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»Einfach unauffällig bleiben, Mina. Es ist unwahrscheinlich, dass die auch frei haben!«, leise versuchte die Schülerin sich gut zuzureden, damit sie nicht die ganze Freistunde auf dem Klo verbringen musste, wo es unbequem war und sie noch nicht mal gänzlich ihre Ruhe versprochen bekommen hat.
Fast schon wie auf der Flucht hastete sie die Treppen hoch, um in die große Aula zu gelangen, die sie gerne besuchte, sobald eine Freistunde anstand. Nur musste sie sich heute alleine die Zeit vertreiben, da Johnny nicht das Glück eines solchen Ereignis erwischt hatte und Chenle die freie Zeit lieber zum Schlafen verbrauchte, als so früh zur Schule anzutanzen, wo er langweilig rumsitzen müsste; wobei ihm dann zumindest Mina geblieben wäre, mit der die Langeweile schnell in Keime erstickt werden könnte.
Der große Raum war relativ leer. Bis auf ein paar fremde Gesichter, die ihr entgegen schauten, war niemand weiteres sichtbar, weshalb sie innerlich erleichtert aufseufzte und die Angst sich schon kleiner machte. Während die Unbekannten gekonnt ignoriert wurden, suchte sie sich relativ weit hinten einen gemütliche Platz an einem runden kleinen Tisch, der für sie vollkommen ausreichte. Fast einen Meter hinter ihr erstreckte sich schon die Tribüne, die für Aufführungen genutzt werde und vor welcher bereits wieder der weinrote Vorhang zugezogen wurde und all die Sachen dort hinter versteckten. Denn ganz so leer war die Bühne nicht, wenn bereits diverse Musikinstrumente der Schulband dort tummelten, die jeden Freitag Nachmittag die Möglichkeit bekamen, hier zu proben.
In einem Monat sollte der erste richtige Auftritt erfolgen, der an einem normalen Schultag verlegt wurde, wobei einige Stunden ausfallen würden. Wenn sich bis zum Termin nichts ändern sollte, konnte Mina ganz legal zwei Stunden Mathe ausfallen lassen und durfte sich stattdessen in einer überfüllten Halle die Musik von fünf Leuten anhören. Da die Aula nicht die größte war, sodass alle Schüler sich herein quetschen konnten, wurden bereits Zeitpläne für die verschiedenen Stufen angefertigt, welche ebenfalls bereits verkündigt wurden. Alles war bereits der Regelung der Schule unterlaufen.
Während Mina in einem Handyspiel — um genau zu sein Hayday — vertieft war, in welchem sie gerade beim Ernten angelangt war, waren auch die zwei fremden Gesichter am Handy, nur um es gleich ungemütlich werden zu lassen.
Denn anstatt ebenfalls in irgendeinem virtuellen Spiel vertieft zu sein, das sie einfach nicht los lassen wollte, befanden sich beide auf WhatsApp und hinterließen knappe Worte, die doch so viel Wirkung in sich hatten. Immerhin war es niemand geringeres als Yangyang und Taeil zwei Komplizen von Yukhei, die ihn gerade zu sich bestellten, wo Mina endlich in der Falle war und sie keinen Fluchtweg mehr einschlagen konnte. Diesmal ließen sie keine Lücke im Plan. Für die absolute Sicherheit hatte sich derweil auch Taeyong in der Nähe der Aula niedergelassen, um seine Schwester abfangen zu können, sollte sie vorzeitig vorgehabt haben, aus der Aula wieder abzuhauen — aus welchem Grund auch immer.
Zu Minas Unglück war es nicht nur Yukhei, der gleich auftauchte, stattdessen machten sich die Schüler der ganz niedrigen Unterstufe breit, die der siebten Klasse unterzuordnen war. Ebenso stolzierten einige Elftklässerinnen in den Raum, als wäre der kleine Flur, der in die Aula leitete, ein Laufsteg auf welchem sie sich beweisen mussten.
Hätten Minas Augen das beobachtet, hätte sie diese nur weit verdreht, bis sie ihr eigenes Gehirn hätte angucken können, doch stattdessen war sie immer noch viel zu gefesselt von dem online Spiel, in welchem sie gerade die Hühner fütterte, da sie zu wenig Eier hatte und gerade diese immens wichtig für einen Kuchen war, der als Aufgabe am Brett abgebildet war.
»Hallo Babe, ich hab dir was mitgebracht«, raunte ihr eine männliche Stimme entgegen, ehe sie einen Muffin ihrer Lieblingssorte unter der Nase gehalten bekam. Sofort klebten einige Blicke an dem vermeintlichen Paar, das aus Yukhei und Mina bestehen sollte. Verwirrt schaute die Schwarzhaarige auf, legte die Stirn in Falten und schob die Brauen verwundert zusammen. Es musste nur kurze Minuten hinter ihrer Stirn rattern, ehe das Licht endlich anspringen wollte und ihr die Antwort zu der Frage, wer das war, beleuchtet wurde. Yukhei. Der Oberstufler, der behauptete, sich mit ihr in eine Beziehung verwickelt zu haben.
