𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟖𝟎
𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟖𝟎
𝙼𝚊𝚛𝚢𝚊𝚗𝚊
Einige weitere Tage ohne meinen Sohn vergingen.
Und sein Fehlen löste schmerzende Leere in meinem Inneren aus. Ich fühlte mich taub... Nur Sirius drang noch einigermaßen zu mir durch. Es war der Morgen, an dem ich meine Untersuchung bei Professor Allington vereinbart hatte. Remus würde mich ins St. Mungos begleiten. Die Heilerin hatte sofort zugestimmt, das Gutachten für die Anhörung auszustellen- schließlich war sie bei der Geburt meines Sohnes dabei gewesen... Und ich hatte die verzweifelte Hoffnung, dass sie mir helfen würde, meinen Sohn zurück zu bekommen. Trotz Sirius' Worten, dass ich mich nicht überanstrengen durfte, warf ich Tag ein- Tag aus unterschiedlichste Vitaminkapseln ein, die ich Remus geklaut hatte. Er nahm sie nach dem Vollmond, um sich wieder einigermaßen aufzubauen... Und ich nahm sie, um den besten Eindruck wie möglich zu hinterlassen. Nervlich war ich ein Wrack. Meine Hände zitterten ununterbrochen - und immer öfter hatte ich Träume von Askaban. Das Licht, das Asterion in mich gebracht hatte, war dunkel geworden und erneut tappte ich im düsteren Nichts. Tatze stützte mich so gut er nur konnte, doch Asterions Fehlen machte auch ihm zu schaffen. Er schlief nachts unruhig - oder gar nicht und ich fand ihn morgens in der Küche, mit einer Flasche Whiskey und dem Kopf auf dem Tisch. Es war für uns beide nicht leicht, stark zu sein. Die Sorge um unser Kind... Sie war größer denn je. Die Unwissenheit... Was wenn der Augenblick, in dem man mir Asterion im Wohnzimmer aus den Armen gerissen hatte, der letzte gewesen sein sollte, indem ich ihn sah? Meinen Sohn... Und ich hatte mich nicht einmal richtig verabschieden können.
Vermutlich würde ich das niemals. Wie sollte man seinem eigenen Kind auch jemals Lebwohl sagen? Ich vermisste ihn mit jeder Faser meines Körpers. Mit jedem Atemzug. Asterion war alles, was ich nach Askaban gebraucht hatte... Er und Sirius. Meine Familie. Und schon wieder hatte man uns auseinander gerissen. Was hatten wir getan, um so viel Schmerz zu verdienen? Man trennte uns auf grausame Weise... Immer und immer wieder. Wie sollte ich Asterion jemals eine würdige Mutter sein können, wenn er mir immer wieder weggenommen wurde? Ich streifte mir erschöpft mein Cape über. Remus und ich würden gleich ins Krankenhaus flohen. In meinem Magen lag ein unschönes Grummeln und ich konnte mich nicht entscheiden, ob mir aus Nervosität übel war oder ich Bauchkrämpfe hatte. Sirius trat aus der Küche. Er hatte tiefe Augenringe, seine Locken waren zerzaust und in dem Sturmgrau seiner Augen lag tiefe Verzweiflung und Sorge. Er roch mehr nach Feuerwhiskey als sonst... Er war blass und er sah müde aus. Er war das Ebenbild von meinen Gefühlen. ,,Ich wünschte, ich könnte mitkommen", brachte der Animagus heiser hervor, als er vor mich trat und meine Unterarme hinab strich, ehe er meine Hände in die Seinen nahm.
Meine Unterlippe begann zu zittern, schwach lächelte ich Tatze an. ,,Es ist schon okay, Sirius, mach dir keine Sorgen. Ich schaffe das", hauchte ich und er nickte leicht, ließ meine Hände los und umfasste stattdessen sanft mein Gesicht. ,,Ich liebe dich, mein Herz. Halt dich daran fest, ja?" Zärtlich sah er mich an und zittrig biss ich mir auf die Unterlippe. ,,Werde ich..." Er lächelte. ,,Meine starke Maryana...", flüsterte er, ehe er mich sanft küsste. Sachte berührten seine sinnlichen Lippen die Meinen, sein Bart kitzelte leicht an meinen Wangen und meinem Kinn. Ich seufzte leise. Sein Kuss schmeckte nach Feuerwhiskey, aber gleichsam so sehr nach ihm, dass mich der bittere Beigeschmack des starken Alkohols nicht wirklich störte. Ich vergrub meine Finger in seinen seidig dichten Haaren, genoss seine Nähe, so wie ich es immer tat. Tröstend, warm... Sirius erhellte meine niedergeschmetterte Seele mit aufmunternden Sonnenstrahlen. Sirius, die Sonne meiner Seele. Langsam ließ er von mir ab, wir beide rangen nach Atem. ,,Komm wieder zurück zu mir, hörst du, Maryana?" Ängstlich sah er mich an - und ich verstand diese Angst. Erst gestern Abend hatte Sirius mir leise gesagt, dass er fürchtete, Professor Allington könnte mich unter besonders ernsten Bedingungen einweisen lassen... Und ich wusste, diese besonders ernsten Bedingungen durfte ich mir auf keinen Fall auch nur irgendwie anmerken lassen.
