5. Kapitel

Der fremde Hengst fiel ins Gras und blieb regungslos liegen. Er hatte es nicht geschafft auszuweichen. Vinur hatte jedoch noch nicht genug. Die fremde Herde senkte, als er sich mit erhobenem Kopf umdrehte den Kopf. Ein klares Zeichen der Unterordnung. 

Meine Vermutung hatte sich bestätigt. Der fremde Hengst war der Leithengst und da er ihn besiegt hatte war er nun der Anführer. Vinur schien sein Ziel aber noch immer nicht erreicht. Der Schnee wirbelte um ihn herum, als er nach dem Jungen Ausschau hielt. Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung. Gleichzeitig mit Vinur rannte ich los.

Als Vinur vor dem zurückkriechenden Jungen stieg stellte ich mich mutig vor ihn. Seine Nase blutete und sein Bein hatte eine Platzwunde. Selbst seine Hose war von Blut getränkt. Vinur war stark. Sehr stark. Er kam mit einem Schnauben vor mir zum stehen. Er schaute mich etwas Verständnis los an, ging jedoch nicht weiter auf den Jungen los. 

Jede Farbe war aus dem Gesicht des Jungen gewichen als ich mich vor ihn stellte. Bevor er jedoch bewusstlos wurde, flüsterte er: „rette Eldur!"

Der Hengst hieß höchstwahrscheinlich Eldur. Suchend drehte ich mich um. Eldur stand schon wieder auf den Beinen. Sein Vorderbein in die Luft gehoben, den Kopf gesenkt. Er respektierte Vinur. „Die beiden brauchen medizinische Hilfe", dachte ich bei mir. 

Langsam ging ich auf Eldur zu und kniete mich hinunter zu seinem Bein. Er beeugte mich skeptisch lies mich aber gewähren. 

Vinur hatte ich aber zuvor gebeten auf den Jungen aufzupassen. 

Jetzt muss ich jedoch zum Hof zurück um Verbandsmaterial zu holen. Ich sah mich suchend um. Die Herde hatte sich zurück gezogen, blieb jedoch in der Nähe. Vinur merkte meinen suchenden Blick und stupste mich mit seiner weichem Maul an.

„Meinst du die Herde würde auf ihren ehemaligen Anführer aufpassen? Oder ihn beschützen während du mich zurück zum Hof begleitest?", fragte ich ihn zögerlich.

Er wieherte zustimmend und wie auf Kommando kam die Herde näher und stellte sich um den Jungen und Eldur. Als ich meinen Blick wieder zu meinem treuen Freund gleiten ließ, bemerkte ich, das er seine Vorderbeine eingeknickt hatte, sodass ich problemlos hätte aufsteigen können. 

Verwirrt schaute ich ihn an. Seine dunkelbraunen Augen strahlten vor Vertrauen. Vertrauen eines  wilden Tieres geschenkt zu bekommen war einzigartig und auch wenn ich nichts getan habe würde ich ihn mit meinem Leben schützen. 

Als ich mich auf seinen Rücken schwang, stand er vorsichtig wieder auf und schaute stolz auf die Herde. Seine Herde! Dan drehte es sich um und stolzierte in Richtung des Hofes. Als er bemerkte, dass ich mich gut an seiner seidenen Mähne fest hielt, trabte er an und zum Schluss galoppierten wir durch die weiße schneelandschaft. Ich genoss den Ritt, den Wind in den Haaren und das unendliche Gefühl der Freiheit. Dadurch vergaß sogar für einen kurzen Augenblick das ich auf den Hof zurück musste, der eine so schlechte Erinnerung für alle Isländer hatte. Nur wenige hatte ich erkannt und der Rest kannte es sicher nicht anders. 

Durch meinen guten Gleichgewichtssinn konnte ich mich auf gerade so auf seinem Rücken halten, als er stoppte...

Wünsche euch noch einen schönen Tag 


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