❝𝐖𝐨𝐫𝐬𝐡𝐢𝐩 𝐘𝐨𝐮❞

𝑳autes Gestöhne, das eine etwas tiefer wie das andere, erfüllten den hellen, fast ausschließlich in weiß gehaltenen Raum, das Licht schien grell, strahlte auf die zwei jungen Männer herab, wie sie sich schon völlig verschwitzt auf dem großen Bett austobten. Der eine, Taehyung, er schien völlig versunken in seiner süßen Ekstase, seine Sicht war verschwommen, stöhnte er immer wieder tief auf, krallte seine Finger regelrecht in den muskulösen Rücken des Anderen. Der Andere selbst, Jungkook, stieß bestehend kräftig und tief in die warme Enge Taes, dabei kam ihm selbst auch immer mal wieder ein tiefes Keuchen über die schön geschwungenen, einladend wirkenden Lippen.

Es schien heiß in dem Raum, garantiert war es stickig und irgendwie eklig, aber das interessierte die zwei jungen Männer gerade ganz gewiss nicht. Nein, Taehyung schlang seine Beine stattdessen um die Hüften Jungkooks, die Arme nur noch mehr um seinen Nacken, er presste seinen verschwitzen Körper nur noch näher an den des Anderen - klammerte sich regelrecht daran. Sein so wohl geformtes, so hübsches Gesicht vergrub er in der Halsbeuge Jungkooks, saugte sich mit seinen sündigen Lippen ab und an kurz an seinem Hals fest, um einen fast schon tonlosen Stöhner abzudämpfen.

Taehyung fühlte sich gerade so unfassbar gut, schwebte auf verdammten Wolken, wie man auf der Erde so schön sagte. Als er damals hier an Bord auf dieses Schiff der Sternflotte ging, als er seinen Dienst als Übersetzer, als Kommunikationsoffizier, spezialisiert auf Sprachwissenschaft antrat, da dachte er gewiss das es sehr aufregend werden würde. Er ging davon aus, viele Freunde, aber auch Feinde ganz unterschiedlicher Spezies zu finden, dass er viele spannende Abendteuer erleben würde.

Doch das sein wohl aufregendstes, sein wohl  nervenaufreibendes „Jungkook" hieß, ja das hätte er nicht gedacht.

Er hatte sich schließlich sogar schon mit dem Gedanken angefreundet, an Bord überhaupt keinen, bis nur wenig Sex zu haben, doch dann kam da Jungkook, dieser unglaublich heiße Vulkanier und der Gedanke, er fiel, zersprang in tausend Teile, denn wenn Taehyung etwas, jemanden, wollte, dann bekam er es auch.

Auch, wenn es sich um einen verdammten Vulkanier handelte, der seine Emotionen unterdrückte, der nach reiner Logik strebte - schließlich hatte nämlich auch er irgendwann seinen Weg zwischen Taehyungs warme Schenkel gefunden und das ganz gewiss nicht nur einmal.

Die lüsternen Geräusche, sie hielten noch eine ganze Weile an, waren sie vielleicht sogar draußen im hell erleuchteten Gang zuhören, irgendwann begann Taehyungs schöner Körper bei jedem Stoß zu erzittern, wurde ihm diese dauerhafte, genaue Penetration seiner Prostata langsam irgendwo zu viel, bis der schon bekannte, heftige Orgasmus ihn völlig überrollte. Er war gekommen, fast ganz ohne Berührungen an seinem Glied und das viel extasischer, viel besonderer, wie als wenn man ihn berührt hätte.

Taehyung ließ locker, machte schlapp, sodass sich Jungkook nach seinem eigenen Höhepunkt einfach neben ihn legen, sich selbst kurz beruhigen konnte.

Das war wieder einmal so gut gewesen - für beide.

Tae drehte sich nach einer kurzen Verschnaufpause auf die Seite, legte seine Stirn, an der einige verschwitzte Strähnen seiner dunklen Haare klebten, an den trainierten Oberarm Jungkooks, legte anschließend einen Arm über seine trainierte Brust.

»Taehyung - nein.«, ertönte sogleich aber die altbekannte, monoton klingende Stimme des Vulkaniers, kurz darauf wurde der Arm des Angesprochenen grob fast schon „zurückgeschmissen". »Ach komm schon.«, jammerte Tae niedergeschlagen, öffnete seine tiefbraunen Augen gleich darauf, als er neben sich ein Rascheln vernahm, anschließend dann wie sich jemand erhob. »Nur kurz Jungkook, bitte.«, bettelte er, seine tiefe Stimme dabei hörbar verzweifelt und traurig - absolut jämmerlich. »Gib mir ein bisschen Nähe...«, fügte er noch viel leiser, viel deprimierter hinzu, presste seine sündigen Lippen entmutigt aufeinander.

Es war doch eigentlich ein Witz, wie er immer wieder nach Nähe und Zuneigung bettelte, dabei waren die beiden doch zusammen, sollte sowas, zumindest aus Taes Sicht, doch normal sein.

»Ihr Menschen und eure Sucht nach Liebe.«, seufzte Jungkook einfach nur ein wenig genervt, griff nach seiner Boxershorts, die direkt neben dem Bett auf dem hellen Boden lag. Der Vulkanier saß noch am Rand des großen Bettes, also richtete sich Taehyung auf, ergriff seine Chance, legte von hinten seine Arme um den muskulösen Körper Jungkooks, legte seine warme Wange auf einem der Schulterblätter ab.

»Lass mich los, ich muss zurück auf die Brücke.«

»Taehyung.«, fügte Jungkook noch mit deutlich mehr Nachdruck, seine tiefe Stimme nur noch kühler, hinzu, als der Mensch ihn natürlich nicht losließ, seinen Griff nur noch zu verfestigen schien.

»Krieg ich wenigstens noch einen Kuss?«, erkundigte sich Taehyung leise, wirkte so niedergeschlagen, ein wenig verloren, als er alleine auf seinem Bett saß, eingewickelt in die hellgraue, fast weiße Decke und Jungkook dabei beobachtete, wie er seine Uniform anzog. Kurz bekam er keine Antwort, verfolgte mit seinen braunen Augen nur weiter das Bild vor sich: Wie sich sein Freund vor einem kleinen Spiegel durch die braunen Haare wuschelte, sie versuchte in Ordnung zu bringen. »Wir sehen uns auf der Brücke, Taehyung.«, war schließlich das Einzige, was Jungkook antwortete, was er dazu sagte, ehe er auch schon Richtung Tür ging. »Ja...«, erwiderte Tae leise. »Bis dann.«, fügte er noch murmelnd hinzu, seine schöne Stimme dabei ging aber völlig unter in dem leisen, piependen Geräusch was ertönte, wenn die Türe sich öffnete.

