𝗧𝗛𝗜𝗦 𝗜𝗦 𝗣𝗢𝗚𝗨𝗘 𝗧𝗘𝗥𝗥𝗜𝗧𝗢𝗥𝗬
― DAS ZIRPEN DER GRILLEN hallte über die hölzerne Veranda, während eine seichte Brise den Geruch von Wasser und Salz über das Grundstück hinweg trug.
Ich parkte im Schatten einer alten Eiche und kam neben Dad's schwarzem Chevrolet Impala zum Stehen.
Ich warf einen Blick durch die Frontscheibe des gelben Jeeps. Mein Vater und Ward Cameron - Rafe und Sarah's Dad - saßen zu zweit auf der Veranda, tranken Kaffee und unterhielten sich. Lächelnd setzte ich meine Sonnenbrille ab, schulterte meinen Rucksack und stieg aus.
Das Knirschen des grauen Kies ertönte unter meinen weißen Sneakern, als ich den Weg zum Haus entlang lief. Ich stieg die weiße Treppe empor und lief zu meinem Vater. Einige Gesprächsfetzen durchdrangen die schwelende, heiße Luft.
„Der Hurricane wird nächste Woche auf die Küste treffen. Ich muss unser Anwesen sichern.", sagte Ward und trank einen Schluck Kaffee. Mein Vater nickte verständnisvoll. Interessiert hob ich eine Augenbraue.
„Ich muss noch einiges im Hafen klären. Die Schiffe müssen gesichert werden. Einer meiner Interessenten wollte vorbeikommen, aber ich denke, das kann ich vergessen. Diese Agatha soll ein richtiges Biest sein.", erwiderte mein Vater.
Hurricane Agatha. Ich erinnerte mich an die unzähligen Warnungen im Radio. Selbst im Fernsehen hatte man die gesamte Ostküste vor den Auswirkungen des Hurricanes gewarnt.
Schließlich kam ich vor unserer Sitzecke zum Stehen und warf meinen Rucksack achtlos neben die Haustür. Dad stellte seine Tasse ab und sah zu mir auf. Ein breites Lächeln umspielte seine rosigen Lippen. Abrupt stand er auf.
„Jemma, meine Kleine. Wie war's?", fragte er und raufte meine Haare. Ich verzog das Gesicht und grinste.
Dad trug eine graue Sweatshorts und ein blaues Jeans-Hemd. Seine dunkelblonden, mittellangen Haare waren zu einem Mittelscheitel gekämmt und sein Dreitagebart ordentlich getrimmt.
Mein Blick fiel auf die kleine Kette, die auf seiner sonnengebräunten Brust ruhte. Sie war aus schwarzem Leder. In der Mitte befand sich ein Anhänger - ein echter Haizahn. Mom hatte sie ihm zum 40. Geburtstag geschenkt.
Gedankenverloren langte ich in meine Hosentasche und zog das weiße Dokument hervor. Ich öffnete die sorgsam gefalteten Kanten und reichte es meinem Dad. Aufgeregt kramte er seine Lesebrille hervor und begutachtete mein Zeugnis. Meine Augen schnellten zu Ward, der mich neugierig musterte.
„Wow, eine 2 in Mathe, eine 1 in Französisch... und eine 1 in Geschichte. Hervorragend, Prinzessin.", sagte er stolz und umarmte mich fest. Ich lächelte, als er einen Kuss auf meiner Stirn platzierte. Mein Dad entfernte seine Arme von mir. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Ward an seinem Kaffee nippte. Schließlich erhob er sich und schüttelte - ebenfalls lächelnd - meine Hand.
„Tolles Zeugnis, Jemma. Ich wünschte, Rafe würde sich auch so bemühen. Du kannst stolz auf dich sein. Vielleicht übernimmst du ja mal die Firma deines alten Herren." Ich nickte höflich, ehe ich seine Hand entgleiten ließ und das Zeugnis in meinen Rucksack packte. Schließlich ergriff Dad das Wort. Sein Blick ruhte auf dem gelben Jeep unterhalb der Eiche.
„Bist du mit Nathan's Jeep gefahren?", fragte er und hob eine Augenbraue. Ertappt presste ich meine Lippen aufeinander. Ich drehte mich langsam um und lächelte.
„Ich habe ihn mir ausgeliehen. Ich will mein Zeugnis zelebrieren, ein bisschen surfen und schwimmen... du weißt schon, Dad.", entgegnete ich. Mein Vater nickte.