,,Ich werde immer wieder zurück zu dir kommen, Tatze", hauchte ich leise und langsam ließ er mich wieder los, als Remus die Treppen hinab trat. ,,Ich hasse es langsam, hier festzusitzen", murmelte mein Verlobter, als Remus seinen Umhang überwarf und sanft sah ich ihn an. ,,Bald wirst du das nicht mehr müssen, mein Schatz... Nach den Verhandlungen werden wir uns um deine Unschuld kümmern, ja?" Liebevoll sah ich ihn an und er nickte mir zu. Meine Knie zitterten wie verrückt, als ich dann an Remus' Seite in unser Wohnzimmer und vor unseren Kamin trat. ,,Bereit?" Fragend sah der Werwolf mich an und mein Blick flog noch einmal zu Sirius zurück. Er lehnte im Türrahmen und nickte mir ermutigend zu. Ich biss mir auf die Unterlippe. ,,Bereit...", murmelte ich, versenkte meine Finger in dem Flohpulver, ehe ich gebückt in den Kamin trat. ,,St Mungos...", murmelte ich - und sah ein letztes Mal zu Sirius, bevor ich verschwand.
Hustend stolperte ich wenig später in die hell beleuchtete Eingangshalle des Krankenhauses, das ich das letzte Mal betreten hatte, als Asterion das Dreitagefieber durchgestanden hatte. Vor meinen Augen tanzten bunte Lichtpunkte, selbst von den Reisen per Flohnetzwerk wurde mir momentan ziemlich flau im Magen. Noch dazu war Ruß aufgewirbelt, den ich eingeatmet hatte. Keuchen klopfte ich mein weinrotes Cape ab und drehte den Kopf, als Remus - weitaus eleganter - ebenfalls aus dem Kamin der Krankenhauseingangshalle trat. ,,Geht's dir gut?" Fragend musterte er mich und ich nickte. ,,Geht schon", krächzte ich heiser und er griff nach meinem Arm. ,,Komm. Wir müssen in den dritten Stock", murmelte er und ließ mich nickend von ihm mitziehen. Remus drückte die Türen zum Treppenhaus auf und ich schluckte, als ich die Stufen hinauf blickte. Genau hier hatte Lucius mir damals schon gedroht. Genau hier... Zittrig holte ich Luft und scharf sah Remus mich an. ,,Alles okay?" Seine blauen Augen musterten mich. Ich krallte mich in seinen Arm. ,,Was ist, wenn Lucius Asterion gerade etwas antut, Remus?", flüsterte ich mit brüchiger Stimme und er zog mich näher an sich. ,,Das wird er nicht, Maryana. Vertrau mir... Wir holen Asterion da so schnell wie möglich wieder raus. Und dann wird alles gut." Ernst sah der Werwolf mich an. ,,Du musst jetzt einen kühlen Kopf bewahren, okay? Für Asterion. Und für Sirius und dich!"
Langsam nickte ich und er zog mich weiter die Stufen hinauf - doch meine Angst verschwand nicht. Wenn Lucius Asterion etwas antat, wie sollte ich mir das dann jemals vergeben? Hätte ich mich bei der ersten Anhörung doch nur zusammengerissen, wäre ich doch nur nicht so aus der Haut gefahren... Mit zitternder Unterlippe folgte ich Remus über den Korridor. Mit warmer Stimme sprach er eine vorbeieilende Krankenschwester an. ,,Entschuldigung! Wir suchen das Behandlungszimmer von Professor Allington", meinte er leise und sie lächelte flüchtig. ,,Den Flur runter, die dritte Tür rechts", gab sie zurück, ehe sie schon weiter hastete und Remus seine warme Hand sanft auf meinen Rücken legte. ,,Es wird alles gut", versicherte er mir ein erneutes Mal leise. Mit jedem Schritt, mit welchem wir dieser Tür näher kamen, wurden meine Knie weicher. Meine Angst größer. Mit jedem Schritt drehte sich mir mehr der Magen um. ,,Es wird alles gut...", widerholte ich seine Worte mit einem brüchigen Flüstern, ehe Remus an die Tür der Heilerin klopfte. ,,Sie können gerne reinkommen!", kam ihre helle, warme Stimme zurück und Remus lächelte mich sanft an, ehe er die Klinke hinunterdrückte. Freundlich sah Professor Allington uns über den Rand ihrer Brille entgegen und ich schluckte schwer, als Remus mich langsam in das Behandlungszimmer zog.
