𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟕𝟕
𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟕𝟕
𝙼𝚊𝚛𝚢𝚊𝚗𝚊
Ich war kraftlos.
Die ganze Verhandlung war sicher um eine Woche vertagt worden und ich war gestern Abend so erschöpft gewesen, dass ich schnell eingeschlafen war... Doch als ich aufwachte war das geschehene Unheil alles, woran ich denken konnte. Lucius hatte es mir gesagt. Er hatte mir beinahe regelrecht versprochen, dass es so kommen würde. Und jetzt machte er seine Worte aus dem Krankenhaus wahr.
,,Pass auf was du sagst, Stone. Nicht, dass sie dir dein verdorbenes Kind noch wegnehmen. Wo es doch den Namen seines verdammten Vaters trägt... Dem grauenhaftesten Mörder unserer Zeit. Vermutlich steht es seinem Abschaum in nichts fern..."
Ich konnte seine Worte hören, als stünden wir beide jetzt in diesem Moment im Treppenhaus des St Mungos. Und diese Tatsache ließ mich keuchend die Augen aufreißen, während mir ein eiskalter Schauder über den Rücken lief. Asterion lag friedlich schlummernd auf meiner Brust und sein Anblick trieb mir heiße Tränen in die Augen, ließ meine Unterlippe beben. Mein Sohn, mein geliebter Sohn. Mein unschuldiger Sohn. Und Lucius würde alle Hebel in Bewegung setzen... Und gewinnen. Es war niederschmetternd, doch ich wusste es. Ich wusste es einfach. Leise schluchzend schlang ich meine Arme um meinen Sohn. ,,Ich liebe dich...", flüsterte ich mit brüchiger Stimme und sah auf, als die Dielen im Flur knarrten. Die Tür stand offen und ich konnte hören, dass schon jemand wach - und in der Küche war. Dann trat Sirius in den Türrahmen.
,,Mein Herz...", hauchte er leise und aus verweinten Augen sah ich auf. ,,Tatze... Sieh ihn dir an, er ist so schön. Er verdient das nicht, wäre ich nicht dann-" Sirius unterbrach mich sofort. ,,Dann würde er nicht existieren, Maryana. Asterion ist bloß so wundervoll, weil du es bist!" Er trat zu mir ans Sofa und langsam setzte ich mich auf, wiegte den friedlich schlafenden Jungen in meinen Armen. ,,Sie werden ihn uns nicht wegnehmen, Mary!" Die Stimme des Animagus war ganz heiser, als er das sagte. Ich blinzelte verzweifelt gegen meine Tränen an. ,,Du weißt es besser, Sirius, wir wissen es beide besser...", flüsterte ich und Schmerz zog über sein Gesicht, sein Kiefer verkrampfte sich. Wütend wandte er sich ab und seine Schultern bebten. ,,Ich verstehe dich nicht! Warum wir?! Haben wir nicht schon genug gelitten?! Bei Merlin!" Er schrie beinahe schon, was mich zusammenfahren ließ, während er den Kopf in den Nacken gelegt hatte und mir klar war, dass er mit niemandem sprach, der in diesem Haus war. Asterion blinzelte - und öffnete dann verschlafen die Augen. ,,Mami", brabbelte er und strahlte mich dann an. ,,Mami!"
Mit heißen Tränen in den Augen sah ich ihn wieder an. ,,Ja, mein Kleiner... Ich bin hier. Mami wird... Mami wird immer hier sein." Er kicherte. ,,Mami... Mami, Asti...", brabbelte er und mein Herz brach. Verzweifelt sah ich zu Sirius, der sich schnaufend wieder umdrehte und vor uns in die Hocke sank. ,,Warum kann ich euch nicht schützen, verdammt..." Er klang so gebrochen. So gebrochen, wie ich mich fühlte. ,,Du weißt also, dass Sie kommen", flüsterte ich weinerlich und Sirius blinzelte, dennoch bahnten sich Tränen über seine Wangen. ,,Ja... Ja, ich weiß es. Aber ich will es nicht wissen..." Er schluchzte auf und Asterion drehte den Kopf. ,,Papi! Nii!", jammerte er und streckte sein kleines Händchen nach Sirius aus, vergrub seine kleinen Finger in den dichten Locken seines Vaters. Sirius sah auf. ,,Wir lieben dich, Asterion...", flüsterte der Animagus rau und Asti nickte überzeugt. ,,Asti... Hm, bubu!" Weinend drückte ich ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und Sirius und ich sahen auf, als Sirrah sich in den Türrahmen schob. Ihre Augen waren verquollen, sie war blass und ihre Alkoholfahne roch ich bis hierher.
