𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟕𝟒

𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟕𝟒

      

Remus Lupin hatte sich eigentlich vom Vollmond erholen wollen. 
Ihm taten die Knochen weh und er war vollkommen erschöpft gewesen. Nachdem er sich in die alte Wohnung von Maryana und Sirius geschleppt hatte, hatte er den halben Tag verschlafen. Und bislang hatte er Sirrah auch noch nicht wieder zu Gesicht bekommen... Sicher war sie wütend auf ihn, denn an Vollmond hatte er ihr nur eine einzige, kurze und reservierte Notiz zurückgelassen: Folge mir nicht. Eigentlich hatte der Werwolf erwartet, den Trotz in Sirrah zu wecken und sie im Wald anzutreffen... Doch tatsächlich war sie ihm nicht gefolgt. Es war das aller erste Mal, dass Sirrah Sylvane auf ihn gehört und sich ihm nicht widersetzt hatte. Remus wusste seltsamerweise nicht, ob er darüber enttäuscht oder erleichtert sein sollte - aber ganz gleich wie er empfand, er würde es rot im Kalender anstreichen. 

Er hatte sich eine Suppe aufgebrüht und ließ sich mit der Schüssel gerade aufs Sofa sinken, als es im Kamin knallte und er erschrocken zusammenfuhr, sich die heiße Brühe beinahe noch übergekippt hätte - und schon wusste, dass das mit dem Ausruhen nichts wurde, bevor Sirius ihn breit angrinste und gebückt aus dem Kamin trat. ,,Remus, mein Freund!" Der Animagus funkelte ihn keck an und wieder einmal lag dieser wilde, unbeherrschte Rumtreibergeist in seinem Blick. ,,Muu!", begrüßte Asterion den Werwolf kichernd und Remus hob die Augenbrauen. ,,Oh nein, was wollt ihr?", stöhnte er und Tatze lachte heiser. ,,Charmant, Moony", kommentierte er, ließ sich neben seinen Freund fallen und Asterion krabbelte mit einem Glucksen zwischen die beiden Zauberer und lehnte sich zurück, zappelte mit den Füßchen. ,,Entschuldige", murrte Remus, auch wenn es nicht ganz ehrlich klang. Und auch nicht ganz ehrlich war. Sirius grinste bloß. ,,Und? Heute Nacht ein Schaf gerissen?" Er konnte sich seine frechen Sprüche nicht verkneifen. Er hatte Remus in seiner Zeit in Askaban schmerzlich vermisst, genauso, wie er James noch immer schmerzlich vermisste. 

Remus verdrehte die Augen. ,,Lustig", kommentierte trocken und Sirius verschränkte mit einem Grinsen die Arme hinter dem Kopf. ,,Sirrah und Mary wollten alleine sein, also dachten Asterion und ich, wir besuchen mal Onkel Remus", schmunzelte der Animagus und seine sturmgrauen Augen glitten durch das Wohnzimmer. Sirius musste zugeben, er vermisste es hier zu sein. In dieser Wohnung lagen wunderschöne Erinnerungen an Maryana und ihn... Auch wenn sie nun zu klein war, jetzt wo Asterion auf der Welt war. Remus nickte langsam. ,,Und ich habe mich schon gefragt, warum Sirrah nicht hier ist", entgegnete er und Sirius grinste breit. ,,Und ich mich, warum sie nicht bei dir ist... Sag mal, Remus, ist das etwa noch Wolle zwischen deinen Zähnen?" Remus blinzelte und Sirius prustete dunkel los, was Asterion begeistert kichern ließ. Pikiert betrachtete der Werwolf Vater und Sohn, die ihn beide auslachten und sich dabei auf charmante Weise unheimlich ähnlich waren. ,,Ich habe kein Schaf gerissen, Sirius", murrte Moony nun und Tatze grinste bloß. ,,Jaja, Moons. Erzähl das nachher Sirrah. Die ist so verknallt in dich, die glaubt dir sicher aufs Wort", feixte er und Remus schloss leise stöhnend die Augen. 

