32.

Y/n pov.

,,Sehr gut. Dann machen wir für heute Schluss. Hausaufgaben gibt es heute keine - genießt das schöne Wetter", ertönten die Worte unserer Kunstlehrerin, bevor sie den Unterricht beendete.

Sofort hörte man das zusammen räumen von Blättern und Stiften. Auch Ran und ich begannen unsere Sachen einzuräumen. Es war wirklich warm heute, obwohl wir noch nicht einmal Sommer hatten. 

,,Oh bevor ich es vergesse, denkt bitte daran das Geld für die Abschlussfahrt zu überweisen. Die Abgabefrist ist morgen und es haben noch immer nicht alle bezahlt", warf sie noch ein, was ich nur mit einem Nicken kommentierte. Ich fragte mich, ob der Haitani auf Abschlussfahrt fahren würde - normalerweise kam er nie auf irgendwelche Ausflüge mit - zumindest, soweit ich es immer mitbekommen hatte.

,,Fährst du eigentlich mit?", fragte ich ihn, als ich alles in meinem Rucksack verstaut hatte und den Reißverschluss zu zog.

,,Boar keine Ahnung. Ich verlasse ungern Roppongi für so eine lange Zeit", murmelte er, schulterte seinen Rucksack und verließ den Raum, ohne auf mich zu warten.

Was war ihm den über die Leber gelaufen? Seit unserem "Date" versuchte er mich zu meiden und das war nun schon 2 Tage her. Zwar "wohnte" ich noch bei ihm, da wir immer nach der Schule gemeinsam lernten, aber mittlerweile verließ er abends immer die Wohnung, so dass Rindou angefangen hatte mir Zocken beizubringen. Komischerweise verstand ich mich echt gut mit mini Haitani.

,,Oh man Y/n. An deiner Stelle würde ich mir ja keine Hoffnungen machen", sprach eine Klassenkameradin von mir. Sie gehörte zu den beliebten Leuten aus dem Jahrgang und ich konnte sie wirklich nicht ausstehen. Sie und ihre Freunde erinnerten mich immer an diesen Film "Mean Girls", vermutlich besaßen die auch so ein komisches "Burn Book" oder wie das hieß.

,,Ich habe keine Ahnung wovon du redest", seufzte ich, schulterte meinen Rucksack und kramte aus meiner Jackentasche eine Zigarette.

,,Naja, ich habe gestern gesehen, wie er sich mit seiner Ex unterhalten hatte. Ich mein, du bist schlau und süß - keine Frage, aber ich glaube er sieht in dir nur seine Nachhilfe", sprach sie, sah mich fälschlich bemitleidend an.

Genervt verdrehte ich die Augen, schob meinen Stuhl an den Tisch ran. 

,,Das will ich doch hoffen. Denkst du ich gebe mich gerne mit gehirnlosen Menschen ab?", schnaufte ich genervt. Ich warf ihr einen vielsagendend Blick zu, der ihr verdeutlichte, dass ich mit meiner Aussage auch sie meinte.

,,Zum Glück ist Intelligenz nicht alles auf der Welt", zickte sie mich an.

,,Schönheit zum Glück auch nicht", erwiderte ich, machte auf dem Absatz kehrt und verließ nun ebenfalls den Raum, zu meinem Bedauern folgte sie mir und nervte weiter.

,,Naja wenigstens reden Leute mit mir weil sie mich mögen und nicht weil sie irgendwelche Lernzettel von mir brauchen. Bezahlt dich Ran eigentlich für die Nachhilfe Stunden oder verbringst du gerne Zeit mit ihm oder nein warte, bezahlt er dich etwa mit Sex?", spekulierte sie.

Tief durchatmen Y/n, es wäre keine gute Idee ihr hier mitten im Schulflur auf die Fresse zu schlagen und außerdem würde ich dann nur ihre Spekulation bestätigen - dachte ich mir, bevor ich mir meine nächsten Worte überlegte.

,,Frag ihn doch selbst, wenn es dich so sehr interessiert. Stehst du etwa auf ihn?", seufzte ich, fuhr mir genervt über mein Gesicht. Wie wurde ich nur diese eingebildete Schminkfresse los? - fragte ich mich selbst, während ich mich in Richtung des Gebäudeausgangs begab.

,,Die Frage ist wohl eher, wer nicht auf ihn steht", lachte sie, worauf ich erneut nur genervt die Augen verdrehte.

,,Hast du nichts besseres zu tun, als mir hinterher zu rennen?", schnaufte ich gereizt, drehte mich zu ihr um, als ich das Gebäude verlassen hatte.

Ihre langen welligen Haare fielen ihr locker über die Schulter, während sie mich mit ihren grünen Augen musterte. Ein Grinsen zierte ihre rosanen Lippen.

,,Nein, tatsächlich nicht. Ich bin nur neugierig. Du und Ran habt die letzten Wochen so vertraut zu einander gewirkt, aber seit ein paar Tagen ist ziemlich schlechte Luft bei euch", sprach sie, wickelte eine ihrer Haarsträhnen um ihren Finger, sah mich auffordernd an.

