𝐈 ; beatrice
Bea/ 28.01.2010
Weißt du, manchmal frage ich mich wirklich ob es bloß meine Faulheit ist weshalb ich echt überhaupt nichts auf die Reihe bekomme oder ob etwas gewaltig nicht mit mir stimmt. Mein altes Zimmer in Louisiana sah aus wie der Schrottplatz auf dem mein Onkel George gearbeitet hat. Wenn ich mal alle Flaschen aus meinem Zimmer sammeln würde, sprängen dabei bestimmt 50€ Pfand in den meisten Ländern von Europa raus. Pfand muss schon echt eine coole Sache sein- hätte ich auch gerne. Ich kann nicht mehr zwischen dreckiger und sauberer Wäsche unterscheiden, die sich auf meinem Boden und überall staut aber wozu denn auch noch? Meistens habe ich denselben Pullover für drei oder mehr Tage an. Wenn ich das irgendjemandem erzähle, würde mich diese Person nur dumm ansehen und sich denken was ich denn für ein faules und ekelhaftes Schwein sei, so wie mein Vater es von mir denkt. Ich kann mich nicht mehr dazu motivieren einen Schritt vor die Tür zu machen, wenn es nicht lebensnotwendig ist. Ich freue mich schon darauf, wenn Schule wieder anfängt und ich gezwungen bin das Haus zu verlassen. Die einfachsten Dinge fallen mir schwer- schwerer als so mancher Mathe bullshit und Mathe kann ich wirklich überhaupt nicht. Wenn ich könnte, würde ich den ganzen Tag nichts tun als schlafen. Oh ja, du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich es liebe zu schlafen. Wenn Schlaf eine Person wäre, würde ich alles dafür geben um mit der zusammen zu kommen. Verdammt, wenn ich nur schon ans Schlafen denke, würde ich am liebsten aufhören zu schreiben und mich gleich wieder schlafen legen. Wenn ich schlafe fühle ich mich schwerelos und befreit- als gäbe es nichts, dass mir etwas anhaben könnte. Beim Schlafen geht der Tag so schnell vorbei und ich kann jegliche soziale Interaktion vermeiden. Ich muss dann nicht mal nachdenken oder mir irgendeine Deprimusik reinziehen. Ich habe einfach die Lust an so gut wie allem verloren- abgesehen vom Schlafen natürlich. Ich habe es ja schon immer gewusst. Das Leben ist eine miese bitch und so langsam macht es auch eine aus mir. Wenn es Leuten wirklich möglich wäre meine Gedanken zu lesen, würden sie sich die Kugel wahrscheinlich schon vor mir geben. Naja, genug mit der rum heulerei. Wir sind mittlerweile mal in Portland angekommen und was ich bis jetzt davon gesehen habe, entspricht nicht gerade meinen Vorstellungen. Es wäre bescheuert wieder zu sagen, dass es 'hässlich' ist, denn hässlich ist in meinen Augen gerade so gut wie alles. Zurück zu meinem alten Zimmer- du willst nicht wissen wie lange es mich gebraucht hat dieses gottverdammte Zimmer aufzuräumen. Ich musste wirklich eine Woche vor dem Umzug anfangen, weil ich sowieso nicht alles an einem Tag gemacht und geschafft hätte. Am ersten Tag meiner Aufräum - Mission habe ich erstmal alle Flaschen zusammengesammelt und in Ländern wie zum Beispiel Frankreich, hätte ich dann leider doch nur 17,50€ bekommen. Das war's dann auch schon mit Tag eins und dann ging es immer so weiter bis ich ein Zimmer hatte, bei dem man nicht gleich in Ohnmacht fällt, wenn man es betritt. Keine Ahnung wie ich das mit dem neuen Zimmer machen soll. Bis jetzt habe ich nämlich noch keinen Karton ausgepackt und irgendwie habe ich das zur Zeit auch nicht vor. Mal sehen, mach ich bestimmt irgendwann. Wie auch immer, ich werde es mir jetzt erstmal auf dem Fenster gemütlich machen um die Nachbarn etwas näher kennenzulernen.
"Beatrice, kommst du runter? Es gibt Frühstück!", ertönte die schon am Morgen genervte Stimme meines Vaters. War wohl mal wieder mit dem falschen Fuß aufgestanden.
Ich weiß zwar nicht was daran nicht zu verstehen ist aber mein Vater weiß seit Jahren, dass frühstücken nicht meine Sache ist. Das konnte ich noch nie. Denkt er im ernst ein Umzug würde das ändern?
