𝗈𝖿𝖿𝖾 𝖽𝖺𝗌 𝗂𝗁𝗋 𝖲𝗉𝖺𝗌𝗌 𝖻𝖾𝗂𝗆 𝗅𝖾𝗌𝖾𝗇 𝗁𝖺𝖻𝗍/𝗁𝖺𝗍𝗍𝖾𝗍.
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