𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟏𝟕

𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟏𝟕

𝙼𝚊𝚛𝚢𝚊𝚗𝚊

Ganze vier Wochen vergingen. Der sechste Monat. Ich stand früh morgens im Badezimmer und betrachtete meinen weiter gewachsenen Bauch. ,,Guten Morgen, kleiner Mann", flüsterte ich lächelnd. ,,Heute bist du schon sechs Monate bei mir...", hauchte ich - und versuchte nicht darüber nachzudenken, dass Sirius dann schmerzhafterweise schon viereinhalb Monate in Askaban saß und ich bis jetzt nur einen einzigen verzweifelten Plan hatte, um ihn da wieder rauszubekommen... Einen, der vielleicht das Ende meines eigenen Lebens bedeutete. ,,Könnte dein Vater dich jetzt sehen, was wäre er stolz", fügte ich leise hinzu. Noch drei Monate und zwei Wochen, dann würde Asterion Sirius Black das Licht der Welt erblicken... Ich musste lächeln und doch traten mir gleichsam Tränen in die Augen, weil ich schon jetzt wusste, Sirius würde in diesem Augenblick noch nicht wieder bei mir, bei uns sein... Ich sah auf, als Sirrah in den Türrahmen trat. ,,Na, ihr beide?", grinste sie und wackelte mit den Augenbrauen. ,,Man, jetzt bringt ihr aber ordentlich was auf die Waage", fügte sie mit einem breiten Schmunzeln hinzu. Eine Woche nach der Babyparty hatte Remus bemerkt, wie gut Sirrah mir tat... Und ihr kurzum vorgeschlagen, einfach noch eine Weile hier zu bleiben - und sie war davon ganz und gar nicht abgeneigt gewesen. Genauso wenig wie ich... Remus und Sirrah um mich zu haben, tat unglaublich gut... Sodass Arthur und Molly fürs Erste nachhause zurückgekehrt waren, Molly würde immerhin bald gebären. 

  
                 

,,Ja, nicht wahr?", gab ich leicht lächelnd zurück und biss mir auf die Unterlippe. Sie schob sich zu mir. ,,Darf ich?", fragte sie schmunzelnd und ich nickte leicht. Sie schob sich vor mich und legte sanft ihre Hand auf meinen Bauch. ,,Hi, Asti, ich bin's,  Sirrah", flötete sie und grinste mich dann wieder an. ,,Was hältst du davon, wenn wir beide zusammen in die Winkelgasse gehen und uns einen schönen Tag machen?", schlug sie vor und ich zögerte. ,,Hm... Also eigentlich wollte ich-", setzte ich an und sie hob die Augenbrauen. ,,Was? Dich in Sirius' Pelzmantel vor dem Kamin verkriechen?", schloss sie und schluckend senkte ich den Blick, seufzte leise. ,,So offensichtlich?", hauchte ich und sie nickte. ,,Ziemlich." Wir beide waren alleine, der Vollmond hatte Remus wieder nach draußen in die Wälder und raus aus der Stadt getrieben. ,,Das würde Tatze nicht wollen, Mary. Du und Asterion, ihr müsst mal raus. Genießen wir den Valentinstag!", meinte sie streng und ich sah wieder auf. ,,Ja, okay... Wir gehen", murmelte ich und sie grinste. ,,Wunderbar, dann mach dich fertig!" Damit ließ sie mich alleine und spazierte summend den Flur runter. Ich biss mir auf die Unterlippe. Valentinstag... Das hatte ich ja glatt vergessen. Wir schrieben den vierzehnten Februar. Schlagartig vermisste ich Sirius noch ein klein wenig mehr... Früher waren wir an Valentinstag immer zusammen draußen gewesen, manchmal hatten wir uns sogar - zu Hogwarts-Zeiten - raus an den See geschlichen und damit Nachsitzen bei McGonagall riskiert... Doch das war uns egal gewesen. Denn wie Sirius so gerne sagte... Was war das Leben schon, ohne einen klein wenig Risiko? 