,,Bist du wirklich hier, um mich zu quälen, Sirius?", stöhnte er und Asterion kroch kichernd auf Remus' Schoß. Remus verzog vor Schmerz das Gesicht. ,,Oh, Asti heute nicht", stöhnte er, doch sein Patensohn streckte ihm bloß die Zunge raus und blieb wo er war. Sirius grinste noch breiter. ,,Alt geworden, Remus?" Er musterte seinen Freund. ,,Deine Haare sehen schon ziemlich ergraut aus", setzte er nach und Remus sah ihn genervt an. ,,Nur weil du mich wahnsinnig machst", gab der Werwolf zurück. Sirius lachte heiser. ,,Du machst aber noch nicht ins Bett, oder? Asterion kann dir da ein Lied von singen, vielleicht könnt ihr ja-" Remus unterbrach seinen Freund mit einem Schlag gegen den Hinterkopf. ,,Verdammt, Tatze, warum bist du wirklich hier?!", grummelte er, denn er ahnte, Sirius lag etwas auf dem Herzen und er brauchte jemanden zum reden... Schon früher hatte er diese Tatsache zu belächeln versucht und war dem bevorstehenden Gespräch solange wie möglich ausgewichen. Es war nicht Sirius Blacks Art, über Gefühle zu reden... Es sei denn, er sprach mit Maryana. ,,Um herauszufinden, ob deine Zähne noch echt sind oder du schon ein Gebiss brauchst?" Frech grinste Tatze ihn nochmal an, dann wurde sein Gesichtsausdruck ernster. Und ein Schatten legte sich über seine Mine, verdunkelte das tobende Sturmgrau in seinen Augen. 

,,Morgen beginnt die Verhandlung... Maryana wurde gleich zur ersten Anhörung von Sirrah mit vorgeladen", murmelte der Animagus und während Asterion mit seinen Händen über Remus' Brust patschte, nickte der Werwolf langsam. Daher wehte also der Wind. ,,Ich habe morgen ein Auge auf sie, Tatze, versprochen", gab er pflichtbewusst zurück und Sirius sah ihn dankbar an. ,,Ich mache mir große Sorgen um ihren Zustand, Remus. Er bessert sich nicht. Sie sieht krank und schwach aus, lehnt einen Heiler ab und ich weiß nicht wie ich sie dazu zwingen soll, solange ich das Haus nicht verlassen darf." Sirius legte den Kopf in den Nacken, sah hinauf zur Zimmerdecke. Remus seufzte leise. ,,Sie ist einfach unglaublich stur, genauso wie du", murmelte er und Sirius nickte. ,,Ja... Merlin, das ist sie." Remus kniff Asterion leicht in die Seite, weil er ihn giggelnd immer wieder pikste. Der Black-Erbe quietschte kichernd auf. ,,Und ich glaube, sie ist manchmal irgendwie... gelangweilt von mir?" Er sah Remus unsicher an, der gerade an seiner Tassensuppe genippt hatte - und sich nun gründlich verschluckte. 

,,Bitte?!", keuchte er heiser, hielt sich hustend die Hand vor den Mund und Asterion klopfte ihm zaghaft mit seinem kleinen Fäustchen auf den Rücken. Ein Engel, ganz klar. ,,Keine Ahnung. Sie sucht Streit", meinte Sirius und Remus musste grinsen. ,,Tatze, erzählst du mir nicht immer was von sexuellen Spannungen?", gab er zurück und der Animagus sah ihn an. ,,Und?", entgegnete er und der Werwolf grinste breit. ,,Denk mal darüber nach." Sirius war wirklich amüsant... Belehrte ihn über Dinge, die er selbst übersah. ,,Ich mache mir Sorgen, was Lucius angeht... Er wird sicher anwesend sein, er hat eine große Macht über das Ministerium. Er wird alles versuchen, um Maryana unzurechnungsfähig dastehen zu lassen, wenn er sie schon nicht zurück nach Askaban befördern kann", meinte Remus dann wieder ernster und strich Asterion mit einem kleinen Schmunzeln durch die roten Locken. Sirius schluckte hörbar. ,,Du musst das verhindern, Remus", brachte er dann heiser hervor. ,,Ich habe wirklich Sorge, dass Maryana es nach alldem vielleicht für eine Zeit wirklich nicht mehr ist", fügte er hinzu und seine Stimme brach gegen Ende. 

