𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟕𝟑
𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟕𝟑
𝙼𝚊𝚛𝚢𝚊𝚗𝚊
Meine innere Unruhe wurde größer, je näher die Verhandlungen kamen... Mein Sohn war eine lebhafte Ablenkung - und sorgte dafür, dass ich in letzter Zeit tagsüber recht wenig über Askaban nachgedacht hatte. Umso grausamer waren die Nächte gewesen... Ein Albtraum jagte den nächsten, einer war schlimmer als der andere. Sirius versuchte mich zu trösten, mir eine Stütze zu sein, doch all das zerrte an meinen Nerven und meinem Körper. Ich aß immer noch nicht wirklich mehr... Und bekam zunehmend das Gefühl, Rückschritte zu machen. Zunehmend die Angst, dass ich vor den Augen meines Sohnes einen nervlichen Zusammenbruch bekam und man ihn mir wieder wegnehmen würde, weil ich einfach nicht stark genug war, um mit den Wunden auf meiner Seele eine gute Mutter zu sein. Mit einer Wolldecke hatte ich mich müde auf dem Sofa zusammengerollt und hörte Sirius und Asterion im Flur lachen. Dann trat Tatze mit dem Kleinen auf den Armen in den Türrahmen. ,,Maryana?", sprach er mich leise an, musterte mich vorsichtig. ,,Geht's dir besser?" Er machte sich große Sorgen, auch wenn er nicht mehr davon sprach, ich wusste es. Ich sah es in seinen Blicken, wenn er mich ansah und glaubte, ich würde es nicht bemerken. Es stand in dem schönen Sturmgrau seiner Augen, als er mich nun musterte. Ich lächelte schwach. ,,Es geht schon", murmelte ich und Asterion begann auf den Armen seines Vaters zu zappeln. ,,Mami, Mami!"
Sirius schmunzelte, ehe er zu mir ans Sofa trat und ich die Beine anzog, damit er sich zu mir setzen konnte. Begeistert krabbelte Asterion zu mir. ,,Vielleicht sollten wir einen Arzt zu Rate suchen, mein Herz. Eine Heilerin aus dem St Mungos...", schlug Sirius mir leise vor und ich schluckte schwer. Mein Herz verkrampfte sich. ,,Nein, das will ich nicht", gab ich flüsternd zurück, während Asterion regelrecht fasziniert nach einer meiner Locken gegriffen hatte und ihr rotgoldenes Schimmern im Kerzenlicht bestaunte. Der Animagus neben mir seufzte. ,,Du gehst soweit, bis ich dich dazu zwingen muss, Maryana... Dein Zustand bessert sich nicht, ein Arzt könnte dir helfen!" Ernst sah er mich an und verunsichert sah ich zurück. Ich wollte keinen Arzt, keinen Heiler, niemandem aus dem St Mungos. Ich wollte keine hoffnungslosen Prognosen, mitleidende Blicke und falsche Höflichkeitsfloskeln, während man meine Narben aus Askaban anstarrte und vielleicht sogar insgeheim meine Unschuld bezweifelte. Ich wollte keinen Kontakt zur Außenwelt, die grausam sein konnte. Heiler konnten grausam sein, alles konnte unendlich grausam sein. ,,Tatze, ich...-", setzte ich gerade heiser an, als es im Kamin knallte und Asterion vor Schreck beinahe vom Sofa gefallen wäre. Dann allerdings wurden seine Augen groß. ,,Sisi, Sisi!", rief er erfreut und Sirrah Sylvane schob sich mit zerzausten Haaren aus dem Kamin, klopfte sich den Ruß von ihren Sachen.
,,Asti!", rief sie grinsend zurück und nickte Sirius und mir zu. ,,Ich hab dir eine Eule geschickt, Maryana, schon vergessen?", fragte sie schmunzelnd. ,,Oder seit ihr drei so beschäftigt, dass ihr eure Post nicht mehr lest?" Sie sah auch ziemlich müde aus... War recht blass. Und hatte eine kleine Schramme über der linken Augenbraue. ,,Entschuldige...", meinte ich leise, während Sirrah den zappelnden Asti auf ihre Arme hob und ihn freudig begrüßte. Ich hatte Sirrahs Brief in der Tat nicht gelesen, der Umschlag lag noch verschlossen auf dem Tisch und Sirius neben mir fuhr sich mit einem leichten Kopfschütteln durch die dichten Haare. Damit war einmal wieder etwas zwischen die ernste Unterhaltung gekommen, ob wir nicht doch medizinische Hilfe annehmen sollten... Ob ich sie nicht doch annehmen sollte. Und ich wusste genau, dass das den Animagus gewaltig störte. Irgendwann würde er explodieren - und mich wirklich dazu zwingen, mich in die fremden Hände eines Mediziners zu begeben.
