17.
Y/n pov.
Ich hatte mich zur Wand gedreht, da das Pochen in meinem Kopf immer unerträglicher wurde. Teilweise vernahm ich, wie Ran sich von dem Sofa erhob und sich im nächsten Moment zu mir ins Bett legte. Der Haitani hatte sich dicht neben mich gelegt. Seine Körperwärme umhüllte mich, was mir ein Seufzen entlockte. Aus irgendeinem Grund war mir permanent kalt, weswegen ich seine Körperwärme gerne annahm.
,,Gute Nacht Y/n", flüsterte er an mein Ohr, bevor er seinen Kopf an meinen legte, seinen Arm auf meine Taille legte und es sich etwas gemütlicher im Bett machte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, bevor ich in einen erholsamen Schlaf fiel.
-
Irgendwann früh morgens wurde ich wach. Ran schlief noch immer friedlich neben mir. Langsam richtete ich mich auf, fuhr mir durch die Haare. Ich erhob mich aus dem gemütlichen Bett, suchte von dem Boden meine Jacke auf, da sich da drinnen mein Handy befand.
Heilige Scheiße ich hatte meine Mutter nicht informiert, dass ich bei Ran war und fuck ich war nicht in der Schule, oh gott ich bin tod - flog es mir plötzlich durch den Kopf.
Schnell entsperrte ich mein schwarzes Mobiltelefon und wählte die Nummer meiner Mutter. Nach einigen Sekunden nahm sie ab.
,,Ran, wie geht es Y/n?", hörte ich es am anderen Ende, was mich sofort verstummen ließ. Kritisch warf ich dem schlafenden Haitani einen verurteilenden Blick zu - hatte er etwa mein Handy benutzt?
,,Ich bins Y/n", pipste ich nervös, da ich es ziemlich unangenehm fand, nicht zu wissen, was meine Mutter nun wusste oder ob Ran ihr eine gute Lüge aufgetischt hatte.
,,Oh gott Y/n. Wie gehts dir? Ran hat mir alles erzählt. Ich war auch gestern bei Ran und wir haben uns um dich gekümmert. Ach und in der Schule hab ich dich krankgemeldet", find sie an zu erzählen, machte dabei keine Pause. Mein Kopf war überflutet mit Informationen. Meine Mutter war bei Ran gewesen?
,,Ähm warte mal, kannst du mir das vielleicht nochmal in Ruhe erklären? Wie jetzt du warst gestern bei Ran zu Hause?", brachte ich zögerlich hervor, setzte mich auf den Bettrand. Nervös wippte ich mit meinem Bein auf und ab. Dieser Arsch, wie konnte er sich nur in den Mittelpunkt meines Lebens stellen?
,,Ran hatte mich angerufen und mir erzählt du hast zu viel getrunken. Ich bin dann vorbeigekommen und wir haben uns um dich gekümmert. Ich ließ dich bei ihm schlafen. Dein Körper hätte es vermutlich nicht gepackt, bis zu uns nach Hause. Y/n ist etwas passiert? Du weißt du kannst mit mir reden, auch wenn wir uns kaum sehen. Ran sah ziemlich bedrückt aus", erzählte sie mir. Ich konnte die Sorge in ihrer Stimme deutlich hören und es brach mir das Herz.
Ich konnte das nicht ertragen. Ich konnte mein Leben gerade nicht ertragen und ich wollte mein Leid nicht auf andere projizieren. Sie hatte ihren Mann verloren, ihre eigene Tochter zu verlieren, würde sie vermutlich umbringen.
,,Ich weiß nicht, mir geht es im Moment nicht so gut. Aber das wird wieder, du kennst mich doch", sprach ich, fummelte nervös an dem T-shirt, das ich von Ran bekommen hatte.
,,In Ordnung, wenn du darüber reden möchtest höre ich dir zu."
,,Ich weiß, Danke Mama", meinte ich, legte den Kopf etwas schief, ließ meinen Blick durch Rans Zimmer gleiten.
,,Und noch etwas. Ich weiß wer Ran ist, aber er scheint eine nette Seite für dich übrig zu haben, vielleicht solltest du mal mit ihm reden", schlug sie mir liebevoll, bevor wir uns voneinander verabschiedeten und auflegten.
Unweigerlich stiegen mir Tränen auf. Ich war überfordert mit mir selbst. Leises Schluchzen verließ meine Kehle und kleine wässrige Kristalle liefen über meine Wangen.
,,Nicht weinen", murmelte es hinter mir und zwei Arme schlangen sich um meine Taille. Beruhigend strich der Haitani über meine Hüfte.
,,Ran", flüsterte ich mit purer Verzweiflung in der Stimme, drehte mich in seinen Armen zu ihm. Der Haitani schaffte etwas Platz in seinem Bett, zog mich zu sich. Er schlug die Bettdecke über meinen Körper und grummelte ein leises ,,schlaf weiter", vor sich hin, während er mir sanft über die Schulter strich.
Fest vergrub ich meinen Kopf in dem Kopfkissen, klammerte mich an dem Bettlaken fest, während mein Körper zitterte, da ich versuchte mir mein Schluchzen zu unterdrücken. Der Junge mit den violetten Augen wurde von meinen kläglichen Versuchen ruhig zu sein wach.
,,Dreh dich zu mir", flüsterte er leise. Ich kam seinen Worten nach. Da die Morgensonne schon in das Zimmer schien, konnte ich in sein blasses Gesicht blicken. Seine Augen sahen etwas trüb vom Schlaf aus und kleine Stoppeln seines Bartes machten sich auf seinem Kinn und Wangenbereich breit.