                
      

,,Was wenn wir erwischt werden, Tatze?" Schmunzelnd hatte er meine Hand genommen, sein Zauberstab beleuchtete den Geheimgang, der sich hinter dem Wandteppich befunden hatte und mit dem man ungesehen durch Hogwarts schleichen konnte.  ,,Na und? Deshalb lassen wir uns doch nicht den Valentinstag entgehen", grinste er, eine schwarze Wolldecke unter dem Arm. Ich musste kichern. ,,Du meinst den Valentinstag, den du heute morgen erst noch vergessen hast?", gab ich amüsiert zurück und er zwinkerte mir schmunzelnd zu. ,,Noch ist er nicht vorbei", meinte er und blieb dann ruckartig stehen, drehte sich im Halbdunkel zu mir um. ,,Außerdem...", raunte er und drückte seine Stirn an Meine. ,,Ist für mich mit dir jeden Tag Valentinstag", setzte er nach und mein Herz kam ins Flattern. ,,Schleimer...", hauchte ich und charmant zwinkerte er mir zu. ,,Aber ein guter", gab er frech zurück und sein Atem streifte meine Lippen. Anfangs hatte ich seine  Arroganz gehasst, jetzt tat ich sie einfach als seinen Charme ab. Ich hatte es nicht lange ausgehalten, Sirius Black zu hassen. Dafür machte er zu viel mit meinem Herzen... Er hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Lippen, nahm wieder meine Hand und zwinkerte mir zu. ,,Und jetzt komm", flüsterte er, der Lumos-Zauber seines Zauberstabs erhellte die Treppenstufen, die wir runter und zu der Holztür traten, die raus aufs Schlossgelände führte. Durch die Karte kannten die Jungs jeden möglichen Weg durchs Schloss... Oft nutzten Sirius und ich das aus, um alleine zu  sein. Und auch der Raum der Wünsche war uns irgendwann zu Hilfe gekommen, wo wir eine ganze Zeit lang besonders hartnäckig keine Ruhe vor den restlichen Rumtreibern- oder den Mädchen in meinem Schlafsaal gefunden hatten. Ständig war jemand ohne zu Klopfen reingeplatzt. Es war eine Erleichterung gewesen, als sich mir dann der Raum der Wünsche für unsere endliche Zweisamkeit offenbart hatte. Tatze zog die Tür auf und kalte Winterluft schlug uns entgegen. 
Ich hielt seine warme Hand fest und ließ mich von ihm in den Schnee ziehen. Leise fiel die Tür hinter uns ins Schloss. ,,Es ist kalt", jammerte ich und er blieb leise lachend stehen. ,,Zerstör doch nicht die Romantik, mein Herz", grinste er amüsiert. Beunruhigt sah ich mich um. Wir waren zwar schon Siebtklässler, doch die Sperrstunde galt für uns immer noch genauso wie für alle anderen auch. Er legte mir die schwarze Wolldecke um die Schultern. Ich musste kichern. ,,Sie sieht aus wie dein Fell", hauchte ich und er zwinkerte mir grinsend zu. ,,Kann schon sein", gab er zurück und ich vergrub meine Nase in dem weichen Stoff. ,,Sie riecht nach dir...", fügte ich leise hinzu, als mir der Geruch von Feuerwhiskey, leichtem Rauch und Baumrinde in die Nase stieg. Er lächelte. ,,Na komm..." Wir liefen an den See, wo er seine Lederjacke in den Schnee warf, bibbernd einen Wärmezauber um uns errichtete und sich dann mit mir unter die Decke kuschelte, als wir uns auf seine Jacke setzten. Es war ein sternenklarer Himmel, der sich im See widerspiegelte... Der Krake schien friedlich zu schlafen. Es war komplett still. ,,Es ist schön hier, du hattest recht", flüsterte ich und er sah mich an. ,,Ich weiß", bemerkte er frech und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Sanft schlang er seinen Arm um meine Taille. ,,Ich liebe dich, Tatze...", flüsterte ich und seine Lippen streiften meine Stirn. ,,Und ich liebe dich, kleine Rose..." 