„Vor 19:00 Uhr bist du Zuhause. Ward und ich wollen grillen. Sarah, Wheezie, Rose und Rafe kommen auch rüber.", rief er und sah über das Geländer. Ich hob meine Hand und verkrümmte sie zu einem Ok-Zeichen.
Anschließend verschwand ich in unserem Schuppen, holte das Wachs und unsere Strandtasche. Ich zog meinen Bikini an, steckte einige Handtücher ein und tauschte meine Sandalen gegen ein Paar pinker Flip-Flops.
Mein heißgeliebtes Sommerkleid von Billabong schmiegte sich an meine sonnengebräunte Haut.
Schließlich lief ich zu unseren Surfboards. Ich wusste nicht warum, aber ich griff nach ihrem türkisen Gun-Board. Es war ungefähr 2,50 Meter lang - perfekt, um ausreichend Geschwindigkeit zu erlangen.
Mein Blick fiel auf die Finnen - die dritte, das Pintail, war damals in Bondi gebrochen. Ich konnte mich daran erinnern, als wäre es gestern gewesen.
Dad hatte ihr Board repapiert.
Gedankenverloren fuhr ich über die kleine Rissstelle und lächelte. Meine Fingernägel wanderten über das raue Deck - die Oberseite des Boards.
Vor meinem inneren Auge sah ich, wie Mom über die Wellen hinwegglitt, wie ihre blonden Haare im Wind flatterten und sie die verschiedensten Turns machte. Sie fehlte mir.
Ein kleines Stechen durchzog meine Brust, als ich das Licht ausschaltete. Wäre sie hier, wäre sie sicherlich mit mir Surfen gegangen. Mom hatte das Meer geliebt. Es war ihr Zuhause gewesen.
Und so verließ ich unser Anwesen, hupte ein letztes Mal und fuhr in Richtung Southside.
Ich verließ Figure Eight, die Nordseite von Kildare Island und jagte über die Landstraße. Ich wusste, dass mich Nate beim gemeinsamen Grillen mit den Camerons zur Sau machen würde. Vermutlich malte er sich bereits sämtliche Horrorszenarien aus - dass ich seinen Jeep geschrottet hatte oder über eine Klippe gerast war.
Ich lachte, als ich die Brücke zum Cut überquerte und drehte das Radio laut. Wieder zirkulierte die Luft. Nate's Duftbaum mit Männergeruch tanzte im Wind und erfüllte den Jeep mit einer Note von Brutal Bubblegum.
Von hier aus konnte ich bereits den Atlantik sehen. Ich malte mir aus wie ich auf den Wellen reiten würde, wie mein Surfboard das klare Wasser zerschneiden würde - wie ich den Anfang des Sommers und mein mehr als akzeptables Zeugnis zelebrieren würde.
Und ehe ich mich versah, verebbte das Heulen des Motors und der gelbe Jeep meines Bruders kam direkt an der Küste zum Stehen.
Ich stieg aus und zog den Schlüssel. Als meine Füße den warmen Sand berührten, bekam ich eine angenehme Gänsehaut. In den letzten Wochen hatte ich kaum Zeit zum Surfen Zeit gehabt.
Um so mehr freute ich mich, als ich in Richtung Meer blickte.
Die Wellen sahen wundervoll aus. Es herrschte Offshore Wind - ablandiger Wind, der sie davon abhielt zu brechen und für schönere, langsamer brechende und steilere Wellen sorgte.
Mehr als perfekte Bedingungen, dachte ich und lief zur Ladefläche.
Ich entfernte die Gurte von meinem Surfboard und holte das Wachs aus der Strandtasche. Mein Malibu glänzte im Licht der gleißenden Sonne.
Schließlich hob ich die Arme und zog mein Kleid aus. Meine braune, leicht rötliche Haut kam zum Vorschein. Ein Grund mehr, weshalb ich mich ordentlich mit Sonnencreme einschmierte. Mindestens Lichtschutzfaktor 50, hatte Mom immer gesagt.
Und daran hatte ich mich bis heute gehalten.
Ich klemmte das Brett unter meinen rechten Arm, legte die Strandtasche in den Fußraum und schloss das Auto ab. Um den Schlüssel nicht zu verlieren, tat ich das, was mir Mom jahrelang gepredigt hatte. Ich versteckte ihn direkt hinter dem linken Vorderrad im Sand und lief anschließend in Richtung Strand.
„Jemma, was machst du hier?"
Abrupt drehte ich mich und schlug der Person beinahe die Nose meines Boards ins Gesicht. Meine Augen waren tellergroß, als ich bemerkte, wer vor mir stand.