,,Wir beide müssen uns dringend unterhalten, Kleines. Die Anhörung... Naja, sie ist morgen", murmelte Sirrah leise und biss sich auf die Unterlippe. Ich schluckte. Morgen... Meine Hände begannen zu zittern und ich verschränkte meine Finger miteinander, als ich bemerkte, dass Sirius es mit ernster Mine sah. ,,Ja... Stimmt", brachte ich hervor und Sirius nahm Sirrah Asterion aus den Armen. ,,Ich lasse euch mal alleine..." Der Animagus klang seltsam gequält. ,,Komm, mein Sohn. Was hältst du von einem spontanen Besuch bei Onkel Moony?" Asterion gluckste vergnügt. ,,Muu!", rief er begeistert, ehe die Tür hinter den beiden zufiel und Sirrahs Blick ernster wurde. ,,Maryana, du siehst nicht gut aus...", hauchte sie besorgt, während ich mich aufsetzte, sodass sie sich neben mich setzen konnte. ,,Ich fühle mich auch nicht gut", gab ich mit brüchiger Stimme zu und Sirrah strich mir sanft über den Arm. ,,Lass mich raten, darüber reden Tatze und du momentan nicht mehr wirklich? Maryana, verkriechst du dich?" Streng hob sie eine dunkle Augenbraue und ich senkte den Blick. Sie war meine beste Freundin... Und sie kannte mich ziemlich gut... Genauso wie Sirius mich ziemlich gut kannte - und genau das wahrscheinlich auch ahnte. ,,Ich will... Ich will nicht, dass Sirius wieder glaubt, Asterion wäre nicht gut aufgehoben... Hier, bei mir", flüsterte ich und sah auf meine blassen Finger.
,,Außerdem habe ich Angst vor morgen. Vor mir selbst... Den Auswirkungen der Anhörung. Und Sirius und ich, As...-" Ich brach heiser ab. Ich konnte den Namen des Gefängnisses nicht mehr aussprechen, doch Sirrah nickte verständnisvoll und ich sprach weiter. ,,Steht zwischen uns, fürchte ich", wisperte ich und heiße Tränen begannen in meinen Augen zu brennen. Sirrah legte langsam den Arm um mich. ,,Ihr hattet beide eine sehr schwere Zeit, Maryana... Ihr müsst geduldig sein, euch zwischen drin Zeit füreinander nehmen. Und ihr müsst vernünftig reden!", entgegnete sie und ich schniefte. ,,Er will, dass ich mich einer ärztlichen Untersuchung unterziehe", gab ich zurück und Sirrah nickte. ,,Das klingt gut, Maryana, das könnte dir helfen. Sirius möchte dir helfen. Überleg doch mal, wie schrecklich er sich fühlen muss... Er kann morgen nicht für dich da sein. Er kann dieses Haus nicht verlassen, höchstens mal zu Remus flohen..." Ihre Stimme war leise und sanft, doch sie trieb die Erkenntnis wie einen Dolch durch mein Herz. Schluchzend vergrub ich das Gesicht in meinen Händen. ,,Ich will das alles nicht, ich will mit dieser ganzen Sache einfach nichts mehr zutun haben", weinte ich und mitfühlend drückte meine Freundin mich an sich. ,,Ich weiß und ich kann dich sehr gut verstehen... Es wird bald alles vorbei sein, Mary, und dann könnt ihr heiraten, eine Familie sein. Und noch weitere, wundervolle Kinder bekommen. Alles wird gut werden, vertrau mir... Wir sind soweit gekommen, wir kommen auch noch weiter", meinte sie sanft und ich nickte zitternd. Wir waren soweit gekommen... Sirius war frei, ich war frei... Dagegen war die Anhörung gar nichts... Oder?
