Interlude III


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Seufzend atmete ich aus, als wir das Schiff wieder erreichten. Hunter, Tech, Wrecker und ich haben uns heute auf den Weg in die kleine Handelsstadt gemacht, die wir auf den Scanners erfasst haben. Es war ein halber Tagesmarsch und für den Aufwand, den wir uns gemacht haben, hatten wir wenig Erfolg.

Es gibt zwar die erforderlichen Ersatzteile, aber...

"Wir verkaufen nicht an Klone."

"Verschwindet, ihr Klone seit purer Abschaum!"

"Ihr Klone bekommt gar nichts von mir."

Ich weiß nicht wie viele solcher Sprüche wir uns anhören mussten, bevor wir schlussendlich beschlossen kehrt zu machen und zurück ins Lager zu kommen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und es hat uns rein gar nichts gebracht. Credits haben wir leider auch nicht gerade im Überfluss, weswegen die Ersatzteil-Beschaffung sehr viel schwieriger sein wird, als gedacht.

Wir alle atmeten erleichtert auf, als wir die Lichtung erreichten, wo wir unser Camp aufgeschlagen haben.

Omega kam uns förmlich entgegen gerannt, als sie uns am Rand des Waldes ausmachte. Sie grinste breit und kam auf Hunter zugelaufen. Dieser hob den kleinen Klon schmunzeln in eine Umarmung auf. Beim Anblick wurde mir warm ums Herz. Auch wenn er es niemals zugeben würde, liebte Hunter Omega mehr als alles andere. Sie ist wie eine Tochter für ihn. So gut kannte ich ihn mittlerweile

Dieser Gedanke versetzte meinen Herzen einem Stich. Auch wenn ich immer wusste wozu geboren war und was meine Bestimmung war. Auch wenn ich immer wusste, dass ich am Schlachtfeld sterben würde und ich niemals Ruhe finden könnte, gib es doch einen Teil tief in mir vergraben, der sich immer Kinder gewünscht hat. Vielleicht war es Jango Fetts DNA oder ein weiterte genetischer Fehler von mir, aber beim Gedanken Vater zu sein, schlich sich immer ein Lächeln auf mein Gesicht. Gleichzeitig breitete sich immer eine tiefe Traurigkeit in meinem Herzen aus. Es wäre selbstsüchtig und egoistisch Kinder in mein zerrissenes Leben zu setzen.

Aber es gab einen Moment in meinem Leben wo ich mir nichts sehnlicher gewünscht hatte, als ein abgelegenes Leben in Ruhe und Frieden. Ein Leben in dem Kinder Platz hätten. Ein Leben in dem ich glücklich sein könnte. Aber dieser Moment verschwand gleichzeitig mit der Person mit der ich es mir gewünscht habe. Wenn es nicht mit ihr passieren würde, würde es mit niemanden passieren.

Es kann noch mit ihr passieren...

Augenblicklich schüttelte ich den Kopf und versuchte diesen Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Zusammen mit Omega liefen mir gemütlich zurück zum Camp und sie erzählte aufgeregt, was bei ihr, Echo und Anastasia heute passierte. Anscheinend haben sie es geschafft sich mit den heimischen Ureinwohnern anzufreunden und haben Essen und Getränke von ihnen bekommen.

Sie, Echo und Ana sind heute hier geblieben, während wir anderen in die Stadt gewandert sind. Echo und ich haben nach gestern Abend beschlossen, dass es wohl am besten ist, wenn ich und Ana in nächster Zeit nicht miteinander allein sind. Naja, ich habe das beschlossen.

"Sie haben uns auch eine Flasche von einem komischen Getränk gegeben.", sie zuckte mit den Schultern.

"Echo hat gemeint, dass es 'Erwachsenensaft' ist und ich nichts davon darf." Omega wirkte wirklich beleidigt und zog ihr Gesicht zu einer Schnute.

"Er und Ana haben aber direkt etwas davon getrunken. Das ist doch unfair, oder? Darf ich jetzt auch was davon haben?"

Meine Augen weiteten erschrocken und ich ahnte nichts Gutes. In diesem Moment kamen wir beim Camp an und man konnte Echo und Ana schon laut lachen hören.

Die beiden saßen auf Cargo-Boxen und hatten ein Lagerfeuer gemacht. Die Sonne war bereits am Untergehen und tauchte die Szene in ein angenehmes orangenes Licht. Ana nahm gerade einen großen Schluck aus einer abgenutzten Flasche, während Echo breit grinsend eine Geschichte erzählte. Ich stockte in meiner Bewegung und beobachtete die beiden für einen Moment.

Ich weiß nicht wann ich Echo das letzte Mal so glücklich gesehen habe. Seit Fives hat er nicht mehr so breit gegrinst. Mir wurde warm ums Herz und für einen Moment fühlte ich mich wieder wie vor ein paar Jahren in unserer Kaserne. Ana und Echo spielten Sabaac. Cassian, Hardcase und Fives bauten wieder irgendwelche Scheiße. Tommy und Appo erzählten sich irgendwelche Geschichten und ich war nur mitten drinnen. Für einen kurzen Moment war ich glücklich.

Als ich spürte, dass sich ein Lächeln auf meine Lippen schlich, versuchte ich sofort diese Gedanken zu vertreiben. Diese Zeiten sind vorbei. Diese Personen aus dieser Erinnerung sind nicht mehr die selben. Ich bin nicht mehr derselbe.

"Seht mal wer zurück ist!"

Echo stand auf und torkelte vor und zurück. Als er bei uns ankam, legte er lachend seine Arme um mich und Tech.

