18.
Y/n pov.
Nach dem wir uns lösten, blickte ich in ein hell erleuchtetes Lavendelfeld. Auch meine Augen strahlten ihn liebevoll an, bevor ich realisierte was gerade Sache war. Meine Hand ruhte an seiner Wange, als ich verstand, was gerade geschah. Auch er schien es verstanden zu haben.
,,Ich glaub - ich-", setzte ich zögernd an, als ich von einem Lippenpaar zum Schweigen gebracht wurde. Meine Augen schloss ich und ich genoss den Moment von Geborgenheit.
Der Haitani war viel lüstern, als zuvor - er war verlangender, verlangender nach mir. Einen Moment lang, erwiderte ich sein Verlangen, bevor ich ihn sachte von mir schob, seinem Blick auswich.
Ich spürte die Spannung zwischen uns. Ich fühlte seine Hitze und seinen Blick, der mich begehrend durchbohrte. Wir wussten beide, dass wir nicht die Worte hatten, um die Situation zu entschärfen, zu sehr stand diese Spannung zwischen uns. Ich wusste nicht, wie ich diese Spannung zu ordnen sollte.
Ein Klopfen holte mich aus dieser schönen aber auch unangenehmen Situation. Der Ältere löste sich von mir, setzte sich lässig neben mich und gab ein stumpfes ,,ja" von sich, so als ob nichts gewesen wäre.
Rindou lugte durch die Tür, blickte zu uns. Seine Haare lagen unordentlich auf seinem Kopf verteilt, er sah noch recht verschlafen aus.
,,Wann gibt es Frühstück? Ich hab Hunger", brummte er bestimmend, wartete ungeduldig auf eine Antwort seines Bruders. Belustigt hoben sich meine Mundwinkel. Rindou sprach mit Ran gefühlt nur, wenn er etwas von ihm brauchte - wie als wäre Ran seine Mutter. Naja Rindou hatte Ran ja als einzige Bezugsperson, kein Wunder, dass er privat bei ihm sich wie ein kleines Kind verhielt.
,,Jaja mach ich gleich, Nerv nicht", kommentierte der Ältere, warf ein Kissen nach seinem Bruder, so dass er aus der Tür verschwand und sie schloss. Nun waren wir wieder allein und eine seltsame Stille entstand. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, da ich keine Ahnung hatte, wie ich gerade empfand. Es herrschte pures Chaos in meinem Kopf.
,,Hör mal-", setzte Ran an, weswegen ich meinen Blick auf ihn richtete. Auch er schien unsicher zu sein. Es war seltsam Ran so zu sehen. Der Größere blickte drein, als müsste er ein Aufgabe in Mathe lösen, die er nicht versteht.
,,ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber ich liebe dich nicht, das war zwar schön - aber das war etwas einmaliges okay?", sprach er, wenn auch unsicher, wusste ich, dass er es vollkommen ernst meinte und ich hatte keinen Grund zu widersprechen. Ich liebte Ran Haitani nicht und ich pflegte kein Interesse an einer festen Beziehung.
,,Ich schließe mich dir voll und ganz an", erwiderte ich nur, erhob mich aus seinem gemütlichen Bett. Er tat es mir gleich, schlenderte zu seinem Kleiderschrank, um sich aus diesem etwas zum anziehen zu nehmen.
,,Ich geh duschen. Bleibst du zum Essen?", fragte er, hielt die frische Kleidung in seiner Hand, sah mich fragend an. Er hatte einen monotonen Gesichtsausdruck, weswegen ich seine Gefühlslage nicht zuordnen konnte.
,,Ne, ich geh nach Hause - aber vielen Dank Ran. Das was du für mich gemacht hast, ist wirklich nicht selbstverständlich", sprach ich, verbeugte mich leicht vor ihm. Er wank nur ab, meinte ich solle auf dem nach Hause weg vorsichtig sein, bevor er das Zimmer verließ. Als die Tür ins Schloss fiel, verließ ein tiefes Seufzen meine Kehle. Was machte dieser Typ nur mit mir?
Ich zog mir meine Kleidung an, nahm meine Sachen und verließ das Zimmer. Erschrocken zuckte ich zusammen, als der jüngere Haitani gegenüber von mir an der Wand lehnte. Stumm sah er mich an. Wollte er mit mir reden, oder wartete er auf Ran? Wie angewurzelt blieb ich stehen, schloss Rans Zimmertür und sah Rindou fragend an. Sagte er auch mal was oder war sein Vokabular aufgebraucht?
,,Isst du mit?", fragte er nach einigen Momenten des Schweigens, bewegte sich noch immer nicht einen Millimeter. Ich schüttelte nur den Kopf, wusste nicht, was ich sagen sollte.
