5. Familienzusammenführung

Expected things
always happen unexpectedly

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Es waren demotivierende Vorraussetzungen keinen Zauberstab mehr zu haben und anstelle dessen die alte Magie verwenden zu müssen. Freiwillig ließ wohl kein Taxifahrer eine obdachlos wirkende Frau in sein Auto. Aja war etwas überfordert von der ganzen Muggeltechnik, zeigte ihre Faszination aber möglichst wenig, auch wenn sie sich das Starren manchmal nicht verkneifen konnte.

"Hosier Ln 25", sagte sie zum Fahrer und zog die Autotür hinter sich zu. Die Tür rastete nicht richtig ein und sie brauchte einen erneuten Anlauf die Autotür richtig zu schleißen. Sie sah den Fahrer durch den Rückspiegel an, kassierte jedoch nur einen angeekelten Blick. Verständlich. Als der Mann sich nach einigen Sekunden noch immer nicht rührte, seufzte sie und sah sich gezwungen ihm einen überzeugenden Gedanken in den Kopf zu pflanzen. Wenn er sie nicht freiwillig fuhr musste sie halt nachhelfen.

"Die Hausnummer gibt es nicht." "Dann bringen sie mich eben zur 24 oder 23", sagte sie leicht säuerlich. Falls es die 25 wirklich nicht gab, war sie am Arsch. Warum hatte ihr Vater eine falsche Hausnummer genannt? Was sollte das?

Die Weißhaarige zuckte zusammen als sich der Wagen in Bewegung setzte und klammerte sich an einem der Haltegriffe fest. Ihr war das Taxi nicht geheuer und sie wusste nun definitiv, dass sie Autofahren nicht mochte. Sie beobachte den Taxifahrer die ganze Fahrt über skeptisch durch den Rückspiegel. Das ließ den man ziemlich nervös werden. Immerhin war ihre blaue Iris mit der schlitzartigen Pupille zu sehen. Mit solchen Augen angestarrt zu werden war bestimmt nicht das was man unbedingt mal erleben wollte.

Aja war erleichtert, als das Auto anhielt und der Fahrer sagte, dass sie angekommen seien. Sie sprang so schnell wie möglich aus der Blechkiste und knallte die Tür hinter sich zu, ohne dem Fahrer noch einen Blick zuzuwerfen. Sie zog sich aus seinem Geist zurück und erlöste den Mann aus ihrer "Kontrolle".

"Na das war doch einfacher als erwartet." Es war inzwischen schon dunkel geworden, aber der Sandwich-Laden, mit der Hausnummer 23, schien in eine Bar umfunktioniert worden zu sein und war noch mit Leuten gefüllt. Direkt neben der Ladentür lehnte eine Frau. Sie war vielleicht 2-3 Jahre jünger als Aja selbst und hatte ihre langen, braunen Haare in einem französischen Zopf zusammen gebunden. Als die Weißhaarige genauer hinsah, erkannte sie braungrüne Augen mit schlitzartigen Pupillen, die ihr hinter künstlichen Brillengläsern entgegen funkelten.

Fehlende Hausnummer hin oder her. Diese Frau war ein Ambula. Und sie wusste, dass Aja ebenfalls einer war. Die Frau streckte sich einen Streifen Trockenfleisch in den Mund und machte eine Andeutung, dass Aja ihr folgen sollte. Die Weißhaarige lief der Frau schnellen Schrittes hinterher und folgte ihr in die dunkle Gasse. im nächsten Augenblick war die Frau verschwunden. Aja's Herzschlag beschleunigte rasant. Sie spürte wie eine große, kräftige Hand in ihren Nacken griff und sie in eine gebeugte Haltung zwang während ihr gleichzeitig die Arme auf den Rücken gedreht wurden. Sie keuchte vor schmerz auf, als ihre Schulter auf dem Gelenk zu springen drohte. Sie probierte ihren Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Wenn sie von der Stärke des Schutzwalles ausging war der Mann hinter ihr definitiv ein Ambula. Sie suchte seine geistige Mauer nach einer Schwachstelle ab. Es schien wie meter dicker Stahl. Aber eine Schwachstelle gab es. Ein seidendünner Faden, der als Verbindung zur Frau diente. Sie standen also gedanklich in Kontakt.

Aja's Schultergelenke ächzten noch immer unter der ständigen Belastung und ihr Nacken schmerzte. Es störte ihre Konzentration. Sie jagte dem Mann geistig einen Dolch in die winzige Schwachstelle und kappte so die Verbindung zur Frau. Aja trieb den Dolch tiefer in das winzige Loch des Schutzwalls und spürte wie der griff des Mannes nachließ. Sie konnte sich kaum noch auf die Umgebung konzentrieren, als der Mann begann ihren Geist zu taxieren. Es war als würden sich hunderte von kleinen Nadeln in ihre geschwächte Schutzmauer treiben. Sie trieb den Dolch mit mehr Wucht in den eisernen Wall und taumelte weiter nach vorne. Er hatte losgelassen! Sofort zog sie sich hinter ihren Schutzwall zurück und verschanzte sich. Aja bekam nur halb mit wie sie direkt in das nächste paar Arme stolperte. In die Arme der Frau.