   
   
,,Mary, was ist jetzt? Kommst du?" Sirrah riss mich aus meiner Erinnerung, die angenehme Wärme durch meinen Körper hatte strömen lassen. Blinzelnd nickte ich. ,,Ja... Ja...", murmelte ich, zog meinen Pulli runter, schaltete das Licht im Badezimmer aus und trat die Treppen runter. Sie wartete schon ungeduldig in der Eingangshalle des Hauses und reichte mir meinen Mantel, als ich bei ihr angelangt war. ,,Kreacher?", rief ich und hastig eilte der Hauself der Blacks herbei. ,,Ja, Miss Stone?" Er neigte den Kopf. Er zollte mir Respekt, obwohl seine Herrin ihn dafür beschimpfte... Das war wirklich mutig. ,,Wir gehen ein wenig aus, siehst du nach dem Rechten?", fragte ich ihn sanft und er nickte. ,,Natürlich", gab er zurück und ich lächelte. ,,Danke, Kreacher. Nimm dir ein paar Plätzchen." Sirius hatte nie verstanden, weshalb ich nett zu dem Hauselfen war... Doch die Art und Weise, wie sie teilweise behandelt wurden, war nicht gerechtfertigt oder fair... Der Sklavenstand war grausam. Wenn ich doch nur wüsste, wie boshaft die Hauselfen waren, mit denen Sirius in Askaban zutun hatte. ,,Zu gütig, zu gütig", nuschelte er und neigte sich noch tiefer. Beinahe brachten seine großen Ohren ihn dabei aus dem Gleichgewicht. 

   

Wir flohten warm angezogen in den tropfenden Kessel und gingen von dort aus in die gut besuchte Winkelgasse... Doch es war nicht übermäßig viel los, die Jugend war an ihren Schulen, die meisten davon in Hogwarts. Sirrah harkte sich bei mir unter. ,,Zeit, ein paar Babysachen zu kaufen", flötete sie guter Dinge und ich nickte. Warum eigentlich nicht... Es würde bald soweit sein. Mit meiner Freundin an meiner Seite spazierte ich durch die unterschiedlichsten Geschäfte. Wir sahen uns alles Mögliche an... Und Sirrah kam mächtig ins Schwärmen. ,,Sicher wird der Kleine deine roten Haare haben", meinte sie gerade und zupfte an meinen Haarsträhnen. Ich musste lächeln. ,,Ja für gewöhnlich beißt sich rot gut durch", gab ich zurück und sie grinste. ,,Wenn er dann noch Sirius' Augenfarbe hat, oho, die Mädchen werden später Schlange stehen!" Sie wackelte mit den Augenbrauen und ich musste kichern. ,,Wie bei seinem Vater", pflichtete ich ihr bei und sie lachte. ,,Oh, noch schlimmer!" 

   

Am Ende gaben wir ziemlich viel Geld aus. Wir kauften Unmengen an Spielsachen, Bettzeug und Deko für das Kinderzimmer... Sogar an dem ersten Strampler konnte ich nicht vorbei gehen - und nachdem die Verkäuferin uns beraten hatte, welche Größe meistens nach der Geburt passte, nahmen wir auch den mit. Wir waren stundenlang unterwegs, vergaßen die Zeit, lachten und plauderten und ich hatte mich lange nicht mehr so gut gefühlt... Als wir schließlich wieder nachhause kamen, hatten wir beide mächtig Kohldampf - beschlossen aber, nur eine Pizza in irgendeinem Muggel-Restaurant zu bestellen und den Abend damit gemütlich ausklingen zu lassen. Und Pizza klang verdammt gut. 

