23.
Ran pov.
Als wir die Wohnung betraten, hatte ich erneut das Verlangen meine Lippen auf ihre zu drücken, doch schob sie mich leicht von sich, sah betreten zu Boden. Ich wusste nicht, woher mein Übermut kam - wahrscheinlich ließ mir der Alkohol die Gesamtsituation leichter vorkommen.
,,Was ist?", fragte ich, legte meine Hand sachte auf ihren Kopf, strich sanft über ihre Haare. Die Wohnungstür fiel mit einem dumpfen Ton wieder ins Schloss. Im Flur war es dunkel. Wenn dann schlief ihre Mutter oder hatte mal wieder eine Nachtschicht.
Unsicher hob sie ihren Kopf, sah mich für einen Moment an, bevor sich ihre Stirn in Falten legte und sie ein stumpfes ,,Erstmal Schuhe ausziehen", von sich gab. Ein Grinsen huschte über meine Lippen. Ich kam ihren Worten nach, wäre fast hingefallen, da mir der Alkohol ein wenig mein Gleichgewicht eingeschränkt hatte.
Nachdem wir uns die Schuhe ausgezogen hatten, trat eine unangenehme Stille ein. Ich war unsicher was ich tun oder sagen sollte - ich wollte sie nicht verunsichern oder einschüchtern.
,,Ähm, willst du noch auf dem Balkon ein bisschen chillen und Rauchen?", schlug sie vor, strich sich nervös eine Haarsträhne hinter das Ohr. Ich nickte nur, weswegen sie sich ihren Weg in die Küche bahnte.
Die Kleinere kramte aus einer Schublade eine ungeöffnete Packung Zigaretten und ein Feuerzeug. ,,Hier", sprach sie, warf mir die beiden Dinge zu, die ich mit Leichtigkeit fing. Während ich die beiden Dinge in meinen Händen hielt, ging sie ins Wohnzimmer und kam anschließend mit einigen Alkohlischen Getränken wieder - Vodka und Whiskey.
Fragend legte ich den Kopf schief, gab jedoch keinen Einwand von mir. Sie tappste stumm durch die Wohnung und brachte den Alkohol nach draußen und stellte ihn auf den Balkontisch ab. Erneut kam sie herein, holte aus dem Kühlschrank Cola und Redbull und Gläser, ging erneut auf den Balkon. Dieses mal folgte ich ihr, schloss die Balkontür hinter mir.
Gemeinsam setzten wir uns auf die Stühle. Ich legte die Schachtel und das Feuer auf den Tisch, machte es mir in dem Stuhl gemütlich. Y/n griff zu der Vodka-Flasche und dem Redbull machte sich in einem der Gläser eine Mische. Auch sie ließ sich anschließend in dem Stuhl sinken, schnappte sich zuvor die Schachtel und das Feuer.
Einwandfrei befreite sie die Schachtel von der Plastikfolie riss das kleine Papierstück aus der Schachtel, um an die Zigaretten zu gelangen. Gekonnt zupfte sie sich einen Zylinder aus der roten Schachtel, steckte sich die Zigaretten zwischen ihre roten, durch den Kuss etwas geschwollene, Lippen. Sie drehte das Metallrädchen des Clippers, um das Feuer zu entzünden und nahm genüsslich den ersten Zug des Schadstoffes.
Auch ich machte mir eine Vodka-E Mische und bediente mich an der Zigarettenschachtel. Stumm saßen wir auf den Plastikstühlen, rauchten unsere Zigarette, als ich das Wort ergriff.
,,Warum hast du mit dem besten Freund, deines Ex geschlafen? Ich mein, die meisten machen einfach normal Schluss?", fing ich ein Gespräch an, warf meinen Blick auf das morgentliche Roppongi. Allmählich ging die Sonne auf und das dunkle Nachtblau wurde schon in ein leichtes Rot getaucht.
,,Naja eigentlich wollte ich seine Motorradreifen zerstechen oder es anzünden - aber ich wollte keine Anzeige riskieren - da habe ich halt, den für mich, besten Weg genommen", lachte sie angeheiert, nahm einen großen Schluck ihrer Mische.
