Interlude IV
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Der Wald war ruhig. Die Vögel zwitscherten und der Fluss rauschte leise vor sich hin. Die Sonne drang durch die dichten Baumkronen und mein Herz schlug dumpf gegen meine Brust.
Ana und ich gingen leise nebeneinander her. Niemand sagte etwas.
Es gab so viel zu sagen. So viel zu reden. So viel stand noch immer zwischen uns.
Und vielleicht war gerade das der Grund warum keiner von uns den Mund aufbekam. Warum wir beide schwiegen.
Manchmal war es gut zu schweigen.
Wir brachten ein gutes Stück weg hinter uns, wir waren schneller als gestern. Der Rückweg war zum Glück auch kürzer, was bedeutete das Tech, das Schiff heute noch reparieren konnte.
Nach ungefähr der Hälfte des Weges beschloss ich, dass es Zeit für eine Pause war. Ana würde sowieso nicht zugeben, wenn sie eine Pause bräuchte.
Stumm setzten wir uns an eine Lichtung und packten unsere Wasserflaschen aus. Ich sah Ana dabei zu, wie sie einen Rationsriegel aß, bevor ich mich gegen einen Baumstumpf lehnte und den Kopf nach hinten warf.
Ich schloss meine Augen und versuchte meine Gedanken auszublenden.
"Rex?"
Anas Stimme war mir viel zu nah und nicht nah genug gleichzeitig.
"mh?"
Ich wagte es nicht die Augen zu öffnen.
"Was ist dir während Order 66 passiert?"
Mein ganzer Körper erstarrte und ich schnappte nach Luft. Meine Hände ballten sich zu Fäusten ohne das ich es wollte. Ich bemerkte erst im Nachhinein, dass ich mich wieder gerade aufgesetzt hatte.
Anas Blick war ängstlich und überrascht gleichzeitig.
"Ich-Du musst nicht-Ich-"
Sie brach ab, bevor sie erneut ansetzte und versuchte einen Satz herauszubringen.
"Du musst nicht. Vergiss, dass ich gefragt habe."
Sie rutschte ein Stück von mir weg, aber ich bemerkte es nicht. Ich versuchte zu sehr meine Atmung wieder zum Laufen zu bringen.
Ihre Stimme war ängstlich. Ich wollte nicht, dass sie Angst vor mir hat.
"Wir waren auf dem Weg von Mandalore nach Coruscant."
Meine Stimme zitterte. Anas Blick schellte wieder zu mir, aber ihre Lippen blieben stumm.
"Ahsoka hat mit mir und einem Teil meiner Männer geholfen einen abtrünnigen Sith dort festzunehmen."
Mein Herz schlug viel zu schnell.
"Wir waren im Hyperraum als der Befehl kam."
Mein Atem stockte und ich schluckte schwer.
"Ich-Ich habe so sehr versucht mich dagegen zu wehren. Ich-Ich wollte nicht-"
Meine Stimme brach ab und ich sah wie Angst und Schmerz über Anas Gesicht huschten.
"Irgendwie habe ich es geschafft, Ahsoka zu sagen, wie sie die Information über die Chips finden kann."
Erleichterung schien sich auf Anas Gesicht auszubreiten, aber sie sagte kein Wort und darüber war ich sehr dankbar.
"'Soka, sie hat mir den Chip rausgeholt."
Ich deutete auf die blasse Narbe auf meiner Schläfe.
"Wir-Wir haben es zusammen raus geschafft..."
Mein Atem stockte und versuchte ich die Erinnerungen zu verdrängen.
"Keiner hat es überlebt. Sie sind alle gestorben."
Ihre Schreie hallten durch meine Gedanken und mein Herz zog ich schmerzlich zusammen. Ich presste die Augen zusammen, um es auszublenden, aber stattdessen sah ich nur das Schiffswrack vor mir.
Ich atmete tief ein und ließ meinen Blick durch den Wald streifen.
Manchmal vergesse ich wie ich hier her gekommen bin. Wie ich so weit gekommen bin. Wie ich überlebt habe.