,,Hm, so so. Was ist das zwischen dir und meinem Bruder?", hakte er nach, legte etwas den Kopf schief. Am liebsten würde ich gerade im Erdboden versinken. Auch wenn Rindou der jüngere Haitani war, jagte er mir irgendwie mehr Angst ein. Klar Ran hatte auch eine bedrohliche Aura, aber auch etwas sanftes und gutes. Rindou hingegen war so unzurechnungsfähig - ich konnte nicht einschätzen, ob er gerade nett zu mir war oder einen Plan schmiedete, wie er mir am besten das Genick brechen sollte.
,,Nichts - also er und ich haben uns geküsst - aber wir haben kein Interesse aneinander, wir sind nur Klassenkameraden und so", versuchte ich es ihm zu erklären, fuchtelte wie eine Irre mit meinen Händen herum. Der Jüngere grinste leicht, stieß sich von der Wand ab.
,,Aha", lachte er, verschwand ohne mir einen weiteren Blick zu schenken im Wohnzimmer. Beleidigt sah ich ihm nach. Der war ja ein noch viel größeres Arschloch als Ran.
,,Aha", äffte ich ihn nach, drehte mich herum Richtung Wohnungstür, gestikulierte weiter mit meinen Händen. Wie kann man so viel Desinteresse an den Dingen zeigen, die einen vermeintlich interessieren. Wahrscheinlich ist denen die nach Alkohol riechende Luft in den Clubs zu Kopf gestiegen.
Als ich meine Schuhe angezogen hatte, verließ ich die Wohnung der Haitanis. Ich vernahm das Fallen des Schlosses, schloss meine Augen. Zum ersten Mal, als ich meine Augen schloss, plagte mich nicht dieses eine Ereignis sondern das Gefühl von Rans Lippen. Diese Zärtlichkeit, diese Begierde, seine warmen Hände auf meiner Haut, seine lavendelfarbenden Augen, die Ruhe in mich brachten - wie ein schöner Sommer, der niemals enden sollte.
,,Reiß dich zusammen. Ich liebe ihn nicht", holte ich mich aus meinen eigenen Gedanken, kramte aus meiner Jackentasche meine Kopfhörer, verband sie mit meinem Handy. Ich ließ den Kopf fallen, stieg die etlichen Stufen des Wohnhauses herab. In meinen Ohren halte meine Lieblingsplaylist. Ein unbeschreiblich deprimierendes Gefühl plagte mich. Der Sommer war verflogen und der Herbst zog ein. Die grünen Blätter wurden bunt, so bunt wie das Chaos in meinem Kopf und das warme Lavendelfeld verblasste.
Ich hatte nicht das Bedürfnis nach Hause zu gehen, viel mehr brauchte ich gerade jemanden zum Reden, weswegen ich mein Handy aus meiner Jackentasche kramte und eine Nummer wählte.
,,Mann Y/n du Streber, seit wann rufst du während der Schulzeit an?", hörte ich es am anderen Ende der Leitung.
,,Ich bin nicht in der Schule", sprach ich peinlich berührt und mir dämmerte schon, was als nächtes Folgen würde.
,,AHHHH warte was? Apropo seit unserem letzten Treffen, habe ich nichts mehr von dir gehört. Du bist mir einige Erklärungen schuldig Y/n."
,,Okay, also genau genommen, stehe ich vor Rans Wohnhaus und ja ich hab dir eine Menge zu erzählen - aber ich brauche deine Hilfe und weiß nicht mit wem ich reden soll", jammerte ich, griff mir verzweifelt an den Kopf.
,,RAN HAITANI!?", hörte ich es aus dem Lautsprecher kreischen, weswegen ich mir einen meiner Kopfhörer heraus nahm. Die Frau hatte schon immer ein lautes Organ. Keine Ahnung, wie das ihre Lunge mitmachte.
,,Ja genau der! Mein dummer Sitznachbar! Der dummerweise mir wahrscheinlich zweimal schon mein Leben gerettet hat, innerhalb einer oder zwei Wochen - keine Ahnung - und der mich gerade wie ein besessener geküsst hat und mich nicht liebt! ABER ich liebe ihn auch nicht und trotzdem verletzt es mich man!", sprudelte es einfach aus mir heraus, obwohl sie keine Ahnung hatte, in welchem Kontext das ganze stand.
Schweigen kehrte ein. Einige Sekunden hörte ich gar nichts mehr von Yuri, bevor ein lautes Seufzen ertönte.
,,Du bewegst jetzt auf der Stelle deinen Arsch her. Derweil kaufe ich uns Kippen und Alkohol und dann reden wir über deinen dummen Sitznachbar-Lebensretter. Ich dulde keinen Widerspruch Y/n-lein", sprach sie, bevor ich den altbekannten Ton vernahm, wenn ein Anruf beendet wurde.
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