,,Jetzt rede endlich mit mir, du Zwerg", sprach er mit sanfter Stimme, legte seine Hand auf meine Wange, um meine Tränen von dieser zu wischen.
Ich gab nach, ich knickte ein. Mein Schweigen brach. Auch wenn ich eigentlich nur wie ein Wasserfall heulte und ab und an ein paar brüchige Wörter von mir gab, brach mein Schweigen über meine Qualen. Der Haitani blieb stumm, zog mich nur dichter in seine Arme, strich beruhigend über meinen Rücken, gab mir den Halt den ich brauchte.
Ran pov.
Sanft fuhren meine Hände über ihren Rücken. Sie hatte sich an mir festgekrallt und weinte. Einige Momente ließ ich ihr ihren Kummer, bevor ich sie erneut ansprach.
,,Komm schon, red mit mir", forderte ich sie erneut auf, fuhr durch ihre h/f Haare. Die Kleiner hob den Kopf, sah mich mit ihren verheulten Augen an.
,,Mir ist-", setzte sie an, unterbrach sich jedoch sofort. Auffordernd sah ich sie an, strich noch immer durch ihre Haare.
Ich fühlte mich unglaublich wohl bei ihr und verlor mich in ihren durchnässten Augen. Wie konnte eine so kleine Person, nur aus so viel Leid bestehen?
,,Dir ist was?", hakte ich nach, als sie noch immer nichts sagte, fuhr von ihren Haaren auf ihre Wange. Ihre sanfte Hand legte sich auf meine. Zu erst dachte ich, sie würde meine Hand wegschlagen, aber dem war nicht so. Ihre kleine Hand umfasste meine.
,,...alles zu viel. Ich bekomme nicht aus meinem Kopf, was passiert ist", murmelte sie, senkte den Blick. Sie machte den Anschein, als würde ich sie jeden Moment für ihre Schwäche verurteilen.
,,Das kann ich verstehen - naja nicht die Situation, aber ich hab auch paar Dinge, die ich nicht vergessen kann - egal, wie sehr ich es versuche", sprach ich. Ich wusste nicht, ob ihr meine Worte helfen würden, aber etwas anderes fiel mir nicht ein, was ich sagen könnte.
,,Was denn?", murmelte sie, löste ihre Hand von meiner und strich sanft über meinen Oberarm, was mir eine Gänsehaut verpasste. Ihre Augen trafen wieder auf meine und sahen mich neugierig an. Ich zögerte. Ich wusste nicht, ob ich ihr das erzählen sollte... ich wollte unser gerade wieder gutes Verhältnis nicht zerstören.
,,Naja also, als ich 10 war, ist meine Mutter gestorben", stammelte ich nervös, versuchte ihrem Blick auszuweichen. Ich sprach nicht gerne darüber. Auch wenn ich Y/n schon relativ lange kannte, sprachen wir erst seit der Oberschule miteinander - naja eher gesagt erst seit dem 2. Jahr. Ich ging seit der Mittelschule mit Y/n in den selben Jahrgang und da sie immer die Beste war, fiel ihr Name recht oft, wenn es um das Thema Klausuren und Noten ging.
,,Woran ist sie gestorben?", fragte sie, lächelte mich aufmunternd an.
,,Mein Vater war Alkoholiker und schlug sie oft und uns auch - naja mein Vater hat sich irgendwann verpisst, da ich ihn mal abstechen wollte. Meine Mutter hatte scheinbar einen Hirnschaden oder so etwas in der Art von den Schlägen erlitten und eines Tages ist sie nicht mehr aufgewacht. Ich wollte sie an jenem Tag wecken, da Rindou und ich zur Schule gehen wollten und sie ist halt einfach nicht aufgewacht. Die Ärzte meinten zumindest, dass ihre Todesursache auf die Gewalttaten von Früher zurück zu führen waren... oder so etwas in der Art", sprach ich, nuschelte am Ende nur noch vor mich hin.
Die Jüngere schwieg, sah mich einige Momente nur stumm an. Ihre Bewegungen über meinen Arm stoppten.
,,Das tut mir leid Ran", flüsterte sie, wusste scheinbar nicht so ganz, was sie dazu sagen sollte.
,,Ja, aber das kann man natürlich nicht mit deiner Situation vergleichen", versuchte ich mich rauszureden, woraufhin sie nur pessimistisch ihre Augenbraue hochzog.
,,Trotzdem ist es schlimm und ich kann mir vorstellen, dass sich dieser Anblick in deinen Kopf gebrannt hat. Du musstest ziemlich früh Verantwortung übernehmen nicht nur für dich, sondern auch für Rindou", munterte sie mich auf, rückte etwas näher an mich heran.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was machte sie nur mit ihr? Ich fühlte mich so geborgen bei ihr. Sie nahm mir meine Unsicherheit und meine Angst. Auch wenn sie mich so stark fühlen ließ, fühlte ich mich zu gleich so unendlich schwach bei ihr.
Auch ich rutschte näher an sich heran, ließ meine Hand in ihren Nacken wandern kam ihr näher. Ich konnte meine Handlungen nicht beeinflussen, es geschah einfach.
Ich kam ihr näher und sie mir auch. Ich konnte ihren warmen leichten Atem auf meiner Haut spüren, bevor ich meine Augen schloss und meine Lippen sanft auf ihre Lippen legte.
Sie waren so weich und sanft wie Flieder. Sie erwiderte meinen sanften Kuss und legte ihre Hand an meine Wange.
Ich fühlte mich so unglaublich wohl bei ihr und es war ein unbeschreibliches Gefühl ihr nah zu sein, ihre weichen Lippen auf meinen zu spüren.
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