𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉ℯ𝓁 ²
Nachdem ich Mason zehn Minuten erklärt hatte, wie der Herd funktionierte und nach weiteren fünf einfach das Müsli aus dem Schrank nahm, saßen wir nun am Runden Esstisch.
Während wir unser Müsli aus den kunterbunten Schalen aßen, drifteten meine Gedanken, wie so oft in letzter Zeit, ab. Hängen blieben sie bei Mason.
Er besaß eine sehr erfolgreiche Bar, in der so gut wie immer was los war. Das war sein Lebenstraum und den hatte er sich verwirklicht, darauf konnte er stolz sein.
Es kam zwar immer mal wieder vor, dass die Leute ihn in den Wahnsinn trieben, weil manche meinten bis vier Uhr morgens Feiern zu müssen, aber ansonsten bereute er seine Entscheidung wahrscheinlich nicht.
„So kann das nicht weiter gehen, Evelyn."
Verwundert von seinem barschen Tonfall hob ich meinen Blick den ich zuvor gesenkt hatte.
„Was meinst du?"
„Ganz sicher das du nicht weißt was ich meine?"
Ich wusste es.
Ich wusste es, als ich in die gleichen Karamell Farbenden Augen sah, die mein Spiegelbild besaß.
Um der Situation zu entgehen nahm ich die Schüsseln um diese abzuwaschen.
Was ein Feigling ich doch war.
„Also weißt du es-"
„Ja, ich weiß es verdammt, also lass gut sein," zischte ich während ich den Wasserhahn aufdrehte.
„Dann ändere was daran, sitz nicht tatenlos rum und Trauer deiner Karriere nach. Mach was aus deinem Leben."
Ich erstarrte.
Er meinte meinen Blick.
Denn mein Blick war leer, etwas schwach und bestimmt sah er einen Hauch von Unsicherheit.
„Mir geht's gut. Ich habe alles im Griff."
Keine Ahnung ob das stimmte, aber was sollte ich sonst sagen?
Mason sah mich zwar auch nicht gerade überzeugt an, schüttelte dann jedoch nur seine hellbraunen Haare.
,,Was hältst du von Eis? Dad hat erzählt, in der Nähe hat eine neue Eisdiele auf gemacht", versuchte ich ihn gnädig zu stimmen, was seine Wirkung nicht verfehlte.
,,Direkt nach dem Frühstück?"
Ich nickte.
,,Bin dabei."
Er sprang auf und stolperte zur Haustür, dort stoppte er und drehte sich zu mir um.
,,Was ist, kommst du nicht?"
,,Nur wenn du einen Eisbecher Ausgibst."
,,Ich wusste es, dass ist eine Masche damit du gratis Eis bekommst", er zeigte Anklagend mit dem Finger auf mich.
,,Ist klar, du meckerst mich doch an, weil ich anscheinen nur zuhause rum hocke und nichts mache" verdrehte ich meine Augen und kam zu ihm, natürlich nicht, ohne meine Krücken mit einem festen Griff zu umklammern.
,,Stimmt."
Mit der Flachen Hand schlug er sich gegen seine Stirn, lächelte mich dann jedoch freudig an.
,,Lass uns ein Abenteuer erleben, Schwesterchen."
Ist mein Bruder wirklich 25 Jahre alt oder habe ich es mit einem acht jährigen zutun?
Ein Lachen meinerseits ließ ich trotzdem nicht aus.
Denn nur weil ich mein neues Lebensziel noch nicht gefunden hatte, hieß das nicht, dass ich kaputt war, höchstens mitgenommen oder so was in der Richtung.
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Dad hatte sich anscheinend geirrt, denn das war ganz sicher keine Eisdiele, sondern ein schickes und sehr teures Café.
Jedoch hatte ich Mason nicht mehr davon überredet bekommen, einfach wieder nachhause zu gehen, um dort das günstige Eis aus dem Supermarkt zu genießen. Er hatte förmlich darauf bestanden, in diesen Luxus Laden zu gehen.
Jetzt saßen wir in der hintersten Ecke des Cafees und schauten beide verdattert in die Karte.
Mir fielen beim Anblick der Preise fast die Augen aus dem Kopf und Mason schnappte sich sein Geld um dies zu zählen.
Er seufzte.
,,Sorry, Evi. Ich glaube da ist nur eine Kugel für jeden und ein Glas Wasser drin."