„Kiara!", sagte ich überrascht und lächelte. Kurzerhand legte ich mein Surfbrett in den Sand und umarmte sie. Das letzte Mal hatte ich sie im März gesehen. Sie und Sarah Cameron besuchten die Akademie auf dem Festland.
„Wie geht's dir? Wie läuft's in der Kildare County High?", fragte sie aufgeregt und ihre braunen Locken wehten im Wind. Ich lächelte und ließ von ihr ab.
„Ganz in Ordnung. Nate wird immer nerviger, wenn du verstehst was ich meine und ansonsten... gibt es jetzt jeden Freitag Pizza in der Cafeteria!", erwiderte ich und grinste. Überrascht verzog sie ihr Gesicht. Sie strich sich eine Strähne hinter ihr Ohr, wobei die selbstgewebten Armbänder an ihrem Handgelenk leise bimmelten.
„Und wie läuft's mit Rafe?", fragte sie und mir entgleisten die Gesichtszüge. Ich verzog meine Lippen zu einem Strich. Dieses Thema war wie die Büchse der Pandora - ich beschäftigte mich nie damit, wollte nichts davon wissen. Rafe hatte seine Karriere am College vor einigen Monaten abgebrochen und war nach Outer Banks zurückgekehrt.
Zunächst hatte ich mich darüber gefreut, weil die Entfernung ziemlich auf unserer Beziehung gelastet hatte, doch mittlerweile wurde mir bewusst wie sehr wir unter alldem litten. Ward war nicht gut auf ihn zu sprechen.
Und in letzter Zeit war er mehr als abwesend. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass er andere Substanzen als Gras zu sich nahm. Doch darüber sprach ich mit niemandem. Ich war immer schon der Typ Mensch gewesen, der seine Geheimnisse für sich behielt.
Schließlich räusperte ich mich.
„Alles in Ordnung. Er hat sein Studium abgebrochen, um auf der Insel zu arbeiten." Kiara's Mund verzog sich zu einem kleinen O. Sie lächelte entschuldigend und klopfte mir auf die Schulter. Einige Sekunden blieb es still - nur das Rauschen des Meeres war zu hören.
„Wie auch immer... wieso bist du hier? Ist doch Pogue-Gebiet.", sagte sie und deutete auf mein Surfboard. Ich nickte und lächelte schwach, als ich mein Brett unter meinen Arm klemmte. Gemeinsam liefen wir in Richtung Wasser.
„Die Wellen sollen gut sein. Ich hatte Lust zu surfen... du weißt schon. Ich wollte mein Zeugnis feiern.", erwiderte ich und rückte mein Bikini-Oberteil zurecht. Kiara lachte auf.
„Dann musst du aber damit rechnen, dass JB, Pope und JJ deine Wellen klauen. Du weißt, sie sind nicht gut auf Kooks zu sprechen. Vor allem... JJ.", erklärte sie und richtete ihre Augen auf eine kleine Ansammlung von Decken und mit Bier gefüllten Kühlboxen. Eine auf einem Handtuch platzierte Musikanlage dröhnte einen Song von Bob Marley.
Meine blauen Augen wanderten zum Wasser, während sich Kiara auf eine der Decken fallen ließ. Ich konnte John B und Pope ausmachen.
Ersterer surfte auf einer ungebrochenen Welle und machte verschiedene Turns. Pope Heyward ließ sich treiben, wirkte wie ein kleiner Grommet.
Und schließlich tauchte ein mir bekannter Blondschopf aus den Wellen auf.
JJ Maybank.
Selbst von hier aus konnte ich sehen, wie er seine Augen zu Schlitzen verengte. Er lief direkt in unsere Richtung, das Surfbrett unter seinem linken Arm. Währenddessen entfernte er die Leash von seinem Knöchel und fuhr sich durchs Haar.
Er kam vor mir zum Stehen. Einzelne Wassertropfen perlten von seiner Brust, fielen in den weißen Sand. Seine nassen Haare hingen ihm lässig in der Stirn.
Schließlich rammte er den hinteren Teil seines Surfboards in den Sand und musterte mich eindringlich. Er leckte sich über seine Unterlippe, verschränkte die Arme.
„Was willst du denn hier, Prinzessin?"
-
Hey, Pogues und Kooks.
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Was denkt ihr, ist mit Jemma's Mom passiert? Oben bei den Bildern seht ihr Jemma's Surfboard, Bikini, Kiara, JJ und den Strand. 🥰
- eure Michi ❤️
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