Kaum war er dann alleine in seiner Kabine, da liefen ihm auch schon die ersten salzigen Tränen über seine noch erhitzen Wangen, bittere Schluchzer verließen seine Kehle, während sich sein so wunderhübsches Gesicht in seinen schönen Händen vergrub.

Denn tat es weh.

Es tat weh, von der Person, die man regelrecht anbetete, so behandelt zu werden, sich von ihr benutzt, aber vor allen Dingen nicht geliebt zu fühlen.

Und war es auch ungewohnt für Tae, denn immer hatte er alles und jeden bekommen und selbst wenn er Jungkook auch irgendwie bekommen hatte, so machte dieser doch was er wollte.

Wollte der Schönling auch eigentlich gar nicht immer und immer wieder weinen, wollte diese Trauer, diese Schwäche, diese verletzte Seite in ihm nicht ständig überhand nehmen lassen - doch gewann sie am Ende eben doch. Und so saß er nun hier, hier in seinem unordentlichen Bett und er weinte, wie so oft in letzter Zeit.































»Ach Tae...«, seufzte Jimin später, schien genauso bekümmert wie Taehyung selbst zu sein. Er musterte seinen Gegenüber mitleidig, war er selbst schon ein wenig überfordert mit der Situation.

Taehyung und Jimin, ein Trill, der eine auffällige, aber schöne Musterung von Kopf bis Fuß aufzeigte, sie waren schon seit der Anfangszeit auf diesem Schiff befreundet, waren durchaus schon durch dick und dünn gegangen. Doch dieses ewige Drama mit Jungkook, das schienen sie wohl kaum durchstehen zu können, denn hatte es sich zu einer wahrhaften, ekligen „Never-Ending-Story" entwickelt. »Du musst ihm sagen, dass er dich verletzt.«, sagte Jimin ernst, erteilte er diesen simplen Ratschlag doch nun schon so lange. »Er muss nämlich genauso Kompromisse eingehen, wie du. Wenn nur du das machst, bringt es überhaupt nichts.«, fügte er noch bedenklich hinzu, wusste er genau von was er da redete. Schließlich befand er sich selbst in einer etwas ungewöhnlichen Beziehung mit zwei völlig anderen Spezies und es funktionierte. Es funktionierte sogar wunderbar, solange sie alle miteinander redeten, sagten was mit ihnen los war, sodass gar keine Missverständnisse entstehen konnten.

»Er wird das wohl kaum verstehen, Chim.«, mischte sich Yoongi schließlich seufzend ein, er saß ebenso an dem Vierertisch in dem völlig überfüllten Speiseraum. »Die Vulkanier sind was sowas angeht einfach anders.«, fügte er noch ernst bei, machte er aber nichts anderes, wie die Wahrheit zu sagen. Denn waren Vulkanier nunmal wirklich anders, gingen sie mit Gefühlen ganz anders um wie die Menschen.

»Ja, aber du bist doch auch nicht so!«, gab Taehyung mit vor Verzweiflung etwas lauter gewordene Stimme zurück, seine sanften Gesichtszüge dabei ganz missmutig verzogen. Anschließend vergrub er sein hübsches Gesicht nur abermals entmutigt in seinen schönen Händen, schnaufte deprimiert.

»Weil ich noch zur Hälfte ein Mensch bin und durch meine Mutter auch viel mit Menschen zutun hatte.«, antwortete Yoongi deutlich leiser, deutlich beherrschter. »Ich hab gelernt mit den Menschen umzugehen und Jungkook halt eben nicht. Er hatte aber auch nie die Möglichkeit dazu, weil er immer nur auf Vulkan war.«, verteidigte der Halb-Vulkanier Jungkook, denn war er hier der Einzige, der sein Verhalten verstehen, nachvollziehen konnte. Der verstand, dass sich Jungkook sehr wohl Mühe gab, dass er Kompromisse einging, die Tae nur eben nicht sah, so selbstverständlich waren sie für ihn.

»Also ich finde diese „Vulkanier-Ausrede" zählt langsam nicht mehr. Er kann doch trotzdem Kompromisse eingehen.«, meldete sich nun Hoseok, ein Mensch wie Taehyung es war, zu Wort, hatte sich vorher eigentlich immer eher aus dem Thema rausgehalten. Denn kannte er Taehyung noch nicht so lange wie Jimin und Yoongi, war er noch nicht so lange in dieses fürchterliche Drama eingeweiht, schließlich war er ja auch erst relativ neu, um genau zu sein mit dem Beginn seiner Beziehung zu Yoongi und Jimin, die beiden waren zu dem Zeitpunkt schon zusammen, zu der Gruppe dazugestoßen.

»Jetzt mal ganz ehrlich, Taehyung...«, ergriff Yoongi nach einigen Sekunden des ratlosen Schweigens, der bitteren Verzweiflung das Wort. »Was heulst du eigentlich so rum? Du wusstest doch genau auf was du dich da einlässt.«, sagte der Halb-Vulkanier anschließend, brannten ihm diese harten  Worte schon so lange auf der Zunge. »Oder dachtest du ernsthaft, nur weil du ein hübsches Gesicht und einen knackigen Hintern hast, du ihn ändern kannst?«

»Yoongi!«, mahnte Hoseok sofort, sah seinen Freund mit böser, mit empörter Miene an, konnte er gerade gar nicht fassen, was der Älteste gesagt hatte, dass er die Wahrheit ausgesprochen hatte. »Ja was denn, es ist doch so. Entweder Tae akzeptiert Jungkook wie er ist oder er verlässt ihn.«

»Ich akzeptiere ihn doch so wie er ist.«, entgegnete Taehyung ein wenig schwach und niedergeschlagen, gleichzeitig aber auch gereizt, etwas böse, seine Hände drückte er dabei noch immer auf sein wohl geformtes Gesicht. Anschließend spürte er eine Hand, die Jimins, wie sie sanft, beistehend, über seinen Rücken strich. »Nein, tust du nicht. Du versuchst ihn krampfhaft zu ändern und heulst dich dann ständig bei uns aus, weil es nicht funktioniert.«





























»Wer ist da?«, fragte Jungkook mit tiefer, ein wenig verschlafener Stimme in die Stille, in die Dunkelheit des Zimmers hinein, hatte ihm vorher ein kurzes, leises Geräusch signalisiert, dass jemand vor seiner Tür stand, dass jemand hinein wollte.

