𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟓𝟎
𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟓𝟎
Eine Woche später hatte Sirrah Sylvane es geschafft, ein Treffen mit dem letzten Überlebenden des Ordens auszumachen, in welchem Amandriel vor seinem Tod Mitglied gewesen war. Der Zauberer, sein Name war Castor Moreau, war bereit sich mit ihr und Remus - denn der Werwolf bestand darauf, sie zu begleiten - an diesem Tag im tropfenden Kessel zu treffen. Während Sirrah deshalb schon seit Tagen auf heißen Kohlen saß, wirkte Remus eher skeptisch und besorgt. ,,Sollte ich nicht alleine gehen? Du stehst mit Sicherheit auf der Abschussliste der Leute, die für Amandriels Tod verantwortlich sind", warf er ein, als die beiden kurz davor waren, aufzubrechen und Sirrah den Knopf ihres Umhangs durch die dazugehörige Schlaufe zog. Sie rümpfte die Nase. ,,Nein, Remus", gab sie stur zurück. ,,Ich komme mit. Moreau rechnet mit mir." Auch bei Sirrah Sylvane galt das Prinzip, mit dem Kopf durch die Wand - und deshalb gab der Werwolf es schnell wieder auf, sie davon zu überzeugen, dass es besser für sie war, versteckt zu bleiben. Sirius trat aus der Küche. Zurzeit war der Animagus besonders blass, reizbar - und hatte momentan große Probleme mit Sonnenlicht und warmen Temperaturen fertig zu werden. Es war Mitte April - und der Frühling brachte schönes Wetter mit sich. Asterion kicherte kerngesund in der Küche vor sich hin. In knappen zwei Wochen würde der Black-Erbe ein Jahr alt werden und niemand in diesem Haus wagte es, daran zu denken, dass Maryana vermutlich nicht einmal den ersten Geburtstag ihres Sohnes miterleben würde.
,,Ihr brecht auf?", fragte Sirius mit rauer Stimme und Sirrah nickte entschlossen. ,,Ja. Tun wir", gab sie zurück, Remus einen scharfen Seitenblick zuwerfend. Dieser zuckte tief seufzend mit den Achseln. Wann hörte schon mal irgendwer auf ihn? Er hatte schon bei Maryana auf Granit gebissen... Bei Sirrah war es das gleiche Spiel. Sirius nickte langsam. ,,Hoffentlich bringt dieses Treffen was", murmelte er und fuhr sich fahrig durch die dichten Locken. Es hatte den Animagus schon spürbar frustriert, dass sich dieser Tag ganze sieben Tage hinausgezögert hatte. Ganze sieben Tage, die für seine Verlobte Schmerz und Qualen in Askaban bedeuteten. ,,Das hoffe ich auch...", murmelte Sirrah leise seufzend, als sie in die Schale mit dem Flohpulver griff. Es war eine einfachere, bequemere Art in den tropfenden Kessel zu gelangen. Außerdem hasste sie apparieren. ,,Schickt einen Patronus, wenn was ist", wandte sich Sirius noch an Remus, nachdem Sirrah bereits im Kamin verschwunden war und der Werwolf nun nach dem Flohpulver griff, seinem Freund aus Schulzeiten knapp zu nickte. ,,Bis dann."