,,Andere Frage, stimmt es, dass du mit dem halben Jahrgang geschlafen hast und dem Jahrgang unter uns?", lenkte sie von meinem Thema ab, stellte das Glas wieder auf den Tisch. Genervt seufzte ich. Mir war klar, dass sie von den Gerüchten gehört hatte.
,,Nein. Ich hatte mal eine Freundin und hab mit ihr Schluss gemacht - schlicht weg, weil sie mir zu nervig war. Sie kam damit aber nicht klar und hat dann dieses Gerücht verbreitet und ihre Freundesgruppe hat halt mitgemacht."
,,Was eine Schlampe", rutschte es ihr heraus, während sie an dem glimmenden Stängel zog.
,,Mit wie vielen hattest du denn schon?", fragte sie. Das ihr Blick dabei meinen Oberkörper musterte, war mir nicht entgangen. Ihre Augen klebten förmlich an meinem schwarzen Hemd und es kam mir so vor, als würde sie sich gerade in ihren Gedanken verlieren - vermutlich unanständige Gedanken.
,,Ich glaube vier oder so. Meine Ex, einmal hatte ich was lockeres und zwei drei One-night stands. Und du?", gegenfragte ich, trank etwas von meiner Mische. Als meine Worte zu ihr durchdrangen, sah sie mir wieder in die Augen.
,,Mein Ex und sein bester Freund. Ach übrigens der Typ der mich unter Drogen gesetzt hatte, ist der beste Freund meines Ex", sprach sie trocken, nahm erneut das Glas vom Tisch und schwengte die Flüssigkeit hin und her, bevor sie einen Schluck nahm.
,,Hm, hast wohl nicht so den besten Männergeschmack", murmelte ich, nahm einen Zug der Zigarette, bließ den grauen Rauch aus.
,,Also erstens, habe ich nur aus Rache mit ihm geschlafen und zweitens, freut mich, dass du endlich deine eigene Hässlichkeit anerkennst", grinste sie, was mich ebenfalls zum Grinsen brachte.
Y/n pov.
Auch auf Rans Lippen schlich sich ein Grinsen, als er meine Worte vernahm. Schmunzelnd nahm ich erneut einen Schluck der Mische, nahm anschließend sogleich einen Zug der Zigaretten, die schon zur Hälfte verraucht war.
,,Ach ist das so?", hakte er belustigt nach, was ich nur mit einem belustigten Nicken beantwortete. Der Größere nahm einen tiefen Zug des Gifts, bevor er sich von seinem Platz erhob und seine Hände auf die Lehne meines Stuhles stützte. Die Zigarette zwischen seinen Fingern glühte sachte vor sich hin, während ich von zwei Lavendelfeldern gemustert wurde.
Ich kommentierte sein Tun nicht, rauchte unverändert meine Zigarette weiter, bließ ihm den Rauch belustigt ins Gesicht, auch wenn sich in meinem Bauch gerade einige Schmetterlinge gegen mich verschworen.
,,Scheint so, als hättest du deinen Männergeschmack ja wiedergefunden", raunte er, lehnte sich weiter zu mir vor, so dass wir uns noch näher waren. Tief atmete ich durch, lächelte leicht. Ich wusste nicht, was ich dagegen Argumentieren sollte, und das erste mal in meinem Leben, entschied ich mich, meine vorlaute Klappe zu halten und ihn stattdessen zu küssen. Die Zigarette glitt mir aus den Fingern und fiel auf den Beton des Balkons.
Einige Momente bewegten wir unsere Lippen verlangend aneinander, während hinter uns die aufgehende Sonne die Hochhäuser Roppongis kitzelte. Ich fühlte mich bei ihm geborgen. Mein Übermut war vermutlich meinem Alkoholintus zu verschulden - und doch genoss ich diesen Moment.
Langsam löste sich der Ältere von mir, sah mir tief in die Augen. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und kläglich suchte ich nach Worten - was ich sagen wollte, wusste ich selbst nicht.