»Kim Taehyung, dritter Kommunikationsoffizier mit Spezialisierung auf Sprachwissenschaft.«, antwortete ihm die weich und sanft klingende, irgendwie aber auch so fade Stimme einer Frau, eines Computers, nur wenig später richtete sich Jungkook in seinem weißen Bett auf, wuschelte sich einmal durch sein tiefbraunes Haar. »Einlass gewährt.«, sagte er, kaum eine Sekunde später öffnete sich auch schon mit dem altbekannten, leisen Geräusch die weiße Tür. Etwas Licht von dem grell erleuchteten Fluren trat in das Zimmer, ließ einen die Gestalt Taes besser erkennen.

»Hey...«, ertönte zögerlich, ein wenig unsicher und leise die tiefe Stimme Taehyungs, dabei betrat der Mensch fast abwartend wirkend die beinahe in weiß gehaltene Kabine. Es war etwas dunkel in dem Raum nachdem sich die Türe wieder geschlossen hatte, nur eine kleine Lampe auf einem modernen Tisch, daneben stand eine hübsche Topfpflanze, spendete spärlich etwas Licht. Denn erhellten die großen Panoramafenster auf der linken Seite des Raumes wohl kaum das Zimmer, wagte man nämlich einen kurzen Blick durch sie, erkannte man nur die ewige Dunkelheit des Universums, ab und an einen Planeten oder ein anderes Raumschiff. Und wenn das mal nicht der Fall war, kam ja auch oft genug vor, man tatsächlich etwas Helles sah, ja dann befand sich das Raumschiff im Hyperantrieb.

Es war ein einsamer, manchmal auch beängstigender Ausblick, weshalb einige Bewohner des Schiffes ihre Fenster mit Bildern, einer Holomatrix ihrer Heimat überspielten. Auch Taehyung tat das manchmal, ließ er sich dann die Skyline seiner Heimatstadt auf der Erde, ihr Name war Daegu, zeigen. So fühlte er sich ein Stückchen mehr zuhause, nicht soweit weg von der Erde und sicherer, konnte er den Gedanken, die Angst, dass er seine Familie wohlmöglich nie wieder zu sehen, leichter ignorieren, besser unterdrücken.

»Darf ich bei dir schlafen?«, erkundigte sich Tae bemüht selbstsicherer wie zuvor, fragte er dies so oft seitdem sie zusammen waren. Wenn es nach ihm gehen würde, ja dann würden er und Jungkook sich schon längst eine Kabine teilen, stand dem ja eigentlich auch nichts im Wege. Außer vielleicht der eigenwillige Kopf seines Vulkanier-Freundes, der Tae nach wie vor als zu anhänglich empfand.

»Ja.«, erwiderte Jungkook locker, klang seine Stimme aber dabei noch immer so bekannt emotionslos. »Komm her.«, fügte er noch hinzu, klopfte neben sich auf die Matratze.

Taehyung freute sich.

Ja, das tat er wirklich. Er liebte es hier, bei Jungkook zu schlafen, sein hübsches, ja nie hätte er gedacht einen Vulkanier mal so zu bezeichnen, Gesicht vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen zu sehen - einfach mit ihm in einem Bett zu liegen, auch wenn er Tae dann oftmals mehr die kalte Schulter zeigte.

Andererseits war aber genau das wieder so eine Situation, die Taehyung verunsicherte, zum Nachdenken brachte. Er konnte Jungkook nicht einschätzen, hatte er Angst ihn zu nerven, zu sehr zu klammern, aber konnte er nunmal nicht anders. Er versuchte es, aber am Ende war wieder er derjenige, der die Nähe des Vulkaniers suchte.

Es dauerte auch gewiss nicht sonderlich lange, da fanden sich die beiden jungen Männer nackt in dem großen Bett Jungkooks wieder, Taehyung, wie er auf der etwas harten Matratze auf dem Bauch lag, sein hübsches Gesicht dabei vergraben in einem der Kissen, die schönen Hände fest in das Laken gekrallt, Jungkook über ihm, wie er fest und tief, fast schon erbarmungslos in ihn stieß.

Denn konnten sie es nunmal einfach nicht, einfach nur so nebeneinander im Bett zu liegen. Egal was war, ihre Zweisamkeit führte einfach immer wieder zum Sex, zum Ficken, war das für Männer ja auch irgendwie normal. War es normal, dass sie über diesen Sex ihre Gefühle, ihre Emotionen austauschten, und einfach so viel miteinander teilten.

Aber manchmal - nein, sogar ziemlich oft, da wünschte Taehyung sich mehr als das. Er mochte den Sex mit Jungkook, liebte ihn, auch wenn er manchmal alles andere als gefühlvoll, als sanft war, doch fehlte ihm nunmal alles was darüber hinaus lief, was eine Beziehung doch ausmachte, mehr wie er eigentlich zugeben wollte.

Es war vor allen Dingen Taehyungs tiefes, genüsslich klingendes Stöhnen, manchmal auch ein kleiner Schrei, was den Raum erfüllte, gewiss aber auch immer wieder das Jungkooks. Der Mensch schien völlig in einer anderen, so viel besseren Welt zu sein, fühlte er sich schwebend leicht, so gedankenfern, biss sich fest auf die sündigen Lippen, wollte er nämlich doch eigentlich gar nicht so laut sein.

Wie in einem heftigen Rausch, so voller Verzückung, drückte Taehyung sein verschwitztes, sich ganz eklig ölig anfühlendes Gesicht tiefer in eines der Kissen, löste seine schöne, fast schon „ästhetisch" wirkende Hand aus dem hellen Laken, krallte sich stattdessen in das Kissen.