Der tropfende Kessel war nur spärlich besucht. Etwas, das Sirrah Sylvane zu Gute kam. So gab es recht wenige Zauberer oder Hexen, die ihr eine ernsthafte Gefahr sein könnten. Remus stellte dies auch erleichtert fest, als er hinter ihr aus dem Kamin trat und sich den Ruß von seinem Umhang klopfte. ,,Ist er schon hier?", fragte er sie mit gedämpfter Stimme und Sirrah sah sich um, ehe ihr Blick auf den Tisch unter dem Fenster und seitlich des Tresens fiel, den sie in ihrer Eule an Castor Moreau erwähnt hatte. Noch waren alle vier Stühle unbesetzt. ,,Nein... Setzen wir uns", hauchte sie leise und Remus folgte ihr. Langsam ließen sie sich an dem vereinbarten Tisch nieder und auf Sirrahs Bestellung hin, ließ eine ergraute, stämmige Hexe ihnen auf dem Tablett ein Glas Wasser und ein Butterbier zu schweben. ,,Für meine Nerven", meinte Sirrah auf Remus' verwunderten Blick hin, als er die riesige Schicht Schlagsahne auf der dampfenden Tasse der jungen Hexe musterte und sich gar nicht ausmalen wollte, wie ungesund das wohl war. Er grinste schwach und nickte ihr zu. Mit zitternden Fingern umschloss Sirrah die warme Tasse, ihr Blick glitt nervös durch den tropfenden Kessel. Ein ungeduldiges Grummeln ging durch ihre Magengrube, sie wollte das hier hinter sich bringen. Sie wollte sich den Beweisen einen Schritt näher fühlen - doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass Moreau wenig hilfreich sein würde. Sie war schon erleichtert gewesen, dass der Franzose zu einem Treffen bereit gewesen war. Immerhin war das sicherlich nicht ganz ungefährlich für ihn...
Sie nahm gerade einen tiefen Schluck aus ihrer Tasse, als der Stuhl neben ihr zurückgezogen wurde. Ein Mann mittleren Alters, durch dessen Haar sich bereits ergraute Strähnen zogen und dessen blaue Augen trüb und müde wirkten, ließ sich neben sie sinken und sofort saß Sirrah Sylvane wieder kerzengerade auf ihrem Stuhl. ,,Mister Moreau?", hauchte sie leise und er nickte ihr zu. ,,Sirrah Sylvane, nehme ich an", gab er zurück und die junge Hexe nickte ebenfalls, ehe sie auf Remus deutete. ,,Remus Lupin. Mein Partner", meinte sie ohne zu zögern und der Werwolf konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Grüßend schüttelte er Castor Moreau die Hand, welcher sich einen Brandy bestellte und dann ernst in die Runde sah. ,,Falls Sie mir fragen zu Amandriel Coldwater stellen wollen... Ich weiß nicht, wer ihn getötet hat. Oder all die anderen", setzte der Franzose gleich an, sein Akzent war kaum zu überhören. Sirrah warf einen Blick in ihre halbleere Tasse. ,,Aber Sie haben eine Vermutung", gab sie zurück und Castor Moreau seufzte tief, schloss seine Hand um sein Glas Brandy, das soeben vor ihm auf der Tischplatte erschien. ,,Natürlich habe ich die..." Sirrah sah ihn abwartend an. Sie hoffte so sehr, endlich Antworten zu bekommen. Etwas, das hilfreich sein könnte. Etwas, das Sirius Hoffnung gab. Das ihnen allen Hoffnung gab.
,,Jeremiah Temple hat den ganzen Orden auseinander genommen. Jedes Detail, jedes Mitglied und jedes Versteck. Er wusste alles... Und er konnte den Todessern absolut alles weitergeben, bevor Amandriel ihn gestoppt hat. Ihrem Orden hätte das gleiche Schicksal bevorgestanden, hätte Amandriel nicht..." Castor brach heiser ab. ,,Verzeihen Sie, er war ein guter Freund... Ich hatte gehofft, er würde verschont bleiben... Aber jetzt wo auch er tot ist und nur noch ich übrig bin, weiß ich, was mich erwartet..." Sirrah und Remus tauschten unsichere Blicke. Castor Moreau stand damit auf der Abschussliste - und es war sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis auch er gefunden und getötet werden würde. ,,Er war auch ein sehr guter Freund von mir...", hauchte Sirrah betreten und Remus senkte den Blick. Er kam sich fehl am Platz vor, er hatte Amandriel kaum gekannt. Der Werwolf räusperte sich. ,,Sie denken also, dass die Todesser Amandriel Coldwater ermordet haben? Sowie den gesamten übrigen Orden, außer Ihnen", warf er ein und Castor nickte fest. ,,Ich habe keine Beweise, aber ich bin mir dessen sicher." Sirrah nagte nervös an ihrer Unterlippe. Eine Angewohnheit, die Remus schon öfter aufgefallen war. ,,Kennen sie einen Todesser bei seiner Identität, Mister Moreau? Haben Sie... Einen Namen für uns?" Sie fühlte sich in ihrer Vermutung schon lange bestätigt. Die Gefolgsleute Voldemorts hatten Amandriel auf dem Gewissen - und sie hatten die Beweise, die Maryana aus Askaban retten konnten. Sie konnte bloß hoffen, dass sie nicht zerstört worden waren... Castor Moreau leerte sein Glas. ,,Einen habe ich tatsächlich", murmelte er. ,,Es dürfte eine Tatsache der Offensichtlichkeit sein, aber... Amycus Carrow ist einer der wenigen, die noch nicht verdient in Askaban festgehalten werden. Und die auch noch trotz des Sturzes von Sie-wissen-schon-wem ihr Unwesen dort draußen treiben." Er hatte die Stimme gesenkt und sich vorgelehnt, seine Angst war ihm deutlich anzusehen... Und doch schien er den Tod andererseits beinahe ruhig zu erwarten.
