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Entgegen den Erwartungen Minas zeigte sich Yukhei als Freund von einer ziemlichen Schokoladenseite, sodass sie nach den ersten Monaten keinen mehr ganz so kritischen Blick auf diese aufgetischte Lügengeschichte warf, sondern dem ganzen selbst etwas entgegen kam. Volle Begeisterung fand man weder in ihrem Gesicht noch in ihrem Herzen richtig vor, wenn sie doch nur Mittel zum Zweck war, doch versuchte sie dem ganzen Tun den dabei entstehenden Genuss abzugewinnen.  

Auch heute hatte Yukhei sich extra beeilt und stand bereits vor ihrem Klassenraum, in welchem sie aufgrund Chenle wieder länger verweilte, welcher ihr es in der Stunde erschwert hatte, die Tafelbilder in ihrem Block zu kritzeln. Am Ende der Stunde musste sie also mit einem ziemlichen Gekrakel auf ihrem Blatt leben, dass Ähnlichkeiten zu einem Raben zog, welcher mit einem nassen Tintenfuß darüber gelaufen war.

»Da bist du ja Baby.« Sofort verwickelte er Minas Lippen mit seinen in einen sanften Kuss, ehe er sich nach wenigen Sekunden wieder sofort löste und ihr den Rucksack abnahm, der noch mit den Büchern der letzten Stunden gefüllt war. Als Ausgleich drückte Yukhei ihr einen Bubble Tea ihrer Lieblingssorte entgegen, wofür er sich extra bei Taeyong erkundigt hatte. Auch wenn der seine Schattenseite hatte, war es schon zur Routine geworden, ihr einen pro Woche mit nach Hause zu bringen; er war ja nicht herzlos. Nur gemein. Ziemlich oft sogar. 

Den Rucksack schulternd, legte er gleich einen Arm um Mina, zog sie in den von Schülern befüllten Flur, wo jeder versuchte entweder zur nächsten Stunde zu eilen oder zu einem Platz, an dem man seine Freizeit auskosten konnte.

Mina und Yukhei waren auf dem Weg nach draußen, um noch auswärts essen zu gehen, jetzt wo die große Pause stattfand und beide nicht nur ein schwarzes Loch in ihrem Magen füllen konnten, welches von dem großen Kohldampf immer mehr auseinander gerissen wurde, sondern fand sich darin die Chance ein neuen Post zu erstellen, der Yukheis Ex wieder ein Stück entmutigen konnte. Bisher lag das Ziel zwar noch nicht mal in Sicht, da sie so viele Meilen davon standen, doch hatte sich schon eine merkbare Distanz zwischen ihrem Anfang und dem jetzigen Standpunkt eingeschlichen, der vor allem den Jungen ermutigte, diesen Pfad nicht zu verlassen. 

»Ich wäre dafür, dass wir langsam neue Hintergründe  für uns einstellen. Bei meiner Ex und mir hab ich die auch regelmäßig gewechselt mit neuen gemeinsamen Bildern von uns«, erzählte Yukhei, nachdem er Mina ihren Motorradhelm hin hielt, welchen sie sich langsam aufsetzte. Fragend schaute die Schwarzhaarige zu dem Größeren hoch, eine Augenbraue hebend. »Und was schwebt dir da so vor?«

Langsam setzte sie sich auf das Gefährt, rutschte zum Spaß sogar nach vorne. 

»Vielleicht ein Bild wo der jeweils andere schläft?« Die Idee im Raum stehend lassend, zog er sich seinen Helm über und machte bei Minas kleinen Scherz mit, indem er sich hinter sie positionierte, sie halbwegs umarmte als er nach vorne zu seinem Lenkrad griff. Sein heißer Atem streifte ihrem Hals, ehe er leise die Worte: »Jetzt hast du das Sagen, Boss.« Obwohl Mina das Zwinkern gar nicht erhaschen konnte, ließ es nicht nicht unterdrücken.

»Dann mal los.« Zwar flutete eine halsbrecherische Welle Unsicherheit in ihrem Inneren, doch wollte sie nach dieser kleinen Herausforderung, die sie sich dummerweise selbst auf erstellt hatte, nachdem sie in dieses Fettnäpfchen getreten war, nicht den Kürzeren ziehen. Dabei war sie noch nie solch eine Maschine gefahren und vor allem hatte sie Angst vor der Polizei, die sie anhalten könnte.

Als verfügte Yukhei über die Macht ihre Gedanken lesen zu können, folgten die leisen und sanften Worte: »Keine Sorge, ich helfe im Notfall nach.«

*****

»Soll ich dir nicht noch Glück wünschen?« Grinsend stand Mina dicht vor Yukhei, der sich bereits in seine Trainingsklamotten geschmissen hatte und bereit war aufs Feld zu treten. 

»Ich bin ein Naturtalent, ich brauch kein Glück. Aber du wirst es vermutlich brauchen bei dem Versuch nicht zu sterben. Immerhin guckst du hier einem ziemlichen heißen Spieler zu.« Lachend boxte Mina ihrem Fake-Freund gegen den Oberarm und verdrehte grinsend die Augen, als das Geschwafel wieder zu viel seine Verliebtheit zu ihm selbst zum Ausdruck brachte und es schon unerträglich wurde, sich das freiwillig zu tun.

