𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟏𝟐

𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟏𝟐

𝙼𝚊𝚛𝚢𝚊𝚗𝚊

,,Meinen Glückwunsch, es ist ein Junge", meinte Professor Allington lächelnd und ich sah an ihr vorbei auf den Monitor. Die sechs Wochen bis zum nächsten Termin im St. Mungos waren verstrichen... Und hier lag ich nun. Und wieder war Sirius nicht bei mir. Bei uns, mir und unserem Kind. Unserem Sohn... ,,Ein Junge...", hauchte ich und sie zwinkerte mir zu. ,,Jetzt können sie offiziell anfangen, Namen zu suchen", gab sie schmunzelnd zurück, schaltete das Ultraschallgerät ab und reichte mir einige Tücher. Langsam fuhr ich mir damit über den deutlich gewachsenen Bauch. Der vierte Monat... Ich wusste schon, welchen Namen er tragen würde. Ich hatte Nächte wachgelegen und um verzweifelt nicht über Sirius nachzudenken, war ich die unterschiedlichsten Sternbilder und Sternennamen in alten Büchern durchgegangen, um irgendetwas zu finden, dass eine besondere Bedeutung haben könnte... Ich hatte mich für zwei Namen entschieden, einen für einen Jungen - und einen für ein Mädchen... Und doch war ich mir unsicher. Sirius konnte nicht mitentscheiden, wie sein erstes Kind heißen würde... Das war einfach nicht fair.

Die letzten vier Wochen hatte ich mich beinahe jeden Morgen übergeben und beinahe jeden Morgen hatte Remus hinter mir gestanden und meine Haare zurückgehalten. Es war nicht leicht gewesen. Ich war unsäglich erschöpft... ,,Das Bild der heutigen Untersuchung wird Ihnen gleich die Schwester geben... Kann ich sonst noch etwas für sie tun, Miss Stone?", fragte sie mich sanft und langsam setzte ich mich auf, griff nach meinem Pullover. Ja, holen sie meinen zukünftigen Mann aus Askaban. Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich denke nicht. Danke, Professor", gab ich leise zurück und sie erhob sich, zwinkerte mir zu. ,,Gut, dann bis zum nächsten Mal! Und denken sie daran, einen Geburtsvorbereitungskurz zu erwägen und darüber mit dem Vater des Kindes zu sprechen", meinte sie noch, was mich heftig zusammenzucken und den Kopf heben ließ. Doch da fiel die Tür schon zu. Wusste sie denn nicht wer ich war? Wusste sie denn nicht, dass Sirius Black der Vater meines Kindes war? Sirius Black, der angeblich zwölf Muggel und Peter Pettigrew auf dem Gewissen hatte? Der Lily und James Potter verraten haben sollte? Offensichtlich besah sie sich nicht sonderlich oft den Tagespropheten genauer. Mein Name war in jedem Artikel über Sirius erwähnt worden - wagte ich mich auf die Straße, wurde ich von allen Seiten feindselig angesehen. Beinahe so, als würde man auch noch denken, ich hätte mich an den Morden beteiligt und das Ministerium unterschätze mich.

Zaghaft klopfte Remus an der Tür. ,,Kann ich reinkommen, Mary?", fragte er vorsichtig und ich zog mir den Pullover über den Kopf. ,,Ja...", hauchte ich und er drückte die Tür auf. Fragend sah er mich an und langsam erhob ich mich. ,,Ein Junge..." Ich sah ihn mit glasigen Augen an. ,,Sirius wollte so gerne einen Jungen..." Ich vergrub das Gesicht in den Händen, mittlerweile schämte ich mich für meine Tränen. Mit zwei großen Schritten war Remus zu mir getreten und schloss mich in eine sanfte Umarmung. ,,Das ist wundervoll", flüsterte er, hauchte mir einen Kuss aufs Haar. Ich hielt mich mit zitternden Knien an ihm fest. ,,Ich kann nicht mal mit ihm über den Namen reden, Remus..." Mit bebender Unterlippe sah ich zu dem Werwolf auf. Der letzte Vollmond war noch nicht allzu lange her, was bedeutete, dass er noch immer blass war und tiefe Ringe unter den Augen hatte. Mit seiner großen Handfläche strich er mir behutsam über den Rücken. ,,Ganz gleich welchen Namen du eurem Sohn gibst, er wird ihn lieben!", gab er zurück und ich nickte. ,,Ja... Ganz bestimmt...", hauchte ich, ehe ich mir von Remus in meinen Umhang helfen ließ.

