2/Erst ein, dann zwei, dann drei Schüsse


"Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße...", hörte ich Arjeta hinter der Eistheke murmelnd hin-und-herlaufen.
Ich drehte die Augen. Was hatte sie jetzt bloß angestellt?
"Was ist los?", fragte ich sie.
"Nichts.", entging es ihr genervt, doch in ihrem Stimmenton erkannte ich, dass sie etwas loswerden wollte. Was ist los, Arjeta?!", hakte ich nochmal genauer nach.
"Ach...ich weiß nicht...", murmelte sie schon wieder etwas, wovon ich nicht einmal die Hälfte verstand. "Arjeta!"
Jetzt sah sie mir in die Augen und ich konnte sofort Verzweiflung in ihnen erkennen.
"Ich habe dem Typen vorhin meine Nummer gegeben. Aber was, wenn er, so wie du es gesagt hast, keine Interesse an mir hat? Er hätte auch so tun können, als würde er sich meine Nummer notieren. Vielleicht habe ich ihn echt nicht interessiert...", sie schaute traurig auf den Fußboden, auf dem wir standen und irgendwie tat sie mir Leid. Andererseits auch nicht, weil es immerhin ihre Schuld war. Sie konnte Leute nicht einfach dazu zwingen, Kontakt mit ihr aufzubauen, oder sonstiges. Vielleicht hatte sie das noch nicht so ganz verstanden.
"Werden wir sehen.", versuchte ich abzulenken. "Schließlich ist er nicht der Einzige auf der Welt." Während sich auf meinem Gesicht ein Lächeln ausbreitete, schien bei ihr keine Spur davon.

Als ich Zuhause ankam atmete ich erleichtert aus, obwohl ich genau wusste, was jetzt auf mich zukommen würde.
Eine weitere Arbeitsschicht im Club Destill erwartete mich und ich ging kurz unter die Dusche, ehe ich ein
heißes, bauchfreies Crop Top in schwarz aus Leder zusammen mit einer schwarzen, sexy Nike Shorts und hohen, schwarzen Highheels kombinierte.

Heute wollte ich mal wie das komplette Gegenteil von brav aussehen. Ich hatte genug davon, dass mich die Mitarbeiter im Club wie eine Praktikantin behandelten, diesem Job war ich nämlich am besten gelehrt.
Ich schminkte mich noch ein wenig, vor allem mit Wimperntusche, Eyeliner, der ein wenig länger, als sonst gezogen wurde, und einem Nude-farbigem Lippenstift, darauf ein wenig von meiner Lipglosstube. Ich steckte meinen Schlüssel, sowie mein bereits-aufgeladenes Handy in meine Tasche und zog mir über mein ganzes Outfit noch einmal eine Nike Icon Clash, auch in schwarz an. Ein paar Sekunden vergingen und als ich gerade die Wohnung verlassen wollte, hörte ich eine Stimme hinter mir sprechen.
"Ku shkoni?", hörte ich die gefähliche Stimme meines Vaters. Meine Augen wurden groß. Mein Atem ging schneller. Ich drehte mich langsam um, bis ich ihm in seine Augen blickte, darunter befanden sich die schlimmsten Augenringe, die ich je gesehen hatte.
Die letzten Tage konnte ich seiner Anwesenheit entfliehen, doch jetzt...
Jetzt, wo er mich eigentlich gar nicht sehen sollte, begegnete ich ihm. Eine unangenehme Gänsehaut machte sich auf meinem ganzen Körper breit und ich hatte absolut keine Antwort für ihn. Ich weiß, ich müsste jetzt stark bleiben, aber ich konnte es einfach nicht. Zu viel es in den letzten Jahren passiert, gegen das alles konnte ich nicht mit einem Mal antreten.
"Të pyeta diçka, Adelina.", sagte er mir etwas zu ruhig. Normalerweise schrie er mich an, aber wenn sich so ein gefährlicher Unterton in seiner Stimme befand, hieß das alles, aber nichts gutes. Ich holte tief Luft, doch als ich meinen Mund öffnete, schien meine Kehle wie zugeschnürt. Ich wollte reden, aber ich konnte es nicht.
Nicht einmal fünf Sekunden später spürte ich seine kräftige Hand mein Gesicht klatschen, zuckte zusammen und fiel nach hinten, konnte mich aber retten, weil sich hinter mir eine Wand befand.
Ich atmete stockend aus. "Cfare deshironi?" Was zum Teufel wollte er von mir, als ob er nichts besseres zutun hatte, als das hier.
"Çfarë keni veshur nën atë xhaketë?!" Er schaute auf meine Jacke, seine Augen zusammengekniffen.
Fuck.
Ich öffnete meine Jacke langsam, aber als ich seinen Blick sah, schneller. Mir war es nicht verboten so etwas anzuziehen, aber ihn störte alles. Einfach alles. Ihn störte mein Style, mein Aussehen, meine Art, mein Charakter, mein Leben, und, dass ich atmete. Alles das wollte er nicht.

"Ta qifsha nonen!" Ich spürte einen, dann zwei Boxer in meinen Hals, und in meinen Bauch.

Als ich sich die Faust in Richtung meines Gesichts bewegte, spürte ich, wie jemand mich schnell zur Seite schubste. Ich landete auf dem Boden, jedoch ohne jeglichen Schmerz zu spüren. Als ich aufschaute, entdeckte ich meine Mutter, die ebenso auf dem Boden lag. Sie hatte die Faust abbekommen. Ihre Nase fing an viel Blut fließen zu lassen.
"Mama!"
Als ich zu meinem Vater schaute, spiegelte sich nur noch mehr Wut in seinen Augen. Plötzlich erhob meine Mutter ihre Hand. Mit einer Waffe in ihrer Hand. "Mama. Jo (Nein).", entging es mir, meine Stimme zitternd.
Sie gab mir nur einen traurigen Blick, ehe sie schießen wollte. Ich rollte mich zu ihr, schlug ihr die Waffe aus der Hand und schaute schnell in ihre Augen. So viel Schmerz und Leiden, sowie Traurigkeit und auch Wut konnte ich erkennen. "Alles wäre richtig, nur nicht das.", flüsterte ich.
Als ich wieder zu meinem Vater schaute, zuckte ich.
Nein, oder...
Die Waffe befand sich plötzlich nur noch in seinen zwei Händen, gerichtet auf uns beide, da ich genau neben ihr war. Momente, in denen ich einfach nichts mehr realisieren konnte, meine Sicht verschwommen, vergingen und ich hörte ein, dann zwei, dann drei Schüsse.
Dann wurde es schwarz.

...










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