Mit einem genervten brummen wickelte ich mir meine Decke um den Körper und konnte nichts als wieder die Augen zu schließen. Hatte der mal auf die Uhr gesehen? Weder Frühstücken, noch Frühaufstehen war mein Ding. Ich meine gut- ich war vor ein paar Stunden schon mal wach um irgendeinen Mist in mein Notizbuch zu kritzeln aber danach habe ich mich gleich nochmal hingelegt.
Für einen Moment hatte ich die Hoffnung, dass ihm keine Antwort auch als Antwort reichte aber kurz darauf hin musste ich verstehen, dass dem wohl nicht so wahr. Ich konnte es in seinen Schritten hören, wie er die Treppen hochkam. Kennt ihr das, wenn ihr einfach an den Schritten verschiedener Leute erkennen könnt, wer jetzt die Treppe oder den Flur lang kommt?
Woher ich wusste dass es mein Bruder war, der die Treppen nahm um nach einer Antwort zu suchen? Sagen wir es so- mit der Zeit konnte ich gut unterscheiden, zwischen den Schritten meines Bruders und die meines Vaters. Wirklich erklären konnte ich mir das aber nicht. Es war eben so.
"Bea, du hast Dad gehört oder brauchst du mittlerweile ein Hörgerät? Es gibt Frühstück."
Ach wie ich die Stimme meines Bruders hassliebte.
An manchen Tagen konnte ich ihm stundenlang zuhören, wie er mir irgendwelche Geschichten auftischte oder mir einfach nur von seinem Tag erzählte. An anderen Tagen wiederum würde ich ihm dem Mund am liebsten mit Klebepapier zukleben oder glatt selbst taub sein um ihn nicht anhören zu müssen.
Erst hatte ich vor so zu tun als würde ich noch schlafen in der Hoffnung Brady würde wieder abzischen aber mir war bewusst, dass er mir das niemals abkaufen würde. Gerade dumm war er nämlich nicht. Genervt drehte ich meinen Kopf also in seine Richtung und öffnete ebenso genervt meine Augen- was ich gleich wieder bereute weil es viel zu hell war.
"Welcher Idiot kann sich nach Jahren bitte nicht merken, dass ich nicht frühstücke, huh? Ihr weckt mich nur jedes Mal um sonst. Jetzt verschwinde wieder, ich bin müde." Versteht mich nicht falsch, ich liebe meinen Bruder aber manchmal könnte ich ihm echt eine klatschen.
"Lass mich raten. Du hast mal wieder die ganze Nacht durch gemacht und Morgens ist für dich Abends. Ich weiß echt nicht was für einen Film du wieder fährst aber in zwei Tagen ist wieder Schule und da kannst du auch nicht um 17 Uhr aufstehen- wie du es so oft tust." Die Worte meines Bruders kamen nur gedämpft zu mir durch, denn eigentlich wollte ich gar nicht zuhören. Er hatte keine Ahnung also sollte er am besten die Klappe halten und einfach wieder gehen.
"Ugh- ich bin ja wohl alt genug um entscheiden zu können wann ich schlafen gehe und wann ich wieder aufwache. So lange noch keine Schule ist, kannst du dir deine Moralpredigt sonst wohin stecken. So weit ich weiß sind Ferien dafür da um sich auszuruhen und um das zu tun was einem gefällt. Mir gefällt es nun mal zu schlafen also lass mich doch einfach in Ruhe."
Mit diesen Worten hatte es mein Bruder wohl aufgeben, denn er antwortete mir nicht mehr aber er wäre nicht Brady, wenn er nicht so ein Arschloch wäre und mit Absicht mein Licht anschaltete und dann auch noch die Tür offen stehen ließ als er wieder die Treppen hinunter verschwand.
"Die Tür!!", schrie ich diesem Vollidioten von Brady hinterher. Ich verstand es einfach nicht. Was war denn so verdammt schwer daran eine Tür zu schließen und wie konnte man dann auch noch so provokant sein und das Licht anlassen??
Ich hatte nun wirklich keine Lust aufzustehen um das Licht wieder auszumachen und die Tür zu schließen aber weil ich in Ruhe weiter schlafen wollte, hatte ich wohl keine andere Wahl.
Vollkommen übermüdet und mit schlechter Laune stampfte ich aus dem Bett. Auf einmal fühlte sich alles so danach an als würde ich ertrinken während jeder um mich herum am Atmen war. Meine Sicht wurde schwach und vor meinen Augen sah ich allmählich schwarze Punkte tanzen.
