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»Du siehst hübsch aus, Mina. Das Kleid steht dir. Und dir wird nichts passieren, ich bin doch bei dir.« Immer noch unsicher suchten Minas Augen den Weg zurück zu Yukheis Motorrad. Obwohl Mina absolut nichts gegen Partys hatte. Meist besuchte sie selbst fast jeden Monat eine; meist mit Chenle im Schlepptau, der sich jedes Mal von ihr breit schlagen ließ, da er selbst kein Partymensch war.

Doch es gab einen gravierenden Unterschied zwischen dieser Party und denen, die sie sonst gewohnt war. Das Haus war riesig und fast nur gefüllt mit Leuten, aus der gesamten Oberstufe. Unter ihnen mischten sich nur wenige aus Minas Jahrgang ein. Nicht so wie sie es sonst so gewohnt war. Deshalb sank auch die Wahrscheinlichkeit jemanden wohlmöglich hier zu kennen, auf fast jämmerliche Null Prozent.

»Yukhei ich— Vielleicht sollten wir doch wieder umdrehen.« Besagter zog Mina enger an sich und verankerte ihre Blicke ineinander. Langsam näherte er sich ihrem Ohr, ehe er »Auf keinen Fall« wisperte und sich mit einem Grinsen zurückzog. »Wir gehen da jetzt rein und haben Spaß. Na komm.« 

Der Junge akzeptierte kein Nein und zog sie mit sich auf den Hof, auf welchem sie mit einem Schwall gedämpfter Musik begrüßt wurden. Von drinnen ertönte aufgeregter Jubel, Stimmen verzwirbelten sich ineinander und machten es unmöglich, Verständnis aus den lauten Sätzen zu ziehen.

Ohne groß zu zögern schob Yukhei die Tür auf und gewahr dem Mädchen Gentleman-like Vortritt. Sofort waren Minas Augen damit beschäftigt, das große Haus von innen zu analysieren. Vor allem über die Meute ließ sie ihren Blick ausgiebig schweifen. Noch lebte in ihrer Brust die Hoffnung jemand bekanntes zu finden, denn sie war sich mehr als nur sicher, dass Yukhei nicht den ganzen Abend an ihr kleben würde. Normalerweise würde sie sich darüber freuen, aber nicht unter solchen Umständen.

»Gefällt es dir?« Yukhei kam neben ihr zum Stehen, während er seinen Blick auch ein wenig Schweifen ließ; nur um kurz danach den Arm zu heben und jemanden zu Winken. Der Ältere gab ihr nicht einmal die Zeit eine Antwort auf seine Frage zusammenzusetzen, da zog er sie schon wieder mit sich.

»Yangyang, heyyy.« Beide Jungs begrüßten sich und Mina stand nur verloren daneben, nickte dem Weißblonden kurz zu. »Meine Freundin kennst du ja schon«, Yukhei zwinkerte seinem Gesprächspartner zu, während er auf Mina deutete. »Jup.«

»Ich hol mir was zu trinken. Soll ich dir was mitbringen?« Fragend schaute Yukhei zu Mina hoch, nachdem sie einen langen Tisch mit Bechern und Snacks entdeckt hatte und er nickte als Antwort. »Danke Süße.«

Langsam entfernte sich die Dunkelhaarige von den beiden Jungs, spürte ihre Blicke im Rücken aber deutlich, während sich ihre Stimmen immer weiter von ihr entfernten. Sie hatte keine Ahnung, über was sie sich austauschten. Aber eigentlich war es ihr auch egal. Ihre Kehle war trocken wie eine Wüste und ihren Beinen wütete der Drang, sich zu bewegen. 

Die anderen Menschen um sich herum möglichst ausblendend, schritt sie also zu dem Buffet und war nun in der Lage, sich einen genaueren Blick vom Angebot zu machen. Es gab viel Auswahl, sodass die Entscheidung mehr Zeit in Anspruch nahm, als Mina gedacht hätte. Zu Mal sie sich vor allem darüber unsicher war, was sie für Yukhei mitnehmen sollte. Wollte er was vom Alkohol oder lieber eine Cola? Etwas vom Nudelsalat oder vielleicht einen schokoladigen Snack?