"Verdammtes Biest", grummelte der Mann. "Lass gut sein Bain", murmelte die Sofia und zog die Weißhaarige in eine aufrechte Haltung. Die Braunhaarige musterte sie skeptisch. "Wo hast du gelernt deine Kräfte so einzusetzen?" Sie würde dem Neuankömmling jetzt sicher nicht erzählen, dass es bisher niemandem aus ihrem Regiment gelungen war Bains Schutzwall zu durchdringen. "Von meinem Vater." "Und wer ist bitte dein Vater?", fragte Bain mit mürrischem Tonfall. "Was geht dich das an", patzte die Frau zurück. So wie sie aussah, konnte ihre Familie eigentlich nicht von hier stammen. Sie sah so aus als hätte sie in den letzten Jahren in den sumpfigsten Gegenden Englands gelebt. "Und wie heißt du?", fragte Sofia. Ihre Stimme klang deutlich freundlicher als die von Bain. "Wie heißt ihr denn?", schnappte die Frau zurück und Sofia spürte ihre Geduld langsam schwinden. "Das bringt doch alles nichts. Wir sollten sie zum Vorsitzenden bringen oder wenigstens zur Kommandantin", meinte Bain genervt. "Das machen wir eh. Sag uns deinen Namen und hör auf alles komplizierter zu machen." "Ajamara."

"Und jetzt deinen Namen", forderte Aja. Sie wusste der riesige Trottel neben der Frau hieß Bain. So hatte sie ihn jedenfalls vorhin genannt. "Sofia. Und jetzt komm."

Bain wollte Aja schon wieder die Arme auf den rücken drehen, als sie ihn bedrohlich an fauchte. "Fass mich noch mal an und ich reiß deinen Schutzwall in kleine stücke!" Es musste ja keiner der beiden wissen, dass sie im Moment zu sowas absolut nicht in der Lage war.

Sie traten auf eine schmale Lücke zwischen den Häusern zu und als Aja nah genug heran trat, konnte sie eine edel wirkende Tür erkennen. Sie hob verwundert die Augenbrauen, als sie beobachtete wie Sofia den Türknauf drehte und eintrat.

Aja musste ihre Augen zusammen kneifen, weil das helle Licht in den Augen brannte. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, staunte sie nicht schlecht. Das Haus war nicht wie sein Eingang nur anderthalb Meter breit, sondern schien mit einem heftigen Ausdehnungszauber belegt zu sein. Obwohl der Begriff Haus es nicht wirklich traf. Hier drinnen war es riesig. Sie standen in einer großen, hell erleuchteten Eingangshalle, die mit griechischen Marmorsäulen gesäumt war.

"Was genau ist das hier?" "Unser Hauptquartier", meinte die Braunhaarige. Aja nickte und fühlte sich in dieser Umgebung mehr als unpassend, da sie immer noch schmutzig und heruntergekommen aussah. Nach einiger Zeit kamen an einem riesigen Raum vorbei, aus dem laute Geräusche und fauchen kamen. Es sah aus wie ein Speisesaal. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Geräusche nicht mehr in den Gängen widerhallen hörten.

"Wir sind da. Das ist das Büro des Vorsitzenden. Bain wird da jetzt reingehen und ihm die Situation schildern", der große Mann war bereits im Büro verschwunden, "Danach wirst du da reingehen und erfahren wie wir weiter mit dir vorgehen." Aja zog die Augenbrauen hoch. "Was wäre denn das schlimmste was Passieren kann? Ich hatte eigentlich vor hier meine Familie zu finden." "Oh am liebsten ertränken wir ungebetene Gäste. Es gibt einen extra Wasserspeicher für sowas", grinste Sofia, was Aja leicht geschockt aus der Wäsche schauen ließ. Die Braunhaarige begann zu lachen. "Schau nicht so schockiert. Das war nur ein Scherz." Die Weißhaarige atmete erleichtert aus.

Bain kam wieder aus dem Büro und sah sie mit einem komischen Blick an. "Geh schon rein", sagte er schroff, als Aja keine Anstalten machte sich zu bewegen. Die Weißhaarige nickte Sofia noch einmal kurz zu und betrat dann das Büro. Sobald sie den Raum vollständig betreten hatte, fand sie sich in einer schraubstockartigen Umarmung wieder. "Götter ich hatte so gehofft, dass du es bist", hörte sie die Stimme ihres Vaters dicht an ihrem Ohr. Sie brauchte einen Moment um das zu realisieren. "Schön dich wieder zu sehen Dad", murmelte Aja etwas verwundert, aber froh. Wie lange war es her, dass sie in den Arm genommen wurde? Beim Gedanken an Askabans kalte Mauern kroch ihr ein kalter Schauer über den Rücken.

Vater und Tochter standen noch eine Weile unverändert so in der Mitte des Raumes, bevor Aja sich langsam löste und ihren Vater anlächelte. "Ich habe wohl einiges verpasst", grinste sie.