,,Süß, dass du deine heißgeliebte Zigarette fallen lässt, um mich zu küssen", sprach er mit einem Grinsen auf den Lippen, was ich nur mit einem angepissten Blick kommentierte - Arsch, was dachte er eigentlich über sich?
,,Tch. Hochmut kommt vor dem Fall", nuschelte ich vor mich hin, verschränkte beleidigt die Arme ineinander. Ran lächelte nur, entfernte sich von mir. Er schlenderte über den kleinen Balkon, schnappte sich erneut eine Zigarette und lehnte sich an das Metallgeländer des Balkons.
Ich für meinen Fall bewegte mich nicht von meinem Platz, schob die Zigarette auf dem Boden durch den Spalt zwischen Boden und Geländer. Auch ich nahm mir eine neue Kippe aus der Packung, zündete sie an, als mir Ran das Feuerzeug zu warf.
Erneut kehrte ein Schweigen ein. Diese Situation war so seltsam. Einige Momente Schweigen wir uns an und in anderen Momenten küssten wir uns. Das machte in meinem Kopf schlicht weg keinen Sinn.
,,Ran", sprach ich, nach dem ich ihn einige Minuten stumm beobachtet hatte, die Zigarette in meiner Hand vor sich hin glimmte.
,,Hm?", machte er, drehte sich zu mir, sah mich fragend an.
,,Ach keine Ahnung. Ich weiß selber nicht, was ich sagen wollte", wank ich ab, erhob mich ebenfalls nun von dem Stuhl, gesellte mich neben ihn. Der Größere hatte meine Bewegungen beobachtet, sah nun auf mich herab.
,,Alles gut bei dir?", fragte er, klang ein wenig besorgt. Er richtete seinen Blick wieder auf die aufgehende Sonne, was ich ihm gleichtat.
,,Eigentlich nein. Es ist so viel in kurzer Zeit passiert und mein Kopf findet einfach keinen Moment, dass alles mal sacken zu lassen und zu verarbeiten. Irgendwie fühlt sich das so an, als wäre das schon eine Ewigkeit her und doch ist es noch so präsent in meinem Kopf. Wenn ich bei dir bin, vergesse ich was passiert ist - aber es ist immer in meinem Hinterkopf und es geht nicht weg", sprudelte es aus mir heraus.
Noch immer schenkten wir uns keinen Blick. Es tat gut mit ihm zu reden oder einfach bei ihm zu sein.
,,Gib dir Zeit. Du willst immer perfekt sein und alles hinbekommen, du wirst das auch hinbekommen, aber nur mit der Zeit. Du musst lernen, auf dich selbst Rücksicht zu nehmen."
,,Bald sind Prüfungen", war alles was ich dazu sagte. Spätestens Montag musste ich wieder in Form sein. Laut meinem Zeitplan musste ich dann mit Lernen anfangen - und ich war mir sicher, dass mir diese Ablenkung gut tun wird.
,,Mein Gott du Streber. Gib doch mal deinem Kopf eine Pause", meinte er, drehte sich zu mir, schnippste die abgerauchte Zigarette vom Balkon.
,,Ja aber lernen war schon immer eine gute Ablenkung gewesen", kommentierte ich, drehte mich ebenfalls zu ihm, nahm einen letzten Zug der Zigarette bevor ich sie ebenfalls vom Balkon warf.
,,Rede doch mal mit deiner Mutter. Sie weiß doch eh schon, dass irgendwas nicht stimmt."
,,Auf gar keinenfall, die Arme würde sich noch Vorwürfe oder weiß der Geier was-"
,,Was macht ihr denn hier draußen?", hörte ich es aufeinmal hinter mir, weswegen ich mich herumdrehte und in das verschlafene Gesicht meiner Mutter blickte.
Ran Haitani wenn Sie jetzt irgendetwas sagen, befördere ich Sie persönlich in die 7. Hölle - dachte ich mir, als Ran zu sprechen ansetzte.
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