XVII| tired
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Als Yoda mich endlich wieder gehen ließ, war es schon tiefste Nacht. Der ganze Stützpunkt schlief und nur hin und wieder sah man einzelne Klone patrouillieren.
Eigentlich wollte ich gleich zurück in mein Quartier gehen und schlafen, aber mein Magen machte mir einen Strich durch die Rechnung.
Seufzend lief ich zur Kantine und war froh, dass kaum Menschen dort waren. Bis auf ein paar Soldaten, die gleich Nachtschicht hatten und einzelne Putz-Droiden war der große Raum leer.
Ich holte mir einen Becher blaue Milch und eine Portion dieser ekelhaften Rationen, aber es war besser als nichts.
Mit einem Seufzer setzte ich mich an den nächstbesten Tisch und versuchte meine Gabel aufzuheben. Ich zitterte wie verrückt und meine Hände verkrampften sich, sobald ich etwas aufheben wollte.
Ich atmete laut aus und knetete meine Hände.
Das Training war eindeutig zu viel. Ich habe mich schon lange nicht mehr so erschöpft gefühlt.
"Sir."
"Guten Abend, Sir."
"Sir."
Ich sah auf, um zu sehen wem die Jungs salutierten. Als ich Rex die Kantine betreten sah, bildete sich ein breites Lächeln auf meinem Gesicht.
Er sah müde aus. Er hatte die Brust-, Rücken- und Oberarmplatten seiner Rüstung bereits abgelegt. Seinen Helm hatte er auch nicht dabei.
So sah er irgendwie...attraktiver aus.
Als er mich sah, begann er ebenfalls zu lächeln. Er holte sich schnell etwas von der Theke, bevor er zu mir kam.
"Hey.", seine Stimme war rau, tief und schläfrig. Ein Schaudern ging durch meinen Körper.
"Hi."
Wir sahen uns einen Moment lang bloß an und lächelten beide müde. Nach etlichen Sekunden riss ich mich dann los und trank einen Schluck. Meine Hände krampften immer noch.
"Hat Yoda dich bis jetzt gequält?"
Rex trank einen Schluck aus seinem Becher und sah mich fragend an. Seufzend nickte ich.
"Und du? Solltest du nicht schon längst schlafen?"
Er lachte trocken. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Es war komisch ihn so mit halber Rüstung zu sehen, aber es war ein willkommener Anblick. Mein Blick bliebt kurz an seinen muskulösen Armen und seiner trainierten Brust, die man durch seine schwarze Unterkleidung gut erkennen konnte, hängen.
"Schlaf wäre schon, aber ich hab noch Unmengen von Reporten auszufüllen."
Seine Augen wurden traurig.
"Die letzte Kampagne hat uns viele Männer gekostet."
Sein Blick wanderte ins Leere und er sah einen Moment ausdruckslos an die Wand, bevor er sich kurz schüttelte.
"Jedenfalls hab ich mit nur was zu trinken geholt."
Ich nickte, bevor ich wieder nach der Gabel griff und versuchte etwas zu essen. Ich schaffte es sogar die Gabel einigermaßen ruhig zu halten, aber nach einem Bissen war dann auch schon wieder vorbei.
Meine Hand verkrampfte sich wieder und ich ließ die Gabel auf den Tisch fallen.
Rex sah mich besorgt an.
Ich knetete meine Hand und winkte nur ab.
"Yoda hat es heute beim Training echt übertrieben. aber es geht schon."
Seufzend legte ich meine Hände auf den Tisch. Überrascht sah ich auf, als Rex über den Tisch griff und meine Hand nahm. Erst jetzt fiel mir auf, dass er seine Handschuhe auch abgelegt hatte.
Er hielt sie mit beiden Händen und begann sanft Kreise mit den Daumen auf meinen Ballen zu ziehen. Langsam wurde sein Griff fester.
Ich schloss die Augen und atmete tief durch.
Verdammt, fühlte sich das gut an.
Rex grinste und massierte weiterhin meine Hand.
"Das müsste helfen. Sag, wenn mein Griff zu fest wird."
Ich konnte bloß stumm nicken und in seine braunen Augen sehen.
Meine Haut kribbelte bei seiner Berührung und fühlte sich plötzlich warm an.
Meine Augen fielen zu und ich konzentriert mich nur von das Gefühl seiner Hände in meiner.
Noch nie hat sich meine Haut warm angefühlt.
Meine Muskeln entspannten sich und ein glückliches Seufzen verließ meinen Mund.
Dann ließ er meine Hand wieder los.
Meine Augen flogen auf und ich sah ihn an.
Rex grinste schief und griff nach meiner anderen Hand.
Er machte die selben Handbewegung und das Gefühl in meiner Brust verstärkte sich nur.
Wir hätten seit Stunden hier sitzen können, ich hätte es nicht gemerkt.
Die Zeit verflogt, als plötzlich Rex' Comlink aufblinkte.
Er ließ meine Hand los und drückte auf einen Knopf an seinem Comlink.