Sirrah schluckte. Sie hatte noch nie von dem Mann gehört, um den es ging - und ihr Blick, der zu Remus flog, sagte ihr, dass auch der Werwolf den Namen bislang nicht gekannt hatte. ,, Seit vorsichtig!" Castor Moreau lehnte sich langsam wieder zurück. ,,Meine Freunde mussten sterben, weil sie zu viel wussten. Wir waren kurz davor, nicht nur einen Todesser zu entlarven, sondern mehrere. Doch die meisten sitzen sowieso seit letztem Jahr in Askaban... Also haben wir trotzdem erreicht, was wir erreichen wollten. Keiner von uns ist umsonst gestorben. Ganz besonders nicht Amandriel." Er wollte sich schon erheben, doch da Griff Sirrah nach seinem tiefschwarzen Umhang. ,,Mister Moreau... Können Sie sich einen Reim darauf machen, wieso die Todesser verhindern wollen sollten, dass Maryana Stones Unschuld bewiesen wird?" Hilfesuchend sah sie den Zauberer an und er erwiderte ihren Blick mit zusammengepressten Lippen, ehe er leicht den Kopf schüttelte. ,,Nein... Tut mir Leid. Vielleicht wollen Sie jemanden aus den eigenen Reihen schützen. Oder ihre Freundin weiß etwas, das sie nicht wissen sollte." Sirrah und Remus sahen einander an. Was sollte Maryana wissen? Hatte sie im Krieg etwas gesehen, das nicht für ihre Augen bestimmt gewesen war? Oder war es etwas... persönlicheres? Bei Sirrah meldeten sich langsam scharfe Kopfschmerzen, die ganz klar vom Schlafentzug der letzten Tage rührten. Sie ließ langsam Moreaus Umhang aus ihren Fingern gleiten. Die Stimme des französischen Aurors hatte einen seltsamen Nachdruck gehabt... Als wüsste er genau, was Maryana eventuell wusste und nicht wissen durfte.
,,Ich muss jetzt gehen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen..." Sirrah blinzelte und hob den Kopf. Remus nickte bereits. ,,Danke, dass Sie gekommen sind, Mister Moreau", murmelte er und der Zauberer verschwand so schnell, wie er gekommen war. In Todesangst, da waren sich Sirrah und Remus sicher. Die junge Hexe sah den Werwolf verzweifelt an. ,,Was haben wir jetzt überhaupt erreicht?", seufzte sie und raufte sich durch das kinnlange, braune Haar. Remus erwiderte bedrückt ihren Blick. ,,Wir haben immerhin einen Namen...", warf er ein und Sirrah nickte langsam. ,,Ein Name... Es ist nur ein Name... Sirius wird enttäuscht sein. Ich kann ihn kaum noch ansehen, der Schmerz in seinem Blick..." Sie atmete zittrig aus - und sah Remus überrascht an, als er nach ihrer Hand griff. ,,Es wird alles gut. Das ist besser als nichts... Wir schaffen das, Sirrah! Zusammen!"