Manchmal vergesse ich wie sehr ich es nicht wollte. Wie sehr ich nicht hier sein wollte.
Und dann erinnerte ich mich an sie. An meine Brüder. An Fives. An Jesse. An Kix. An Tup. An alle.
Sie sind gestorben und ich lebe. Ich überlebe.
Ich schulde es ihnen. Ich muss kämpfen. Für Sie. Ich muss ihr Vermächtnis weiterführen.
Ich sah zu Ana und bereute es auf der Stelle. Schnell sprang ich auf, um Abstand zwischen uns zu bringen.
"Hör auf mich so anzusehen."
Meine Stimme war harsch und ich wollte Ana nicht wegdrücken, aber ich tat es.
"Dieses Mitleid..."
Ich schüttelte den Kopf abfällig und drehte mich weg.
"Ist das alles was ich für dich bin? Eine Tragödie?"
Die Worte fielen ohne Filter aus meinem Mund.
"Hör auf damit."
Sie sagte nichts und ich konnte sie nicht ansehen. Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen.
"Hör verfickt nochmal auf damit."
Ich hörte wie Ana einen Schritt auf mich zuging und ich sah über meine Schulter nach hinten.
"Du bist so scheiße selbstlos mit deiner Traurigkeit. Du willst keinen anderen damit stören. Du willst keinen anderen irgendetwas sehen lassen."
Sie schüttelte den Kopf.
"Es fühlt sich so an, als würdest du ständig beweisen müssen, warum du es verdienst zu überleben."
Sie kam einen Schritt auf mich zu, ihre Hand ausgestreckt. Sie schüttelte den Kopf, als würde sie ihre eigene Aussage verneinen.
"Du, von allen Lebewesen in dieser Galaxie, verdienst es am meisten."
Mein Atem stockte.
"Du verdienst es nicht nur zu überleben. Du verdienst es zu leben."
Sie stand vor mir. Eine ihrer Hände lag auf meiner Schulter und ich zwang mich meine Gedanken auszusprechen.
"Ich bin einfach so verdammt wütend."
Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte die Fassung zu bewahren.
"Diese Wut, sie ist so tief in mir. All die Schuld, all die Trauer, ich kann sie nicht fühlen. Alles was in mir hoch kommt ist Wut."
Ich konnte Anas Blick nicht deuten.
"Eiskalter Zorn. Er sitzt so tief in mir und er geht einfach nicht weg."
"Und das schlimmste ist...", ich zögerte, bevor ich fortfuhr.
"Ich glaube es ist diese Wut, die mir geholfen hat zu überleben. Als wäre sie der einzige Grund, warum ich noch lebe."
Anas kalte Hand strich über meine Schulter und mein Herz zog sich schmerzlich zusammen.
"Ich vermisse den Schmerz, den ich früher empfand."
Mein Blick war starr auf Ana gerichtet. Sie sah mich an und die Worte schienen nur so aus meinem Mund zu fallen.
"Es ist einfach so unfair. Wieso habe ich überlebt und sie nicht? Sie sind meine Brüder."
Meine Stimme zitterte und ich betete, dass ich nicht zu weinen begann. Ich konnte Ana mich nicht so sehen lassen
"Sie waren Helden. Gottverdammte Helden. Sie würden alle so stolz sein, dass du noch lebst."
Anas Worte lösten kalte Verbitterung in meinem Herzen aus.
"Und niemand wird je wissen, dass sie existiert haben."
"Rex, das stimmt nich-"
Ana sprach so sanft, dass ich mich schlecht fühlte sie zu unterbrechen.
"Es stimmt. Sie sind verfickte Helden, aber niemand außer uns wird je von ihren Taten wissen. In den Augen der Bevölkerung sind sie bloß Klone. Und Klone sind für sie keinen Dreck wert."
Ana sagte nichts. Sie konnte nichts sagen. Sie nickte bloß resigniert und seufzte.
Ich wusste, dass ich fortfahren musste. Dass ich mich öffnen musste.
"Ich habe Angst."
Ihr Blick schellte überrascht zu mir. Ihre Augenbrauen fragend zusammengezogen.
"Ich habe Angst, dass..."
