𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟕𝟏

𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟕𝟏

𝙼𝚊𝚛𝚢𝚊𝚗𝚊

Einige Tage später, kam er dann. Der Brief vom Ministerium. Und während Sirius die Eule bezahlte, stand ich steif im Türrahmen und starrte den unheilvollen Briefumschlag auf dem Küchentisch an. ,,Ich habe kein gutes Gefühl bei den Verhandlungen", murmelte ich und Tatze sah mich vorsichtig an. ,,Soll ich ihn aufmachen?" Seit unserer kleinen Auseinandersetzung hatten wir uns beide wieder beruhigt und ich hatte die Angst, er könnte mich nicht mehr wollen, langsam überwunden. Ich nickte ihm schwach zu und er griff nach meiner Hand, zog mich sanft zu sich, um mich auf einen der Stühle zu drücken und dann den Umschlag zu öffnen. Ich betrachtete ein wenig ängstlich seine sturmgrauen Augen, die über das Papier flogen, ehe er mich wieder ansah. ,,Nächsten Dienstag", meinte er leise und ließ den Brief langsam sinken. Schluckend sah ich auf meine blassen Hände. ,,So bald schon?", hauchte ich leise und Sirius legte das Schreiben von Alastor zur Seite, legte sanft seine Hände auf meine Schenkel. ,,Maryana, deine Unschuld ist bewiesen. Du bist nur noch im Zeugenstand, das alles wird schnell an dir vorbeigehen", versuchte er mich zu beruhigen und ängstlich biss ich mir auf die Unterlippe. ,,Ich weiß nicht, Tatze, ich fühle mich nicht in der Lage, irgendwas..." Heiser brach ich ab. Ich fühlte mich nicht in der Lage, irgendetwas über Askaban zu erzählen. Ich würde die Nerven mitten im Gerichtssaal verlieren, wenn ich von den Dementoren berichten musste... Oder weshalb ich überhaupt erst inhaftiert worden war. 

Doch mir war andererseits auch ziemlich klar, dass ich erst mit der Vergangenheit abschließen konnte, wenn ich die Verhandlungen rundum den vollkommen verdrehten Fall Amandriel Coldwater, Jeremiah Temple und Sirrah Sylvane hinter mich gebracht hatte. ,,Mein Herz, du wirst nichts sagen, was du nicht sagen willst", entgegnete Sirius ernst. ,,Es tut mir so Leid, dass ich nicht dabei sein kann", fügte er etwas niedergeschlagen hinzu und ich lächelte schwach. ,,Remus und Sirrah sind ja da...", hauchte ich und er drückte sanft meine Hand, die er in die Seine genommen hatte. ,,Kann ich irgendwas für dich tun?", fragte er mich dann leise und ich lächelte. ,,Tatze, du wirst ja immer weicher... Was ist denn mit dem Rumtreiber passiert?" Der Animagus brachte ein schwaches Grinsen zustande. ,,Das, was alle immer für unmöglich gehalten haben: er hat eine Frau kennen- und lieben gelernt", entgegnete er, sodass meine Wangen warm wurden und ich leise kichern musste, als er mir mit seinem typisch blackschen Charme galant zuzwinkerte. ,,Diese Frau möchte dich wirklich dringend heiraten", flüsterte ich, als ich meine Hände auf seine starken Schultern schob und Sirius schmunzelte. ,,Vielleicht sollte sie anfangen, sich ein wenig in Geduld zu üben", grinste er keck und ich schmollte. ,,Ich gedulde mich doch wirklich schon lange genug!", murrte ich und er lachte heiser, strich sanft über meinen Schenkel. ,,Du bist wirklich unglaublich, Maryana Stone."  

