XXVII | dead

Bodycount: 7

xxx

Tommy ist tot.

Mein Atem rasselte und die Temperatur sank unaufhörlich.

Mein Blick war starr auf Tommy gerichtet. Er war vor mir zusammen zusammengebrochen. Unter seinem Körper bildete sich ein Blutlache. 

Sein Blut war dunkel. Fast schwarz. 

Meine Hand zitterte und bemerkte, dass ich immer noch die Pistole in der Hand hielt. Wie verbrannt, warf ich die Pistole weg und beobachtete wie sie über den Boden schlitterte.

Tommy ist tot.

Mein Blick war starr auf seinen Körper gerichtet.

Er würde gleich wieder aufstehen und mich anlächeln. Es würde ihm gleich wieder gut gehen.

Aber das tat er nicht.

Erst als ein stechender Schmerz meinen Körper durchfuhr, wandte ich den Blick ab und sah an mir herab. Unter mir sammelte sich auch Blut. 

Grelles, rotes Blut.

Mein Oberschenkel. Er muss mir in den Oberschenkel geschossen haben. 

Seufzend schloss ich die Augen und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen.

Ich bemerkte nicht, dass die Temperatur immer noch sank. Ich bemerkte nicht, dass sich Eiskristalle auf dem Boden ausbreiteten. Ich bemerkte nicht, dass ich zu viel Blut verlor.

Tommy ist tot.

Ich weiß nicht wie ich die Kraft dazu aufbrachte, aber irgendwann schaffte ich es mich aufzurappeln, das Auto kurzzuschließen und Tommy irgendwie in das Auto zu verfrachten.

Der Motor heulte auf und ich klammerte mich an das Lenkrad.

Das helle Licht der Sonne blendete mich und ich kniff die Augen zusammen, als ich wieder aus dem Tunnel kam.

Wie in Trance stieg ich aus und lief zur Beifahrer Tür. Ich beachtete die anderen, die um das Tunnelportal saßen nicht. 

Stumm zog ich Tommys reglosen Körper aus dem Auto und ließ mich erschöpft auf den Boden fallen. Unterbewusst presste ich eine Hand auf die Schusswunde auf meinen Oberschenkel.

Cassian tauchte in meinen Blickfeld auf, aber ich realisierte es nicht. Er fiel vor mir und Tommy auf die Knie und zog Tommy an sich, aber ich realisierte es nicht.

Jemand redete mit mir, aber es war nicht mehr als ein Rauschen in meinen Ohren. 

Meine Augen waren ins Nichts gerichtet und mein Gehirn schaltete ab.

„Was ist passiert?"

Die Stimmte hallte in meinen Ohren und ich hob den Kopf. Jemand stand vor mir und hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt.

„Was ist passiert-„ Ich wiederholte die Frage flüsternd, bevor ich abbrach.

„Ihr wollt wissen, was passiert ist?", meine Stimme war plötzlich laut und wütend. 

Ein trockenes Lachen verließ meinen Mund.

„Ich hab ihn umgebracht, das ist passiert."

Ich drückte die Hand von meiner Schulter und trat einen Schritt zurück. Irgendwann war ich aufgestanden, aber das hab ich selbst nicht mitbekommen wann.

„Ich hab ihm in den Kopf geschossen, das ist passiert!"

Ich presste die Zähne zusammen und zog scharf Luft ein.

„Ich hab ihn getötet, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken! Und er war meine Familie!"

Ich taumelte zurück und stützte mich auf meinen Oberschenkeln ab.

"Ich habe Tommy umgebracht.", wisperte ich mehr zu mir selbst, als sonst jemanden.

Die Erkenntnis darüber traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Ich schnappte nach Luft und meine Hände begannen zu zittern.

Der blaue Schimmer tanzte über meine Fingerspitzen und alles drehte sich.

"Ana...", jemand trat einen Schritt auf mich zu.

Rex.

Mit geweiteten Augen sah ich ihn an,  bevor mein Blick zu Cassian wanderte.

Er lag am Boden und hielt Tommy in seinen Armen. Tränen liefen über seine Wangen und laute Schluchzer erfüllten die Luft.

"Bleib ruhig, Ana..."

Rex trat wieder einen Schritt auf mich zu und streckte seine Hand aus.

Die Enge in meiner Brust erdrückte mich und ich konnte nicht atmen.

"Ich muss weg von hier."

Ich drückte mich an Rex vorbei und lief in die andere Richtung. 

Meine Füße trugen mich einfach weiter und weiter. Ich weiß nicht wohin ich wollte, aber ich braucht Abstand. Ich musste atmen.

Irgendwann hörten meine Beine einfach auf zu funktionieren und ich brach auf der Stelle zusammen. Meine Hände fingen gerade noch den Sturz ab und ich schnappte atemlos nach Luft.

Ich habe Tommy umgebracht.

Ein Schrei verließ meine Lungen ohne das ich es mitbekam. Ich ließ einfach alles raus. Der Boden zitterte und die Luft fror. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und spürte die Energie in mir zitterten.

Mein Schrei verhallte und ein erstickter Laut verließ meine Kehle. Der kompletter Boden vereiste und ich konnte nichts dagegen machen. 

Tommy ist tot.

Die ganze Welt zitterte und ich fiel erschöpft in mir zusammen.

Mit letzter Kraft setzte ich mich auf, zog meinen Rucksack von meinen Schultern und fischte nach dem Verbandszeug.

Die Blutung hat schon gestoppt, aber die Kugel war immer noch in meinem Oberschenkel.

Ich lehnte mich gegen einen Stein, damit ich aufrecht sitzen blieb.

Mit bloßen Händen griff ich in die Wunde und versuchte die Kugel ans Tageslicht zu befördern. 

Schmerzverzerrt verzog ich mein Gesicht und stieß ein lautes Keuchen aus, als die Kugel endlich heraus fiel.

Stumm wickelte ich einen Verband um die blutverschmierte Wunde und lehnte mich zurück.

Seufzend schloss ich die Augen und versuchte ruhig zu atmen. 

Tommy ist tot.

Ein erstickter Schluchzer verließ meinen Mund und eiskalte Tränen fielen auf meine Wangen. Die Schluchzer erschütterten meinen ganzen Körper.

Ich weiß nicht wie lange ich dort saß. Minuten? Stunden? 

Irgendwann hörte ich Schritte, aber ich brachte es nicht über mich aufzusehen. 

"Hier versteckst du dich also."

Es war Cassian. Seine Stimme war gebrochen. Verloren.

Er setzte sich stumm neben mich und zog mich an sich.

Sofort erwiderte ich die Umarmung und klammerte mich wie ein kleines Kind an ihn. 

"Warum er?", meine Stimme brach und mein Atem stockte.

"Er hat das nicht verdient. Er hat das verfickt nochmal nicht verdient. Das ist so unfair."

Cassian nickte bloß.

"Die Welt ist eben nicht fair..."

Wir saßen lange einfach nur da. Wir versuchten uns gegenseitig Trost zu spenden, aber es funktionierte nicht.

Wir beide wünschten uns zu sehr, dass Tommy statt dem jeweils anderen hier wäre.

Ich liebe Cassian von ganzen Herzen, aber es ist nun mal so. Und bei ihm ist es genau gleich.

Er ist mein bester Freund. Er ist mein Bruder. Er ist alles was mir noch bleibt.

Irgendwann rappelten wir uns beide auf. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und atmete tief durch.

"Wir müssen weiter."



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top