𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟓𝟓

𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟓𝟓


Eigentlich war es wieder einmal einer dieser geplanten Alleingänge, der Sirrah Sylvane an jenem frühen Morgen die Treppe runter schleichen ließ. Asterion hatte die Nacht bei Sirius geschlafen, neuerdings bestand der kleine Racker da sehr beharrlich drauf- sodass es ihr leichter fiel, sich runter zu schleichen, ohne Asti zu wecken- der dann die anderen beiden alarmierte. Sie unterließ auch aufgrund des Risikos, noch einmal bei Remus ins Zimmer zu sehen- was ihr im Nachhinein eventuell hätte von Nutzen sein können. Sie wollte gerade die Tür öffnen, da sah sie eine Bewegung aus dem Augenwinkel und hatte blitzschnell ihren Zauberstab gezogen. ,,Remus...", schnappte sie erschrocken, ihr Herz tat einen nervösen Satz. ,,Diesmal kannst du das vergessen, Sirrah." Ernst erwiderte er ihren Blick und sie zog eine Augenbraue hoch. ,,Woher wusstest du, dass...-", setzte sie an, doch brach ab, als sie an ihm vorbei sah und Decke und Kissen auf dem Sofa ausmachen konnte. ,,Du..." ,,Schon seit drei Nächten, ja. Ich hab nur drauf gewartet, dass du auf die Idee kommst. Zum Glück hat Tatze Dumbledore den Tarnumhang schon zurück gegeben, wenn du den in die Finger gekriegt hättest...-" ,,Hätte ich Dummheiten gemacht, ganz genau", beendete sie seinen Satz und pustete sich eine ihrer karamellbraunen Haarsträhnen aus der Stirn, die ihr immer wieder dort hin zurück fiel, weil ihr schiefer Pony ein wenig zu lang geworden war.

,,Remus, ich muss das jetzt tun..." ,,Dann komme ich mit dir!" Entschieden sah er sie an und griff nach seinem Mantel. ,,Also. Was ist dein Plan?", wollte er wissen und grinsend nahm sie seinen Arm. ,,Was denn für'n Plan?", entgegnete sie keck und schon waren sie aus dem Haus disappariert. Keuchend lehnte Remus sich wenig später vorn über, um sich wieder zu fassen, weil ihm die Übelkeit aus den Tiefen seines Magens überfiel. ,,Ich hasse das...", murrte er und Sirrah stemmte die Arme in die Seiten. ,,Ich auch. Aber einfach mal eben in einen der Kamine in Malfoy Manor zu flohen, kam mir dann doch ein bisschen zu abgedreht vor", flötete sie und Remus richtete sich stirnrunzelnd auf, bevor er in unmittelbarer Ferne das Anwesen unheilvoll vor ihnen in den regengrauen Himmel hervorragen sah. ,,Sirrah? Was hast du vor?", fragte Remus nun deutlich verunsichert. Er hatte wohl mit einem ganz anderen Ziel gerechnet. Es regnete leicht und die Birken auf der kahlen Wiese, auf welcher sie standen, raschelten unruhig. ,,Mich reinschleichen, ein bisschen rumschnüffeln, etwas rumpöbeln falls nötig und dann glimpflich davon kommen. Wieso? Was hast du denn gedacht?"

Remus raufte sich verzweifelt durchs Haar. ,,Dass wir uns mit Moody treffen, einen Kaffee trinken und über Vorkommnisse und mögliche Verbleibsel der Todesserbande reden...", entgegnete er unsicher und Sirrah seufzte tief. ,,Ich hab langsam keine Lust mehr auf reden, Artikel und Wälzer lesen... Ich will jetzt endlich mal handeln! Schade, mit dem Tarnumhang wäre das ganze ein wenig ungefährlicher geworden." Sie zuckte grinsend mit den Achseln und Remus starrte sie verständnislos an. Er wusste, Sirrah hatte solche Phasen. Während er sich einmal im Monat in ein gewissenloses Monster verwandelte, hatte Sirrah einmal im Monat Lust auf ein Himmelfahrtskommando. Da stand sie vor ihm, mit strahlenden, blaugrauen Augen, einem frechen Schmunzeln auf den Lippen und roten Wangen. Und auch wenn es ihn besorgte und vielleicht sogar ärgerte, dass sie so riskant und unbedacht war, war er auch einfach nur fasziniert von ihrer Zielstrebigkeit und Einsatzbereitschaft. Sie war mutig und tapfer... Eigenschaften, die Remus Lupin langsam aber sicher auch zu entwickeln begann. Klar, er hatte auch im Krieg gekämpft, doch er war eher ein defensiver und planender Teil gewesen, niemand, der offensiv und einfach aus purer Tapferkeit drauf los ging, ohne zu überlegen und einfach zu handeln. Denn in vielen Situationen fehlte einfach die Zeit, vorher über gewisse Pläne nachzudenken.

