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Langsam klicke ich den Kulli rein und raus, bis es mir langweilig wird und ich ihn zur Seite schiebe.

Die Vorlesung ist unglaublich öde, der Monolog des Professors unendlich. Ich bezweifle, dass er den Anfang seines Satzes selbst noch weiß. Ich zumindestens nicht.

Der Vorlesungssaal ist groß, für hunderte von Studenten konzipiert. Ich sitze so in der Mitte, doch Kim ganz oben in der Ecke, dort, wo man eigentlich schon gar nicht mehr wahrgenommen wird, würde ich nie übersehen.

Seine Attitude sticht heraus. Im Gegensatz zu meiner, die tief in mir schlummert und unter meinem weiten Hoodie verborgen bleibt.

Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu, bevor ich mich wieder dem Professor und seinem Monolog zuwende. Ich notiere ein paar Stichwörter.

Mein Blick bleibt emotionslos, meine Mundwinkel zucken. Kurz blicke ich zu ihm hoch, schüttele leicht mit dem Kopf.

Kim ist interessant, hat meine Aufmerksamkeit erregt.

Die Brünette auf seinem Schoß bewegt sich nur leicht, für Außenstehende nicht sichtbar. Außer natürlich für mich, weil ich weiß, was sie tun.

Seine Hand bewegt sich verdächtig unter dem Tisch, aber es scheint niemand zu bemerken. Ihre Gesichtsausdrücke verraten nichts.

Das ist jetzt die neunte Semesterwoche, und das ist locker die...dritte?Vierte?

Seine Sache. Aber ich bin nicht blind, ich weiß doch, dass du damit was überspielst, dass du nicht so bist, wie du tust. Dass deine eingerissenen Hosen, deine Lederjacke, deine platinblond gefärbten Locken, dein selbstbewusster Gang, eigentlich gar nicht du bist. Genauso wie mein Hoodie nicht ich bin.

Die Vorlesung neigt sich dem Ende zu, die Bewegungen in der letzten Reihe werden langsam etwas unkoordinierter und nicht mehr so ganz unauffällig wie zuvor. Wenn die Zeit drängt.

Ich fange wieder an mit meinem Kulli zu spielen, ernte mir damit ein paar genervte Blicke, welche mich allerdings nicht im Geringsten interessieren.

Aus dem Augenwinkel sehe ich nach oben, sehe, wie sie sich auf die Lippe beißt, mustere seinen Gesichtsausdruck. Sofern das aus der Entfernung eben geht.

Mein Mundwinkel zuckt erneut. Die Stunde ist vorbei, Studenten beginnen sich aus dem Saal zu drängeln, während der Professor noch seinen letzten Satz zuende leiert. Genug gehört.

Ich beobachte Kim und seine Tussi, während ich mein Zeug zusammenpacke, bevor ich mich mit aus dem Saal drängle, in der Masse untergehe.

Wart' nur ab bis ich dich krieg, Kim.

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