,,Maryana, es ist schön Sie nach allem, was vorgefallen ist, auf den Beinen zu sehen", begrüßte sie mich höflich, während Remus mich langsam losließ und ich mit zitternden Beinen zu der Heilerin trat, um die Hand zu ergreifen, die sie mir anbot. ,,Ich war geschockt, als ich diesen Skandal im Tagespropheten gelesen habe! Setzen Sie sich, wie geht es Ihnen?" Ihr Lächeln beruhigte meine Angst ein wenig... Sie hatte mir wahrlich die Luft abgeschnürt. Langsam ließ ich mich auf einen der beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch sinken. ,,Es geht mir gut, Professor... Aber es ginge mir besser, wenn mein Sohn bei mir wäre...", hauchte ich, knetete nervös meine blassen Hände. Ich hatte immerhin ein klein wenig zugenommen, doch es reichte noch lange nicht, um wieder gesund zu sein... Aber war das wirklich ein Grund, mir Asterion zu nehmen? ,,Es ist schrecklich, dass man Ihnen ihr Kind entrissen hat..." Professor Allington schüttelte seufzend den Kopf. ,,Wir fangen mit einer körperlichen Untersuchung an. Ich werde Ihnen helfen, Maryana. Mister Lupin, würden Sie bitte draußen warten? Ich rufe Sie dann."
Fragend sah Remus mich an. ,,Geht das für dich in Ordnung, Mary?" Ich nickte schwach und er schenkte mir noch einen letzten aufmunternden Blick, ehe ich mit Professor Allington alleine zurückblieb. ,,Sie haben sehr stark abgenommen", meinte sie besorgt, als ich mich wenig später erhoben hatte und ihren Zauberstab betrachtete, der mit einem schwachen Glühen meinen Körper hinab glitt. ,,Ich habe schon wieder zugenommen... Mein...- Sirrah sagt, ich bin auf einem guten Weg", flüsterte ich heiser und konnte mir das 'Mein Verlobter' nur noch gerade so verkneifen. Professor Allington sah mich sanft an. ,,Ich kann ihnen einen Trank geben, der Ihren Appetit verstärkt. Dann ist es leichter für Sie, wieder gesund zu werden." Sie ließ langsam von mir ab. ,,Ihr Körper weist kleine Schäden vor, die von dem starken Gewichtsverlust kommen... Da ist eine Verletzung, die mich ein klein wenig stutzig macht... Sie haben stark entzündete Sehnen in den Oberarmen. Woher kommt das?"
Sie betrachtete mich fragend und ich schluckte schwer. Die Ketten in Askaban... ,,Das... Eine Bestrafungsmethode in Askaban ist schuld daran", flüsterte ich und senkte den Blick. Mitfühlend legte sie ihre Hand auf meinen Rücken. ,,Und... Die Schäden im Vaginalbereich...?", begann sie dann langsam und ich fuhr zusammen. ,,Sch...Schäden?", wiederholte ich weinerlich. Ein wenig Galle kämpfte sich seinen Weg hinauf und ich schluckte sie wieder runter, schüttelte mich dabei leicht. ,,Entschuldigen Sie, Maryana... Es ist nur... Ziemlich vernarbtes Gewebe und auf das Trauma zurückführend verkrampfen sich ihre Schamlippen zum Schutz vor weiteren Übergriffen", begann sie zu erklären und Tränen traten mir in die Augen. ,,Und innerlich? Ich... Könnte ich jemals wieder Kinder bekommen?" In jenem Moment musste ich an Sirrah denken... Ich hatte zwar einen Sohn und würde trotz allem überglücklich sein, wenn es nur bei dem Einen bleiben würde- vorausgesetzt man gab ihn mir wieder... Doch sie, sie konnte nicht einmal eins durch die Liebe mit einem Mann entstehen lassen. Auch wenn ich einen kannte, für den dies nicht so tragisch wäre. Blinzelnd riss ich mich wieder aus diesen Gedanken, als Professor Allington sanft meine Hand drückte. ,,Irgendwann, wenn Sie wieder in gesunder Verfassung sind und Ihr Trauma überwunden, werden Sie bestimmt noch ein Kind bekommen können. Oder Zwei", meinte sie mit einem sanften Lächeln und ich atmete erleichtert auf. ,,Noch etwas, Maryana...", begann Allington erneut, diesmal sah sie wieder etwas ernster aus und meine Erleichterung wich wieder Sorge.