,,Ihr verabschiedet euch gerade, oder?", krächzte sie und Sirius erhob sich fließend. Wortlos stürmte er an meiner besten Freundin vorbei, kurz darauf hörte man eine Tür knallen. Und damit war es erreicht: er verlor die Nerven. Die Kraft. Sirius brach zusammen. ,,Nein... Nein, wir beten", wimmerte ich und Sirrah stieß sich langsam vom Türrahmen ab. ,,Wir werden das nicht kampflos zulassen, Mary, versprochen", flüsterte sie, doch ihre blauen Augen hatte der Glanz von Entschlossenheit und Zuversicht schon lange verlassen. Schon, als wir gestern das Ministerium verlassen hatten und zurück gefloht waren. ,,Was, wenn wir das müssen? Sirius, ihm sind die Hände gebunden. Ich will mir nicht ausmalen, wie sehr das alles ihn zerreißen muss", hauchte ich und Sirrah legte sanft den Arm um mich. Sie sah so verzweifelt aus, wie ich mich fühlte. Ich hatte gehofft, dass endlich alles gut werden würde... Und jetzt zerriss uns das alles nur noch mehr. Hatte Askaban nicht gereicht, um unsere Liebe zu testen? War Askaban nicht Feuerprobe zu genüge gewesen? Durch wie viele Höllen mussten Sirius und ich noch gehen?
Das Klingeln an der Tür war wie ein Schlag in die Magengrube. Ich konnte es oben knallen hören, ehe polternde Schritte folgten. ,,Okay, es reicht! Ich bringe sie alle um, wir verlassen das Land! WIR GEHEN!" Es war nur dem Geheimniswahrer-Zauber zu verdanken, dass man Sirius draußen nicht toben hörte. Er stürzte ins Wohnzimmer, seinen Zauberstab gezückt. Verwirrt sah Asti mich an. ,,Papi?" Ich zitterte wie Espenlaub. Remus stürzte hinter Sirius ins Wohnzimmer. ,,Nein, Merlin! Damit kriegen wir ihn nie wieder zurück, Sirius!", schnaubte der Werwolf und packte seinen Freund am Arm. Mit verschleiertem Blick sah ich Sirius an. ,,Tatze...", wimmerte ich - es klingelte erneut. ,,Ich werde das nicht mit ansehen, alles, ABER NICHT DAS!" Sirius war wütend. Verdammt verzweifelt... Und die Mischung war nicht gesund. Remus seufzte und sah Sirrah fragend an. Die junge Hexe nickte. ,,Schaff ihn hoch", seufzte sie leise und Sirius schnaubte. ,,Ich warne dich, Remus! Wenn du mich anrührst, werde ich dir einen Fluch auf den Hals hetzen!", knurrte er, doch Remus war ihm körperlich deutlich überlegen und schleifte ihn durch den Türrahmen. ,,NEIN! Asterion! Maryana, sag was! Sag ihnen, dass ich sie aufhalten kann! MARY!"
Ich schwieg. Und Remus schleifte Sirius mit sich. Sirrah sah mich an. So viel Schmerz lag in ihrem Blick. ,,Es tut mir so leid...", flüsterte sie. ,,Es tut mir so, so leid..." Ich hatte geglaubt, Askaban hätte mich gebrochen. Ich hatte geglaubt, jede Art von Folter zu kennen. Doch diese... Diese war neu. Remus hatte Sirius irgendwie zum Schweigen gebracht - und die Auroren öffneten sich die Türen nun selbst. Beziehungsweise, Alastor tat das. Er war der einzige Geheimniswahrer, der vor dieser Tür stehen konnte... Der so gnadenlos seinen Job machte. ,,Mami? Mami?!" Asterion sah mich fragend an, er verstand nicht. Und ich konnte nicht erklären. Ich war wie gelähmt. Alastor trat mit zwei Auroren ins Wohnzimmer. In seinen Augen lag Mitleid. ,,Maryana Stone? Ich habe die Anordnung des Ministeriums, Ihren Sohn in unsere Obhut zu nehmen, bis die Verhandlungen abgeschlossen sind und ein Urteil gefällt wurde. Ich bitte Sie nun, um es nicht noch schlimmer zu machen, zu kooperieren." Kooperieren. Wenn sie mir meinen Sohn nahmen. Mein ein und alles. Mein Kind. Mein geliebtes Kind... Ich fühlte mich, als entriss man mir mit diesen Worten auf qualvolle Weise meine Seele. Der Auror trat auf mich zu. Er nahm mir sanft, aber bestimmend Asterion aus den Armen.
