𝕣.𝕤𝕦𝕟𝕒

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➪ 𝚁𝚎𝚍 𝙳𝚎𝚜𝚎𝚛𝚝 ╌ 𝟻 𝚂𝚎𝚌𝚘𝚗𝚍𝚜 𝚘𝚏 𝚂𝚞𝚖𝚖𝚎𝚛

➪ 𝚂𝚝𝚛𝚊𝚠𝚋𝚎𝚛𝚛𝚒𝚎𝚜 & 𝙲𝚒𝚐𝚊𝚛𝚎𝚝𝚝𝚎𝚜 ╌ 𝚃𝚛𝚘𝚢𝚎 𝚂𝚒𝚟𝚊𝚗

Wie kann man dieses tiefe Gefühl beschreiben, welches sich nicht in Wort fassen lässt? Nachts. Die warme Hand des braunhaarigen Jungen umfasste ihre. Die flackernden Neonlichter, kaltes weißes Licht, das die beiden jungen Erwachsenen umhüllte und die Produkte, fein säuberlich aneinander gereiht in den Regalen. Die Kühle der laufenden, leise ratternden Klimaanlage über ihnen bot einen Kontrast zur Sommernacht außerhalb dieses containerartigen Gebäudes.

An der Theke, die Beine auf dem Tresen abgelegt und leicht nach hinten gelehnt, saß ein Mann mittleren Alters. Die Zeitung raschelte leise, als er aufsah, um die beiden Ankömmlinge kurz zu mustern und dann wieder zwischen den Todesanzeigen zu schmökern, als seien es goldene Armbanduhren, die er sich nicht leisten konnte. Nur wenig Beachtung kam den beiden Studenten zu. Sie würden nichts klauen. Und zur Not sollte wohl die Überwachungskameras etwas aufzeichnen.

Das Mädchen blickte zu seinem Freund hinauf, ein sanftes Lächeln auf den leicht geöffneten, rosigen Lippen, ehe sie sich löste und die Regale ansteuerte. Ihre nackten Füße tapsten im Rhythmus. Ein leises Summen durchbrach die Stille, übertönte das Rattern der Klimaanlage, der Text vorerst in ihrem Kopf, bis er ihren Stimmbändern entkam. Ein Hauch, als wären sie allein.

„Red, Red Desert, heal our blues"

Eine Drehung, um ihn zu erblicken, während das halblange Haar durch die Luft flog, die Füße leicht tippelten. Der braunhaarige Junge stand am Eingang, sie fast ausdruckslos, aber doch aufmerksam mit den schmalen goldgrünen Augen fixierend. Ein Blitz und das Handy war erhoben, um das Lächeln seiner Freundin einzufangen und auf einen Foto zu verewigen.

„I dive deeper for youu"

Eine weitere Drehung, ein paar Schritte und schon war sie hinter einem Regal verschwunden, auf den Weg zu den Chips und den Cola-Dosen, verstaut in einem hohen Wandregal. Der Text auf den Lippen, jeder einzelner Ton, leise und genießend, die Augen für einen Moment geschlossen, ehe sie diese öffnete und die rote Packung ganz oben mit dem Blick fixierte. Sie streckte den Arm aus, stellte sich auf Zehnspitzen, um ein bisschen größer zu werden. Nur ein Stück.

„Zu klein." Ein Flüstern, ein Hauch an ihren Hals, eine Hand, ein Körper, der hinter das Mädchen getreten war und sie sanft zurück an sich zog. Die Wärme, die sich durch ihren Körper zog, in Wellen von ihrer Taille ausging, überschattete die Kühle der Klimaanlage. Ein Kribbeln wie Ameisen zog sich durch ihren Körper, ließ ihren Unterleib sich angenehm zusammenziehen, indes sich eine Gänsehaut über die nackten Beine hinauf zum Nacken zog.

Die Hand von Suna zog sich zurück, ohne die rote Tüte berührt zu haben, fuhr kurz über die seidige Haut ihres Armes, an der Seite hinab zu den Oberschenkeln, die er kurz leicht massierte, ehe seine Hand nach oben wanderte, unter das T-Shirt bis hin zur Taille. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper, als die kühlen Fingerspitzen sich sanft in ihr Fleisch gruben und der Daumen ihren Rücken massierte. Sein Kopf legte er auf ihrer Schulter ab, sodass der warme Atem die dünne Haut der Kleineren streifte, sie dazu brachte, stoßweise die Luft aus ihren Lungen hinauszupressen.

Die andere Hand ruhte auf ihrer Hüfte, zog sie unwillkürlich näher und zwickte sie leicht, damit ihr Körper zusammenzuckte, er seine Lippen für einen Moment auf ihren Hals drücken und mit den Zähnen über die empfindliche Haut fahren konnte, ehe seine Lippen nach oben wanderten, zu ihrem Ohr, um einen sanften Kuss dahinter zu platzieren.

„Babe", ein tiefer, rauer Ton des liebevollen Wortes. „Ich will etwas anderes essen." Eine Andeutung, eine stumme Aufforderung, die sie am liebsten jetzt hier sofort nachkommen wollte.

„Rin~" Flüstern, ein leichtes Lächeln, ehe sie erneut zum Singen ansetzte.

„What a blessing to feel your love.

Twilight moments with youuu."

Sie hielt den Atem an. „Später, Rin~, nicht hier."