,,Heute müssen wir noch in die Winkelgasse", meinte Remus nun, als wir aus dem St. Mungos traten, er mich durch die Eingangshalle gezogen hatte, als ich eigentlich schon hatte den Kamin ansteuern wollen. Mein Ultraschallbild an meine Brust drückend, blinzelte ich gegen einige Tränen an. ,,Aber... Remus, ich kann nicht...", flüsterte ich weinerlich und wollte stehen bleiben, doch er zog mich sanft, aber bestimmend weiter mit sich. ,,Du kannst", entgegnete er entschieden. ,,Du darfst dich nicht länger so verkriechen. Dein Sohn und du- ihr braucht frische Luft und Abwechslung!" Mir auf die Unterlippe beißend, senkte ich den Blick. Er hatte recht, das wusste ich. Und das war auch der einzige Grund, wieso ich nicht widersprach. Mir fiel auch gar nichts ein, das ich hätte zu ihm sagen können. Also folgte ich ihm. Der tropfende Kessel war nicht weit und ich zog den Kopf ein, als wir den Pub betraten, in dem es nach Feuerwhiskey und Schnupftabak stank. Naserümpfend grub ich meine Fingernägel in den Ärmel seines Capes und er hatte den Arm schützend um mich gelegt, während die Blicke der Hexen und Zauberer uns folgten. Ich konnte sie tuscheln hören. ,,Ist das nicht die Verlobte des Massenmörders Sirius Black?" ,,Eine Schande, dass man sie nicht mit eingesperrt hat, sicher hat sie ihm in dieser Nacht geholfen... Du weißt schon welche. Die, in der die Potters umgebracht worden sind." Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten und wie ein kleines Kind zu schreien angefangen, damit sie still waren. Damit ich sie nicht mehr reden hören musste. ,,Alles wird gut", flüsterte Remus mir sanft zu, zog seine Zauberstabspitze über die Backsteinmauer und trat dann in die gut besuchte, beinahe schon überfüllte Winkelgasse. Es war kurz vor Weihnachten... Die Ferien in Hogwarts hatten begonnen und lachende und tratschende Jugendliche gingen von einem Geschäft zum Anderen, während Eltern letzte Weihnachtsgeschenke besorgten.

,,Wohin musst du?", fragte ich Remus leise, froh dass wir im Gedränge der vielen anwesenden Hexen und Zauberer ein wenig untergingen. ,,Ich muss zu Flourish & Blotts", gab er zurück und ich nickte leicht. ,,Kann ich solange in die Apotheke und in den Teeladen gehen?" Ich sah ihn an und unsicher zog er mich etwas an die Seite. ,,Bist du dir sicher, dass du alleine..." Unsicher sah er sich in alle Richtungen um und ich lächelte schwach. ,,Es sind doch nur überwiegend Schüler von Hogwarts, Remus. Das schaffe ich schon. Wir treffen uns an Fortescues Eissalon wieder", gab ich zurück und er fuhr sich durchs Haar, ehe er nickte. ,,Na schön", murmelte er und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange. ,,Aber sei vorsichtig!" Damit ging er schnellen Schrittes zur Straßenseite gegenüber und ich zog mir langsam meine Kapuze vom Kopf, ehe ich Mr. Mulpeppers Apotheke betrat. Hohe Regale verliefen an den Wänden, zahlreiche Tränke und Salben. Sogar Drops für die einfachen Leiden einer Erkältung oder Migräne. Ich war nicht die einzige Kundin im Laken und senkte hastig den Kopf, bevor das Getuschel wieder losging. Meine Blicke flogen suchend über die hohen Regale. Etwas verschreckt zuckte ich zusammen, als Mr. Mulpepper direkt hinter mir auftauchte. ,,Suchen Sie etwas bestimmtes, Miss?", fragte seine schleichende, heisere Stimme und ich schluckte, drehte den Kopf, um den alten Mann zu mustern. Einen Moment schien er blass zu werden und seine Augenbrauen zuckten, ehe er sich bemüht entspannt gab und ich den Kloß in meinem Hals krampfhaft versuchte runterzuschlucken. Die Leute hatten Angst vor mir... ,,Ich suche in der Tat etwas", meinte ich leise und drehte mich zu ihm um. ,,Ein Mittel, das mir hilft abends einzuschlafen." Er musterte mich, sein Blick blieb an meinem Bauch hängen, der sich rund durch meinen Umhang abzeichnete, ehe er hastig nickte. ,,Da habe ich genau das Richtige", entgegnete er und ich beobachtete ihn, wie er eine der Leitern der hohen Regale empor stieg und ein kleines Fläschchen aus einem der Fächer nahm. Langsam trat ich an den Tresen, hinter welchen er wenig später eilte.