Irgendwann wurde ihm diese Position aber zu ungemütlich, mochte er es ohnehin nicht so, auf dem Bauch zu liegen, also hob er seinen Kopf etwas an, legte sein Gesicht mit einem hörbar lauten, möglicherweise etwas gequält wirkenden Ausatmen auf die andere Seite, hoffte so etwas Besserung zu finden. Die tiefbraunen, vor Erregung ganz hell verschleierten Augen Taes öffneten sich, er sah schon wieder ganz verschwommen, vielleicht auch ein paar Sternchen, erkannte aber einen der Arme Jungkooks neben seinen Schultern, mit denen der Vulkanier sich abstützte.

Die Sicht Taehyungs blieb auch weiterhin unscharf, fast nebelhaft, egal wie oft er seine Augen schloss, ganz gleich das er irgendwann durch die Stimulation seiner Prostata, durch die Reibung seines Gliedes mit der Matratze zu seinem Höhepunkt gekommen war. Vor ihm tanzten anschließend einige schwarze Punkte ganz wild, ganz eifrig auf und ab, fühlte er sich rapide ganz schlapp, ganz atemlos.

Erst als Jungkook schließlich auch etwas später fertig war, sich neben seinen Freund legte, wurde es etwas besser, etwas erträglicher, drehte Tae sich also um, wollte er gerade nicht einfach nichts mehr, wie sich an Kook zu kuscheln, seine Nähe zu genießen und erstmal von seinem Hoch herunterzukommen.

»Ne, echt nicht, Taehyung.«, unterband Jungkook aber gleich jegliche Versuche des Menschen, hatte schon gesehen was er wieder vorhatte, rutschte er sogar etwas weg von diesem. »Ach bitte...«, gab Tae erschöpft zurück, atmete ein wenig zittrig durch. Spürte er dabei schon die bitteren Tränen, wie sie in ihm hochkamen, sah er aber trotzdessen hoch, in die braunen, zufrieden funkelnden Augen Jungkooks.

»Wir hatten gerade Sex. Das muss Zuneigung genug sein.«, wandte Jungkook nur ab, die Stimme dabei wieder emotionslos, völlig kühl. Denn ja, war es für ihn selbst nämlich genug - sogar mehr als das. »Also lass uns jetzt einfach schlafen. Ich muss bald wieder auf die Brücke.«

Taehyung wollte etwas dagegen einwenden, wollte er probieren den Vulkanier doch zu etwas kuscheln, zu etwas Nähe zu überreden - doch war er in diesem Moment viel zu aufgebraucht, viel zu leer, also ließ er es kommentarlos bleiben, drehte sich um, Jungkook den Rücken zu. Hatte er gerade einfach nicht mehr die Kraft, sich diese „Demütigung" anzutun, wollte er es auch gar nicht, versuchte regelrecht vor ihr, vor diesem fürchterlichen Gefühl des Benutzt-Seins, des Nicht-Geliebt-Werdens in einen traumlosen Schlaf zu flüchten.

Aber fragte er sich vorher: Übertrieb er? Klammerte er wirklich zu doll, war er wirklich zu anhänglich, zu sensibel? Würde er das ändern müssen, damit die Beziehung mit Jungkook endlich besser funktionierte?































Die Tage, sie vergingen nur so in dem riesigen Raumschiff, zogen sie regelrecht an Taehyung vorbei. Es war Nacht, nun, zumindest war es Schlafenszeit für den Menschen, lag er also in in dem abgedunkelten Zimmer, ein wenig erhellt wurde es von draußen durch das grelle Licht des Hyperantriebes. Aber war er nicht alleine, nein, denn lag Jungkook ganz friedlich schlafend neben ihm, hatte er doch tatsächlich zugestimmt nach ihrem Sex noch zu bleiben, hier zu schlafen.

Es war ein fast schon ungewohntes Bild für Taehyung, den Vulkanier so tief und fest schlafen zu sehen, denn tat er es eben nicht so oft, wie der Mensch selbst es tat. Lag er oft einfach nur dösend neben Tae, während dieser fest schlief. Denn konnten Vulkanier tatsächlich über 14 Tage ohne Schlaf auskommen, waren sie nicht so darauf angewiesen, wie homanoide Spezies es waren.

Also kam es leider nicht so oft war, dass Taehyung seinen Freund mal wirklich schlafend sah, war er meistens nämlich wach, wenn Tae es auch wurde.

Jungkooks hübsche Gesichtszüge, sie wirkten ganz entspannt, ganz locker, er sah so friedsam aus, nicht so hart und kantig im Gesicht. Verträumt, ja verliebt, betrachtete Taehyung dieses fast schon idyllische Bild, hatte er seine Arme und sein Kinn darauf auf der starken Brust seines Freundes abgelegt.

Ganz vorsichtig löste er einen seiner Arme, hob seine schöne Hand, um sanft Jungkooks Wange, seine weiche Haut, hinab zu seinem Kiefer, über seinen Hals und die Schlüsselbeine, bis hin zu seiner Brust entlangzufahren. Anschließend strich er ihm eine tiefbraune Strähne aus der Stirn, legte er so eine seiner gespitzten, nach oben zeigenden Augenbrauen komplett frei, hinter das spitze Ohr, an dem ein Ohrring, weiter oben dann ein Helixpiercing baumelte. War die Strähne aber gewiss viel zu kurz um dort zu verweilen, fiel sie also wieder vor, in die Stirn des Vulkaniers, verdeckte sie seine dunkle Augenbraue wieder ein stückweit. Taehyungs einzige Reaktion darauf war ein kurzes, gedankenfernes Lächeln, ehe er seinen Kopf etwas anders positionierte, die tiefbraunen Augen schloss.

Nach einer Weile änderte er seine Position aber, legte er sich vorsichtig, darauf bedacht Jungkook nicht aufzuwecken, weiter auf seinen Oberkörper, schlang zusätzlich noch einen Arm um diesen.

Denn brauchte er das einfach, etwas im Arm zu haben, war sein Schlaf nämlich sonst unruhig und schlecht.

Und solch eine Situation, einen schlafenden Jungkook, ja das musste man doch ausnutzen, oder nicht?

»Taehyung, wie oft denn noch?«, brummte Jungkook müde, noch ein wenig verschlafen, schien er schon schlecht gelaunt gleich nach dem Aufwachen zu sein. »Du sollst das doch lassen.«, murrte er noch, befreite sich aber vorerst nicht aus dieser Position. Er drehte nur seinen Kopf etwas in dem hellen Kissen, weg von Taehyung, weg von seinem Freund, hin zu den Fenstern, die zur Abwechslung mal einen hellbraun strahlenden Planeten zeigten.