»Na los geh schon du Idiot.«

Yukhei wandte ihr den Rücken zu und war bereits auf dem Weg zurück in die Umkleidekabine zu verschwinden, wo bereits sein Team auf ihn wartete und sich absprach, wie sie das heutige Freundschaftsturnier angehen sollte. Zwar sollte es nur auf einem freundschaftlichen Grundgedanken basieren und zu keinem Wettkampf aus eifern und lieber als zusätzlichen Trainingseffekt genutzt werden, aber verloren sich die Spieler viel zu sehr in dem Drang zu gewinnen, als dass es bei einer normalen Trainingseinheit blieb.

»Und vergiss nicht zu filmen!« Ein letztes Mal drehte sich Yukhei um, um Mina diese Erinnerung an den Kopf schmeißen zu können. 

»Ist ja gut. Jetzt geh schon, bevor sie dich endlich raus schmeißen.«  

Mina setzte sich selbst ebenfalls langsam in Bewegung um zu der großen Tribüne zu gelangen, die ihr aufgestellt stand für wichtige Spiele, die viele Leute mitverfolgen wollten. Da es sich aber bei diesem Spiel nur um ein kleines Freundschaftsturnier handelte, hatte Mina ziemlich Schwein gehabt, sodass die meisten Plätze frei waren und sie sich nicht beengt fühlen musste. Stattdessen konnte sie sich vollkommen auf Yukhei konzentrieren, der mit dem restlichen Trupp zusammen aufs Feld galoppierte. Unter seinem Mitgliedern schaffte es Mina auch Taeil auszumachen, der dicht neben Yukhei her lief.  

Mina saß schon ungefähr zehn Minuten auf ihrem Platz und nahm Yukhei mit ihrer Smartphone Kamera auf, verfolgte das Spiel interessiert, obwohl sie kein großer Fan von Fußball war und manchmal an die Frage stieß, wie man anderen nur dabei zuschauen konnte, einen Ball hinterher zu jagen. Vermutlich stellte das hier nur eine Ausnahme wegen Yukhei da, der sich immer weiter in ihr Herz schlich und sich wie ein Virus in ihr einpflanzte, sodass der Gedanke das diese Beziehung keine echt war, sich wie eiserne Ketten in ihr Herz einschnürten; der Schmerz unaushaltbar war.

Nur ein plötzlicher Anruf zerstörte die Atmosphäre, die sich noch eben auf das Feld gelegt hatte. Chenle. 

Ohne zweimal zu überlegen, war sie sofort von ihrem Sitz verschwunden und ihre Beine brachten sie nach draußen ins Freie, wo sie ungestört den Anruf entgegen nehmen konnte. 

Währenddessen schaffte es Yukhei endlich das Tor zu treffen, dass heute wie geschrumpft erschien, denn jedes Mal traf er nur den Pfosten, hatte sich irgendwie verschlechtert. Die Befürchtung er wäre nicht konzentriert genug, hing in der Luft, da er sonst zumindest fünf von zehn Treffern landete, doch löste sie sich etwas auf und ein lautes Jubeln ging durch die Mannschaft.

Instinktiv suchte Yukhei den Blick von Mina, während ein breites Grinsen auf seinem Gesicht gepflastert lag, welches anfing zu bröckeln, nachdem er seine Fake-Freundin nirgendwo erblickte. Kurz zu seinem Couch gehend, wollte er Kun für sich einspringen lassen, da er unbedingt raus musste. Zwar erntete der Fußballspieler einen strengen Blick, da es unangebracht war, das Spiel jetzt zu verlassen, aber zumindest bekam Kun etwas mehr Übung und rostete nicht komplett ein, nachdem er solange aufgrund gesundheitlicher Umstände nicht das Feld betreten konnte.

Ein wütender Ausdruck hatte sich über Yukheis Gesicht gelegt, als er endlich die Figur des Mädchens erhaschen konnte, dessen Smartphone an ihrem Ohr gedrückt war, während sich ihre Lippen bewegten und sie offensichtlich ein Gespräch führte.

Augenblicklich fühlte Yukhei sich schlecht; immerhin konnte es ein wichtiger Anruf gewesen sein. Bis ein bestimmter Name fiel. Chenle.

»Was soll das Mina? Hätte das nicht warten können bis mein Spiel zu Ende ist?«, giftete er sofort los, erntete einen erschrockenen Blick von Mina, die gar nicht wusste, was ihr geschah. Was war daran verwerflich für ein paar Minuten eine Halle zu verlassen, in der man keine Privatsphäre und Ruhe für ein wichtiges Telefonat fand? 

»Was ist denn jetzt dein Problem? Ich darf ja wohl etwas wichtiges klären, wofür ich nicht mal fünf Minuten gebraucht habe!« Wütend schoben sich ihre Brauen zusammen und ihr Mine wurde zu einer ernsten, immerhin übertrieb Yukhei in dieser Situation viel zu viel.

Ein kleines Problem entfachte zu einem großen, denn beide waren im Unwissen darüber, heimlich aufgenommen zu werden. Nicht nur dabei blieb es, stattdessen wanderte das Video noch am gleichen Tag im Netz und stellte Mina da, als wäre Chenle ihr wichtiger als der eigene Freund, was ein negatives Licht auf sie warf. Yukhei stand stattdessen da wie der eifersüchtige Freund, der vielleicht etwas Übertreibung in seine Worte sperrte.

Das könnte das Ende einer nie angefangenen Liebe sein — zum Schaden der beiden.


| » a u t h o r ' s  n o t e « |

Direkt mal am Morgen ein Update, weil ich gerade Zeit hab. :)

Wünsche euch viel Spaß und Kraft für den Tag!

—strawberryyumi

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