"Das war nur ein Wecker, damit ich rechtzeitig wieder an die Arbeit gehe."
Er seufzte laut und trank seinen Becher in einem Zug aus.
Dann stütze er sich am Tisch ab und stand langsam auf.
"Ich muss dann wieder gehen. Wir sehen uns."
Er schwang seine Beine über die Sitzbank, aber ich erhob mich ebenfalls.
"Warte!", erschrocken schloss ich den Mund wieder. Das war lauter als erwartet.
Überrascht drehte sich Rex wieder um.
"K-Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?", ich knetete nervös meine Hände und konnte Rex nicht in die Augen sehen.
Er begann zu Lächeln.
"Eigentlich-", er zögerte kurz und legte den Kopf schief.
"-eigentlich kannst du mir wirklich helfen."
Zusammen liefen wir zu seinem kleinen Büro, wenn man es so nennen konnte. Es war ein kleiner Raum mit einem Schreibtisch und drei Sesseln. Offensichtlich verwendete er ihn um ungestört seinen Papierkram zu machen.
Er setzte sich seufzend und reichte mir ein Data-Pad.
"Kannst du diese Daten alphabetisch sortieren? Das würde mir echt helfen."
Ich setzte mich auf den nächstbesten Stuhl und machte mich an die Arbeit.
Ich wollte mich konzentrieren und das so schnell wie möglich machen. Wollte ich wirklich.
Aber mein Blick wanderte immer wieder zu Rex.
Er war in seiner Arbeit vertieft und bemerkte meinen Blick nicht. Seine Augenbrauen waren angestrengt zusammen gezogen. Seine Unterlippe hing zwischen seinen Zähnen und seine Stirn lag in Falten.
Seine Haltung war sichtlich verspannt und er rieb sich immer wieder den Nacken.
Eine Sekunde lang schätze ich ab, ob ich das, was ich als nächstes machte, wirklich machen sollte.
Zögernd stand ich auf und stellte mich hinter ihn. Ich atmete tief durch, bevor ich meine Hände auf seine Schultern legte.
Überrascht sah Rex auf und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
"Du bist komplett verspannt."
Langsam begannen meine Hände seine breiten Schultern zu massieren. Ich schluckte schwer, als ich seine Muskeln mehr als deutlich spürte.
Ich bewegte meine Hände langsam hin und her. Ich bemerkte wie er eine Gänsehaut im Nacken bekam.
"Meine Hände sind eiskalt, tut mir Leid."
Ich war kurz davor meine Hände wieder von seinen Schultern zu entfernen, aber Rex hielt mich ab.
"N-Nein. Ich-Ich mag das."
Langsam begann ich damit meine Hände wieder zu bewegen und Rex' Augen fielen zu.
Sein Kopf fiel zurück und ich beobachtete die Regungen in seinem Gesicht.
Er wirkte entspannt und zur selben Zeit, schmerzverzerrt. Zerbrochen.
Er ist einsam, das wurde mir in diesem Moment bewusst.
Er ist einsam. Sehr einsam. Einsamer als er sich anmerken lässt. Vielleicht sogar einsamer als er selbst realisiert.
Wie viele Nächte er wohl allein in Kammern wie diesen verbracht hat?
Sie bringen diesen Klonen bei zu kämpfen. Zu morden. Aber wer lehrt ihnen zu lieben?
Ich sah ihn lange an und meine Hände bewegten sich von selbst über seine Schultern.
Und plötzlich, traf mich eine tiefe Traurigkeit, als ob ich auf einmal keine Luft mehr bekam. Als ob ich von innen heraus ertrinken würde.
Ich habe dieses Gefühl schon zu oft verspürt.
Aber dieses Mal fühlte ich mich nicht allein.
Sanft bewegte ich meine Hände.
Sanft. Vorsicht. Gefühlsvoll.
Er ist beschädigt genug und sein Herz ist zerbrochener als er zugeben will.
"Warum machst du das?"
Verwirrt verzog sich mein Gesicht. Rex drehte sich um und sah mich eindringlich an.
"Was mach ich?"
"...mich wie eine normale Person behandeln."
Tränen stiegen in meine Augen, obwohl ich es nicht wollte und mir fehlten die Worte.
Einen Moment lang, es hätten Stunden oder Sekunden sein können, dann öffnete sich mein Mund.
"Es ist auf unsren letzten Tagen auf Gaea passiert."
Verwirrt verzog sich Rex' Blick und ich seufzte leise.
"Meine Narbe. Du weißt schon welche."
Rex nickte leicht.
Ich ließ meine Hände widerwillig von seinen Schultern gleiten und setzte mich wieder.
"Wir haben uns Plätze auf einem illegalen Transporter erkauft. Sechs Plätze. Mehr wollte der Pilot nicht mitnehmen. Wir waren aber noch 9."
Ich biss mir auf die Lippe und seufzte laut.
"Das wussten die anderen aber nicht. Ich habe es ihnen nicht erzählt."
Mein Atem raschelte.