,,Sie haben ein paar Vitamintabletten zu sich genommen... Das ist schön und gut, aber nicht abgesprochen worden. Das kann ziemlich schlimme Wechselwirkungen hervorrufen. Zudem kommt ein weiteres kleines Manko, das ich leider in meinen Bericht mit aufnehmen muss und das ist die Tatsache, dass Sie sich nicht zeitig genug nach Ihrer Entlassung aus Askaban hier zu einer Untersuchung gemeldet haben. Ich hätte Ihnen sicher helfen können, etwas schneller wieder auf die Beine zu kommen..." Schluckend senkte ich den Blick und nickte langsam. ,,Ja, ich weiß... Aber ich konnte einfach nicht... In Askaban war ich es gewohnt gewesen, selber mit meinen Schmerzen klar zu kommen. Dort habe ich keine Hilfe beanspruchen dürfen... Hier hatte ich mich noch nicht getraut, es tut mir Leid...", entgegnete ich heiser und Professor Allington nickte langsam.
,,Nun gut... Körperlich sehe ich keinen wirklich ernsten Grund, Ihnen ihren Sohn vorzuenthalten, Maryana. Sie machen Fortschritte und bemühen sich zum Wohle Ihres Sohnes, wieder Kraft zu bekommen- aber bitte achten Sie dabei auch auf Ihr Eigenes." In ihren Augen schimmerte ein Wissen, das mich erneut Galle in meinem Rachen schmecken ließ. Sie wusste das mit der versehentlichen Vergiftung... Aber warum sprach sie mich darauf nicht an? Aufmunternd sah sie mich nun an und zitternd nickte ich, ehe ich mich wieder setzte. Jetzt kam der wirklich ernste Teil... Denn ich war kaum dazu in der Lage, wirklich über meine Höllenzeit in den Festungen der Dementoren zu sprechen... Doch damit stand und fiel, ob Sirius und ich Asterion je wiedersehen würden...
,,Ich kann das nicht erlauben, Mister Malfoy. Sie sind nicht befugt."
Unsicher sah die ältere Dame zu Lucius auf, der sie mit seinen blassen Augenbrauen und seinen kalten Augen entnervt musterte. ,,Ich habe ein Berechtigungsschreiben aus dem Ministerium", gab er mit reservierter Stimme zurück, doch die Hexe schüttelte dennoch den Kopf. ,,Ich darf sie nicht zu dem Jungen lassen, Mister Malfoy, ich darf-", setzte sie an und blitzschnell hatte Lucius seinen Zauberstab gezogen und griff grob nach dem Kinn der alten Dame. ,,Bringen Sie mich zu ihm. Sofort!", zischte er wütend und verängstigt sah sie zu ihm auf, ehe sie hastig nickte. Sie war weiß wie die Wand geworden. ,,Natürlich, Sir...", flüsterte sie heiser und zufrieden ließ Lucius sie los, ein kaltes Schmunzeln legte sich wieder auf seine Lippen. ,,Schön. Dann verstehen wir uns ja doch", entgegnete er und folgte ihr dann durch die hellen, langen Korridore des Waisenhauses. Es hatte hohe Steinsäulen und lange, gewundene Stufen. Lucius war schon dabei ein erneutes Mal die Geduld zu verlieren, als die Hexe stehen blieb und ihn ansah. ,,Sie werden dem Kind doch nichts antun, oder?", krächzte sie heiser und die Mundwinkel ihres gefühlskalten Gegenübers zuckten. ,,Nein", entgegnete Lucius mit ruhiger Stimme und sie nickte zitternd, ehe sie die Türklinke runterdrückte. In dem Zimmer spielten mehrere Kinder... Sie nahmen die beiden erwachsenen Personen gar nicht wahr.
Nur ein kleiner Junge saß schniefend vor den wandhohen Fenstern und blickte nach draußen in die verregnete Winkelgasse. Seine roten Locken waren zerzaust und seine Augen gerötet, Tränenspuren glänzten auf seine Wangen. ,,Ist er das?" Lucius deutete auf den Kleinen, der sein Blick nicht mehr von den Fensterscheiben ließ. Als suche er etwas... Als warte er auf jemanden. ,,Ja... Ja, das ist er. Asterion Black", brachte die ältere Dame, die Hüterin der Kinder hervor und Lucius trat durch den Raum, sein langer, dunkler Umhang folgte ihm unheilvoll und langsam ging er neben dem kleinen Lockenkopf in die Hocke, folgte seinem Blick durch die Fenster. Asterion drehte schniefend den Kopf. Lucius konnte Zorn in seiner Magengegend kochen spüren, der Junge war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. ,,Das ist er also. Der kleine, missratene Erbe von Stone."
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