Sie drehte ihren Kopf leicht, um ihn in die Augen zu sehen, die wunderschöne Farbe zu genießen, den intensiven Blick voller Liebe. Ein freches Grinsen auf ihren Lippen und ein Zwinkern folgten, ehe sie sich in seinen Armen drehte, ihre Hände auf seiner Brust ablegte, das weiche Material des dunklen T-Shirts fühlend, welches ebenso wie jenes war, welches sie selbst an sich trug. Es war ja auch seines, natürlich viel zu groß, bedeckte ihren Hintern, zu gemütlich, zu sehr mit seinem Duft nach Erdbeerkaugummis und Rauch behaftet.

„Versprochen", sagte sie, ehe ihre Lippen die seinen berührten, ihre Hand in seine weichen braunen Haare wanderte, ihn nach unten zog, um ihre Zehen zu entlasten. Seine Hand an ihrer Taille, die sie noch näher, noch enger heranzog, die andere in ihrem Nacken, um den Kuss zu intensivieren, ihn zu genießen. Seine Zunge durch den Spalt ihrer Lippen zu führen, ihren Mund zu erkunden, sie zu schmecken, als Vorspeise. Niemals hätte er gedacht, dass ihn jemand so um den Verstand brachte, nach Beherrschung verlangte, sie nicht sofort zu verschlingen, den Wunsch hervorbrachte, sie in den Armen zu halten, für immer.

Der Moment hätte ewig andauern können, nagte doch tief an seiner Selbstbeherrschung, weswegen er sich löste. Sanft strich er ihr eine verloren gegangene Strähne aus dem Gesicht hinter ihr Ohr, ehe seine Hand zu der Chipstüte wanderte, um sie aus dem Regal zu entfernen und dem Mädchen unter die Nase zu halten. Ihr leises Kichern kitzelte in seinem Ohr und für einen Moment funkelten die ausdruckslosen goldgrünen Augen auf, während ihre Hand vorschoss und seine umgriff, ihn mit sich zog, um noch die Cola-Dosen zu holen und die Kasse anzustreben.

Skeptisch blickte der Verkäufer auf und schaute abwartend zu dem braunhaarigen Jungen, ehe er sich erhob. „Säule 4", sagte dieser und zog sein Portemonnaie hervor, während der Mann, genervt, nicht weiter in der Zeitung schmökern zu dürfen, auf den Monitor herumtippte, ehe das Klimpern der Kasse erklang. Missmutig nahm er das Geld entgegen unter dem starrenden Blick von Suna, um es in die Kasse einzuordnen und für einen Augenblick dem Mädchen Nase rümpfend einen Blick zuzuwerfen.

Sie schenkte ihm keinerlei Beachtung, wippte mit den Füßen vor und zurück. Aus ihrem Mund erklangen leicht summende Laute, ihr Blick einzig und allein auf ihren Freund gerichtet, sein Seitenprofil musternd, als käme sie zum ersten Mal in den Genuss, jeden Millimeter zu betrachten, als sei er ein Kunstwerk. Die einzige Kunst, die in ihren Augen existierte.

„Schöne Nacht noch", unterbrach die schroffe Stimme des Verkäufer das Summen, händigte Suna den Bon aus und ließ sich wieder auf den knarzenden Stuhl nach hinten fallen, um nach der Zeitung zu greifen. Erst jetzt konnte der braunhaarige Junge das Datum erfassen, als er genauer hinsah.

13.08.1972

50 Jahre.

Seine Gedanken und Spekulationen wurden von seiner Freundin unterbrochen, die sich die Sachen schnappte und noch mit einer Hand nach der ihres Freundes griff. „Ich will den Sonnenaufgang sehen", sagte sie und grinste breit, ehe sie ihn mit sich zog, ihn dazu brachte, jegliche Gedanken an den ominösen Kassierer wegzuwerfen, als hätte er gar nicht existiert. Sein Blick, seine Gedanken, sein Jetzt drehten sich einzig und allein um seine Freundin.

„Ich auch, Babe", sagte er und drückte auf den Knopf des Autoschlüssels, um den alten schwarzen Toyota Auris aufzuschließen, sodass das Mädchen die erbeuteten Sachen auf den Rücksitz des Fünftürers lagern konnte, ehe sie vorne auf den Beifahrer hüpfte. Suna startete den Motor, löste die Handbremse, legte den ersten Gang ein und fuhr los, in die Nacht hinein. Er schaltete, ordnete sich auf den fast leeren Highway ein, der nur von einigen Autos durchsetzt war.

2:47 Uhr.

„long nights, daydreams", erklangen der Interpret und das Mädchen synchron, die Augen geschlossen, während Suna sich seine Zigarette anzündete und das Fenster öffnete, seine Hand auf ihren Oberschenkel ruhte, sein Daumen Kreise auf der Außenseite auf der weichen Haut zeichneten. Das Knie für ein paar Momente das Lenkrad führte.

„sugar and smoke rings

I've been a fool

But strawberries and cigarettes

Always taste like youu."

Ihre Augen öffneten sich und ihr Blick schweifte zu ihrem braunhaarigen Freund. „Rin~", begann sie, leise und bedeutungsvoll ließ sie seinen Namen über die leicht geöffneten, rosigen Lippen mit einem sanften Lächeln entkommen, weicher als es Seide je sein könnte. „Ich liebe dich."

Der Druck auf ihren Oberschenkel erhöhte sich. Ein tiefer Atemzug, ehe er den Rauch nach draußen blies und dann ihren Blick für einen Bruchteil einer Sekunde erwiderte, mit einem Ausdruck, den kaum mehr als tausend Worte je beschreiben könnten. Ohne den nächsten Satz hatte sie bereits gewusst, wie viel sie ihm bedeutete, wie wichtig sie in den goldgrünen Augen widergespiegelt wurde, die sie tief in seine Seele eintauchen ließ.

„Ich liebe dich auch, Babe."

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