Meine Stimme begann wieder zu zittern.
"...ich eines Morgens aufwache und an nichts mehr glaube. Dass ich aufhöre an irgendeinen Sinn zu glauben. Daran, dass alles irgendwann besser wird."
Ich seufzte. Mein Atem kam kühl über meine Lippen und mein Herz klopfte stumm gegen meine Brust. Die Platten meiner Rüstung fühlten sich plötzlich viel zu eng an.
"Ich habe aufgehört zu hoffen."
Ich öffnete den Mund und die Worte fielen nur so aus mir.
"Nicht auf eine depressive 'Mein Leben ist schrecklich und ich brich gleich in Tränen aus' Art und Weise."
Ana sah mich stumm an und hörte mir gebannt zu.
"Nicht auf irgendeine Art und Weise, die mir bis gestern Abend überhaupt aufgefallen ist."
Meine Gedanken stockten und mein Blick lag auf Ana.
"Es ist nur...Jeden Tag hoffe und glaube ich ein bisschen weniger."
Ich zuckte mit den Schulter. Die Geräusche des Waldes waren komplett verschwunden und alles was ich hörte war meine eigene Stimme.
"Und ein bisschen weniger. Und ein bisschen weniger."
Ana verzog ihre Lippen zu einem traurigen Lächeln und als ihre Hand meine berührte setzte mein Herz einen Schlag aus.
"Und ein bisschen weniger."
Ein schnaubendes Lachen kam über meine Lippen.
"Und das...."
Ich fuhr mir durch die ungewohnt langen Haare.
"...ist einfach nur verdammt scheiße."
Ihr Blick suchte meinen und schlagartig war ich wie erstarrt.
"Was mache ich jetzt?"
"Du fängst wieder an zu glauben."
Überrascht sah ich auf sie herab und sie schmunzelte leicht.
"An was?"
Sie kam einen Schritt näher auf mich zu, legte eine Hand auf meinen Oberarm und lehnte sich an mein Ohr.
"An dich selbst."
Als ich ihre sanften Finger auf meiner Haut spürte, zuckte ich. Seit Ewigkeiten bin ich nicht mehr mit so einer Zärtlichkeit berührt worden. Sie berührte mich und plötzlich war ich wieder die Person, die ich so hart versuchte zu vergessen. Plötzlich fühlte ich mich wieder, als hätte ich einen Platz in dieser Welt.
Etwas in ihr ließ mich ein bisschen lebendiger und weniger verloren fühlen.
Mein Blick lag auf Ana.
In ihren Augen wütete ein Sturm, den nur sie bewältigen konnte. Ihre Lippen waren zu einen kleinen Lächeln verzogen, das unglaubliche Wärme und Kälte gleichzeitig ausstrahlte.
Ana hatte diesen Ausruck auf ihrem Gesicht. Diesen Ausdruck, als ob sie sich nicht ganz sicher war, ob sie überhaupt existieren sollte.
Ihre Augen waren so blau.
Ich ertrank.
Sie war nicht einfach nur schön. Sie war außerweltlich. Sie war atemberaubend. Sie war schon fast surreal.
Nach Order 66 habe ich mir probiert einzureden, dass es vielleicht einen Grund gibt, warum ich überlebte, während alle, die ich liebte, starben.
Jetzt wurde mir langsam klar, dass es vielleicht ganz sicher einen Grund dafür gab.
Vielleicht stand dieser Grund gerade genau vor mir.
"Kommst du, Rexter?"
Sie grinste breit und hob ihren Rucksack auf.
Nein, nicht vielleicht.
Sie ist der Grund.
Sie ist der Grund warum ich noch lebe.
Meine Hand griff nach ihrer und ich zog sie zu mir herab. Ohne darüber nachzudenken küsste ich sie.
Ihre Lippen lagen zuckersüß auf meinen.
Und endlich wurde mir klar, dass -zum ersten Mal in meinem Leben- ich machen konnte, was ich wollte.
Dass es nicht verboten war Ana zu küssen.
Dass es nicht verboten war sie zu lieben.
Dass wir endlich zusammen sein konnten.
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