,,Drei Tropfen dieses Tranks in ihren Tee und sie schlafen wie ein Baby", versicherte er mir und ich nickte. ,,Gut, ich nehme ihn", murmelte ich und griff in meine Tasche. Er schob seine Brille zurecht und sah mich warnend an. ,,Seien Sie achtsam, Miss", meinte er und wickelte das Fläschchen in Pergament. ,,Auch nur ein Tropfen zu viel kann ernsthaften Schaden verursachen. Wohlmöglich wachen Sie nie wieder auf!" Seine grauen, buschigen Augenbrauen ernst zusammengezogen, sah er mich an und ich nickte, schob ihm das Geld über die Ladentheke. ,,Ich werde es mir merken", murmelte ich, nahm das Fläschchen und ließ es in meiner Tasche verschwinden, ehe ich aus der Apotheke trat und die Arme um mich schlang. Es hatte zu schneien angefangen. Ich kaufte mir noch ein paar Teesorten, ehe ich Remus vor dem Eissalon wieder traf. Er sah besorgt aus, eine Tüte mit Büchern in der Hand, die mich einen Moment schwach lächeln ließ. Da war er wieder... Ganz der alte Moony, der ein Buch nach dem Anderen verschlang und die Meisten sogar doppelt las. ,,Alles okay? Hat dich jemand angesprochen?", fragte er sorgenvoll und ich schüttelte den Kopf. ,,Alles gut, Remus", versicherte ich ihm. Soweit alles gut sein konnte... Er deutete hinter sich. ,,Ein Eis?", fragte er schmunzelnd und meine Mundwinkel zuckten. ,,Im Dezember? Ich weiß nicht...", gab ich zurück und er zuckte mit den Schultern, ehe er seine Hand wieder schützend auf meinen Rücken legte. ,,Na schön... Möchtest du gehen?" Ich nickte leicht. ,,Sicher hat Molly schon das Mittagessen fertig..."

Und das stimmte. Es roch herrlich, als ich mit Remus wenig später aus dem Kamin der Blacks stieg und mir den Ruß von meinem Umhang klopfte. Molly linste aus der Küche, dann begann sie zu lächeln. ,,Und mein Kind? Ein Sohn oder eine Tochter?", fragte sie gespannt und Remus nahm mir langsam meinen Umhang ab. ,,Ein Sohn...", gab ich leise zurück und sie gab einen erfreuten Laut von sich, wischte sich die Hände an der Schürze ab und ließ das Essen einen Moment vor sich hin köcheln. ,,Wie wundervoll!", rief sie, trat ins Wohnzimmer und schloss mich in ihre Arme. ,,Ja... Wundervoll...", hauchte ich und biss mir auf die Unterlippe. ,,Ich ziehe mich kurz um", meinte ich dann zu Remus, ehe ich gerade die Treppen rauf gehen wollte, als ich einen Blick ins Esszimmer erhaschte. Ich zog die Augenbrauen zusammen, trat die Stufen wieder runter und stieß die Tür auf. ,,Was macht der denn hier?!", zischte ich und Alastor und Arthur hoben die Köpfe, während Podmore unbeeindruckt weiter die Feder übers Pergament zog. ,,Es wurden weitere Beweise gefunden... Wir schreiben die Aufforderung an die Ministeriumsarbeiter in Askaban, Sirius nochmal zu verhören", erklärte Arthur mir und einen Moment kam meine Welt ins Wanken und ich musste mich am Türrahmen festhalten. Ich blinzelte. Weitere Beweise? ,,Sprechen sie für oder gegen ihn?", brachte ich heiser hervor, während Remus sich neben mir in den Türrahmen schob. Arthur und Alastor wechselten seufzend Blicke. ,,Gegen ihn...", meinte Mollys Mann dann und meine Beine gaben nach. Hastig hinderte Remus mich daran, zu Boden zu sinken. ,,Dann sind sie nicht von Belang...", flüsterte ich mit brüchiger Stimme. ,,Bring mich nach oben...", wandte ich mich mit Tränen in den Augen an den Werwolf an meiner Seite, während Enttäuschung mein Herz verkrampfte. Einen kleinen, winzigen Augenblick hatte ich gehofft, irgendetwas könnte für Sirius' Unschuld sprechen... Doch dieses Denken war ganz klar ein schwacher Moment von Naivität gewesen.