"Die letzte Hürde war der Weg zum Flugplatz, wo der Pilot auf uns gewartet hat. Wir-Wir beschlossen durch die Kanalisation zu gehen, weil es der sicherste Weg war."
Tränen stiegen in meine Augen.
"Dort schaffte ich es drei von den anderen zu entfernen. Es war an einem Punkt im Tunnel, der durch ein Gitter versperrt werden könnte."
Eine kalte Träne fiel auf meine kalte Wange.
"Ich lenkte sie ab und schloss das Gitter ab, als sie nicht darauf achteten. Sie waren in den Tunnel gefangen. Dann-"
Ich brach ab.
"-dann habe ich sie dazu gebracht laut genug zu sein, um die Cranks, also die Infizierten, anzulocken."
Ich senkte meinen Blick auf meine Hände. Ich konnte Rex nicht in die Augen sehen.
"Ich kann mich noch an den Ausdruck in ihren Gesichtern erinnern. Wie das Licht in ihren Augen erlöschte."
Ein Schluchzer erschütterte meinen ganzen Körper.
"Ein Crank hat es irgendwie geschafft sich durch eine kleine Öffnung im Gitter zu quetschen und ging dann auf mich los."
Die Tränen wollten einfach nicht stoppen.
"Ich hätte infiziert werden müssen. Ich hätte sterben müssen!"
Ich schüttelte den Kopf.
"Aber ich habe überlebt und muss jetzt jeden einzelnen Tag mit dem Wissen über meine Taten leben."
Mein Blick war starr auf meine Hände gerichtet.
"Ich kann immer noch ihre Schreie hören. Ich hätte sterben sollen! Ich habe es verdient."
Ich wollte meinen Blick nicht heben. Ich konnte meinen Blick nicht heben. Ich konnte Rex nicht in die Augen sehen.
Aber er weiß auch so, warum ich ihm diese Geschichte erzählt habe.
Um ihm zu zeigen, dass ich ihm vertraue.
Um ihm zu zeigen, welches Monster ich wirklich bin.
Eine Hand auf meiner Wange ließ mich zusammen zucken.
Rex' warme Hand strich über meine Wange, bevor er sanft nach meinem Kinn griff und meinen Kopf anhob.
Meine Augen trafen auf seine.
Mit seinem Daumen wischte er meine Tränen weg und mein ganzer Körper kribbelte.
"Menschen tun schlechte Dinge um zu überleben."
Menschen tun schlechte Dinge um zu überleben.
Seine Stimme trieb einen Schauer über meinen Rücken und Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus.
"Aber du hast dich verändert, Ana. Du hast es selbst gesagt. Du bist nicht mehr dieser Mensch."
Er begann zu Lächeln und ich konnte bloß nicken.
Seine Augen fixierten meine. Seine Hand lag immer noch auf meinem Gesicht.
Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut und mir wurde bewusst wie nah wir uns waren.
Ohne es zu wollen, wanderte mein Blick zu seinen Lippen. Ich wollte wissen, wie sie sich wohl anfühlten. Ob sie auch so warm waren, wie seine Hände.
Ob sie meine Haut auch so wärmen würden.
Ewig saßen wir so da. Viel zu nah aneinander. Unfähig den Blick von einander abzuwenden.
"Es ist spät.", meine Stimme war leise. Kaum hörbar.
"Ja.", Rex' Stimme war nicht mehr als ein heißer Luftstoß.
"Ihr greift morgen diese Kampfstation an."
"Ja."
Seine Lippen bewegten sich kaum.
"Du solltest ausgeruht sein."
"Ja."
Ich zwang mich dazu einzuatmen.
Was hier passierte war falsch. Es könnte Rex umbringe.
Er würde wegen mir hingerichtet werden.
"Ich sollte gehen."
Jetzt seufzte Rex.
"Ja."
Seine Hand lag noch einige Sekunden länger auf meiner Wange.
Dann zog er langsam seine Hand zurück und ich stand mit zitterten Beinen auf.
Mit einem Schritt war ich bei der Tür, aber ich ging noch nicht.
Ich sah den Mann vor mir lange an.
Eine Sache über Krieg steht fest. Er wird einen verändern.
Vielleicht zum besseren, vielleicht zum schlechteren.
Es kann einen brechen. Es kann einen wütend machen oder es kann einen demütig und gütig machen.
Das ist, was mit Rex passiert ist. All das Leiden. All der Schmerz. All das hat ihn gnädig, bescheiden und gütig gemacht.
All das hat ihn zu einem guten Menschen gemacht.
Seufzend drehte ich mich um und öffnete die Tür.
Die frische Luft war wie ein Schlag in Gesicht.
Ich stand in der Tür und drehte mich noch einmal um.
Rex sah mich an und meine Brust fühlte sich an als würde ein Feuer in ihr brennen.
Er sah mich an, als gäbe es etwas in mir, das es verdient angesehen zu werden.
"Gute Nacht, Rex."
"Gute Nacht, Ana."
Hab ich gesagt, dass heute kein Kapitel mehr kommt? Ja, gut...
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