Sie lächelte unsicher und nickte dann. ,,Ja... Vielleicht hast du Recht. Amycus Carrow... Wie kommen wir an diesen Kerl? Verdammt, weißt du, am liebsten würde ich ja Malfoy mal einen Besuch abstatten und einfach nur um meiner Wut Luft zu machen sein Haus anzünden", brummelte sie vor sich hin und Remus betrachtete sie schmunzelnd, ehe er den Kopf schüttelte. ,,Du wärst schneller tot als du Hippogreif sagen könntest... Und das kann und will ich nicht zulassen!", gab er fest zurück und Sirrahs Mundwinkel zuckten. Kam es ihr nur so vor oder verlor Remus Lupin die Zurückhaltung ihr gegenüber? Zu Beginn ihrer Verbindung durch die Patenschaft zu Asterion hatte er sich beinahe ängstlich ihr gegenüber verhalten...- So war es ihr jedenfalls vorgekommen. Mittlerweile genoss sie es, wann immer er ihr mal ein klein wenig Nähe schenkte- und war es nur eine hauchzarte Berührung, ein sanfter Blick oder ein behutsames Streichen über den Rücken. Und jedes Mal, wenn Remus sie einmal mehr hatte trösten müssen, war das Band zwischen ihnen fester geworden.
,,Meinst du, Malfoy hatte was damit zutun? Oder würde der sich bei sowas nicht die Finger schmutzig machen? Ich meine, er riskiert damit ja seine gute Anstellung und seinen Einfluss... ", riss Sirrah ihn nun wieder aus den Gedanken und Remus kratzte sich seufzend am Kopf. ,,Ich weiß nicht... Ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll. Maryana soll etwas gesehen haben... Oder gar wissen, was sie gefährlich macht, wenn sie aus Askaban zurückkommen würde?", murmelte er und rieb sich über das Kinn, ehe er sich wieder leicht aufrichtete. ,,Wobei... Malfoy hat ihr in der Klinik damals gedroht... Hatte das vielleicht indirekt etwas damit zutun? Vielleicht hat ihm die Sache mit Askaban einfach nur perfekt in die Karten gespielt und er hatte so oder so einen Anschlag auf Mary und Asterion vor, um sie zum Schweigen zu bringen..." Stirnrunzelnd sah Sirrah ihn nun an. ,,Schön, dass man mir das auch mal erzählt", kommentierte sie pikiert und Remus biss sich auf die Unterlippe. ,,Wir wollten nur nicht, dass du noch einen Getränkespender zertrümmerst...", warf der Werwolf achselzuckend ein und Sirrah bekam rote Wangen, ehe sie ihr Grinsen in einem Räuspern zu ersticken versuchte. ,,Der war schon kaputt, wie kommt ihr nur darauf, ich hätte den kaputt gemacht! Frechheit!", schmollte sie und zwinkerte ihm dann frech zu.
,,Magst du noch was trinken?", fragte Sirrah ihn nun sanft und sah auf sein geleertes Wasserglas. ,,Aber bitte etwas interessanteres als Wasser, ich komme mir blöd vor, wenn ich dir ein Glas mit der Flüssigkeit direkt aus der Waschbeckenleitung ausgebe", fügte sie mit hochgezogener Augenbraue hinzu und Remus schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. ,,Ich vertrag doch nichts...", nuschelte er und Sirrah grinste. ,,Ach ja? Das will ich sehen!" Sie hob den Arm und Remus seufzte nur. Was das anging, war sie wie Sirius. Er freute sich schon auf bessere Tage, an welchem die beiden sich auf einer Feierlichkeit- am besten noch zur Hochzeit von Tatze und Maryana- ordentlich in einem Kampf unter den Tisch tranken. ,,Wenn ich dann zu nuscheln anfange, können wir nicht per Flohpulver zurück! Dann kriege ich nämlich kein klares Wort mehr raus", warnte Remus sie, als zwei Gläser zu ihnen an den Tisch geflogen kamen. ,,Oh, da kann ich dir ein Lied von singen, Moony! Du willst gar nicht wissen, wo ich sturzbetrunken schon überall raus gekommen bin!"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top