Dann hielt ich doch inne. Es wäre ein erstes Weihnachten ohne Sirius... Langsam drehte ich mich um. ,,Wäre es... Wäre es möglich, Sirius etwas von mir zu geben?", fragte ich Alastor weinerlich und er hob die Augenbrauen. ,,Auf Anordnung eines Aurors, sicherlich. Warum?", entgegnete er und ich zog mit zitternden Fingern das Ultraschallbild der heutigen Untersuchung aus meinem Rock. Trotz meiner Drohung ihn umzubringen, sah Alastor mich nun vorsichtig an, als ich mich von Remus löste und zu den drei Männern trat, das Bild auf den Tisch schob. ,,Ich kann es nicht hundertprozentig garantieren", warf er zögernd ein und ich wandte mich wieder ab. ,,Ganz egal. Selbst eine zehnprozentige Chance wäre besser, als gar nichts...", brachte ich hervor und Arthur sah mich unsicher an. ,,Hast du schon einen Namen? Du könntest ihn dazuschreiben", meinte er sanft und zog mich nach einem kurzen Moment des Schweigens auf den Stuhl an seiner Seite. Remus trat zu uns und legte ermutigend seine Hand auf meine Schulter, während er neben meinem Stuhl in die Hocke ging. ,,Es wäre das Schönste, was du ihm in all dieser Dunkelheit schenken könntest, Kleines", meinte er leise, während Alastor und Arthur sich jetzt wieder dem Schreiben zuwandten, an welchem Podmore arbeitete. ,,Du hast recht", flüsterte ich brüchig und ließ mir von Arthur eine Feder reichen. Meine Hand zitterte wie verrückt und ich rieb mir mit Tränen in den Augen einen Moment über die Stirn. Sanft strich Remus mir übers Knie. ,,Lass dir Zeit...", meinte er leise und mit bebender Unterlippe nickte ich, ehe ich die Feder auf dem weißen Balken des Ultraschallbildes ansetzte. Asterion Sirius Black.

,,Der hellste Stern des Jagdhundsternbildes... Eine schöne Idee", meinte Remus neben mir leise und mit zitternder Unterlippe nickte ich, schob den Männern das Bild zu und erhob mich dann. Auch wenn Moody mir jetzt vielleicht geholfen haben sollte... Ich würde ihn trotzdem wieder bitten, mich nach Askaban zu bringen. ,,Ich gehe jetzt nach oben... Rufst du mich zum essen?", murmelte ich und Remus nickte langsam. Mit zittrigen Knien trat ich die Treppenstufen hoch, ehe ich mich in mein Schlafzimmer schob und die Tür hinter mir schloss. Langsam ließ ich mich auf das Bett sinken und vergrub das Gesicht in den Händen, ehe ich die Tränen nicht mehr länger zurückhalten konnte und zu schluchzen begann. Besonders an Tagen wie diesen... Zerriss es mich innerlich, dass er nicht hier war. Dass Sirius nicht bei uns sein konnte. Und wer wusste schon, ob sie ihm das Bild auch wirklich gaben... Und ob er es überhaupt noch verstehen würde, nach nun fast zweieinhalb Monaten im gefürchtetsten Gefängnis unserer Welt...

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