Remus nickte. ,,Ich gebe mein bestes, Sirius. Ich passe auf sie auf", versicherte er dem Vater neben sich und Sirius vergrub einen Moment das Gesicht in seinen Händen. ,,Ich wünschte, ich könnte ihr so helfen, wie ich es gerne tun würde...", flüsterte er verzweifelt und klang beinahe so, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Asterion drehte erschrocken den Kopf. ,,Papi! Ni!", jammerte er und kroch von Remus' Schoß, um sich stattdessen auf die Schenkel seines Vaters zu ziehen. Sirius lächelte schwach. ,,Was ist mit Sirrah und dir, Remus? Hast du deine Vollmondtriebe endlich mal für was positives genutzt und sie vielleicht wenigstens vor der Vollmondnacht...-" Er wackelte grinsend mit den Augenbrauen, überspielte seinen Schmerz und seine Sorgen einmal wieder verdammt geschickt. Remus bekam rote Ohren, während er den heißen Kopf schüttelte. ,,Nein, das würde ich niemals tun", murrte er und Sirius verdrehte die Augen. ,,Oh man, Moony. Du wirst alt und einsam sterben, wenn du nicht endlich mal... Oder kriegst du schon gar keinen mehr hoch?" Der Animagus musterte seinen Freund und Remus schnaubte. ,,Fass dir an deine eigene Nase, Tatze, oder hast du bis jetzt nach Askaban wieder einen hochgekriegt?", knurrte der Werwolf gereizt, noch immer steckten die Auswirkungen des Vollmonds tief in seinen Knochen. Sirius grinste dreckig. ,,Ja. Jede Nacht... Bei einer Frau wie Maryana... Und jeden morgen." Remus schüttelte sich. ,,Das wollte ich nicht wirklich wissen", murrte er und Sirius musterte ihn. 

,,Funktioniert das wirklich nicht mehr bei dir?", fragte er ernster, was Asterion den Kopf schief legen ließ. ,,Hmm... Bubu?" Remus stieß einen tiefen Seufzer aus. ,,Doch, Sirius, tut es. Nur würde ich Sirrah niemals ausnutzen", gab er zurück und Tatze rieb sich die Stirn. ,,Dumm!", kommentierte Asti, tat es seinem Vater brabbelnd nach und Remus fühlte sich, als hätten die beiden ihn gerade gemeinsam für hoffnungslos erklärt. ,,Was ist, wenn Sirrah da nicht mal was gegen hätte?" 

     

      
Maryana war am nächsten Morgen ein Wrack. Als Sirius sie sanft weckte, zog sie sich ängstlich die Decke über den Kopf. ,,Sag mir bitte nicht, dass heute Dienstag ist", stöhnte sie leise und erinnerte den Animagus dabei beinahe an die Montage zu Hogwarts-Zeiten. Er lächelte schwach. ,,Tut mir leid, mein Herz", meinte er leise und sie seufzte, ehe sie langsam die Decke zur Seite schlug und sich auf den Rücken drehte. ,,Ich weiß nicht, ob ich all das kann...", flüsterte sie mit brüchiger Stimme. ,,Ich wünschte, ich müsste nicht..." Sirius lehnte sich langsam über sie, sanft griff er nach ihrer Hand und führte ihre blassen Fingerknöchel an seine Lippen. ,,Es wird alles gut, mein Herz. Heute Abend kommst du zurück nachhause und Asterion und ich werden dich schon erwarten. Wir räumen auf und kochen, wie klingt das?" Er grinste zum Ende hin schief und Maryana lächelte. ,,Du kochst, Black? Für mich?", flüsterte sie und schob langsam ihre Hände in seinen warmen Nacken. Er zwinkerte seiner Geliebten zu. ,,Hast du einen Wunsch?", gab er leise zurück, lehnte sich langsam zu ihr hinab, betrachtete das warme Leuchten in ihren so schönen rehbraunen Augen. ,,Überrasch mich... Das ist mein Wunsch", hauchte sie leise und er nickte lächelnd, ehe er seine Lippen auf die Ihren legte. 

