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Ein Rauschen fließt durch meinen Kopf, ich spüre meinen Herzschlag. Allerdings nicht mehr eng und beklemmend, sondern frei und ekstatisch. Mein Blick wird scharf, Euphorie rast durch meine Adern.

Leicht lege ich den Kopf schief, verfolge interessiert, wie sein Blick meinen nicht los lässt, mich fokussiert. Seine Lider flattern leicht, sein Blick wird unsicher, er guckt weg.

Ich ziehe eine Augenbraue nach oben, lehne mich gegen den Türrahmen, meine Hände vergraben sich in meiner Hoodietasche, spüren das Tütchen mit den Pillen. Vorsichtig streiche ich mit der Fingerkuppe darüber, spüre die einzelnen Pillen unter meiner Haut.

Ich hebe den Blick, beobachte ihn wieder. Natürlich ist er hier, Image aufrechterhalten, sich in Clubs sehen lassen, vielleicht ein paar Frauen halböffentlich gegen die Wand ficken. Was versteckst du?

Er spürt meinen Blick auf sich. Ich spüre, dass er ihn spürt. Wahrscheinlich ist es nicht das erste Mal. Bisher hat er sich nicht getraut. Er blickt kurz durch den Spiegel zu mir. Was er wohl sieht? Dasselbe wie ich oder jemand völlig anderen?

Mein Mundwinkel zuckt. Ich sehe nicht weg. Angsthase.

Körper treten ein und aus, ziehen schemenhaft an mir vorbei. Mein Blick ist nur auf ihn fokussiert.

Ich lege den Kopf leicht schief, lehne ihn gegen die Wand. Er bewegt sich nicht, nicht auf mich zu, aber auch nicht von mir weg.

Langsam drücke ich mich von der Wand ab, stelle mich an das freie Waschbecken neben ihn und wasche meine Hände. Ich spüre, wie er sich anspannt. Er hat bemerkt, dass ich bemerkt habe, was er tut.

Ich hebe eine Augenbraue, trockne meine Hände. Meine Augen fangen seinen Blick, schnüren ihn ein, setzen fest. Hilflosigkeit glitzert in ihm. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, sehe ihn direkt an, deute mit meinem Blick auf die Pillen in meinem Hoodie.

Sein Blick bleibt an meinem Gesicht hängen, seine Augen wandern kurz zu den Pillen, dann zurück zu meinem Gesicht. Zu mir. Siehst du mich?

Er nickt leicht. Ich deute mit dem Kinn in Richtung Kabine. Er verharrt einen Moment, sieht mich an. Ich hebe eine Augenbraue, drehe mich um. Verschwinde in der Kabine, schließe nicht ab.

Ich ziehe das Tütchen aus meiner Hoodietasche, betrachte die bunten Pillen, die Motive, die in sie reingestanzt sind.

Die Kabinentür öffnet sich, bevor sie sich schnell wieder schließt. Sein Atem ist beschleunigt, die Kabine eigentlich zu klein für zwei Personen. Sein Blick fliegt auf die Pillen in meiner Hand, er schluckt.

Langsam öffne ich das Tütchen, nehme eine heraus. Ich halte sie ihm hin. Er zögert, greift danach, ich ziehe sie weg. Ich halte Blickkontakt, lege sie auf meine Zunge. Herausfordernd sehe ich ihn an.

Er ist leicht verschwitzt, seine Haare zerzaust.

Er schluckt erneut, sucht Blickkontakt. Langsam kommt er näher. Ich spüre seine Unterlippe an meiner, seine Zunge an meiner. Die Pille verschwindet, seine Zunge nicht.








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