Wie ich diese dumme Fotze hasste. Auch wenn wir an der Schule nur unsere Schuluniform tragen durften, musste sie natürlich immer ihr Dior Parfüm auf ihren Tisch stehen haben. Nicht zu vergessen die goldene Kette und die goldenen Ohrringe von Versace, die sie heute trug. Oh und ebenso wie ihre Versace Handtasche. Sie kombinierte immer ihren Schmuck passend zu ihrer Handtasche, warum auch immer sie das tat.

,,Tut mir ja wirklich leid, dass du nichts besseres zu tun hast, als mich und den Haitani zu beobachten und jetzt geh mir aus der Sonne", zischte ich genervt.

So langsam hatte ich wirklich keine Nerven mehr. Mal davon abgesehen, dass mich ihre Worte auch ein wenig verletzten. Gerade als ich an ihr vorbeigehen wollte, legte sich eine relativ große Hand auf meine Schulter. Zu erst hatte ich die Hoffnung es würde Ran sein, doch als ich einen Blick hinter mich warf, stellte ich fest, dass es Rindou war.

,,Ran ist nach Yokohama gefahren. Wir unternehmen heute etwas", sprach der Brillenträger, warf der Person vor mir einen angepissten Blick zu.

Die Blondhaarige biss sich auf die Unterlippe, lächelte anschließend schüchtern und verabschiedte sich mit einem: ,,ich muss dann mal los, schönen Tag euch noch", von uns, bevor sie endlich auf dem Absatz kehrt machte und mich in Ruhe ließ.

,,Danke Rindou. Was macht Ran in Yokohama?", fragte ich.

Rindou nahm seine Hand von meiner Schulter und gemeinsam liefen wir zu der Wohnung von den beiden. Ich steckte mir meine Zigarette an und zündete sie an.

,,Keine Ahnung", sprach er.

,,Oh, verstehe", flüsterte ich betrübt, sah missmutig auf meine Zigarette.

Irgendwie verletzte mich seine Distanz zu mir und ich fragte mich wirklich, was ich falsch gemacht hatte. Lag es vielleicht an dem Vorschlag, den ich ihm gemacht hatte? Er sagte doch selbst immer, dass er nicht festes wollte. 

,,Sag mal, ist irgendwas vorgefallen? Ich finde Ran wirkt irgendwie so distanziert?", fragte ich, sah Rindou dabei nicht an. Ich konnte mir sein dummes Grinsen schon vorstellen, sein kommender dummer Kommentar würde schon Erniedrigung genug sein, da musste ich nicht noch in sein scheinheiliges Gesicht blicken.

,,Naja, vielleicht solltest du aufhören seine Gefühle zu verletzen", meinte Rindou stumpf. Verwirrt sah ich zu ihm auf. Was hatte er gerade gesagt? Womit hatte ich denn seine Gefühle verletzt, etwa mit diesem Vorschlag? - fragte ich mich selbst.

,,W-was? Wie soll ich denn seine Gefühle verletzt haben?", war das erste, was meine Lippen verließ, auch wenn ich schon eine ungute Vermutung hatte.

,,Y/n", setzte Rindou an, hielt in seinen Schritten inne, weswegen auch meine Bewegungen verstummten. Ich lehnte mich an eine Hauswand, sah mini Haitani auffordernd an, mir zu erzählen, was seinen Bruder bedrückte.

,,Gefühlskram ist für Kriminelle nicht immer sonderlich einfach, besonders wenn es um Nicht-Kriminelle geht. Nur weil er sagt, er würde sich nicht ernsthaft für dich Interessieren, bedeutet das nicht, dass das auch der Wahrheit entspricht."

Er brachte die Worte so zögerlich rüber, als wolle er mir das gar nicht erzählen. Vermutlich weil er wusste, dass ich selbst kein Fan von Gefühlskram war und doch spielten meine Gefühle verrückt, so bald es um den älteren Haitani ging. Ich schwieg. Ich schwieg eine Ewigkeit. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

,,Er ist sich unschlüssig, wie das mit euch weitergehen soll", setzte er fort.

Ich schluckte. Zum einem könnte es bedeuten, dass es positiv zwischen mir und Ran weitergehen könnte, doch zum anderen kommt es mir eher so vor, als wolle er sich soweit von mir distanzieren, bis wir keinen Kontakt mehr zu einander hatten. Letzters missfiel mir immens. Ich wollte den Haitani nicht missen. Ich wollte ihn bei mir haben. Auch wenn ich mir noch immer nicht eingestehen konnte, dass ich ihn liebte. Auch wenn ich noch immer nicht bereit war eine Beziehung einzugehen. Ich wollte Ran nicht verlieren. Der Gedanke daran, mit dem Haitani nicht mehr sprechen zu können, seine Stimme nicht mehr zu hören, in seinem Bett nicht mehr zu schlafen, mit ihm etwas zu unternehmen oder nicht mehr mit ihm zu lernen - setzte mir ein gewaltiges Stechen ins Herz.

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