Wir waren nicht Arm, wir hatten alles was wir brauchten, aber das hieß nicht das man sein Geld für unnötige Sachen wie vergoldetet Eis ausgeben musste.
,,Gut, ich nehme Zitrone."
So gut wie immer nahm ich Zitrone.
Warum?
Das mag jetzt blöd klingen, aber ich mochte Schockoladeneis und Vanilleeis überhaupt nicht.
Als ich sieben war, habe ich sogar einmal angefangen zu weinen, weil ein Mädchen aus der Schule nur diese beiden Sorten zum Teilen mitgenommen hatte.
Im Nachhinein war das einfach nur peinlich.
,,Okay, bin gleich wieder da", mit diesen Worten erhob er sich und ging zum Tresen um zu bestellen.
Also ehrlich, wenn es hier schon so teuer ist, wo bleibt dann mein Tischservice?
Während ich wartete genoss ich die angenehme Musik, die durch kleine Lautsprecher im Café lief und beobachtete andere Leute.
Kleines Hobby von mir.
Als ich ein Paar verstört dabei zusah wie sie sich in Baby Sprache unterhielten oder was auch immer das war, setzte sich auf ein mal irgendein Typ vor mich, so das ich absolut nichts sah.
Wie freundlich!
Obwohl, vielleicht war das so ganz gut, ich kam mir manchmal dann doch wie ein creepy vor.
Anscheinend teilte mein Körper diese Ansicht nicht, denn ich streckte meinen Hals, um an dem Typen vorbei zusehen.
Also mal im ernst, wie konnte man sich an den Rand von der Bank setzen, wenn jemand hinter einem saß und war das nicht auch noch ein vierer Platzt wo der sich hin gefletzt hatte?
Wie unsozial!
Ich rutschte noch ein bisschen mehr, vergaß aber allem Anschein nach, dass die Bank auch irgendwann endete und verlor langsam aber sicher mein Gleichgewicht.
Mit rudernden Armen, verfluchte ich mein blödes und nicht funktionierendes Bein, mit dem ich mich hätte abfangen können, wären die Umstände nicht so miserabel.
,,Was für ne scheiße", fluchte ich noch leise und kniff meine Augen zusammen.
Doch zu meiner Verwunderung machte mein Gesicht keine Bekanntschaft mit dem Boden, der zugegebener Maßen wirklich schick aussah.
Ich öffnete zuerst das linke, dann das rechte Auge, bereute dies aber sofort, denn nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht, befand sich der Marmorierte Boden.
Ich stutzte und inspizierte den Boden.
Wann hatte man sonst auch noch mal die Chance dazu?
Gerade als ich feststellte, dass das ganze sehr sauber und aufwändig gearbeitet war, vernahm ich ein Räuspern.
,,Bist du fertig oder willst du noch weiter den Boden anstarren?"
Erst jetzt bemerkte ich den muskulösen Arm, der um meinen Bauch geschlungen war.
Wieso passiert immer mir so was?
Ein nervöses Lachen entfloh meinen Lippen und ich verfluchte mich gleich dafür.
Langsam drehte ich meinen Kopf zu meinem "Retter" und verschluckte mich fast als ich fest stellte das es der unsoziale Typ war.
Sturmgraue Augen.
Wie eine Marionette, die von irgendwelchen Fäden gesteuert wurde, schälte ich mich aus seinem Griff.
Die Erkenntnis wer da vor mir stand, ließ mir die Spucke weg.
,,Evelyn Evergreen, freut mich dich wiederzusehen", aus seinem Mund hörte sich das wie eine Beleidigung an.
,,Glaubst du selbst an das was du da sagst, Caden Cing?"
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𝐖𝐚𝐬 𝐡𝐚𝐥𝐭𝐞𝐭 𝐢𝐡𝐫 𝐯𝐨𝐧 𝐝𝐞𝐦 𝐞𝐫𝐬𝐭𝐞𝐧 𝐳𝐮𝐬𝐚𝐦𝐦𝐞𝐧 𝐓𝐫𝐞𝐟𝐟𝐞𝐧?
𝐔𝐧𝐝 𝐰𝐚𝐬 𝐢𝐬𝐭 𝐞𝐮𝐞𝐫 𝐞𝐫𝐬𝐭𝐞𝐫 𝐄𝐢𝐧𝐝𝐫𝐮𝐜𝐤?
✧Iviana Hardigen✧
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