"Vod(Bruder)-", er nuschelte etwas unverständliches, während Tech sich aus seinem Griff befreite.

"Damit-", Tech machte eine umfassende Handbewegung zu Echo und Ana.

"-könnt ihr euch abplagen."

Er und Wrecker verschwanden im Schiff.

Echo blickte ihnen kurz blinzelnd hinterher, bevor sich an mich wandte.

"Rexter-", er lachte und mein Kiefer spannte sich an.

Mein Blick wanderte zu Ana. Sie saß auf einer Cargo-Box und nahm einen Schluck aus der abgenutzten Flasche.

"Wo sind deine Handschellen?"

Sie sah mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht deuten konnte.

"Wir hatten eine klare Abmachung. Du musst die Dinger tragen, wenn du nicht zurechnungsfähig bist."

Genervt zog sie die die Augenbrauen zusammen und verdrehte die Augen.

"Schau ich so aus, als wär unzurechnungsfähig?"

Schnaubend hob ich diese verdammten Fesseln aus einer Cargo-Box und sah zu Ana.

"Ana, ich kann deine Fahne bis hier her riechen."

Echo begann wieder zu lachen und diesmal war ich es, der die Augen verdrehte. Seufzend wandte ich mich an Ana.

"Gib mir deine Hände."

Ihr Blick wanderte an mir auf und ab, bevor sie plötzlich zu grinsen begann.

"Sir, Yes Sir."

Ich hielt in meiner Bewegung inne und spürte wie mein Kiefer sich anspannte.

"Hör auf damit."

Meine Bewegungen wurden hektisch, weswegen ich länger brauchte, um die Fesseln zu schließen.

"Wir beide wissen wie gerne du mich in Handschellen siehst."

Sie zwinkerte und ich zog scharf Luft ein, während Echo hinter Ana laut losprustete. Mit einem lauten Klack schlossen sich die Handschellen und ich ging schnell einen Schritt zurück, um wieder Abstand zwischen mich und Ana zu bringen.

"Was meint sie damit?"

Ich fuhr herum. Omega stand mit Hunter noch immer hinter mir. Hunter versuchte krampfhaft sein Lachen zu unterdrücken, während Omega mich bloß verwirrt ansah.

"Nichts.", knurrte ich und nahm Echo die Flasche aus der Hand, als er versuchte noch einen Schluck daraus zu nehmen. Mit verzogenen Gesicht roch ich daran und stellte sie außer Reichweite.

"Sie ist betrunken.", ich schüttelte den Kopf und sah zu Echo und Ana, die mittlerweile am Boden saßen und laut lachten.

"Sie beide sind es."

Seufzend sah ich zu Hunter, der immer noch grinste.

"Mit den beiden kann man heute nichts mehr anfangen. Lagebesprechung morgen in der Früh."

Wir hatten eine Idee, wie wir an die Ersatzteile kamen, aber dafür brauchten wir Ana.

Er nickte mir zu und ich stapfte in Richtung Wald. Ich brauchte kurz Abstand von ihnen. Ich brauchte kurz Abstand von mir selbst.

Die Sonne war bereits fast untergegangen, als ich mich nach ein paar Meters im Wald auf den Boden fallen ließ und mich gegen einen Baum lehnte. 

Einige Minuten saß ich regungslos bloß am Boden, als ich plötzlich ein Rascheln hinter mir wahrnahm. Ich sprang auf und zog meinen Blaster, doch es war nur Omega die aus dem Dickicht stapfte.

"Du solltest wissen, dass man sich nicht an einen Klon anschleichen sollte."

Ich drehte mich zu Omega um und steckte meinen Blaster weg. Seufzend atmete ich aus und ließ mich wieder auf den Boden fallen. Mein Blick wanderte zu Omega.

"Was brauchst du?"

"Du hast verärgert gewirkt."

Ein schnaubendes Lachen verließ meine Kehle.

"Ja, verärgert.."

Die Kleine setzte sich mir gegenüber ins Gras und sah mich abwartend. Die Räder in meinem Kopf drehten sich und ich überlegte wie ich ihr am schonendsten beibringen könnte, dass ich nicht mit ihr reden will.

"Willst du darüber reden?"

Ihr Blick leuchtete und alles in mir sank zusammen.

Nein, ich möchte nicht darüber reden.

"Gefühle sind ... kompliziert."

Ein kühles Seufzen kam über meine Lippen.

"Und ich war noch nie sonderlich gut darin."

Man konnte förmlich sehen, wie Omega darüber nachdachte. Seufzend ließ ich meinen Kopf zurückfallen und blickte in den Nachthimmel.

Wie erklärte man einem Kind, dass Liebe einem weh tut. Wie erklärt man einem Kind, dass man sich wünscht seine eigenen Gefühle abzuschalten.

Dass man vor seinen eigenen Gefühlen Angst hat. Dass Erinnerungen einem plötzlich wehtun.

Dass man nicht über jemanden hinweg kommt, weil man sich immer an die Person erinnert. Weil man, solange man sich an diese Person erinnern kann, niemals über sie hinweg kommen kann.

Dass man einfach nur trauern will, aber es nicht geht. Dass man nicht weinen oder schluchzen konnte. Dass man seine eigenen Gefühle nicht verstand.

Dass man jetzt, obwohl man die Wahrheit kannte, keine Erleichterung fühlen konnte.

Dass alles nur noch schlimmer wird.

Dass man einfach nur so unfassbar wütend ist und man nicht einmal weiß, worauf man wütend ist.

Wut ist keine schöne Emotion, aber sie ist einfach. So unglaublich einfach.

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