Schließlich, nach einem kurzen, müden Ausatmen, drückte Jungkook den noch schlafenden Menschen doch weg, vielleicht ein bisschen grob, ein bisschen aggressiv, weckte er diesen damit gewiss. Ein tiefes, müdes Brummen war zu vernehmen, anschließend wie sich jemand bewegte.

»Du bist so schlimm nach dem Aufwachen.«, meckerte Jungkook, drückte er Taehyung abermals von sich, als dieser sich nur wieder an den Vulkanier kuschelte. Gestresst, vielleicht aber auch ein wenig verzweifelt schnaufte der Mensch, drehte er sich weg, Jungkook den Rücken zu.

Es fühlte sich immer wieder merkwürdig an, mit Jungkook im Bett zu liegen, Tae würde nicht direkt sagen falsch - fremd traf es vermutlich schon eher. Denn obwohl die Beiden zusammen waren, nun, und das auch schon über ein halbes Jahr, schienen sie überhaupt keine Bindung zueinander zu haben, überhaupt keine Nähe, kein gemeinsames „Ding", war Sex wohl das Einzige, was sie verband.

Taehyung wollte sich ja eigentlich nicht beschweren, hatte er ja schließlich sehr gerne Sex, war er auch sehr wichtig für ihn, hätte er auch nie gedacht das er das einmal sagen würde, aber wollte er tatsächlich mehr als das.

Er wollte eine „richtige" Beziehung, oder zumindest das, was ein Mensch wie er unter richtig verstand, mit allem drum und dran.

Denn das, was er und Jungkook gerade hatten, ja das mochte er nicht, ließ ihn benutzt und unwichtig fühlen, aber viel mehr noch wahrhaftig todunglücklich.

»Warum magst du das denn nicht?«, wollte Taehyung nach kurzer Zeit der schweren Stille, des drückenden Schweigens wissen, lag er mit dem Rücken dabei noch immer zu seinem Freund. »Was?«, gab Jungkook zwar gewohnt monoton zurück, erkannte man aber bei genauem hinhören ein wenig Verwirrung in seiner tiefen Stimme. Leer schluckte Tae, antwortete dann aber: »Meine Nähe.«

»Ich mag sie doch, ich brauche sie nur nicht so.«, entgegnete Jungkook ruhig, sagte er, auch wenn es schmerzte, die Wahrheit. Sprach er damit nämlich den „Pon Farr" an, eine Zeit alle sieben Jahre, in der die sexuellen Triebe ausbrachen und die sonst so typische Logik und Emotionslosigkeit der Vulkanier „ausgeschaltet" wird.

Dass er und Tae sich also offensichtlich auch außerhalb davon oft nahe waren, war also absolut untypisch für einen Vulkanier, sollte sich der Mensch lieber glücklich schätzen, dass Jungkook diesen Kompromiss für Tae eingegangen war, dass der Mensch überhaupt Jungkooks Nähe bekam und sei es auch nur durch den vielen Sex den sie hatten.

»Aber ich brauche sie, Jungkook.«, murmelte Taehyung nuschelnd, mit frustrierter, trauriger, ein wenig kratziger Stimme, wusste er doch eigentlich wie unnötig, wie sinnlos es war, dies jetzt schon wieder anzusprechen.

Ändern würde sich schließlich ohnehin nichts.

»Ihr Menschen...«, seufzte Jungkook, schien er auch eigentlich noch etwas sagen zu wollen, kam Tae ihm aber zuvor: »Was wir Menschen?«, gab er zurück, seine Stimme dabei auf einmal fast schon bedrohlich. »Hm?«, machte er anschließend. »Wenn wir alle so scheiße sind, was machst du dann überhaupt hier?«

»Jetzt reg dich doch nicht so unnötig auf.«, gab Jungkook ruhig, trocken, zurück, machte Taehyungs plötzliche Wut für ihn überhaupt keinen Sinn, brachte er das Feuer damit aber nur erst recht zum explodieren. »Doch.«, gab Tae hörbar angepisst, nicht sehr schlagfertig zurück. »Du tust mir nämlich echt weh mit deinem Verhalten, generell das ganze hier... tut mir weh.«, fügte er noch nicht minder wütend hinzu, hatte seinem Freund dabei noch immer den Rücken zugedreht. »Es ist echt okay das du so bist wie du bist, ich akzeptierte das, aber ich kann nunmal nichts dafür, dass ich selbst Gefühle habe!«

»Okay.«, sagte Jungkook einfach nur kühl, konnte er gar nicht einschätzen, was er jetzt dazu sagen sollte, war auch etwas überfordert damit. Er hatte es wahrgenommen, nun, und jetzt? »Okay?!«, wiederholte Taehyung nur, seine Stimme schien dabei mit jedem Mal, mit dem er sie erhob nur wütender, nur dunkler zu werden. »Dir ist es also doch egal!«, unterstellte er dem Vulkanier, drehte er sich nun doch um in Jungkooks Richtung, richtete sich dabei auch etwas in dem Bett auf.

»Nein, es ist mir nicht egal, aber ich kann und will dir halt nicht noch mehr körperliche Nähe geben.«, widersprach Jungkook sofort, war es ihm natürlich nicht egal, behinderte ihn aber nunmal sein Wesen in jeglicher Hinsicht. »Das was ich hier mache ist eh schon sehr ungewöhnlich für meine Spezies und mehr geht einfach nicht.«

»Natürlich geht da noch mehr. Es gibt da doch diesen Vulkanier, der anstatt Logik, den Gefühlen folgt und sich von Vulkan abgewendet hat.«, erhob Taehyung sofort Einspruch. »Sybok heißt er doch und-«, fuhr er fort, war es nun Jungkook, der unterbrach: »Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst, Taehyung.«

Kurz herrschte unfassbar schwere, bedrückende, „brennende" Stille, in dem Raum schien es plötzlich so heiß - Taehyungs Körper pulsierte.

»Raus.«, sagte er plötzlich, die Stimme wütend und dunkel. »Hau ab.«, fügte er noch hinzu, sah Jungkook dabei ernst, mit einem ungewöhnlich bösen Funkeln in den tiefbraunen Augen an.

