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Genervt sah ich dem Wasser beim Kochen zu, während die Nudeln im Topf verweilten.
Mit meinen Fingerspitzen tippte ich auf die helle Küchenzeile, starrte den Timer meines Handys an, während ich eine Zigarette rauchte.
Ein Klingeln holte mich aus meinem Starren, doch ich wagte es erst gar nicht mich zur Tür zu begeben. Am Ende stand er dort und darauf konnte ich gut verzichten.
Dieses mal war er wirklich zu weit gegangen und so schnell werde ich ihm das nicht verzeihen.
Verwundert sah ich auf mein Handy, als das Klingeln verstummte und stattdessen mein Handy klingelte – es war Ran.
,,Ja?", fragte ich genervt, nahm einen Zug meiner Zigarette.
,,Mach die Tür auf. Der Boss will dich sehen."
Ich legte auf, schmiss mein Handy auf die Küchenzeile, ging in den Flur und öffnete ihm die Tür.
Seine violetten Augen musterten mich. Er legte den Kopf schief, betrat die Wohnung, da ich ohne ein Wort wieder in die Küche ging.
,,Willst du auch was Essen?", murrte ich, wischte die Benachrichtigung, dass 10 Minuten vergangen waren, beiseite goss die Nudeln durch ein Sieb.
,,Gerne."
Ich nickte, kippte die Nudeln auf zwei Teller, stellte diese auf den Tisch, schmiss noch einiges Zubehör, wie selbstgemachte Tomatensoße und Käse auf den Tisch, ebenso wie Besteck.
Meine Zigarette drückte ich im Aschenbecher aus, kochte uns beiden Tee.
,,Was will Mikey?", brach ich das von mir verursachte unangenehme Schweigen.
,,Keine Ahnung."
Ich verdrehte die Augen. Ich kannte Ran schon über 10 Jahre, daher wusste ich, dass er log.
,,Ja klar", gab ich sarkastisch von mir, stellte den Tee auf den Tisch, setzte mich ihm gegenüber.
,,Gehts dir besser?", fragte er, fing an zu Essen.
Ich verstummte, nickte jedoch.
-
Nach dem Essen, räumte ich die Küche auf, zog mich um, verließ mit Ran meine Wohnung. Da ich gerade mal 1,65m groß war, war der Mann mit den violetten Augen, wie ein Laternenmast für mich.
Als wir bei dem Gebäude ankamen, stiegen wir aus, begaben uns zu Mikeys Apartment. Währenddessen herrschte ein Schweigen. Er würde mir eh nicht sagen, weshalb ich nun wirklich hier war. Ich hoffte nur, es hatte nichts mit ihm zu tun.
Das Ping des Aufzuges ertönte und die Metalltüren öffneten sich. Wir gingen einen kleinen Flur entlang, öffneten den Raum, in diesem wir immer unsere Besprechungen führten.
Anwesend waren Mikey, Rin und er. Ich ignorierte ihn, ging zu Mikey, setzte mich ihm gegenüber, griff zur Whiskeyflasche und einem Glas, goss die bernsteinfarbende Flüssigkeit in den durchsichtigen Behälter.
,,Also, was möchtest du?", fragte ich etwas schroff.
Mir war klar, dass ich nicht so mit Mikey zu sprechen hatte, aber er wusste, dass ich mir nie sagen ließ, wie ich mit anderen zu sprechen hatte. Man könnte mir eine Waffe an den Kopf halten und ich würde meinen Tonfall nicht ändern, was mir nicht nur einmal schon zum Verhängnis wurde.
,,Jemand will mit dir reden", sprach er ohne jegliche Emotionen.
Die Haare hatte er sich weiß gefärbt. Die Augen waren von tiefschwarzen Augenringen geziert. Er hatte im Gegensatz zu früher stark abgenommen, was er seinem Drogenkonsum zu verschulden hatte.
,,Huh und wer? Ich sehe hier nur Ran, Rin und dich", stellte ich mich dumm, worauf er die Augen verdrehte, ohne weitere Worte aufstand und mit Ran und Rin den Raum verließ.
,,Bringt euch nicht um", rief der jüngere Haitani, bevor er die Tür schloss.
Ich seufzte, sah von der geschlossenen Tür weg, schwenkte meinen Whiskey hin und her, erhob mich von dem schwarzen Sofa, ging zu den großen Fenstern, sah aus diesen.
Es war Nachmittag. Die Sonne stand hoch am Himmel, beleuchtete die belebten Straßen.
Ich hörte Schritte hinter mir, sah in der Spiegelung des Fensters, dass er auf mich zu kam.
Seine karoförmigen Narben stachen hervor, genau wie die pastell-rosanen Haare.
,,Fass mich an und ich bring dich um", knurrte ich, als er mich an der Taille berühren wollte.
Er zog seine Hand zurück, wusste, dass ich meine Drohung ernst meinte.
Meine Hand zitterte leicht, verstärkte den Griff um das Glas, so dass es schon fast weh tat. Ich spannte meinen Kiefer an.
,,Ich tue dir nichts, entspann dich mal", meinte er, stellte sich mir gegenüber hin.