,,Du kannst auch wieder zurück, wenn wir jetzt länger so doof hier rumstehen, wird man uns sicher noch bemerken", unterbrach sie dann seinen Gedankenfluss und Remus schüttelte den Kopf, biss sich auf die Unterlippe. ,,Sirrah, bist du dir sicher, dass...-", begann er, doch sie unterbrach ihn, indem sie sich streckte und ihm prompt ihren Finger auf die Lippen legte. ,,Nein. Aber ich mach das jetzt." Sie wirbelte also herum und murrend fuhr Remus sich durchs Haar, bevor er ihr nach eilte. ,,Wie sollen wir da denn rein kommen? Die haben sicher alles versiegelt...", zischte Remus ihr zu, während sie sich dem Anwesen näherten und Sirrah flüsternd einige ihrer kleinen Wachvögel los schickte. ,,Ach komm schon, vor wem könnten die schon Angst haben? Da ist ein Scheiß versiegelt, ich wette, wir kommen ohne Weiteres durch die Eingangstür...", entgegnete sie nur und die Augen von Remus wurden groß, als sie sich aus ihrer Deckung erhob und einfach auf den Kiesweg zwischen den hohen Hecken trat.

,,Verdammt nochmal... Die ist verrückt geworden...", sagte Remus Lupin sich selbst, bevor sie ihr hastig folgte. ,,Sirrah!", zischte er und griff grob nach ihrem Arm, um sie hinter einen Pfeiler zu ziehen, als sie gerade die Treppen zur Tür erklimmen wollte. ,,Was soll das denn?!", zickte sie heiser und funkelte ihn böse an. Es war für sie seltsam fremd, dass Remus sich ihr gegenüber so offen und selbst überzeugt präsentierte. Meist stimmte er ihr still zu...- Oder halt auch nicht, aber er fiel ihr damit nie ins Wort oder in Taten. ,,Man wird uns sehen! Willst du nicht gleich laut rumbrüllen, dass wir da sind?!", murrte er und sie musste glatt den Kopf in den Nacken legen, weil er sie so überragte und sich mit aufgeblähter Brust vor ihr aufbaute. ,,Du denkst wohl ich bin blöd, was?!", entgegnete sie belustigt. ,,Zufällig weiß ich, dass niemand daheim ist. Für den Moment... Abgesehen vom Hauselfen, aber mit dem kommen wir doch sicher klar, nicht wahr, mein Großer?", gab sie frech zurück und Remus konnte nicht anders, als einen kleinen, empörten Laut von sich zu geben und dann kopfschüttelnd zu schmunzeln.

,,Sirrah Sylvane, ich weiß wahrlich nicht, was ich von dir halten soll", murmelte er und sie stieß sich leicht von der Säule ab, kam ihm damit einen ganzen Moment ziemlich nahe, sodass ihm ein weiteres mal ihr süßer Duft nach Pfirsich und Karamell in die Nase stieg. ,,Mir gefällt es, dass ich dir so ein Rätsel bin...", flüsterte sie nur, strich über den Knopf seines Mantels, bevor sie ihm zu zwinkerte und sich an ihm vorbei schob. ,,Der Hauself ist gerade froh, mal nicht von seinem Herrn geschlagen oder verprügelt zu werden. Er sitzt hinter dem Haus auf der Schaukel und träumt vom Fliegen... Da kann man nämlich frei sein, so glaubt er...", erklärte sie ihm, als sie an die Tür trat und sie mit einem ,,Alohomora" zu öffnen versuchte. ,,Woher weißt du das?", wollte Remus wissen und zog ebenfalls seinen Zauberstab, um es auch zu versuchen, denn entgegen Sirrah's Erwartung ließ sich das Schloss nicht so einfach knacken. ,,Eins meiner Vögelchen hat es mir gezwitschert", murmelte sie, ehe sie fluchend den Kopf in den Nacken legte.