,,Und Remus und du? Warst du an Vollmond bei ihm?", murmelte ich und ergriff dankbar das Taschentuch, das sie mir reichte. Sie schüttelte den Kopf. ,,Nein, das will er nicht." Sie zuckte mit den Achseln, doch ich hörte eindeutig heraus, dass sie beleidigt war. ,,Und ich kann ihn zu nichts drängen." Meine Mundwinkel zuckten schwach. ,,Vielleicht solltet ihr auch mal ehrlich reden", meinte ich und sie schnaubte. ,,Dann soll er doch zu mir kommen. Ich habe genug geredet!", zickte sie, was mich schwach grinsen ließ. Wieso glaubte ich ihr das sogar sofort? ,,Ihr solltet es euch nicht so kompliziert machen, Sirrah..." Sanft sah ich sie an und sie verschränkte die Arme vor der Brust, rümpfte die Nase. ,,Ich bin nicht kompliziert, Remus ist kompliziert! Er steht da wohl drauf", grummelte sie, was mich heiser auflachen ließ. ,,Merlin, Sirrah, bist du doch kompliziert", zog ich sie kichernd auf und ihre Mundwinkel zuckten, während sie mich gespielt empört anfunkelte. ,,Pass auf was du sagst, Stone!", drohte sie mir und ich lächelte schwach. ,,Die Anhörung... Was soll ich aussagen? Was nicht? Unsere Worte müssen sich decken, Sirrah...", murmelte ich, schloss einen Moment die brennenden Augen und rieb mir das Nasenbein. Das Gesicht meiner Freundin wurde wieder ernster.
,,Mary, ich weiß, dass das morgen verdammt schwer für dich werden wird... Deshalb... Habe ich noch einmal eine Art Hypnose-Zauber mitgebracht, den man in dem Stamm, den ich auf meiner Afrika-Mission besucht habe, genutzt hat, um den jungen Männern bei ihrer ersten Jagd vollste Konzentration zu schenken, ihre Ängste und ihre Furcht, all die Gedanken und Emotionen, die ihr Jagdergebnis verfälschen könnten zu unterdrücken. Ihnen sachliche, klare Gedanken zu verschaffen. In einer falschen Dosis kann man Lebewesen damit auch eine Art von Gewissenlosigkeit und versierter Konzentration auf nur ein einziges Ziel geben, weshalb der Zauber innerhalb des Stammes versiegelt worden ist. Stell dir vor, man würde ihn in höchster Dosis auf Zauberer anwenden und sie damit gefügig machen, ich meine...-" ,,Sirrah, schon gut, ich hab verstanden. Konzentrieren, versieren... Das ausschweifende Gelaber überlasse ich dann dir", warf ich belustigt ein und Sirrah grinste. Wir hatten uns in die Küche gesetzt und ich hatte meiner besten Freundin ein Glas Elfenwein ausgeschenkt.
,,Sie werden dir sicher einen Nervenzusammenbruch bescheren, wenn sie dich über Askaban ausfragen... Was nicht einmal schlecht sein muss, damit reibst du ihnen schön ihr Versagen unter die Nase, dass sie eine Unschuldige eingesperrt haben. Aber wir müssen darauf achten, dass du dich innerhalb dieses Zusammenbruchs nicht verplapperst. Sie werden dich fragen, ob du den Aufenthalt deines Verlobten kennst. Sie werden auch Remus und mich darüber ausfragen. Und wir haben ein Problem, das sich Lucius Malfoy nennt. Mein Kopf raucht, was ich aussagen soll, wenn er uns mit dem Einbruch in sein Anwesen kommen sollte. Ich hoffe und bete, dass ihm das zu heikel ist, um es anzusprechen wegen all der schlafenden Hunde, die er sonst so mit dieser Behauptung wecken könnte, weißt du?" ,,Der Aufenthalt von Sirius spielt doch für diese Verhandlung keinerlei Rolle...", meinte ich heiser und Sirrah tippte mit ihrem Zeigefinger gegen das Weinglas. ,,Ganz genau das wirst du entgegnen. Und dass du momentan unter der Pflege und Beobachtung von Remus und mir stehst, wir auf deinen Sohn Acht geben, bis du allein wieder dazu in der Lage bist. Lass dich nicht aus der Ruhe bringen, was Sirius angeht, hörst du? Es wird alles gut! Ist das erst einmal geklärt, werde ich noch mal wie ein Tornado über das Land fegen und alles umkrempeln, bis ich auch die Unschuld deines Verlobten bewiesen habe! Und dann kann ich, Sirrah Sylvane, in Frieden sterben!" Grinsend lehnte sie sich zurück und schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. ,,Du bist echt unverbesserlich!" Sirrah zwinkerte mir zu und lächelte sanft. ,,Ihr habt es verdient, Marylein... Ihr habt nur das Beste verdient, denn ihr seid die besten Menschen, die ich kenne... Ihr, Asterion der kleine Fratz und auch Remus- auch wenn er das nicht so recht einsehen will...", sprach sie leise und leerte dann ihr Glas mit zwei Zügen, bevor sie seufzte.