Ich zog eine Augenbraue hoch, ließ das Glas fallen, packte ihm am Kragen, schlug ihm mit meiner Faust ins Gesicht.
,,Ich sagte, dass ich Sie nicht mehr sehen will und dass es vorbei ist Sanzu", murrte ich, betonte extra die förmlichen Anreden.
,,Ich will es aber nicht", flüsterte er, legte seine Lippen auf meine, bewegte sie grob.
Er umfasste meine Handgelenke, drückte sie an das Glas hinter mir. Panik kroch in mir hoch. Ein Zittern überkam mich, genau wie Schnappatmungen.
Er löste sich von mir, sah mich an, sagte nichts. Ich wusste, dass es ihm leid tat, doch ich wusste nicht, ob ich ihm vergeben könnte. Hätte Ran mir nicht geholfen, hätte mich Sanzu wahrscheinlich noch umgebracht.
,,Lass mich los Sanzu", murmelte ich, sah zu Boden, versuchte meine aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
,,Es tut mir leid. Ich war halt drauf, kommt nicht wieder vor", sprach er strich mir meine Haarsträhnen aus dem Gesicht.
,,Das sagst du immer und immer wieder und immer und immer wieder passiert das Gleiche. Du bist drauf, fickst mich und nebenbei drückst du mir die Luft ab, oder verprügelst mich – echt cool", meinte ich, lachte gespielt auf.
,,Jetzt bin ich aber nüchtern."
Ich sah ihn an, musste erneut Lachen.
,,Oh, wie schön und was ist heute Abend oder morgen? Ich will das zwischen uns nicht mehr, es reicht. Ich hab es Jahrelang mitgemacht, aber du hast dieses Mal einfach übertrieben."
Er seufzte, ließ mich los, trat einen Schritt zurück. Da er keine Anstalten mehr machte, etwas zu tun oder zu sagen, hob ich das Glas vom Boden auf, stellte es auf den Bartresen, verließ den Raum.
,,Und?", fragte Rin, rollte sich im Flur einen Joint.
,,Frag ihn selbst", murmelte ich, schloss die Tür, nahm ihm den schlanken Kegel aus der Hand, kramte mein Feuerzeug heraus, zündete ihn an, nahm einen tiefen Zug.
Nach etwa 15 Zügen nahm Ran mir den Joint aus der Hand, gab ihn seinem Bruder wieder. Benommen sah ich zu den Haitanis rauf, konnte meine Augen kaum offen halten. Das Zeug knallte heftig und ich war mir sicher, dass sich nicht nur Ott in dem Stückpapier befand.
,,Ich bring' dich nach Hause", sprach Ran, nahm mich hoch, trug mich zu seinem Auto.
Ran war wie ein Bruder für mich. Jedoch sollten wir unerwähnt lassen, dass er und ich mal den ein oder anderen Intimenmoment miteinander hatten und wenn es um diese eine Sache ging, war Ran um einiges besser als Sanzu. Natürlich war das alles vor der Zeit mit dem Joker Abklatsch.
,,Ich kann selbst laufen", murmelte ich, schloss meine Augen.
,,Ist nicht mehr nötig. Wir sitzen bereits im Auto", sprach er mit einem leichten Lachen in der Stimme.
Zustimmend brummte ich, setzte mich gemütlicher hin, schloss meine Augen, schlief schließlich ein.
-
Als ich wieder aufwachte, lag ich auf dem Sofa, mit dem Kopf auf dem Schoß von jemanden.
Murrend richtete ich mich auf, erblickte Ran, welcher an seinem Handy hing, aufsah als ich mich bewegte.
,,Ausgeschlafen?"
Ich nickte, setzte mich ordentlich hin, zog die Decke höher.
,,Was kauft Rin auch immer so komisches Zeug", murmelte ich an mich gewandte, was dem Älteren dennoch nicht entging.
,,Du verträgst einfach keine Drogen", meinte er schulterzuckend, worauf ich erneut nickte.
,,Und jetzt reden wir ganz in Ruhe über Sanzu."
,,Warum?"
Meine Stimme war mehr ein Hauchen. Nervös fummelte ich an dem Saum der Decke umher, sah ihn nicht an.
,,Ich weiß, er hat dich verletzt und dich sogar ins Krankenhaus befördert, aber du liebst ihn und er liebt dich. Sei nicht immer so ein kalter Sturkopf. Sanzu braucht dich – die sanfte Seite an dir", sprach er, schnipste gegen meinen Kopf.
Ich zog die Knie an, legte meinen Kopf auf diese.
,,Ich muss darüber nachdenken Ran."
Er nickte, wuschelte durch meine Haare, erhob sich von dem Sofa.
,,Wo gehst du hin?", fragte ich, stand ebenfalls auf.
,,Nach Hause", sprach er, zog sich seine Schuhe an.
Ich nickte, lehnte mich an die Wand. Der Größere wuschelte mir erneut durch die Haare, war im Begriff zu gehen, als er noch meinte:
,,Sei nicht so stur und rede mit ihm, wenn du dich bereit dazu fühlst."
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