                                             
       

In der Nacht wurde ich vom Regen geweckt. Unermüdlich prasselte er auf das Dach und die Fenster ein, so laut, sicher hallte es im ganzen Haus. Und doch hatte das etwas seltsam beruhigendes für mich, als ich mich langsam im Bett aufsetzte und aufstand, um an das Fenster von Sirius' und meinem Schlafzimmer zu treten. Es war nicht besonders spät gewesen, als wir ins Bett gegangen waren, doch der ganze Tag hatte mich derart erschöpft, dass ich sofort tief und fest eingeschlafen war. Etwas, was wirklich selten vorkam... Und wirklich gut getan hatte. Der Regen musste schon seit Stunden da sein. Auf der unebenen Straße des Grimmauldplatz bildeten sich Pfützen und der Himmel war so wolkenverhangen, dass man nicht einmal mehr den Mond sah. Er war sturmgrau, tief und dunkel... Wie Sirius' Augen, wenn ein Schatten in sie trat. Beispielsweise Verlangen. Seufzend strich ich über die Fensterscheibe, folgte dem Weg einiger Regentropfen und mein Blick glitt zum Schreibtisch. Sirius hatte oft dort gesessen... Doch noch viel öfter an dem in seinem Zimmer. Sein Zimmer, dass ich wochenlang nicht mehr betreten hatte. Und plötzlich hatte ich das drängende Gefühl, es sofort aufsuchen zu müssen... Um mich an alles zu erinnern, was Sirius zu dem Idioten mit dem Rumtreibergrinsen machte, in das ich noch heute verliebt war...

                                 
   

Die Dielen knarrten leise unter meinen Schritten, bedacht darauf Sirrah nicht zu wecken, schlich ich durchs Haus. Aus ihrem Zimmer kam jedoch nur tiefentspanntes Schnarchen, sie schien von dem Unwetter über London nichts mitzubekommen... Doch vielleicht war das auch gut so. Seit Remus weg war, forderte ich sie bestimmt ziemlich. Wenig später blieb ich tief durchatmend vor Sirius' Jugendzimmer stehen. Mir war klar, dass es weh tun würde und doch wollte ich es sehen, wollte mich in sein altes Bett legen, denken, was er gedacht hatte, wenn er dort gelegen und an die Decke gestarrt hatte. Sicher hatte er Walburga Black bis hier rauf mit ihm schimpfen hören können und sich deshalb Muggel-Kassetten alter Rockmusik zugelegt. Er hatte einfach nur das Gekeife dieser, sprichwörtlich, alten Hexe übertönen wollen. Was ich nur zu gut verstehen konnte. Zaghaft drückte ich die Türklinke runter und biss mir auf die Unterlippe, tastete nach dem Lichtschalter. Ich musste lächeln, als mir dann eine ganze Menge Muggel-Mädchen in Bikinis von Postern zulächelten - jedoch auch die Farben gold und rot, die seine Leidenschaft für sein Hogwarts-Haus präsentierten und seine Mutter sicher in die Weißglut hatten treiben sollen. Eine große Flagge der Gryffindors hing über seinem Schreibtisch, der so unordentlich war, als hätte er gerade eben noch dort gesessen und in alten Erinnerungen gewühlt.

   
                   