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Es war bereits Nachmittag, als sie den Essenssaal betrat. Sie hatte sich ausgiebig gewaschen und sich neue Kleidung besorgt. Nun trug sie ein dunkelblaues, beinahe schwarzes Kleid und ihre Haare schimmerten wieder in ihrem eigentlichen, weißen Farbton. Ihre Frisur bestand aus vielen dünneren Flechtzöpfen, die in einem Dutt zusammen gehalten wurden. Sie schlängelte sich an den vollen Tischen vorbei, um sich etwas von der Ente zu nehmen, die auf dem Buffet stand. Gerade als sie sich etwas nahm, wurde sie an der Schulter angetippt. Als sie sich umdrehte sah sie in das Gesicht von Sofia. Die Braunhaarige war ziemlich verwundert gewesen, als Aja das Büro lächelnd wieder verlassen hatte und ihr Vater sie ohne weitere Anweisungen hatte gehen lassen. Aja hatte aber auch noch kein Wort darüber fallen lassen, dass der Vorsitzende ihr Vater war.

"Möchtest du mit an unseren Tisch kommen? Ich bin mir sicher die anderen Wachen haben nichts dagegen." Das bezweifelte Aja, aber sie folgte der Braunhaarigen neugierig zu einem der Tische. Sie beobachtete leicht belustig, wie zwei Ambula gerade einen der Esstische auf den Kopf stellten. Wortwörtlich. Götter hatte sie das Chaos vermisst.

"Vielleicht denkt die Kommandantin sogar, dass du gut zu uns passt und du kannst auch eine Wache werden", grinste Sofia und setzte sich zu mindestens 15 anderen Ambula. Aja ließ sich neben ihr nieder. Zu ihrem (un)glück saß ihr Bain gegenüber. Erstaunlicherweise lächelte er sie an. Woher kam denn dieser Stimmungsumschwung? Aja konnte den Ambula nun das erste mal in Ruhe betrachten. Er war ziemlich breit gebaut. Seine nackten Oberarme waren von Narben übersäht und eine Hälfte seines Gesichts war von einem Feuermal überzogen. Allem in allem sah er sogar ziemlich gut aus.

Noch bevor sie etwas sagen konnte erhoben sich alle Ambula am Tisch ruckartig und starrten nach unten. Sofia zog sie an der Schulter ebenfalls in diese Position und wandte ihren Blick nicht von der schmutzigen Tischplatte ab. Aja wollte etwas sagen, doch bekam durch ein stechen in ihrem Kopf mitgeteilt, dass sie besser still sein sollte. Es regte sich noch immer niemand, doch neben dem regen Getümmel in der restlichen Halle konnte sie vertraute Schritte hinter sich hören.

Die Weißhaarige Stämme sich gegen Sofias Schutzwall, bis die Braunhaarige sie einließ. »Was ist los?« »Die Kommandantin mag es nicht wenn wir uns respektlos verhalten, also sei bloß still und warte, bis sie sitzt.« Aja starrte angespannt auf eine Einkerbung im Holz des Tisches und lauschte wie sich die Schritte hinter ihr weiter um den Tisch bewegten. Auf der Tischseite ihr gegenüber kamen sie zum stehen. Als sie auf sah, brachte sie ist nicht fertig wieder nach unten zu sehen. Der Kiefer war leicht entgeistert aufgeklappt als sie ihre Mutter ansah. Ihre Augen strahlten eine unglaubliche kühle aus, als sie die anderen der Wachen ansah, bevor sie sich setzte. Alle anderen beeilten sich nun ebenfalls wieder Platz zu nehmen. Aja setzte sich schnell wieder neben Sofia.

Als sie aufsah begegnete sie dem ungläubigen Blick ihrer Mutter. Ein grinsen breitete sich auf Aja's Gesicht aus. Sie schien verpasst zu haben, wie sich ihre Eltern in höhere Positionen vorgearbeitet hatten. Die Augen ihrer Mutter begannen freudig zu funkeln. "Kommandantin?", fragte Aja mit in die Höhe gezogener Augenbraue. Ihre Frage klang leicht belustigt und ungläubig zu gleich. Ihre Mutter hatte sich eigentlich nie großartig für das Kämpfen ausgesprochen, was es komisch machte sie als Kommandantin zu sehen. Die Weißhaarige kassierte von Sofia einen Tritt gegen das Schienbein. Vermutlich weil ihre Tonlage ziemlich respektlos gewesen war.

"Ich brauchte Abwechslung, als Ayse mir erzählt hat was passiert ist. Ich dachte ich sehe dich nie wieder", die Gesichtszüge ihrer Mutter strahlten pure Freude auf, was den anderen Wachen am Tisch ziemlich ungläubige Blicke entlockte. Sie kannten ihre Kommandantin nur als Kaltherzig und bestimmend. "Du weißt garnicht wie schön es ist euch wieder zusehen Mom", lächelte Aja glücklich. Jetzt musste sie nur nach Amara unter den ganzen anderen Ambula finden.

Endlich mal wieder :D
Ich weiß nicht wie es im der nächsten Zeit mit neuen Kapitel aussieht (wegen Prüfungen und so), aber es geht auf jeden Fall weiter✨

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