,,Dann halt klettern...", seufzte sie und tippte ihn an. ,,Nimm mich mal auf die Schultern ja?" ,,Bitte?", entwich es ihm verwirrt und sie seufzte. ,,Komm schon, ich bin doch nicht schwer! Ich muss auf das Vordach hier oben, sicher komme ich durch eins der Fenster!" Seufzend sank Remus auf sein Knie und Sirrah grinste ihn breit an. ,,Ja, Remus Lupin, ich will", flötete sie und er lachte heiser, als sie es tat... Dass die beiden dabei klammheimlich für den jeweils anderen noch etwas Weiteres empfanden, als nur Belustigung in dieser Situation, würde wahrscheinlich noch für lange Zeit geheim bleiben... Da Remus fast zwei Meter groß war und die protzigen Säulenfortsätze ziemlich gut zu erklimmen waren, fand Sirrah Sylvane sich relativ schnell auf dem Vordach wieder. Sie trat an das erstbeste Fenster und lugte vorsichtig hinein. ,,Und?", rief Remus ihr zu, der Regen wurde stärker. Sie schlug ein kleines Eckchen ein und konnte dann hindurch fassen, um den Riegel hochzuklappen und das Fenster aufzudrücken. Sie schlüpfte leise hinein und schloss das Loch mit Reparo wieder. Als sie sich umsah, erkannte sie, dass sie sich im Kinderzimmer des kleinen Malfoy-Erben befand. Ein ziemlich düsteres, kahles Zimmer... Der Junge tat ihr irgendwie Leid.

Ungeduldig und voller Sorge lief Remus vor der Tür auf und ab. Was dauerte da so lange, wo blieb sie? Oder war sie doch erwischt worden? Er wollte gerade die Treppe runtersteigen und nachsehen, ob er nicht doch noch einen anderen Zugang fand, als sich die Tür öffnete und er erschrocken wieder herumwirbelte. ,,Wir kaufen nicht!", grunzte Sirrah und grinsend schüttelte Remus den Kopf, bevor er sich zu ihr in den Türrahmen schob. ,,Ich verkaufe nichts", gab er belustigt zurück und sie zog die Augenbraue hoch. ,,Ach nein? Und was machen Sie dann hier?", gab sie gekünstelt zurück und er schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. ,,Kamininspektion?", schlug er vor und sah an ihr vorbei. ,,Mordsmäßiges Teil, oder? Und es geht noch dicker..." Sie ließ ihn passieren und einen Moment erschrak er, als er hinter einer Tür unter der Treppe aggressives Bellen vernahm.

,,Die scheiß Köter von Lucius... Haben mich fast zu Tode erschreckt, die Biester. Hab sie eingesperrt, deshalb hat's so lang gedauert", erklärte sie ihm achselzuckend, während er ihr folgte und wieder einmal komplett fasziniert von dieser Frau war. Sie schwebte beinahe schon neben ihm her, so sicher und grazil sie sich neben ihm bewegte. Sie war viel zu wertvoll für einen ärmlichen Mann wie er es war... ,,Ich hab das Zimmer von Draco gesehen... Es ist schon vorprogrammiert, dass er ein Monster wie sein Vater wird... Der arme Junge... Hat überhaupt keine Chance, sich selbst zu entfalten", murmelte sie, während sie seitlich der großen Treppe in einen Korridor bogen. Mit Lumos zauberten sie unheilvolles, blaues Licht, das teils wirklich gruselige Gemälde und Statuen offenlegte. ,,Hey, Remus, schau mal...", flüsterte sie und er drehte den Kopf. ,,Lumos arcis", flüsterte sie und ihr Zauberstab begann im Sekundentakt die Farbe zu ändern, was sie erfreut grinsen und Remus nur schmunzelnd den Kopf schütteln ließ. ,,Du bist so ein Griesgram... Asterion findet es super toll", murmelte sie und er seufzte leise. ,,Der Kleine hat dich echt gern... Jedes Kind hätte das", meinte er und Sirrah zuckte schwach lächelnd mit den Achseln, bevor sie vor einer verschlossenen Tür stehen blieben. ,,Wetten wir, dass sich hier hinter verbirgt, wonach wir suchen?", wisperte sie und Remus runzelte die Stirn. ,,Und das wäre?" ,,Na meine Tränen, Lupin!", murrte sie und er grinste nur. ,,Ich liebe es, wenn du so rumzickst", entfuhr es ihm amüsiert und sie warf ihm schon beinahe einen liebevollen Blick zurück. ,,Wetten wir auch, dass wir die nicht so einfach aufkriegen...?", fügte er seufzend mit an und Sirrah zuckte mit den Achseln. ,,Wie wär's mit Bombarda?"