,,Und ungeduldig", gab ich seufzend zurück und er schmunzelte. ,,Was möchtest du essen, mein Herz?" Fragend sah er mich an und unsicher biss ich mir auf die Unterlippe. ,,Ich weiß nicht, Tatze, letzte Nacht war mir irgendwie total übel...", warf ich kleinlaut ein und der Animagus erhob sich mit einer fließenden Bewegung. ,,Du musst dich langsam daran gewöhnen, Maryana... Sonst fange ich wirklich an, mir ernsthafte Sorgen um deine Gesundheit zu machen." Ernst sah er mich aus seinen sturmgrauen Augen an und betreten schlang ich die Arme um mich. ,,Okay, dann... Überrasch mich?", gab ich leise zurück und Sirius zwinkerte mir schmunzelnd zu. ,,Damit kann ich schon eher etwas anfangen." Er öffnete den Kühlschrank und ich erhob mich langsam. ,,Ich hole mir mal ein paar warme Socken, es ist wirklich kalt für Anfang Juni", meinte ich noch leise, ehe ich mich aus der Küche schob. Es regnete nur noch, von der warmen Frühsommersonne war nicht mehr viel zu sehen. Dunkle Wolken hatten sich über London zusammengezogen und das Wetter wirkte sich auf meinen Körper aus... Ich fürchtete jetzt schon das angekündigte Gewitter, dass mich sicherlich wieder nach  Askaban zurückversetzen würde. 

Ich trat in unser Schlafzimmer und stibitzte mir ein paar dicke Socken von Sirius, ehe ich nach einem Cardigan griff und dann eigentlich gleich wieder nach unten gehen wollte, als mein Blick auf ein Blatt Pergament fiel, das aus seinem Buch auf der Kommode hervorlinste. Mit gerunzelter Stirn zog ich es zwischen den Seiten hervor. 

Sirius,
Asti hat sich nun zum ersten Mal was gebrochen - aber es geht ihm schon wieder bestens. Wir waren sofort mit ihm im St Mungos, doch mein Pflichtgefühl sagt mir, dass ich mich trotzdem bei dir melden und dir davon berichten sollte... Bald ist Vollmond und Remus wird weg sein - und aufgrund der Verhandlungen wollte ich mir nochmal das mögliche Todesserversteck ansehen... Vielleicht kann ich das Ministerium ja ein wenig gut stimmen.
Wie verfahren wir mit Asti? Ist Maryana langsam in der Lage, ein Kind um sich zu haben?
Er fragt wieder nach ihr... Wie geht es ihr? 
Ich soll dir von Asterion ein Küsschen geben, 
Sirrah

Asterion war im Krankenhaus gewesen und Sirius hatte mir nichts davon erzählt? Was hatte er ihr geantwortet? Hatte er ihr überhaupt schon zurückgeschrieben? Heute Nacht war Vollmond... Was war mit meinem Kind? Den Brief umklammert, hastete ich den Flur und die Treppenstufen runter, wo ich beinahe noch den armen Kreacher über den Haufen gerannt hätte. Sirus stand mit dem Rücken zu mir, es roch nach Rührei und Kaffee und mein Magen meldete sich mit einem sehnsuchtsvollen Grummeln. Doch meine Wut und Verzweiflung überwogen. ,,Sirius, warum hast du mir nichts gesagt?" Es klang vorwurfsvoller als beabsichtigt und der Animagus drehte verwundert den Kopf. Anklagend hielt ich Sirrahs Brief in die Höhe und Tatze seufzte. ,,Maryana...-", begann er, doch ich schüttelte sofort den Kopf. ,,Nein, Sirius! Ihr könnt mir nicht ewig mein Kind vorenthalten! Und es ist Vollmond, das heißt Remus ist schon mal weg! Überhaupt... Asterion war im Krankenhaus! Es ist mein Recht, so etwas auch zu erfahren!" Ich hatte mich immer weiter in Rage geredet, schlussendlich war meine Stimme zwei Oktaven in die Höhe gewandert und heiße Tränen brannten in meinen Augen. ,,Er ist mein Sohn... Ich habe ihn zur Welt gebracht und jetzt wird er mir genommen...", flüsterte ich. Egal wie es sich verhielt, im Endeffekt behielt Lucius mit seiner Drohung recht. 