Immer mehr fremde Gesichter rotierten ihre Gesichter zu dem Schauspiel, wodurch sich das Gerücht endlich bestätigte, während sie sich flüsternde Worte zukommen ließen und Mina merkt, wie ihre Wangen an Farbe annahmen. Wie sie es hasste, unter Beobachtung zu stehen. Wenn so viele Augen ihr galten.
Gerade holt sie tief Luft, um zur Rede ansetzen, als er sich ein bisschen zu ihr vor lehnte, sodass sein heißer Atem ihrem Ohr streifte, ehe nur die Worte: »Mach jetzt keine Szene oder die ganze Schule erfährt, dass sich die kleine Mina wahrlos Bilder aus dem Internet zieht, diese als Hintergrund benutzt und als ihren Freund ausgibt« folgten, die Mina in jeder Bewegung stocken ließen; immerhin hatte das letzte keinen Wahrheitswert, denn keineswegs hatte sie sich böse oder unwahre Vorhaben dabei gedacht. Sie wollte auch gar nicht, dass so ein Drama ihr Leben füllen sollte.
»So ist schon besser.« Während seine Lippen sich in schelmisches Grinsen kräuselten, zwinkerte Yukhei dem Mädchen neben sich zu, ehe er es sogar wagte, ihr wild über den Kopf zu wuscheln.
Langsam fasste Mina ihre Stimme wieder und eine Frage brannte auf ihrer Zunge, die sie unbedingt in den Raum stellen musste: »Okay, was willst du, Yukhei?«
Lässig lehnte er sich zurück, verschränkte kurzerhand die Arme, ehe er seinen Plan offen legte: »Weißt du, das ganze kommt mir wirklich ganz recht. Du musst meine Freundin spielen, dann kapiert meine Ex endlich, dass es das war und lässt mich ein für alle mal in ruhe. Sie ist eine Hexe, aber sie würde es niemals wagen, sich in eine Beziehung einzumischen und diese kaputt zu machen. Glaub mir, ich kenn sie gut genug, um solch eine Behauptung aufstellen zu können. Also musst doch auch keine Angst davor haben, dass sie dir irgendwas gemeines antun könnte. Mal abgesehen davon, dass du eh nicht nein sagen kannst, weil du mit dem ganze ja angefangen hast, bringt dir das auch guten Luxus. Zum Beispiel stehst du jetzt unter dem Schutz von meinem Kumpels und mir, brauchst also keine Angst mehr zu haben.« Das Grinsen wich keine Sekunde von seinen Lippen, die vermutlich schon das ein oder andere Mädchen verführt haben mussten, immerhin fand er das ganze viel zu amüsant.
»Och.... Eine andere Wahl hab ich ja nicht wirklich.« Mina widerstand dem Drang ihre Augen in den Schädel zu rollen und ließ nur einen tiefen Seufzer heraus.
»Immerhin siehst du's ein«, gluckste der Junge belustigt neben ihr. »Wir sollten gleich mit dem ganzen Schauspiel anfangen, immerhin haben wir jetzt sogar Publikum«, immer noch hielt er seine Stimme leise, schließlich durfte ihr kleines Geheimnis nicht auffliegen.
»Und was sollen wir machen?« Eine Augenbraue hochziehend, schaute Mina ihren Freund an, ehe sie sich auf das Schlimmste vorbereitete. »Lass uns kurz raus gehen, ich will eine Rauchen. Aber verhalt dich wie meine Freundin, alles weitere sehen wir dann.«
Seufzend packte die Schwarzhaarige ihre Sachen zusammen, schultere ihren Rucksack, ehe sie unverbindlich Yukheis Hand nahm und er nicht zögerte, ihre Finger ineinander zu verschränken. Während fast der ganze Saal den Beiden hinterherschauten, die schon bald verschwunden waren, wünschte sich Mina, sie könnte sich einfach davon reißen und sich erneut auf dem Mädchenklo verkriechen, bis die Schule vorbei war.
»Na Schwesterherz, hast du auch endlich mal einen Jungen abbekommen? Und es ist nicht Johnnyboy?« Taeyong konnte nicht anders als sie zu sticheln, nachdem beide sich über den Weg kamen und sich ihr großer Bruder einen kurzen Austausch an Worten mit Yukhei lieferte, von denen sie kaum was verstand, da sie viel mehr fokussiert darauf war, wer hier noch alles rum lief.
Dabei war es längst zu spät sich zu verstecken, wenn es heute die ganzen Chats durchfluten würde, aufgrund von den aufmerksamen und neugierigen Blicken der Schüler aus der Aula.
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