Ich drückte die Tür hinter mir zu, strich über das Holz des Schreibtischs und zog den Stuhl zurück. Er war so alt und knarrte leise, als ich mich setzte. Ein Bild aus unserer Schulzeit sah mir entgegen. Remus, James, Sirius und Peter standen auf dem Quidditch-Feld, ein Schnatz zischte über ihre Köpfe und sie sahen so glücklich aus, dass ich einen schmerzhaften Stich Sehnsucht verspürte. Wäre James doch noch hier... Er hatte den Tod genauso wenig verdient, wie Sirius seinen Aufenthalt in Askaban. Ich legte das Bild zur Seite und strich über die Quidditch-Magazine. Alte Ausgaben, für welche ihm nun der ein oder andere Junge eine Menge Geld zahlen würde, um sie in seiner Sammlung zu haben. Mein Blick glitt weiter. Die Schneekugel, die ich ihm zu unserem ersten Weihnachten in Frieden geschenkt hatte. Sie war eigentlich nichts besonderes... Es schneite, ohne dass man sie schütteln musste und der samtig aussehende Schnee legte sich auf eine Miniaturversion von Hogwarts. Es war immer unser Zufluchtsort gewesen, unser wahres zuhause... Und das hatte dieses Geschenk für uns beide zu etwas ganz besonderem gemacht. Ich musste lächeln, als ich an das Lederband dachte, das er dafür mir geschenkt hatte. Der Anhänger waren ein Hund, der Sirius' Animagus ziemlich ähnelte und ein Mädchen, das sich an ihn schmiegte. Es hing an einem Nagel direkt neben unserem Bett... Ich strich mit den Fingerspitzen über das Glas der Kugel, ehe ich darunter einen gefalteten Zettel hervorzog. Eine alte Notiz? Ohne weiteres faltete ich sie auseinander. 

                      
     

Und Stone? Jetzt wo wir das Kriegsbeil begraben haben... Gehst du mit mir nach Hogsmeade? 
Du wirst nie aufgeben, oder Black?
Nein, niemals. Also? 
Okay... Na schön. Aber bilde dir bloß nichts drauf ein. Alles rein freundschaftlich. 
Klar. Rein freundschaftlich! 

 
      

Ich musste grinsen. Das war unsere Notiz, die wir uns in Verwandlung zugeschoben hatten... Und es war mein erstes Date mit Sirius gewesen. "Rein freundschaftlich" hatte er mich an diesem verschneiten Tag direkt vor dem Honigtopf geküsst. Eigentlich nur, um Marlene McKinnon eifersüchtig zu machen - was mir zu diesem Zeitpunkt ganz recht gewesen war, denn sie konnte mich damals nicht leiden und ich sie auch nicht... Doch dieser Kuss hatte dafür gesorgt, dass ich mir meiner Gefühle für Sirius Black klar geworden war. Kein Date hatte ich jemals weniger bereut. Seufzend faltete ich die Notiz wieder zusammen, schob sie zurück unter die Schneekugel und erhob mich langsam wieder. Es war beinahe nostalgisch, mich durch die Jugend des Mannes zu träumen, den ich liebte... Ich betrachtete seine Muggel-Zeitschriften über Motorräder, öffnete seinen Kleiderschrank, indem ich den Ledermantel fand, den er früher so gerne getragen hatte. Er roch immer noch nach dem Rauch von Zigaretten, welche Sirius und James früher gerne bei sich getragen hatten. Ich strich den rauen, kühlen Stoff entlang, ehe ich den Schrank wieder schloss... Überall waren Bilder. Bilder von Hogwarts, Bilder von unserer Quidditch-Mannschaft - Sirius und James natürlich gleich vorne. Ich wusste, wieso mich dieses Zimmer zerstört hatte, als ich zum ersten Mal nach seiner Verhaftung hier reingekommen war... Es war so voll mit Sirius, dass es einfach nur auf einer Seite schrecklich weh tat. 

      
                                

Langsam ließ ich mich auf sein schmales Bett sinken und legte mich in das Kissen. Es roch ein wenig muffig... Doch noch immer glaubte ich, Feuerwhiskey, Kaminrauch und Wald zu riechen, als ich meine Nase darin vergrub. Ich musste lächeln, als Asterion sich in meinem Bauch mit einem kleinen Treten bemerkbar machte. ,,Na?", schmunzelte ich, meine Hand glitt hinunter zu der Kugel. ,,Gefällt dir das Zimmer? Sicher sieht deins auch irgendwann so aus... Und ganz bestimmt schickt der sprechende Hut dich nach Gryffindor. Du wirst wie dein Vater sein. Ein Rebell", flüsterte ich und schloss die Augen. Alles in mir hoffte darauf, dass Sirius aus Askaban zurückkam... Konnte ich nicht morgen früh aufwachen und er kam einfach durch die Tür, grinste mich an und schloss mich dann in seine Arme? Ich seufzte. Ein zu schöner Gedanke... Leider aber auch ein abwegiger. Ich lauschte weiterhin dem Regen... Irgendwann half er mir dabei, wieder einzuschlafen.