,,Mami? MAMI!" Er begann zu zappeln. Er begann zu weinen.
Ich zerbrach. Sirrah neben mir gab einen erstickten Laut von sich... Alles geschah so schnell - und verlief dennoch in einer merkwürdigen Zeitlupe. Der Auror nahm Asterion zu sich. Weinend streckte er seine Ärmchen nach mir aus. ,,Mami! Nii! MAMI!" Ich saß auf dem Sofa - und schaffte es dennoch, dass ich wenig später schluchzend den Dielenboden unter mir spürte. Keiner von uns hielt die Auroren auf. Uns allen war klar, das würde es nur noch schlimmer machen. Das Urteil würde nur noch harscher ausfallen. Ich nahm nur durch Watte wahr, dass sie morgen für eine Hausdurchsuchung wiederkommen würden - und dass Alastor mir leise sagte, wie leid es ihm doch täte. Aber Asterions Weinen... Sein verzweifeltes und ängstliches Rufen. Das war so laut, dass es in meinem Kopf widerhallte.
,,MAMI!"
An diesem Morgen war etwas im Hause der Blacks zu Bruch gegangen. Etwas Gewaltiges. Sirius hatte getobt - und Remus hatte ihn schocken müssen, damit der Animagus nicht die Treppen runterstürzte und einen schwer wiegenden Fehler begann. Durch einen Schallzauber ging sein Fluchen unter - doch was unten vorging, hörte Sirius dafür viel zu deutlich. Er konnte seinen Sohn weinen hören. Er konnte ihn nach Maryana und ihm rufen hören. Nach Sirrah. Keiner tat etwas. Keiner konnte etwas tun. Sirius war irgendwann zu Boden gesunken. Das letzte Mal hatte er so bitterlich zu weinen begonnen, als er von James und Lilys Tod erfahren hatte. Das letzte Mal... Vor zweieinhalb Jahren. Wortlos hatte Remus seinen jahrelangen Freund in die Arme genommen, von Schmerz erfüllt. Der Werwolf hatte das Gefühl, kläglich versagt zu haben. Ein jeder in diesem Haus hatte nun dieses drückende Gefühl des Versagens. Selbst Kreacher. ,,Maryana, sie braucht dich jetzt, Tatze", meinte er leise, wagte es, die Stimme zu erheben. Ein Ruck ging durch Sirius' Körper, ehe er nickte. ,,Ich gehe zu ihr...", brachte er hervor, richtete sich auf. Er lenkte seine Wut nicht auf seine Freunde. Sirius wusste, dass sowohl Remus das Richtige getan hatte, als auch Maryana und Sirrah. Auch wenn es nicht richtig war! Es war falsch! Asterion war gerade mal ein Jahr alt, man sollte ihn nicht seinen Eltern entreißen, man hatte kein Recht dazu!
Doch das Ministerium nahm sich dieses Recht. Und Sirius schwor sich, eines Tages, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen war, würde er Lucius Malfoy elendig büßen lassen. Er würde ihn hierfür töten. Und nicht mal das würde den Rachedurst des Animagus wirklich stillen können. Er trat die Treppen runter, schon im Flur konnte er Maryana weinen hören. ,,Sie haben ihn mir genommen, Sirrah... Meinen Sohn..." Ihre Stimme bebte. ,,Ich weiß, Mary... Aber wir holen ihn zurück!", konnte er Sirrah sagen hören, doch es lag weder viel Kraft, noch Überzeugung in ihrer Stimme. Sirius zögerte, ehe er langsam die Tür aufdrückte. Sirrah hob den Kopf und ließ Maryana langsam los. ,,Ich lasse euch beide alleine", flüsterte sie und schob sich langsam an Sirius vorbei, dessen Blick starr auf das Häuflein Elend am Fußboden gerichtet war. ,,Mein Sohn... Mein Sohn..." Wimmernd wiegte Maryana sich auf dem Boden - ihr zusammengesunkener Leib rief in Sirius schmerzliche Erinnerungen an Askaban hervor. Sie sah nur noch gepeinigter aus. Der Verlust von Asterion war noch schlimmer als der Kuss der Dementoren. Das konnte auch Sirius spüren. Und wie. Er bekam deshalb beinahe keine Luft mehr.