,,Was wirst du sagen?", wollte ich unsicher wissen, hatte mir einen Keks aus der Schale auf dem Tisch genommen und probierte testweise mal, ob mein Magen es erlaubte, ihn anzunehmen. ,,Eine Menge, das steht fest!", grinste sie nur und ich biss mir auf die Unterlippe. ,,Und du wirst aussagen, dass du zur Tatzeit nicht am Tatort warst, sondern zuhause, was ja auch stimmt. Und du wirst sagen, dass man dir die Tat angehängt hat, aber du nicht weißt, warum. Den Rest überlässt du mir. Und ich hoffe, mir wird vergeben, wenn ich Dinge über Amandriel sage, die meine Schuld übertünchen sollen..." Sie blinzelte eine Träne weg und ich biss mir auf die Unterlippe. Natürlich lastete vor allem auf meiner Freundin nun eine unfassbar schwere Aufgabe. Sie hatte die Beweise über den Mord an Jeremiah Temple so präpariert, dass ich als Mörderin identifiziert worden war- um zu Sirius nach Askaban zu kommen. Und genau das musste sie nun so clever umwandeln, dass das Ministerium es nicht erfuhr und aber eine perfide Lüge ausreichen würde, wieso und weshalb man mich unschuldig eingesperrt hatte. Und somit musste sie wohl oder übel etwas über einen Toten behaupten, was nicht einmal der Wahrheit entsprach. Ihr Gewissen musste sie zerfressen... ,,Amandriel würde es verstehen, Sirrah. Er hatte gestehen wollen, hatte uns alle aus der Sache herausnehmen wollen. Und er würde auch jetzt alles auf sich nehmen, um dir und auch mir die Schuld zu nehmen und sie sich selber aufzulasten... Er würde dir vergeben..." Traurig erwiderte sie meinen Blick, bevor sie sich lächelnd streckte und mich sanft umarmte. ,,Ich hab dich so vermisst, Mary..."
,,Ich habe dich auch vermisst, Sirrah... Ich habe euch alle vermisst, so sehr", hauchte ich, während ich meine Arme um sie schlang und zittrig durchatmend meine Stirn einen Moment an ihre Schulter drückte. ,,Und Asterion? Wie kommt ihr beide klar?", fragte sie mich mit einem kleinen Lächeln, als wir uns wieder voneinander lösten. ,,Ist er brav?", fügte sie grinsend hinzu, was mich leise lachen ließ. ,,Das freche Benehmen hat er natürlich nur von Remus und Sirius, ich habe mich immer vorbildlich verhalten!" Ich lehnte mich zurück und zog meinen Cardigan enger. ,,Er versucht seinen Vater regelmäßig zu blamieren, doch davon abgesehen..." Ich musste grinsen. ,,Ich finde, er ist ein Engel... Danke, dass ihr auf ihn Acht gegeben habt, als Sirius und ich... es nicht konnten", setzte ich etwas ernster nach und Sirrah zwinkerte mir zu. ,,Ich würde es immer wieder tun", versicherte sie mir mit fester Stimme und ich lächelte. Sirrah tat so viel für mich... Sie verdiente es am Ende von alldem auch selbst glücklich sein zu können.
,,Ich danke dir, dass du mir die Gelegenheit dazu gegeben hast", setzte sie noch mit an und ich lächelte. ,,Also wann immer du und Sirius mal einen Tag oder einen Abend zu Zweit wollt, ich stehe gerne zur Verfügung- der kleine Frechdachs mag es nämlich gar nicht, nicht im Mittelpunkt zu stehen und spannt den Männern nur zu gerne die Frauen aus. Schon in dem Alter ein wahrer Frauenheld", kommentierte sie dann und ich grinsend strich ich mir eine Haarlocke aus dem Gesicht. ,,Ist mir schon aufgefallen, oh ja!", stimmte ich ihr belustigt zu und bot ihr noch ein Glas Elfenwein an, welches sie dankbar annahm. ,,Es wird schon, Mary... Mach dir keine Gedanken. Remus und ich kommen morgen früh hier her gefloht, dann wende ich den Konzentrations-Zauber bei dir an und dann wird schon alles glatt laufen. Und sollte es das nicht, dann habe ich ein letztes Ass im Ärmel", meinte sie und starrte nachdenklich die dunkelrote Flüssigkeit in ihrem Glas an. ,,Und dieses Ass wäre?", wollte ich wissen, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf, sah mich ernst an, bevor sie lächelte und mir zuversichtlich zuzwinkerte. ,,Nicht erwähnenswert, weil wir es gar nicht brauchen werden."
Ich seufzte leise. Was hatte Sirrah Sylvane schon wieder vor?
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