»Das ist meine Kabine.«, machte Jungkook unbeeindruckt, mit kühler Stimme aufmerksam, hätte er das mal lieber nicht gemacht, erwiderte den Blickkontakt gleichmütig. »Gut, dann geh ich eben.«, gab Taehyung zischend zurück, erhob er sich schnurstracks von dem Doppelbett, schnappte  sich seine Boxershorts gleich neben diesem.

»Jetzt bleib doch da!«, „Ich kann mit deinem Verhalten nicht umgehen." hätte Jungkook am liebsten noch hinzugefügt, hätte er es mal machen sollen, ließ es aber bleiben. Wollte er nämlich nicht schwach sein, wollte er aber vor allen Dingen nicht diese ganzen Gefühle: Das Schuldbewusstsein, die Schwäche, die Trauer, die Überforderung, aber auch die Liebe zulassen - oder zumindest nicht noch mehr als ohnehin schon.

Denn konnte er sie, diese Gefühle, nicht kontrollieren und das machte ihm Angst - eine Heiden Angst.

Und Angst, sie war eine lästige Krankheit, die einen sehr beeinflussen konnte.

»Von mir aus kuscheln wir, aber hör auf dich so aufzuregen.«, sagte der Vulkanier, konnte er mit der Wut, mit der großen Unzufrieden seines Freundes nicht umgehen, überforderte sie ihn regelrecht, beängstigte sie ihn auch.

»Du kannst mich mal!«, entgegnete Taehyung gewiss noch immer wütend, hatte er sich gerade fertig angezogen. Sofort stürmte er davon nachdem er die Kabine verlassen hatte, in Richtung seiner eigenen, dabei verflog die Wut so schnell, vielleicht sogar noch etwas schneller, wie sie so plötzlich gekommen war.

Ihren Platz nahm dafür aber die Trauer, die Enttäuschung, die Bitterkeit ein, sie nahmen Taehyung ein, benebelten seine Sinne.

Es hatte sich gut, so begreifend und erleichternd angefühlt, Jungkook endlich einmal diese Worte zu sagen, ihm nach einem halben Jahr ein stückweit das zurückzugeben, was er von dem Vulkanier bekam.

Aber wurde ein schweres Herz nunmal nicht durch Worte leicht, so schmerzte es also immernoch, sogar noch viel schlimmer wie zuvor.

Denn wusste Tae ja, dass Jungkook mit so etwas nicht umgehen konnte, dass er es nicht verstand, es auch gar nicht wollte - Taehyung konnte darauf in diesem Moment vorhin aber keine Rücksicht mehr nehmen.

Er war es nämlich eigentlich leid, so leid...































»Was?«, machte Taehyung hörbar schlecht gelaunt, gereizt, mit dunkler, ungewöhnlich kühler Stimme, saß er dabei vor einem großen, hell strahlenden Bildschirm auf der rechten Seite der Brücke. Hatte nur ein kurzer, ein schneller Seitenblick genügt um zu erkennen, dass es sich um Jungkook handelte, der sich so plötzlich, so unerwartet neben ihn gestellt hatte, ihn nun regelrecht anstarrte, mit seinen Blicken durchbohrte.

Aber hatte Tae gerade keine Lust zu reden, arbeitete er darüber hinaus auch noch, konnte er aber trotzdem kaum verhindern wie er sich freute, freute darüber, dass Jungkook ihn nicht mehr ignorierte, so wie Taehyung den Vulkanier missachtet hatte.

War es nämlich ein regelrechter Teufelskreislauf gewesen in der vergangenen Woche: Taehyung hatte Jungkook ignoriert, weil Kook ihn ignoriert hatte und andersherum war es das aller Selbe gewesen - absolut dämlich. Dass es nun ausgerechnet Jungkook war, der den ersten Schritt zu machen schien, der dieser schmerzenden Distanz zwischen dem Paar nicht mehr standhalten konnte, machte Tae also nicht nur irgendwie glücklich, es überraschte ihn auch buchstäblich.

Ändern tat es aber trotzdem kaum etwas daran, dass der Mensch noch immer sauer auf Jungkook war, auf sein Verhalten, vielleicht aber auch auf sich selbst, konnte er diese beißende Wut, diese Unzufriedenheit die sich ein halbes Jahr lang in ihm angesammelt hatte nunmal nicht einfach so abstellen. Denn beherrschten dazu auch noch die Trauer, die Verzweiflung seinen tollen, anziehenden Körper, seinen Geist, seine Gedanken, bildeten sie zusammen mit der Wut und der Unzufriedenheit eine ganz gefährliche Mischung.

Einige der anwesenden Crew-Mitglieder der Brücke, die meisten davon waren Offiziere, vor allen Dingen die, die sich gleich neben Taehyung befanden, schauten schon ganz neugierig, ganz interessiert, beobachteten sie das Geschehen gespannt.

Denn hatte sich diese ungewöhnliche Beziehung zwischen Taehyung und Jungkook, einem Menschen und einem Vulkanier, schnell an Bord herumgesprochen: Dass sie miteinander schliefen, obwohl sie es doch eigentlich gar nicht durften, dass dagegen aber niemand der „Hohen Tiere" an Bord etwas unternahm. So hatte das beißende Gerücht einer möglichen Trennung der Beiden Anfang der Woche auch schnell kursiert, eben weil sie sich so seltsam, so anders benommen hatten. Dass ihre Beziehung nicht die beste gewesen sein musste, ja das hatten sie alle bemerkt, jeder wusste es, aber waren Jungkook und Taehyung, ja vor allen Dingen der Letztere sehr auffällig gewesen.

Und hatten sie auch alle fürchterliches Mitleid mit Taehyung, war er ja schließlich der „arme" Mensch, der mit der Emotionslosigkeit des Vulkaniers klarkommen musste, der so mit sich umgehen lassen musste, der unrecht behandelt wurde, der litt.

Dachte aber kaum einer dabei über Kook selbst nach, über sein Verhalten, alle taten sie ihm fürchterliches Unrecht, einfach weil sie ihn so missverstanden - einfach nur unfair.

»Ich will mit dir reden.«, erwiderte Jungkook ruhig, hatte er aber eigentlich in diesem Moment gar keine Zeit dafür. Denn war auch er am Arbeiten, war beschäftigt, als leitender Wissenschaftsoffizier, aber hielt er es nunmal wirklich nicht mehr länger aus, war es ihm auch ein wenig peinlich das zuzugeben: Er schaffte es einfach nicht mehr. Hatte er nämlich schon zu viel von dieser hartnäckigen Liebe zu Taehyung zugelassen, begann sie ihn jetzt regelrecht zu überrollen, ließ sie ihn leiden, machte ihm ein schlechtes Gewissen.