,,Mein Herz...", brachte er hervor, trat langsam zu ihr. Dann sank er neben ihr in die Knie und schlang weinend die Arme um den bebenden Körper seiner Verlobten. Seine geliebte Maryana... Sechs Jahre lang waren sie glücklich gewesen, in Hogwarts noch wohl behütet und danach hatten sie sich für beinahe drei ganze Jahre ein vielversprechendes, kleines Leben aufbauen können. Und dann kam Askaban. Qualen, Folter, Schmerzen. Schuld, Sehnsucht, Verlust. Und jetzt das. Womit verdienten sie beide das? Waren sie im Krieg zu passiv gewesen, hätten sie James und Lily etwa retten können und das war ihre gemeinsame Buße? ,,Sirius, sie haben meine Sonne mitgenommen", weinte Maryana bitterlich, während sie ihre Finger in seine Schultern grub. Er versuchte ihr Halt zu geben, auch wenn er ihn selbst gerade verlor. Er musste für sie da sein... Bevor der Wahnsinn sie doch noch befiel. Und er auch sie für alle Zeit verlor. ,,Ich werde sie dir zurückbringen, mein Herz, das würde ich immer", gab er verzweifelt zurück, drückte sie an sich, vergrub seine Nase in ihren blumig duftenden Haaren. Sie zitterte am ganzen Körper, während ihr Weinen nur immer schlimmer wurde. Es ließ die Splitter seines gebrochenen Herzens bluten.
,,Ich hatte ihn doch gerade erst wieder... Wir waren gerade erst eine Familie", wimmerte die Rothaarige und Sirius schloss die Augen, als stille Tränen über seine Wangen rannen. ,,Wir werden auch wieder eine Familie sein, Mary...", flüsterte er und sie schluchzte. ,,Das haben wir uns schon einmal gesagt, Tatze und jetzt sieh, was geschehen ist!" Er konnte sie verstehen. Merlin, er konnte verstehen, dass Maryana jegliche Hoffnung verloren hatte. ,,Wir werden dir eine gute Heilerin besorgen. Am besten die, die Asterion zur Welt gebracht hat. Sie wird dir ein Gutachten schreiben, dass dir Asterion zurückbringen wird. Dass uns Asterion zurückbringen wird. Maryana, wir schaffen das. Und weißt du was? Danach gehen wir. Es reicht! Wir verschwinden hier!" Seine Stimme klang fest und entschieden und Maryana lehnte sich wimmernd an ihn. ,,Und wohin? Wohin gehen wir?", flüsterte sie heiser und er drückte sie fester an sich. ,,Weit weg. Hauptsache fort von hier. Wir lassen den Schrecken hinter uns, kaufen uns ein großes Haus. Wir bekommen noch zwei weitere Kinder, oder sogar drei! Wir hauen ab, Mary... So wie wir es immer vor hatten. So wie ich es damals schon gemacht habe. Wir hätten schon so viel früher gehen sollen...", entgegnete Tatze heiser, vergrub sein Gesicht weiterhin in ihren roten Locken.
Maryana klammerte sich an ihm fest. An ihm - und an seinen Worten, die ihr Trost schenkten. Nicht genügend... Dafür zerriss ihr Verlust sie viel zu sehr. Sie hatte ihn doch gerade erst zurück bekommen... Sie hatte ihn doch gerade erst Mami sagen hören, ihn laufen sehen können. Sie hatte ihn doch gerade erst wieder lachen gesehen. Und jetzt war Asterion einfach fort... ,,Wir holen ihn uns zurück, oder?", schniefte sie und Sirius nickte heftig, verstärkte seinen Griff. ,,Worauf du Gift nehmen kannst, Maryana. Bei Merlin und allem wofür wir stehen, ich schwöre es dir."
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Für dieses Kapitel werdet ihr mich hassen, aber ich schwöre bei Merlin, es wird alles gut werden! :D
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