Langsam nahm Tatze die Pfanne vom Herd und schob sie zur Seite, ehe er zu mir trat und mir den Brief aus den Händen nahm. ,,Niemand nimmt dir Asterion weg, Maryana", entgegnete er mit fester Stimme. ,,Ich wollte nur das beste für euch beide. Für Asterion - und für dich." Sein Kiefer war angespannt und ich blinzelte bemüht gegen meine Tränen an. ,,Ich werde Sirrah jetzt einen Patronus schicken. Ich will meinen Sohn haben." Damit machte ich enttäuscht im Türrahmen kehrt - und warf meine Haare zurück. Wie in alten Zeiten trafen sie den Animagus unmittelbar im Gesicht und er knurrte leise, als er nach meiner Taille griff und mich am Gehen hinderte. ,,Maryana, jetzt sei bitte nicht beleidigt! Ich versuche nur richtige Entscheidungen zur Sicherheit meiner Familie zu treffen", raunte er mir ins Ohr und sein heißer Atem streifte meinen Hals, sodass ich bemüht meine Gänsehaut zu ignorieren versuchte. ,,Du hättest mit mir reden müssen!", gab ich stur zurück, wieder einmal war die Stimmung zwischen uns zum zerreißen angespannt - und wieder einmal gab Sirius mit einem tiefen Seufzen nach, anstatt mit mir zu diskutieren, wie es vor Askaban der Fall gewesen wäre... Und beinahe wünschte ich mir schon, er würde mir wenigstens ein bisschen mehr die Stirn bieten. In mir wuchs der Gedanke heran, ihn zu provozieren - damit er endlich aufhörte, mich mit Samthandschuhen anzufassen. 

,,Na schön... Bitte verzeih, mein Herz, das war nicht richtig. Schick Sirrah den Patronus...", murmelte er widerwillig und ließ mich langsam los. Es war seltsam, wenn Sirius zuerst nachgab. Früher hatte immer ich nachgegeben und es fühlte sich nicht richtig an, dass wir nicht offen miteinander waren, uns nicht vernünftig streiten konnten, wo das früher eine unserer Lieblingsbeschäftigungen gewesen war. ,,Okay...", flüsterte ich und ließ ihn in der Küche stehen. Da lag eine spürbare Kluft zwischen uns... Und das stellte mich auf eine Zerreißprobe. Vielleicht konnte Asterion diese Kluft ja schließen... 

                                                  

                            
          
         
         
Ich musste nicht lange warten, bis Sirrah Sylvane mit Asterion auf dem Arm, aus dem Kamin trat und sich schnaufend Ruß von den Sachen klopfte, während sie seine Tasche fallen ließ und sich eine Haarsträhne des schiefen Ponys aus der Stirn pustete. Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie so früh hier sein würde - und mir fiel beinahe der Teller mit dem Rührei aus der Hand, den Sirius mir gegeben und mich aufs Sofa beordert hatte. Mit großen Augen sah ich meine beste Freundin an - und dann den roten Lockenkopf, der auf ihren Armen zappelte und den Sirrah nun langsam runterließ. Die großen Augen meines einjährigen Sohnes wanderten durch den Raum - und blieben dann bei mir hängen. ,,Mami?", brabbelte er und griff nach Sirrahs Hosenbeinen, um sich auf die kleinen Füßchen zu ziehen. Ich konnte mich nicht rühren. Ich konnte nicht mal denken... Ich starrte nur den kleinen Jungen an, nach dem ich mich so lange gesehnt hatte... Er war so groß geworden, seitdem ich ihn das letzte Mal in meinen Armen gehalten hatte. Ich hatte so viele Bilder gesehen, doch das hier war etwas anderes... Und die Bilder hatten mir nicht annähernd erzählen können, was ich in diesem Augenblick sah. ,,Ja, kleiner Mann. Deine Mami ist jetzt wieder bei dir", schmunzelte Sirrah, während Sirius nun in den Türrahmen trat und unsicher zu mir sah. 

Mit einem Kichern ließ Asterion von seiner Patentante ab und trat genau drei Schritte, bevor er auf dem Teppichboden landete und ich ihn vollkommen sprachlos ansah. Sirrah schmunzelte. ,,Herzlichen Glückwunsch, Mary, du hast gerade seine ersten Schritte gesehen", warf die junge Hexe leise ein und Asterion krabbelte quietschend auf mich zu. Seine sturmgrauen Augen leuchteten und langsam kam Leben zurück in mich. Ich schob den Teller auf den Wohnzimmertisch und erhob mich mit zitternden Knien. ,,Asterion... Mein Sohn...", hauchte ich mit gebrochener Stimme, als ich langsam auf den Teppichboden sank und der Kleine mich anstrahlte. Zwei Zähnchen... Und ein Drittes, das sich langsam vermuten ließ. Er war wunderschön. Ich konnte nicht anders, als weinend das Gesicht in den Händen zu vergraben, als er seine kleinen Patschehändchen auf meinen Schenkel legte. ,,Mami, Mami!" Solange hatte ich befürchtet, er könnte mich nicht wiedererkennen. Hatte darum gebangt, dass er mich immer noch als seine Mutter ansah. Und nun sah ich ihn... Und zum aller ersten Mal hörte ich das Wort Mami aus dem Mund meines Kindes. Ein kaum zu beschreibendes Gefühl, dass mich bitter schluchzen ließ vor Erleichterung. 