                                                           
        

,,Weißt du, wenn du die Potters nicht verraten hättest, dann würde deine Haftzeit in Askaban vielleicht kürzer sein..." Ein schrilles Lachen hallte von den Wänden wieder und ließ die Gestalt, die am Boden kauerte, zusammenfahren. Ich sah mich um... Ich stand in der Ecke des schmalen Raumes mit den dunklen, hohen Wänden ohne Fenster. Eine Gefängniszelle. ,,Ich habe Lily und James nicht verraten, bitte... Glaub mir", konnte ich die Gestalt auf dem Boden flehen hören. Es war Sirius... Er hob den Kopf und sah zu seinem Gegenüber. Seine Augen waren blutunterlaufen und verquollen, sein Gesicht blass und eingefallen. Er sah furchtbar aus. Seine Gefängniskleidung war zerschlissen und hing an ihm herab. Er war unglaublich abgemagert. ,,Das hast du wohl! Wag es dich, zu lügen!", zischte der Mann, dessen Gesicht ich nicht sehen konnte. Merkwürdigerweise lag es zu sehr im Schatten dafür... Ich konnte nur nichtssagende Umrisse ausmachen. Er begann wieder zu lachen. ,,Aber naja... Du bist ja schon hier, also bringen dir deine Lügen jetzt auch nichts mehr." Es knirschte. Er hatte die Gittertür der Zelle geöffnet, während Sirius leise flüsternd auf dem Boden kauerte, sich durchs Haar raufte. ,,Lieber würde ich sterben... Lieber würde ich sterben...", gab er immer wieder von sich, während er sich auf dem Boden hin und her wiegte. Ich sah ihn an. Meine Unterlippe begann zu zittern. ,,Sirius...", flüsterte ich und Tränen traten mir in die Augen. ,,Sirius..." Er hörte mich nicht. Es war, als sei ich nicht da. ,,Viel Spaß mit dem Dementoren, Verräter!" Ich drehte ruckartig den Kopf, als Sirius' Blick panisch durch mich hindurch fiel. Eine vermummte Gestalt glitt über den Gefängnisboden, rasselnder Atem hallte von den Wänden wieder. Eine knochige Hand schloss sich um die Gitterstäbe. ,,Nein! Nein! Bitte..." Panisch rutschte Sirius auf dem Boden zurück. ,,Nein! Ich habe nichts getan, ich bin unschuldig, bitte!" Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Der Dementor näherte sich und panisch tastete ich nach meinem Zauberstab. Doch er war nicht zu finden. ,,Aufhören!", schrie ich, doch niemand bemerkte mich. Es war, als sei ich gar nicht hier. ,,Sirius..." Wimmernd eilte ich auf den Dementor und ihn zu, doch ich griff durch sie beide hindurch. Als sei ich ein Geist. Sirius' Blick wurde starr... Leer. Ich hörte es wieder. Das Lachen, doch als ich den Kopf drehte, mündete es in ein Schluchzen. Mit einem Keuchen stolperte ich zurück... Eindringlich sah James mich an. Wie kam er hier her? Er war tot! Wo war der Mann von gerade eben? Die Augen meines Freundes waren glanzlos, sein Gesicht so fahl... Er sah aus wie der Tod selbst. ,,Siehst du das?" Anklagend deutete er auf Sirius. Seine Seele stieg aus seinem Körper, gierig lehnte der Dementor über dem zusammengesunkenen Animagus. ,,Das ist deine schuld. Du hättest es verhindern können! Wieso hast du nichts getan?!"