Remus seufzte leise. ,,Sehr diskret, Sirrah", kommentierte er mit gehobenen Augenbrauen und die junge Hexe grinste breit. ,,Wer hat denn was von diskret bleiben gesagt?", gab sie gerade zurück und wollte im nächsten Moment ihren Zauberstab ziehen, als ihr eben dieser aus der Hand glitt und ein paar Meter entfernt in der Luft schwebte. Erschrocken wirbelten die beiden herum, nur um den Hauselfen zu erblicken, der sie misstrauisch ansah, die Finger zum Schnipsen erhoben. ,,Wer sind Sie und was machen Sie hier?", fragte seine krächzende Stimme und Sirrah und Remus tauschten schluckend verunsicherte Blicke aus. Am liebsten würde Sirrah frustriert mit dem Fuß aufstampfen und in Asterion-Manier die Arme vor der Brust verschränken. Schon wieder funkte ihr etwas dazwischen. Merlin, sie waren doch so nah dran gewesen. ,,Dobby muss Sie bitten zu gehen", fügte der Hauself nun hinzu und sah sich um. ,,Mein Meister wird bald wieder zurück und sicher nicht sehr erfreut über Ihren Besuch sein." Sirrah wollte gerade den Mund öffnen, um Dobby zu erklären, dass sie selbst umso erfreuter war, Lucius Malfoy von angesicht zu angesicht gegen über zu stehen, doch Remus hinderte sie daran, indem er ihr eine Hand auf den Mund legte und sie warnend anfunkelte. ,,Was ist hinter der Tür, Dobby?", fragte er scharf und die großen Augen des Hauselfen sahen an ihnen vorbei. ,,Das, Sir, ist Mister Malfoys Arbeitszimmer. Und jetzt muss ich Sie wirklich bitten zu gehen!" Die kleine, magere Gestalt in dem zerschlissenen Kissenbezug schluckte hörbar.

,,Oh nein, wieso sagt Dobby so etwas? Dobby muss sich dringend die Hände bügeln... Verschwinden Sie! Oder ich werde meinem Meister erzählen, dass Sie hier gewesen sind!" Remus nickte hastig. ,,Okay, wir gehen", versuchte er den Hauselfen zu besänftigen, der nun schon aus Angst vor seinem Meister zitterte. Der Werwolf kannte ihn... Es war der Elf, der Lucius damals auch im Krankenhaus begleitet hatte. Remus konnte sich denkbar vorstellen, wie schlecht er von den Malfoys behandelt werden musste. Sirrah drehte empört den Kopf. ,,Nein, wir gehen nicht!", zischte sie trotzig, doch Remus hatte sie am Arm gepackt, den Zauberstab der jungen Hexe aus der Luft ergriffen und warf ihr bloß einen scharfen Blick zu, wie Sirrah ihn von dem sanftmütigen und geduldigen Remus Lupin gar nicht gewohnt war. ,,Du wirst Mister Malfoy nicht sagen, dass du uns hier gesehen hast?", fragte er Dobby, der so heftig mit dem Kopf schüttelte, dass seine großen Ohren ins flattern kamen. ,,Nein, Sir. Aber Dobby wird es tun, wenn Sie nicht gehen." Remus nickte knapp. ,,Wir gehen."

Damit schleifte er die empörte Sirrah den Korridor runter und die Hexe pustete sich verärgert den Pony aus der Stirn. ,,Remus, wenn wir jetzt gehen, war alles umsonst!", fuhr sie auf und Remus zog sie stur weiter. ,,Ja. Aber wenn wir jetzt nicht gehen, erwischt Malfoy uns hier - und dann sind wir dran, glaub mir. Noch haben wir außer einer alten Drohung überhaupt nichts gegen ihn in der Hand! Wir können ja nicht mal nachweisen, dass er ein Todesser ist! Wir müssen woanders suchen, der Name Carrow ist nun schon zweimal gefallen!", murrte er und zog Sirrah um die nächste Ecke. Er hörte die tapsenden Schritte des viel zu netten Hauselfens, der ihnen argwöhnisch folgte. ,,Ein Name bringt uns nur nichts, wir brauchen meine vergangenen Tränen", schnaubte Sirrah wütend, ihr Trotz war beinahe kindlich. Remus schüttelte nur entschieden den Kopf und griff nach ihrem Arm. Sirrah fluchte ungehalten, als sie zurück ins Hause der Blacks apparierten - und das letzte was sie sah waren die großen Augen des Hauselfen, der misstrauisch mit ansah, wie die beiden Eindringlinge Malfoy Manor verließen. Erfolglos, was Sirrah Sylvane ziemlich frustriert stimmte.

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