Seht ihr? Jeder Teil meines Körpers sagte mir, dass ich im Bett liegen bleiben sollte aber Brady musste mir dabei wohl einen Strich durch die Rechnung ziehen.
So wie immer ließ ich mich von dem kurzen Gefühl von Schwindel nicht aufhalten und blieb nur kurz stehen damit das Gefühl verschwand und ich unbeschwert das Licht wieder ausmachen konnte. Das war aber noch nicht alles, denn ich bin so wütend geworden, dass ich die Tür mit Schwung zu schlug. Sie konnten gerne hören wie sehr sie mich wieder geärgert hatten.
Die kühle Morgenluft machte eine Runde durch meinen Raum und endete letztendlich auf meiner blass gewordenen Haut. Blinzelnd fuhr ich mir mit meinen Fingern über den rechten arm als ich wieder im gewärmten Bett lag. Ich nahm mir ein paar Minuten um zu überlegen wie es wohl weitergehen würde. Mir war nicht bewusst was mich alles noch erwarten würde und das betraf vor allem die neue Schule. Ein Schulwechsel war jedermanns Alptraum.
So einfach die letzten Schulwechsel bei mir auch aussahen, waren sie es kein bisschen.
Ich konnte mich noch grob an vor zwei Jahren erinnern als ich mal wieder eine neue und fremde Schule betrat. Jeder an der neuen Schule schien mich anzunehmen- was wohl daran lag, dass ich so aufgeschlossen und zuvorkommend war. So sagte man es mir jedenfalls. Früher trug ich viele bunte und helle Farben, die schnell gute Laune machten.
Meine Haare trug ich meist offen, weil sie schön lang, gesund und gepflegt waren. Ein dunkles braun war zwar nichts spektakuläres, doch ergänzte es sich perfekt mit meinen blauen Augen. Egal wie experimentierfreudig ich war, war ich nie auf die Idee gekommen meine Haare mal zu färben- dabei war es doch das was jeder tat.
Das alles war vor zwei Jahren und somit nicht mehr relevant. Ich weiß nicht genau wieso ich überhaupt daran denken musste, denn jetzt hieß es wieder ein Neuanfang. Jetzt wäre eigentlich der perfekte Moment gewesen um alles besser zu machen, neu zu starten und sein Leben zu ändern- ins positive aber wollte ich das überhaupt? Nicht wirklich. Mit fehlte die Kraft dazu und wieso ich sollte ich es überhaupt wieder versuchen, wenn es letztendlich wieder aufs selbe hinauslaufen würde?
Schnell verwarf ich jegliche Gedanken an die Zukunft und schloss meine Arme um eines meiner vielen Kissen. Ohne noch länger darüber nachzudenken schloss ich rasch wieder die Augen um vor all meinen Problemen weg zu laufen- so wie ich es immer tat. Schlaf war in jeder Hinsicht die beste Lösung, wenn deine Probleme dich nicht auch noch in deinen Träumen verfolgten. Unglücklicherweise kann und konnte ich mich an jeden meiner Träume erinnern. Es gibt genug Leute die sagen, dass sie überhaupt nicht träumen was nicht stimmt. Wenn Leute behaupten nichts geträumt zu haben, liegt es bloß daran dass sie sich nicht mehr daran erinnern können.
Ich wünschte mir oft, mich nicht mehr an meine Träume erinnern zu können aber wie es aussah hielt mir das Leben ständig den Mittelfinger vor's Gesicht. So sehr ich es auch hasste, wollte ich es irgendwo nicht missen. Das Gefühl von Ungewissheit konnte ich nicht leiden. Ich wollte immer genau Bescheid wissen. Ich wollte und brauchte die Kontrolle.
𝐌𝐘 𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓𝐒 𝐀𝐑𝐄 𝐅𝐎𝐑 𝐎𝐕𝐄𝐑𝐓𝐇𝐈𝐍𝐊𝐈𝐍𝐆.
𝐌𝐘 𝐌𝐎𝐑𝐍𝐈𝐍𝐆𝐒 𝐀𝐑𝐄 𝐅𝐎𝐑 𝐎𝐕𝐄𝐑𝐒𝐋𝐄𝐄𝐏𝐈𝐍𝐆.
˶ᵔ ᵕ ᵔ˶ 𝘢𝘶𝘵𝘩𝘰𝘳𝘴 𝘯𝘰𝘵𝘦
Hellooo ihr Lieben <3 an diesem Kapitel habe ich so gut wie nichts geändert, weil ich es echt genieße zu sehen wie gerne ich schon früher geschrieben habe und es auch nicht schlecht ist.
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