Jenes war Jungkook so unfassbar unangenehm, machte ihm auch echt Angst, war er gleichzeitig aber auch so machtlos dagegen. Und das wiederum beängstigte ihn noch mehr, denn war der junge Mann es doch eigentlich gewöhnt, seine Gefühle kontrollieren zu können. Schließlich hatte er es ja schon als kleines Kind gelernt, es immer gut beherrscht, aber jetzt?

»Tust du doch gerade.«, antwortete Taehyung noch immer dunkel, tippte er konzentriert auf einem Display herum, welches eine Tastatur, mit einer so ganz anderen Schrift wie die seiner Muttersprache, wie die der Sprache die er tagtäglich sprach, zeigte.

»Taehyung.«, knurrte Jungkook, drehte er ruckartig den weißen, gemütlich wirkenden Stuhl des Menschen in seine Richtung um, sah ihn seltsam böse, mit einem hellen, Schreiben Funkeln in tiefbraunen Augen an.

»Hey, Jungkook, was soll das?«, griff aber plötzlich der Captain des Schiffes, ein Mensch namens Namjoon, mit strenger, möglicherweise auch angehaucht panischer Stimme ein, hatte er es nämlich gar nicht gern, wenn Streit auf seiner geliebten Brücke ausbrach. »Wenn ihr ein Problem miteinander habt und es unbedingt klären wollt, dann macht das draußen und nicht hier!«, fügte er barsch hinzu, funkelte er die Angesprochenen bestimmend von seinem Platz aus in der Mitte des Raumes an.

Wusste er auch gewiss doch Bescheid über ihre nicht gerade heimliche Beziehung, auch dass es ihnen eigentlich gar nicht gestattet war sie zu führen, sagen tat er deswegen aber nichts - hatte er nie und würde er auch niemals. Denn war er selbst doch überhaupt kein Stück besser, überhaupt nicht gescheiter, hatte er nämlich einen der Ärzte des Raumschiffes, ein Betazoid, eine humanoide, menschenähnliche Spezies die sich einst aus einer Amphibischen entwickelt hatte, der den überaus hübschen Namen Seokjin trug, schon vor etwas Längerem zu seinem persönlichen Betthäschen gemacht.

Und er liebte es.

Wollte er nunmal auch nicht, dass jemand gegen ihn und Jin etwas sagte, also versuchte er fair gegenüber all den Paaren an Bord zu bleiben - so viel Anstand und Ehre musste er als ihr Captain einfach besitzen. Nun, zumindest seiner Meinung nach.

»Was soll das?«, wollte Taehyung schlecht gelaunt, vielleicht auch ein wenig genervt wissen, sah er Jungkook dabei mit einem gereizten, hellen Funkeln in den sonst so warmen, sanften, braunen Augen an. »Die Frage ist eher was das hier soll.«, gab Jungkook bemüht ruhig zurück, erkannte man aber etwas Hektik in seiner tiefen Stimme, währenddessen zeigte er auf Tae, spielte sein bockiges, trotziges, unreifes Verhalten an.

Die Beiden befanden sich nun in der Kabine Jungkooks, lag seine nämlich näher an der Brücke als die Taes, hatten sie sich still, schweigend dorthin zurückgezogen.

»Ich weiß nicht was du meinst.«, entgegnete Taehyung nur störrisch, hatte er vorher einmal trotzköpfig geschnaubt, seinen Kopf kurz zur Seite gedreht. »Du benimmst dich echt unfair, Taehyung.«, machte Jungkook ernst aufmerksam, presste er seine einladend wirkenden, schönen Lippen anschließend fest, umzufrieden aufeinander.

»Ich benehme mich unfair?«, hakte Tae ungläubig, deutlich gereizt nach, verschränkte er seine Arme miteinander. »Du bist hier derjenige, der sich wie ein Arschloch verhält!«

»Ich bin ein Arschloch, weil ich so viel für dich tue?«, erkundigte sich Jungkook trocken. »Das ist ja faszinierend.«, fügte er noch tatsächlich interessiert, „fasziniert" hinzu, Gott, hätte er das mal lieber bleiben lassen.

»Was machst du denn bitte schon für mich? Du gehst überhaupt nicht auf mich ein, ziehst deinen Vulkanier-Scheiß durch ohne auf mich und meine Gefühle zu achten.«, warf Taehyung seinem Freund vor, platzen diese Worte regelrecht aus ihm heraus, rastete er nun endgültig aus.

Eigentlich, irgendwo tief in seinem Inneren, wollte er diese gemeinen Worte gar nicht sagen, vielleicht wusste er ja sogar wie unrecht er Jungkook mit ihnen tat, aber ging die stechende Wut gerade wieder einmal völlig mit ihm durch, beherrschte sie ihn in diesem Moment.

Drückend schweres, irgendwie aber auch so aufgewirbeltes Schweigen herrschte, Jungkook war zugegebenermaßen völlig ratlos was er antworten sollte. Was erwiderte man denn auch auf solch eine fiese Unterstellung? Es vergingen gefühlte Stunden, waren es gewiss aber nur einige Sekunden, in denen sich die beiden jungen Männer einfach nur anschauten, tief in die Augen.

Es war unangenehm.

»Bist du nicht derjenige, der nicht auf mich achtet?«, erhob Jungkook plötzlich ganz ungewöhnlich aggressiv das Wort, von der sonst so monotonen, kühlen Stimme war nichts mehr zu vernehmen. »Ich versuche seit über einem halben Jahr deinen Ansprüchen gerecht zu werden - dir gerecht zu werden und du merkst das nicht mal.«, fügte er scharf hinzu, seine attraktiven Gesichtszüge verzogen sich dabei ganz wütend. »Ich habe ein Stück des Vulkanischen Glaubens für dich aufgegeben, ich versuche mich um dich zu kümmern wie ein Mensch es tuen würde, aber ich bin nunmal kein verdammter Mensch!«, seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Ich bin auch nicht so jemand wie Min Yoongi, der eine menschliche Mutter hat, ich bin ein Vulkanier, warum kannst du das nicht einfach akzeptieren? Ich akzeptiere doch auch das du ein Mensch bist und versuche dir das zu geben was du brauchst und-«, sagte er, unterbrach er sich aber kurz selbst, gab einen gestressten, gereizten Laut von sich, ehe er dann weiter sprach: »Und nur weil wir Vulkanier anders mit Gefühlen umgehen wie ihr Menschen, heißt es nicht das wir keine haben. Lass dir das mal durch den Kopf gehen!«

Mit großen Augen, offen gesagt ungläubig und sprachlos sah Taehyung seinen Freund an, schluckte er leer. Solche Worte, mit so viel Emotion hatte er von Jungkook noch nie gehört, wusste er also gar nicht so recht, wie er nun reagieren sollte, wie er sich denn verhalten sollte.