   

Schweißgebadet fuhr ich hoch. Mein Gesicht war überströmt von Tränen - und der Schrei kroch schneller meine Kehle hinauf, als ich es verhindern konnte. Ich schrie so laut wie noch nie in meinem Leben, schlug zitternd wie Espenlaub die Hände über meinem Kopf zusammen. Du hättest es verhindern können! Wieso hast du nichts getan?! Schluchzend schüttelte ich mich. ,,Was hätte ich tun sollen, James, was?", stieß ich hervor. Ich hörte die schnellen Schritte von zwei Personen auf der Treppe. Remus musste spät am Abend von seinem gestrigen Vollmond zurückgekehrt sein. Kurz darauf wurde die Zimmertür aufgestoßen und Remus und Sirrah stürzten durch den Türrahmen. ,,Maryana!", rief Sirrah erschrocken aus und Remus eilte auf das Bett zu, griff nach meinen Schultern. ,,Mary, hey! Was ist los? Was ist passiert?" Er schüttelte mich leicht und ich sah ihn aus glasigen Augen an. ,,James, Remus...", brachte ich hervor. ,,Es ist meine Schuld, wieso hab ich nichts getan?!" Weinend schlang ich die Arme um meine Beine und Sirrah schluckte hörbar. Langsam setzte sie sich ebenfalls auf die Bettkante, legte ihre Hand auf meinen Rücken. ,,Nichts ist deine Schuld", flüsterte sie leise, während Remus blinzelte. ,,Es war nur ein Albtraum", pflichtete er unserer Freundin sanft bei und ich wimmerte. ,,Sie werden Sirius seine Seele rauben. Weil wir zu langsam sind, weil ich zu langsam bin", schluchzte ich und Remus strich über meine Arme. ,,Nein, das werden wir verhindern!", gab er entschieden zurück. Oft hatten mich Albträume heimgesucht, doch keiner war so schmerzhaft gewesen... So klar. Meistens war alles mehr verzerrt gewesen, ich hatte Stimmen kaum verstanden und Bilder nur trüb wahrgenommen. Doch das hier... Es war mir erschreckend echt vorgekommen. 

                        
   

,,Ich habe Angst", brachte ich hervor, was ich seit Monaten nicht gesagt hatte - und was mich so sehr zerfraß, dass es sich anfühlte, als hauste ein wütendes Tier in meiner Brust. Weder Remus, noch Sirrah wussten, was sie entgegnen sollten... Also hielten sie mich schweigsam zwischen sich, strichen mir über den Rücken, versuchten mich zu beruhigen. Ermahnten mich, mich aufgrund von Asterion nicht zu sehr aufzuregen. Doch ich bekam mich kaum noch wieder ein. Ich hatte Angst, ich hatte entsetzliche Angst. Mein Körper hörte nicht mehr auf, zu zittern. Meinen beiden Freunden war klar, meine Furcht war berechtigt... Und sie konnten sie mir nicht nehmen. Weil sie ihre eigenen Herzen genauso umklammerte, wie das Meine.


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Eigentlich wollte ich das Kapitel erst morgen hochladen, weil heute ja schon eins kam und sich das mit dem Feedback immer noch nicht so wirklich verbessert hat und ich auch noch eine von den wenigen Favorisierungen auf Fanfiktion.de verloren habe, aber... Ich konnte dem Drang ein fertiges Kapitel - in der Hoffnung, dass das hier doch ein paar mehr Menschen lesen - einfach dann doch nicht widerstehen.

   
Jedes kleine Detail dieses - diesmal wieder sehr langen - Kapitels ist mir sehr wichtig. Und dieser Traum war schon lange geplant und dringend überfällig- ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen! Und wie gesagt, bitte schreibt mir doch mal ein paar mehr Reviews... Ich würde mich unglaublich freuen zu wissen, dass das hier ein paar Menschen interessiert! Irgendjemand muss ja für die Aufrufe in den Kapiteln sorgen... Ich hab heute eine Story gelesen, da hat sich eine Autorin über "nur" neun Reviews beschwert... Man, neun Reviews... Was ein Traum!

Eure wingsofeden

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