Sie zu küssen erfüllte das Herz des Animagus mit einer Wärme, wie er sie in seinem früheren Leben niemals verspürt hatte. Weder in seiner Kindheit, noch in seiner Jugend... Und dann war sie in sein Leben getreten. Maryana Stone. Und Sirius Black gelang es endlich, sich geliebt zu fühlen. Ihre Lippen schmeckten süß, wirkten sich beinahe suchterzeugend auf ihn aus, während er sich neben ihrem Kopf im Kissen abstützte und den Kuss leise seufzend vertiefte. Sie erschauderte unter ihm, ihre warmen Fingerspitzen vergruben sich in seinen Haaren, ihr Körper schmiegte sich an seinen. Sie kam ihm so zerbrechlich vor... Das war der einzige Grund, wieso der Animagus seiner Lust nicht nachgab. Er wollte ihr nicht wehtun. Nicht auszudenken, wie sehr er sich dann verteufeln würde. Dennoch glitt seine Hand unter den Stoff ihres Nachthemds, schob es ihre Schenkel hinauf, strich ihre warme und zarte Haut entlang. Sie keuchte leise gegen seine Lippen, ehe sie ihre Zunge wieder in seinen Mund schob. Ein Feuer ging durch den Animagus, während er sie unter sich in die Matratze drückte und sie leidenschaftlicher küsste. Er verzehrte sich nach ihr, aber er musste sie schützen. Er wollte ihr Trauma nicht wecken, auch wenn er fürchtete, die Verhandlungen im Ministerium würden es tun... Und er fühlte sich schrecklich, weil er dabei nicht an ihrer Seite sein konnte. 

Er unterbrach den Kuss, um nach Luft zu schnappen und seine Lippen dann ihre zarte, nach Rosenblüten duftende Haut entlang wandern zu lassen, ihren Kieferknochen zu küssen. Wohlwollend seufzte Maryana auf. ,,Tatze...", hauchte sie angetan, er schob seine Hand weiter ihren Schenkel empor, wollte ihr gerade noch näher kommen, als das Knarren der Tür ihn mit verhangenem Blick den Kopf heben ließ. Asterion betrachtete seine Eltern mit gerümpfter Nase, eine Locke fiel ihm in die Stirn. Maryana hob ebenfalls den Kopf und räusperte sich, schob Sirius hastig von sich runter. ,,Mein Sohn? Wie bist du denn hierher gekommen?", fragte Sirius heiser, musste grinsen. Asti tapste näher, schaffte zwei weitere Schritte, ehe er auf den Knien landete und kichernd auf das Bett seiner Eltern zukroch. ,,Mami, Papi!", quietschte er und Maryana lächelte. ,,Müssen wir uns sorgen, weil er es alleine aus dem Bett schafft?", fragte sie amüsiert und Sirius lachte heiser. ,,Hoffentlich nicht", entgegnete er und hob den kleinen Mann zu ihnen in die Matratze. Begeistert kroch Asterion durch die zerwühlten Laken auf seine Mutter zu. ,,Mami!" Sirius betrachtete seine Familie liebevoll. Sein eigenes kleines Wunder... Eines, das er nach alldem Schmerz redlich verdient hatte. Und festhalten würde. 

,,Wir werden heute für deine Mami kochen, mein Sohn", grinste er und Asti nickte heftig, seine roten Löckchen waren ganz zerzaust und er hatte einen Kissenabdruck auf seiner zarten Wange. Maryana lächelte. ,,Ich freue mich schon...", hauchte sie, doch Sirius konnte die Angst in ihrem Blick sehen. Angst, die auch er verspürte. Angst, dass Maryana zerstört war, wenn sie in wenigen Stunden zurückkehrte... 


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