»Und wenn überhaupt, dann sind wir beiden die Bösen, also hör auf mich bei jedem als der Böse und dich als das Opfer dazustellen. Nur mal so nebenbei.«

»Das-«, wollte Taehyung schon gleich widersprechen, wollte er sich in ein besseres Licht rücken, unterbrach Jungkook ihn aber einfach: »Du brauchst dich gar nicht rausreden. Ich weiß das es so ist und es regt mich auf.«, dabei ging er fast schon bedrohlich, beängstigend wirkend auf den Menschen zu, hörte er damit auch nicht auf, als Tae unsicher  zurückwich.

Taehyung selbst war völlig überfordert mit der Situation, hatte er Jungkook noch nie so erlebt. Machte er, sein Verhalten, ihm auch ganz ehrlich Angst, denn schien es, wie als würde das Aggressive, was jeder Vulkanier tief in sich trug, gerade herauskommen und hatte Tae auch keine Ahnung, wie weit sein Freund in solch einem Zustand gehen würde.

»Jungkook hör auf, du machst mir Angst...«, wimmerte der Mensch ängstlich, jämmerlich - erbärmlich, machte er sich auch ein wenig klein dabei.

»Dann geh doch.«, murrte Jungkook nur angriffslustig. »Verpiss dich doch, aber wenn du das jetzt machst, dann brauchst du nicht mehr wieder kommen. Ich hab nämlich echt keine Lust mehr mir diesen Scheiß hier anzutun.«































Taehyung war gegangen. Scheiße, natürlich war er das. Gott, er war doch so bescheuert gewesen.

War er einfach abgehauen, hatte er es, ihre Beziehung damit einfach beendet, verdammt nochmal aufgegeben, dabei hatte er doch ein stückweit sogar das bekommen, was er von Jungkook die ganze Zeit über gewollt hatte: Der Vulkanier hatte es, Taehyungs Gefühle, nicht verstanden, aber er hatte sich bemüht dem Menschen entgegenzukommen.

Nun, oder zumindest hatte Tae seine Bemühungen endlich mal bemerkt.

Es waren kaum zwei Tag vergangen, fühlte Taehyung sich aber so unfassbar schlecht, so traurig, so down, so schuldig.

Er vermisste Jungkook, hatte er auch ein fürchterlich schlechtes Gewissen. Tat es ihm so leid was er gesagt hatte, war er nur so wütend und unzufrieden gewesen - keine Entschuldigung.

Ja, es stimmte, Taehyung war nur unglücklich und unzufrieden in dieser Beziehung gewesen, machte sie ihn traurig, aber war er nunmal ein erbärmlich schwacher Mensch, kam er einfach nicht von ihr weg.

Vielleicht war er in der ganzen Sache schon viel zu tief drin, vielleicht stimmte etwas nicht mit ihm - er wusste es nicht.

Vielleicht war er es aber auch einfach nur gewohnt? Sagte er doch nämlich so oft gemeine, unfreundliche und verletzende Dinge zu sich selbst, möglicherweise kam er deswegen einfach damit klar verletzt zu werden.

Vielleicht, ja sogar höchstwahrscheinlich, da war Tae aber auch einfach nur zu doll, zu sehr mit Jungkook beschäftigt, sah er gar nicht, dass er auch einfach gehen könnte, dass er auch ohne ihn leben könnte, dass er ihn gar nicht brauchte.

Hatte der Mensch nämlich nur noch Augen für seinen Vulkanier, schluckte er alles andere, die schlechten Gefühle, einfach herunter.

So war es also auch kein Wunder, dass nun er es war, der vor der Kabine Jungkooks stand, der jämmerlich und vor allen Dingen erbärmlich angekrochen kam. Man sah es ihm an, die Trauer, das schrecklich schlechte Gewissen, spiegelte es sich in seinem so hübschen, tollen Gesicht, in seinen dunklen, trostlos wirkenden Augen wider.

Zu Taehyungs Überraschung ließ Kook ihn tatsächlich einfach so rein in sein Zimmer, gewährte er ihm ohne weiteres Einlass. Tae hatte nichtmal verzweifelt darum bitten müssen.

Stumm sahen die Beiden sich an, tief in die Augen, unwissend was sie sagen sollten. Eine gewisse Entfernung lag zwischen ihnen, die Stimmung war geknickt, sie war schwer - Tae schluckte leer und trocken. Aber fasste er all seinen Mut, kratzte er ihn regelrecht zusammen, wagte es mit eklig schnell und aufgeregt klopfenden Herzen weiter in das Innere der Kabine zu laufen, auf Jungkook zu. Der Vulkanier selbst, er rührte sich nicht, sah er Tae einfach nur an, vielleicht wusste er ja auch schon, was er vorhatte, wer könnte das schon wissen.

Denn schien er überhaupt nicht überrascht, als Taehyung so plötzlich und stürmisch, so verlangend und dominant seine Lippen aufdrückte, ihn regelrecht in einen leidenschaftlichen Kuss mitriss. Er schien überhaupt nicht verwundert, dass sie wieder im Bett landeten, vielleicht nur etwas deswegen, weil der Sex dieses Mal so anders war, so mehr mit Gefühl. Jungkook und Taehyung, ja sie tauschten so viel über ihn aus: Ihre Entschuldigungen, ihre Versöhnung, die Wut, vielleicht ja auch Taes Unzufriedenheit.

Und war das nämlich genau das, was ihre Beziehung ausmachte, was sie war. Und Taehyung, ja er würde wohl damit klar kommen müssen, sich weiter in sein eigenes Unglück stürzen, denn war das einfach nicht das, was er eigentlich wollte, was er brauchte...

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