,,Merlin...", wimmerte ich, als ich eine warme Hand auf meinem Rücken spürte. ,,Ist er nicht wundervoll, mein Herz?", flüsterte Sirius leise und schluchzend nickte ich, sah langsam wieder zu Asterion hinab, der meinen Blick aus funkelnden Augen erwiderte. Mit kindlicher Faszination, die mein Herz plötzlich so viel leichter werden ließ. ,,Oh, Sirius...", weinte ich und der Animagus legte sanft seine Lippen auf meine Schläfe, während Asterion nun ungeduldig seine Ärmchen nach mir ausstreckte. ,,Mami!", jammerte er und ich nickte hastig, nahm ihn auf meine Arme, blinzelte gegen einen erneuten Wall an Tränen an, während meine Gefühle mich mehr und mehr überwältigen, ich es kaum glauben konnte. Endlich hielt ich ihn wieder in den Armen... Solange hatte ich gefürchtet, das vielleicht niemals wieder tun zu können. ,,Ihr drei seht einfach nur wundervoll aus", schmunzelte Sirrah und Sirius lächelte sie an. ,,Wenn du willst, kannst du mit uns frühstücken. Du warst wirklich sehr schnell hier", meinte er, während ich nicht aufhören konnte, meine zitternden Finger durch die weichen, zarten Löckchen meines Sohns gleiten zu lassen. ,,Mein Kleiner... Endlich sind wir wieder zusammen", flüsterte ich mit bebender Stimme. ,,Jetzt wird uns niemand mehr trennen..." Asterion sah brabbelnd zu mir auf, ehe sein Blick zu Sirius fiel. ,,Na, kleiner Mann?", schmunzelte er und Asterion streckte ihm die Zunge raus, was Tatze die Augenbrauen heben ließ, während mein Sohn zufrieden sein Köpfchen an meine Brust legte. 

,,Oh, er ist ein Engel...", flüsterte ich schniefend und Sirrah grinste. ,,Ich weiß nicht, ob ich da zustimmen kann. Natürlich zeigt der kleine Charmeur sich jetzt von seiner besten Seite", meinte sie belustigt und Sirius schnaubte gespielt empört. ,,Mein Sohn, ich habe dir besseres beigebracht, als das", beschwerte er sich und Asterion rümpfte das Näschen. ,,Dumm?", gab er zurück und während Sirrah losprustete und selbst ich grinsen musste, blickte Sirius höchst pikiert drein. Der Animagus sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. ,,Asterion", warnte er ihn. ,,Wag es dich, mich vor deiner Mutter zu blamieren!" Der rote Lockenkopf gluckste nur. ,,Dummdumm." Beinahe verzweifelt sah Sirius mich an. ,,Maryana, glaub mir, ich habe ihm das so nicht beigebracht!", stieß er hervor und ich musste lachen. Ein echtes Lachen, das mein Herz wärmte... Und mit Leichtigkeit die eisige Kälte von Askaban besiegen konnte. ,,Mach dir keinen Kopf, Tatze, er ist wundervoll... Und er sieht genauso aus wie du", hauchte ich und Sirius sah erleichtert aus, ehe er schmunzelte. ,,Nein, er sieht genauso aus wie du", widersprach er mir aber und ich schüttelte den Kopf. ,,Nein, er hat dein Grinsen und deine Augen", seufzte ich. ,,Und deine Ausstrahlung... Er ist so schön..." Tatze lachte heiser auf. ,,So schön wie ich, ja?", grinste er frech und meine Wangen wurden ein wenig heiß. Asterion begann zu giggeln. ,,Noch viel schöner", konterte ich keck und Sirrah betrachtete uns mit einem Schmunzeln, während Asterion begeistert in seine kleinen Händchen patschte. 

Es war soweit... Unsere Familie war wieder vereint.
Und das vertrieb alle Gewitterwolken, deren aufziehen ich an diesem Morgen noch so gefürchtet hatte. 

          

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