2
Langsam stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren, erhöhe die Lautstärke. Kurz fahre ich mir mit den Fingern durch die schwarzen Locken, betone meinen unteren Wimpernkranz mit etwas schwarzem Puder.
Neutral starre ich aus dem Fenster meiner Wohnung, warte bis die erste Schicht schwarzer Nagellack getrocknet ist. Klar wäre ein Studentenwohnheim günstiger gewesen, aber ich bin nicht so der gesellige Typ. Diese Wohnung liegt in Campusnähe, schottet mich aber von nervigen Mitstudenten ab. Ich trage die zweite Schicht auf.
Mein Blick fliegt über die Dächer der Stadt. Leere stopft mich voll.
Prüfend betrachte ich meine Finger, bevor ich mir meine Jacke schnappe und die Wohnung verlasse.
Die Nacht ist dunkel, die Stadt ist hell. Strahlende Lichter empfangen mich in der Innenstadt.
Der Bass empfängt mich schon von Weitem, lädt mich ein näher zu kommen, einzutreten. Man geht wie durch eine Wand, kühl und frisch wird zu warm und stickig. Meine Hände sind in meinen Hoodietaschen, die tanzenden Körper interessieren mich nicht. Die Musik beißt sich bis zu meinem Trommelfell durch, zerreißt mir den Kopf.
Es ist ziemlich eng, voll. Normalerweise würde ich solche Plätze meiden, unter anderen Umständen zumindestens. Manchmal kann es nämlich auch ganz praktisch sein, wenn man nicht auffällt, untergeht, und niemand auf einen achtet.
Lässig lehne ich mich an eine Wand, ein wenig abgeschottet. Meine Hand gleitet aus meinem Hoodie. Ein Geldschein zwischen meinen Fingern. Mein Gesicht ist in Richtung Menschenmasse fokussiert, bewegt sich nicht. Der Geldschein verschwindet aus meinen Fingern, nur kurz, bevor sich zwei Tütchen zwischen sie schieben. Meine Hand gleitet wieder in meinen Hoodie.
Ich stoße mich von der Wand ab, mein Schritt verschnellert sich, mein Herzschlag ebenso. Die Toilette ist recht voll, ich schlüpfe in die letzte leere Kabine.
Geräuschlos gehe ich in die Knie, lege mein Handy auf den Klodeckel. Ich rolle einen Geldschein, ziehe mit meinem Ausweis drei schneeweiße Linien auf meinem Handy. Meine Finger zittern leicht, als ich das Geldschein-Röllchen ansetze, das Koks schniefe. Alle drei Lines.
Ich schließe die Augen, hocke minutenlang auf dem Toilettenboden, bis die Wirkung endlich eintritt. Langsam atme ich auf, spüre die Anspannung von mir abfallen. Ich öffne die Augen, verlasse die Kabine.
Mein Blick geht geradeaus, trifft im Spiegel auf ein bekanntes Augenpaar.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top