»Na Kleines. Brauchst du Hilfe bei dir Auswahl?« Ungewollt zuckte Mina zusammen, ehe ihr Kopf sich wie automatisch zu der Stimme rotierte. Ein unbekannter Junge stand vor ihr, der ihr frech zu grinste. »Nein, danke.« Mina hoffte, man sah ihr die Unsicherheit nicht an, die über sie schwebte und ihre Finger leicht zum Zittern brachte, als sie nach einen Becher gefüllt mit Alkohol griff. Yukhei würde sich schon zu Frieden damit geben. Dieser fremde Junge war ihr nämlich alles andere als geheuer.

»Keine Angst, ich beiße schon nicht.« Während ein Lachen aus seiner Kehle ertönte, machte er einen weiteren Schritt auf Mina zu, die schnell nach einem weiteren Becher Cola für sich selbst griff. Auf Süßes konnte sie jetzt auch nur zu gut verzichten, denn es fühlte sich an, als würde ihr Magen sich zu schnüren. 

Gerade als Mina sich umdrehen und dem Gehen zuwenden wollte, baute sich der noch immer unbekannte Junge vor ihr auf. »Jetzt bleib doch mal stehen und hab dich nicht so.« Wieso wollte der Kerl denn einfach nicht verstehen, dass Mina kein Interesse daran hatte, sich in eine Konversation mit ihm zu verwickeln.

»Ich hab jetzt wirklich keine Lust dafür«, murmelte sie deshalb halbherzig und wollte gerade einen Schritt zur Seite machen, um endlich zurück zu Yukhei und Yangyang gehen zu können, als der Dickschädel nach ihrem Handgelenk griff, weshalb sie nicht verhindern konnte, dass die Cola überschwappte und sich ein Teil auf dem Boden ergoss. Erschrocken glitt Minas Blick zu Boden. Zwar war es keine Absicht ihrerseits gewesen, dennoch war ihr das Missgeschick sofort unangenehm. 

»Oh nein«, der Rotschopf grinste und ließ immer noch nicht von ihr ab. Das Mädchen warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Jetzt lass mich endlich in Ruhe!«

»Gibt es hier ein Problem?« Die Freude, die sich in Minas Brust ansammelte, war kaum zu beschreiben; so froh war sie, Yukhei hinter sich zu hören. Der feste Griff um ihr Handgelenk löste sich auf und mit einem Lächeln drehte sie sich ihrem Beschützer zu, der sofort einen Arm um ihre Schulter legte und sie dicht an sich ran zu.

»Hast du etwa keine Manieren? Man macht sich an keine vergebenen Mädchen ran und man hat ein nein zu akzeptieren.« Yukheis Stimme war kälter als Eis und doch so schneidend wie ein Dolch. Von seiner lustigen warmen Art zuvor war nichts übrig geblieben. »Und jetzt mach die Sauerei da weg, bevor ich mich vergesse.« Schnippisch erwiderte der Junge vor Yukhei, dass es nicht seine Schuld war — aber als dieser weitere Drohungen aussprach, ergab sich der Rotschopf und zog aus seiner Hosentasche ein Taschentuch, mit welchem er die kleine Cola-Pfütze wegwischte.

»Komm mit, Babe. Bei mir bist du sicher.« 

Und den ganzen weiteren Abend verließ er nicht eine Sekunde Minas Seite aus Angst, ein weiterer Vorfall dieser Sorte konnte sich anbahnen. Um auch Rücksicht auf sie zu nehmen, zog er sich mit ihr und Yangyang in einem der anderen Räume zurück, wo deutlich weniger los war und die Partystimmung trotzdem nicht aus der Luft verschwand. 

Und diese Tatsache ließ Minas Herz verliebt lächeln.

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